Interview mit Sarah Kuttner. In diesem Thread primär nur wg der Quelle „Edition F“. Gute Symptomzusammenfassung. (Mich betrübt immer etwas, dass mich SK schnell nervt, vermutlich weil ich bestimmte Züge an mir selbst nicht mag.)
„Doch da besteht natürlich auch die Gefahr, dass man nicht merkt, wenn man sich eigentlich ausruhen sollte. Ich hatte am Anfang des Jahres ein Burnout.““
die meisten von uns haben das auch ohne medi geschafft und mit elvanse gehts wohl noch schneller habe ich mal gehört, bei mph weiß ich das nicht.
ich kann unter dem zeug eigentlich besser schlafen aber im langanhaltenden hyperfokus + medi bin ich dann wohl so „überdosiert“, dass es wohl zu einer echt blöden spirale kommen kann. mir hilft achtsamkeit.
"Das ist inzwischen meine Vermutung, das ist überhaupt keine Störung, sondern nur eine Varianz von Mensch. Das sind die Schnellen, die Schlauen, die, die gut aufpassen, die alles sehen, die brauchte es auch damals am Lagerfeuer, die einen machen die Pilze sauber und die anderen, die Jägerinnen, müssen reizempfindlich sein, die liegen nachts am Feuer und halten Wache.“
Für mich habe ich mich entschieden, daß ich dafür, daß ich ein Jäger bin, ein ziemlich mieser Jäger zu sein scheine…
obwohl, bisher habe ich noch jeden Bock abgeschossen, aber davon wird die banane auch nicht Fett.
Sie ist enthusiastisch genug und auch sehr expressiv
Das teile ich für mich, glaube ich. So oder so ziehe ich aus dem Jäger-Sammler-Rabbit hole für mich wenig neuzeitlichen Trost.
Wird zu off-topic in diesem Thread, aber ich glaube, die öffentlichen ADHS-Bekenner spiegeln mir gerade nur mit verteilten Rollen, was mich an mir selbst nervt und an der Störungsbildeinsicht:
Stuckrad-Barre scheint wieder auf Promo-Tour für ein neues Buch und vieles dabei soll wohl irgendwie „nachgereift“ und gesammelter rüberkommen, soweit ich mir das anhören konnte. Und das Ergebnis deprimiert mich auch ein bisschen.
Ich traue mich da noch nicht richtig hinzusehen und finde noch nicht die richtigen Worte, aber was sich gerade anbahnt bei mir: Sobald eine Erledigungsblockade oder ein ADHS-Schlammassel überwunden ist, kommt da so ein „Und das ist es jetzt?“ - in all seiner fehlenden Wildheit? Warum nervt das, obwohl doch der Vorzustand auch nervte.
Vermutlich hat Sherlock in Elementary sowieso mal wieder längst alles gesagt, als er das Leben mit einem tropfenden Wasserhahn verglichen hat. Man schraubt die ganze Zeit rum und der Lohn ist nur, dass es (zeitweise) mal nicht tropft: https://adhs-forum.adxs.org/t/elementarys-lern-thread/633/212?u=elementary
" SPIEGEL: Welche Rolle spielt der Menstruationszyklus bei Frauen mit ADHS?
Skoglund: Eine sehr große! Hormonelle Schwankungen, die Frauen mit Beginn der Pubertät immer wieder erleben, können ADHS-Symptome verstärken. Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin. Die Wirkung des Zyklus könnte vom individuellen ADHS-Profil abhängen. Wenn Sie etwa ein impulsiver Typ sind, könnten die Tage, an denen der Östrogenspiegel am höchsten ist, die Impulsivität verstärken. Wenn Sie ADHS-Medikamente einnehmen, kann es sein, dass Sie an diesen Tagen eine zu starke Wirkung Ihrer Medikamente verspüren. Manche Frauen sagen dann, dass sie überreizt sind, fast hypomanisch. Sie wollen feiern gehen und Alkohol trinken und sehr schnell Auto fahren, und das am besten alles auf einmal. Sie starten viele Projekte und vereinbaren Termine.
SPIEGEL: Und dann?
Skoglund: Nur zwei oder drei Tage später sind sie in einer anderen Phase ihres Zyklus und können Probleme haben, sich zu motivieren, oder sie erleben depressive Verstimmungen.
SPIEGEL: Was können ADHS-betroffene Frauen tun, um besser damit umzugehen?
Skoglund: Das Wichtigste ist, herauszufinden, wie ihre Hormone schwanken und ob sie Muster oder Veränderungen bei ihren ADHS-Symptomen feststellen."
Mich macht das gerade fertig. Nehmt den Prozentsatz von ADHS x die „Randgruppe Frauen“. Die teilweise hier wirklich heftigen Schwierigkeiten, gerade rund um Perimenopause… Und dann: „Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin.“ Fühlt sich an wie: blöderweise immer noch im Mittelalter dieser Krankheit erwischt.
Das trifft leider auf viele Aspekte des Frau–Seins zu. Die Periode und hormonelle Veränderungen im Allgemeinen sind ein ganz besonderes Tabuthema. Peinlich. Ekelig. Nervig. Lästig.
Zyklusbeschwerden? „Hab‘ Dich nicht so. Es ist normal, dass Du einmal im Monat vor Schmerzen kotzt, ohnmächtig wirst und nicht mehr stehen oder ruhig liegen kannst. Nimm‘ eine Ibu oder Globuli.“
Menopause? „Uhhhh! Du alterst! Ist auch normal. Hab‘ Dich nicht so oder nimm‘ halt Hormone. Kannst Du nicht? Pech gehabt. Treib halt Sport.“
Ein Mann mit ausschweifendem Sexualtrieb hat einen ausschweifenden Sexualtrieb, und wenn er am Straßenrand die Leitplanke anpinkelt, ist das völlig o.k., während Frauen regelmäßig als „Schlampe“ bezeichnet werden, wenn sie ihre Sexualpartner:innen wechseln.
Frauen müssen Kinder haben wollen. Wenn das nicht der Fall ist, werden wir gefragt, was mit uns nicht stimmt, ob wir ein Trauma haben oder wir dürfen uns anhören, dass wir „egoistisch“ sind.
Frauen wird in unserer Gesellschaft immer noch viel zu oft vermittelt, dass sie sich zu schämen haben und an allem, was ihnen widerfährt, selbst Schuld sind: Wenn die Forschung unsere Anliegen nicht bedient, haben wir nur nicht laut genug gerufen. Dass wir nach wie vor einen gender pay gap haben, liegt natürlich daran, dass Frauen sich nicht trauen, mehr Geld einzufordern. Frauen in Führungspositionen werden als Quotenfrauen gesehen.
Wenn sich männliche Staatsoberhäupte offentlich anzicken, dabei mit den Händen herumfuchteln und irrational handeln ist das Politik, aber eine Frau, die diplomatische Gespräche führt, ist eine „Emanze“.
Frauen in der Medizin ist auch so ein Thema. Wir sind in klinischen Studien häufig unterrepräsentiert, werden in vielen Indikationen schlechter behandelt und leiden unter dem Bias und der Diskriminierung durch behandelnde Ärzt:innen.
Viele weibliche Themen werden völlig unzureichend oder falsch adressiert, auch das Thema „ADHS bei Frauen“, und wir haben noch einen ganz langen Weg vor uns, bis sich das endlich ändern wird. Leider.
Danke Dir, ja. Hat mir geholfen, dass ich es hier teilen konnte.
Ich habe mich auch wieder einnorden können durch die Perspektive, dass es so viele andere Krankheiten gibt und Schicksale, auf Studien und Forschungsergebnisse zu warten und zu hoffen.
War wohl eine etwas seltsame Anspruchshaltung, dass ich dachte: Wenn mich schon diese Diagnose trifft, dann möchte ich nicht noch die Hilflosigkeit von „Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin.“
Und was mich auch immer wieder „empört“, ist diese Ironie, dass besseres „Krankheitsmanagement“ ja genau eine Disziplin und Dokumentation erfordert, die einem gerade wegen der Diagnose schwerfällt.
Hier hast Du die Stärkungsmedizin, bist aber zu schwach, die Dose aufzudrehen…
Danke für den hilfreichen Austausch und das Nicht-Allein-Sein. Und warum auch nicht Versuchskaninchen an sich selbst sein, wenn man schon rabbit holes nicht widerstehen kann.
Ich werde mal das Skoglund -Buch lesen und Ordnung schaffen und mehr Bewegung einbauen und … Aufgaben aufteilen und … alle mir bekannten Stellschrauben drehen und weiter an Wunder glauben.
Jedenfalls in der „guten Zyklushälfte“, damit ich dann ein Kartenhaus habe, dass ich in der schlechten Hälfte wieder einreißen kann. Wir müssen uns die Zyklusinhaberin Sisypha als glücklichen Menschen vorstellen. Erste Forschungsergebnisse deuten jedenfalls darauf hin.
Das ist auch so etwas, weshalb solltest du diesen Anspruch nicht haben dürfen, jedes männliche Wesen hätte damit kein Problem, sich gerne auch breitbeinig, in Position zu bringen und seinen Anspruch kund zu tun und geltend zu machen.
Als Frau relativieren wir oft, machen uns selbst kleiner, obwohl das doch bereits andere noch zu genüge tun, da ist irgendwo ein Knick in der DNA, zeigt die Aufzählung von @Fliederieke leider nur zu deutlich…
Wenn nicht hier, wo dann…
Eine gute Basis, Seelen mögen das…
…und uns, @Fliederieke & mich eventuell influencen, das Buch ebenfalls zu lesen, so als Mini Buchclub
…oder auch nicht
Edita: Letzte Nacht geschrieben, plötzlich unsicher, erstmal gespeichert…
Neugier hat gesiegt, gerade das Buch bestellt
für eine kleine Soiree @elementary könnten wir einander dann bereits abwechselnd vorlesen…
Mir hat er gestern wohl nicht weitergeholfen, sondern mich eher etwas selbstmitleidig gemacht.
Das Inhaltsverzeichnis und die ersten Passagen sind ok, aber ich werde es rein auf pragmatische Nutzbarkeit hin lesen und aufhören, wenn ich die nicht finde.
Wie beschissen es sein und ausgehen kann, wissen wir schließlich schon von hier.
Meine aktuelle pragmatische Aufräumlaune speist sich daraus, dass ich … lange an einer Tasse rumrepariert hatte, die mir eine Freundin getöpfert und um die halbe Welt geschickt hatte. (Es hatte sich ein Schwerkraftproblem ergeben.) Ich konnte mir beim Reparieren des Henkels zusehen, aber nicht aufhören, 3 Runden lang. Am Rande der Wirkzeit jeweils, aber ok.
Aber schau mich an: Der Frust hat mich so weit gebracht, dass ich jetzt fast schon die abgeblühten Blumenzwiebeln wegwerfen kann, ohne sie für nächstes Jahr aufzuheben in der balkonfreien Wohnung… Noch ein Spiegel-Artikel und Ihr könnt alle zum Kaffee kommen! (Sprecht mich dann aber bitte nicht auf die Archivboxen an. Zu deren Inhalt liegen mir bislang nur „erste Forschungsergebnisse“ vor.)
Eine von Euch kann aus der reparierten Freundinnen-Tassse trinken. Henkel hält wieder tadellos.
Wenn ich bis dahin allerdings nochmal in einem Selbsthilfe-Buch lesen „Brechen Sie Ihre Aufgaben zu kleinen Teilschritten runter.“, dann kann ich nicht garantieren, dass ich nicht noch mehr Porzellan in kleine Teilstücke zerschlage.
So. Bin weg. Man findet mich zwischen Kindle-Lektüre und Aufräum-Boxen, in kleinen Teilstücke zerbrochen.
Ich muss dringend an meinem wording arbeiten, merke ich gerade…nun knapp ein Jahr ist halt bloß ein Wimpernschlag auf meiner Forschungsreise…
„Ich habe Anlauf genommen…“,
fühlt sich auch sofort viel positiver an und hat nicht diesen unangenehmen Stallgeruch des Scheiterns.
Memo an mich:
Langsamer schreiben - frische Buchstabensuppe ansetzen, das Glas ist wirklich noch halb voll…
Kintsugi, ob traditionell mit Gold oder bloß schnödem Porzellankleber, ich liebe alles daran
Schwester im Geiste, mein Rolemodell, gesegnet seien deine Kräfte
Dieser Henkel hätte die Erwähnung im „Heute bin ich stolz auf mich…“ Thread verdient, weshalb lesen wir dort nichts von dieser Leistung?
Danke, das du es so deutlich erwähnst, somit streiche ich sofort diesen Punkt auf meiner nach oben offenen Frustrationsskala und vergrabe es neben „andere schaffen das auch“ und „machen Sie sich einen Plan“…
Die Scham der vorangegangenen Schwerkraft, Schwester… Erst Porzellan selbst zerdeppern und dann das Kintsugi-Kleben feiern, das kann ich noch nicht so gut. Und ich rede nicht nur von der Tasse, offensichtlich.
Kommt aber vielleicht noch. Auf mehr Wasabi Sabi in der 2. Hälfte! (Bestseller-Titel, wenn Rike in die Selbsthilfe-Sparte einsteigt in Seligenburg.)
Nach meinem „Tasse im Schrank“-Seitenarm (Danke für die tapfere Begleitung, @Silberlocke! ) wollte ich kurz auf das in dem Spiegel-Artikel erwähnte Buch kommen, um den Staffelstab an das Thread-Thema zurückzugeben für die Nachwelt.
Ich habe die Lektüre nicht direkt bedauert, aber nötig fand ich sie auch nicht: Es gibt sehr viele in Kursiv eingerückte Einzelschicksale, in denen man sich als Neueinsteiger bestimmt sehr, sehr gut wiederfindet. Aber wer hier im Forum mitliest, kennt das.
So in die Richtung: Shirley öffnet sich mühevoll ihrem Psychiater, dass sie einsam ist und gern mal Arbeitskollegen mitbrächte, aber ihre Wohnung sei nicht präsentabel. Der Psychiater beschwichtigt, dass das doch für Gäste sogar ganz entspannend sein kann, wenn es „nicht so perfekt ist“… Und weiter fragt er nicht nach, denn auf ihn wirkt Shirley so, als hätte sie ihr Leben im Griff und nur zu hohe Ansprüche an sich.
Dabei habe Shirley gut daran getan, auf ihren Instinkt zu hören. Denn sie stapelt an einer kompletten Wand ihrer Kücher leere To-go-Essenskartons und in der Spüle steht seit Wochen das Geschirr. Und das untrainierte Auge würde sich wohl schon wundern…
Mit dem Gesamteffekt dieser Geschichten, dass mir mal wieder eine sehr heftige Störungsbildeinsicht unter die Haut kroch. Muss man aber auch gerade stabil genug sein, das zu ertragen. Ist also nicht für jede Lebenslage lesenswert.
Ganz sinnvoll ist noch der Dreiklang: Psychoedukation, kognitive Stützen und Medikation. Aber neu ist er auch nicht und vertieft wird es m.E. eher nicht. Es ist also nicht das erhoffte ADHS-Pendant zu Byron Katie’s The Work dabei.
Das Buch endet mit dem Wunsch, dass man in 20 Jahren erstaunt zurückblicken soll und nicht fassen kann, wie wenig man sich um betroffene Frauen gekümmert habe, wie wenig Arbeitgeber unterstützt haben, etc.
Und das erinnert mich ein bisschen an die Veganer-Hoffnung, dass man in einigen Jahrzehnten auch nicht mehr fassen kann, wie es je Massentierhaltung gab: Ist ja völlig richtig, aber hilft dem Schlachtvieh von heute jetzt auch nicht unmittelbar…
In diesem Sinne: Ich werde bis zum besseren Forschungsstand jenseits „erster Erkenntnisse“ Presseberichte und ADHS-Bücher umfahren und mich um Ordnung, Bewegung und individuelle Schadensbegrenzung kümmern.
Insofern haben der Spiegel-Artikel und das Buch weitere erstmal überflüssig gemacht. Starke Leistung.