ADHS Bullshit Bingo

Also so ja nun auch nicht. In der Familie kündigt man sich nicht vorher an, das läuft umgekehrt genauso. Das war auch kein Kontrollbesuch, sie wollte was für unseren Sohn vorbeibringen, hat es auf den Tisch im Esszimmer gelegt und dabei das Chaos in der Küche gesehen. Ansonsten ist sie sehr umgänglich, ich weiß auch nicht, was sie genau gesagt hat (und meine Frau übertreibt gerne etwas :wink: ).
Ja, dass wir einen Hund anschaffen durften, war erstmal ein Kampf. Aber auch da sind wir von einem „Auf keinen Fall“ über „Der kommt mir aber nicht in unser Haus“ inzwischen bei „Bringt doch den Hund mit, wenn ihr kommt“ (sie rennt dann gerne mit ihm erstmal 2 Stunden durch den Wald :smiley: ) angelangt. Immerhin haben da beide ihren Spaß dran.
Es stimmt, wir sind ein Stück weit von ihr abhängig, da sie den Kleinen in der Woche mal nimmt, ihn zum Training fährt, wenn bei uns mal keiner Zeit hat und auch sonst nicht gerade wenig für die Familie tut. Deswegen ist das mit dem „vor`n Latz knallen“ etwas schwierig. Aber die positiven Sachen überwiegen auch schon deutlich.
Ich muss mich halt daran gewöhnen, erstmal die „sichtbaren“ Sachen im Haus zu erledigen, bevor ich mich um Wäsche etc. kümmere.

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Das muss jeder selbst wissen.
Dir Familie kann gerne vorbeikommen, bloß doof, wenn sie dann vor verschlossener Tür steht, weil ich unterwegs bin.

Ich finde es respektvoll, wenn man vorher nachfragt.
„Hast du da und da Zeit, ich würde dich gerne mal wieder sehen?“
Unangekündigt irgendwo aufkreuzen hat was von: ich bin jetzt da, hab gefälligst Zeit für mich.

Zum Glück sehen das alle in meiner Familie auch so.

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Längere Besuche werden auch angekündigt, man will dann ja was zusammen machen (wenngleich auch die Ankündigungs-Zeit halt recht kurz ist („Wir sind dann in 10,- 20,- 30 Minuten da.“) - wohnen halt alle maximal 5 Minuten Fahrzeit entfernt.

Aber bloß mal was vorbei bringen eben nicht. Da hat auch jeder `n Schlüssel für n Notfall und stellt das dann in der Wohnung ab, da muss nicht mal einer zuhause sein.

@Schröder ja ist halt schwierig, also ich persönlich könnte nicht in so einer Konstellation leben, stelle mir das extrem schwierig vor, denke das ich da sehr viel runter schlucken würde bis ich dann irgendwann explodiere und es einen riesen Krach gäbe nachdem bei mir ein sofortiger Flucht Instinkt einsetzen würde. Und heute in meinem Alter, könnte ich erst recht nicht mehr in so einer Konstellation leben.
Aber jeder Mensch ist anders, und anscheinend könnt ihr euch ja zusammen irgendwie arrangieren.

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Schwierig, ja, für alle Beteiligten. Ich hoffe, die Medikation, die ich hoffentlich bald bekomme, bringt etwas mehr Struktur in mein Leben. Das wäre eine Riesenerleichterung für uns alle.

So von außen betrachtet ist mein Leben erstmal super. Halbtagsjob ohne Stress und ohne Geldprobleme, weil Frau genug verdient. Hübsches Häuschen, Kind und Hund. Zuhause die Arbeit ist eigentlich auch locker zu schaffen, wenn ich mich nur mehr darauf konzentrieren könnte, wo ich was ablege und in welcher Reihenfolge was zu erledigen ist. So geht halt sehr viel Zeit für Sucherei drauf, die woanders sinnvoller einzusetzen wäre, aber ich schaffe es einfach nicht, Listen für alles mögliche zu erstellen.

Ich habe manchmal dass Gefühl, 30% meiner Zeit nur im Unterbewusstsein zu erleben. Da handelt einer aber bin das wirklich ich? Und warum weiß ich eine Viertelstunde später nichts mehr davon, was ich angeblich gesagt, gehört und getan haben soll? Wieso kann ich 1 Stunde gedankenverloren spazieren gehen, und wenn ich dann irgendwo „aufwache“ weiß ich nicht mehr, wie ich dahin gekommen bin?

Ich alleine käme damit noch gut klar, ist halt so. Aber meine Frau leidet am meisten, hat sie doch 2 so Halodries zu Hause.

Zum Ausgang zurück: Nun sind gottseidank zumindest die Zimmer von meinem Sohn im 1. Stock, da kommt kein Verwandter hin, um das Chaos zu begutachten. :grinning:

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@Schröder ich bin gerade begeistert - noch ein adhs ler mit so einer „Schwiegermutter-Konstellation“ wie bei uns… vielleicht kann man sich da ja mal austauschen?

@Schröder ich bin ja keine Deutsche, deshalb weiss ich natürlich nicht wie das alles in Deutschland läuft, also damit sich eine Adhs Diagnose erstellen zu lassen und alles weitere was damit verbunden ist, deshalb kann ich Dir dazu leider keine weiteren Tipps erteilen was für Dich gut wäre.
Ich kann nur über mich selbst schreiben, dass mir persönlich meine Medikamente geholfen haben, die ich selbstverständlich auch nur bekam, nachdem mir ein Adhs Spezialist die Diagnose Adhs erstellt hatte. Aber so wie Du Dich selbst bis jetzt hier und anderswo beschrieben hast, würde ich persönlich, wäre ich an Deiner Stelle, mal versuchen mich bei einem Spezialisten über alles wichtige informieren lassen.
Klar man liest ja immer wieder, dass es nur schon schwer ist überhaupt einen Termin bei den Spezialisten zu bekommen, aber da muss man dann wohl dran bleiben und Geduld aufbringen, anders wird es nicht gehen.

Ich bin ja schon diagnostiziert. Und am 11. August hab ich hier einen Termin bei einer Spezialistin, die dann die Einstellung der Medis vornehmen soll.

Dabei wären kleine Verbesserungen ja schon ausreichend. Denn jeder nicht gemachte Fehler führt zu weniger Streit und Stress für uns alle. Und jeder vermiedene Stress bedeutet für mich wieder, dass ich mich noch besser auf meine Aufgaben konzentrieren kann. Was dann wieder zu weniger Fehlern führt, dadurch zu noch weniger Streit und Stress… Und so weiter.

Ich bilde mir natürlich nicht ein, dass ich jemals „normal“ sein werde. Aber das ist auch nicht gefordert, meine Frau will halt sehen, dass sich überhaupt was bessert.

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@f_luxus

Wenn wir genug Allgemeinplätze zusammen haben, werd ich mal ein Bullshitbingo zusammenstellen, welches man auf A4 ausgedruckt mitnehmen kann.
Ich würde gerne das Gesicht des Gesprächspartners sehen, wenn man den Zettel aus der Tasche zieht und sagt:
"Oh, super, Danke! Nur noch eine Plattitüde und ich hab meine Bingo Reihe voll! :juhuu

Ughh ich würde das sowas von durchziehen. Die Blicke wären mir mehr Wert als eine gute Beziehung zu dieser Person, wobei sich so jemand sowieso ins Aus geschossen hat. Gehe mit Gott, hauptsache du gehst.

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BINGO
Bingo 1 @Dokma

„Du warst ein ganz normales Kind!“

Das sagte meine Mutter auch zu mir nachdem ich meine Diagnose offengelegte. Ich war ganz sicher nicht normal und ich hatte erhebliche Probleme als Kind (typische ADHS-Symptome), was insb. durch das Verhalten meiner Eltern verstärkt wurde. Ich bin gut durch Schule und Abi gekommen. Probleme im Studium hab ich für meist mich behalten. Also war mein Anderssein nie ein Problem…in deren Welt. In meiner Welt habe ich das Gute vor lauter Problemen nicht mehr gesehen.

Bingo 2: @theunfedmind

Ansonsten begegnet mir regelmäßig „Wenn du das hast, dann hab ich das auch“
Ja, mag sein. Dann kümmer dich drum, aber machs nicht an mir fest.

Den Satz habe ich von meiner Mutter ebenfalls zu hören bekommen. Erst wird man invalidiert, wobei man sowieso schon mit Imposter-Syndrom und „hab ich wirklich ADHS?“- Gedanken zu kämpfen hat und dann wird aus einem sensiblen Thema ein „Nein ich hab mehr psyschiche Probleme“-Wettstreit gemacht. Danke für nichts bzw. danke für weniger als nichts, ich möchte mein nichts sogar zurück.

Wir leben in einer Simulation
@AbrissBirne

Oder: „Adhs?, Ojemine ist das nicht das wo die Leute immer extra viel Aufmerksamkeit wollen?,
die dann immer extra laut werden und so rum zappeln um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen?, Oje, echt schlimm sowas, die tun mir echt leid, komisch das Du „das“ hast?, das glaube ich nicht!, Du wirkst total normal auf mich, bist Du Dir da sicher?“.

Die beschriebene Person spürt wohl gar nichts mehr. Sag mir dass du ein ignoranter unsensibler und „meine Informationen beziehe ich ausschließlich aus den reinen Schlagzeilen, mit Clickbait schlimmster Form“-Mensch bist, ohne es mir direkt zu sagen.

„You get an Amen…and you get an Amen…“
@f_luxus

Ich hab manchmal das Gefühl gleichzeitig auf dem Gas und auf der Bremse zu stehen…

Ich habe AD(H)S immer so beschrieben: stell dir vor du bist in einer Stresssituation zB nach einem Autounfall aber 24/7. Deine Beschreibung gefällt mir aber wesentlich besser!

@MelaMela

Eine Bekannte: Sie habe auch ADHS, aber weil sie so intelligent ist, braucht sie keine Medikamente und schafft alles so

Ich stimme @UlBre zu. Coping hat bei mir lange insoweit funktioniert dass ich durch das Schulsystem gut durchgekommen bin, wobei es mit höheren Anforderungen immer schwieriger wurde. Ab Studium, welches feste Abgabetermine und bestimmte Leistungen ab bestimmten Semestern verlangte, wurde es so schlimm, dass ich es ohne heftige Medikamentendosen nicht geschafft hätte.

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Hast du schon mal überlegt einen Kalender zu benutzen.
Du brauchst einfach nur nen festen Ort an dem du deine Sachen immer ablegst.

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Wo wollen wir eigentlich raus? Du meinst damit das Grübeln?

Hallo erstmal

Ich hatte neulich den Fall das ich mich zu meinem adhs geäußert habe als gegen Antwort kam dann…

Ich habe auch adhs du musst einfach nur zuhören…

Ich nur so ahhhjjja okay :sweat_smile:

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„Ah, das ist jetzt nicht Schlimm, das passiert schon mal!“

  • Familienangehörige/Ehepartner

Thehehe. Wenn es so einfach wäre. Es ist ja nicht so, als würde ich alle 4 Jahre nen Glas zerdeppern, sondern im eher monatlichen Rhythmus, oder nen Teller, oder was anderes zerbrechliches.
Oder wenn man wieder mal nen Termin vergessen hat, irgendwas wichtiges Zuhause liegen gelassen hat, wieder mal im falschen Bus ist…
Ich weiß, es ist sicherlich nicht Böse gemeint und man will halt einem das nicht vorhalten. Trotzdem entsteht da gerne nen doofes Gefühl bei, weil es sich so anfühlt, als würde man das Gefühl von Unzulänglichkeit und Scham, einfach beschwichtigen und ignorieren. Kann man das irgendwie nachvollziehen?

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Einerseits ja, andererseits bringt es auch nix. jemanden der sich schon Selbstvorwürfe macht, nochmal eins reinzuwürgen. Solange da keine Absicht anzunehmen und der Schaden überschaubar ist, freue jedenfalls ich mich jedesmal, wenn es keine mind. halbstündige Grundsatzdiskussion über meine Unzulänglichkeiten folgen lässt.

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Auch wieder wahr! Danke für den Einblick. Vielleicht sollte ich das ganze einfach etwas entspannter angehen. :thinking:

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Oh Mann da kann ich mich @Schröder nur anschliessen, wie ich solche nachfolgenden Diskussionen hasse, als würde man nicht schon genug leiden wenn mal wieder was blödes passiert ist, also nicht blöd, aber ich halt Adhs typisch reagiert habe, weil man sowas ja nicht extra macht oder so.
Deswegen kommen mein Partner und ich so gut aus miteinander, weil er mir nie etwas nachtragt, nicht die beleidigte Leberwurst spielt oder sowas, er weiss ja wie ich bin, und er ist ja auch nicht perfekt, also Schwamm drüber und Fall erledigt, statt dann noch alles zu Tode diskutieren zu müssen, dass mögen wir zum Glück beide nicht.
Sehr oft wenn was war umarmen wir uns nachher und lachen gemeinsam darüber, ich bin so froh das er so ein cooler Mensch ist, und er weiss mich auch zu schätzen, dass ich niemand bin wo aus jeder Mücke einen Elefanten macht. :mosquito::elephant::smile_cat:

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Etwas, was mich immer wieder ärgert sind Aussagen wie:

  • Du musst die Medis nicht nehmen, nur weil andere von dir wollen, dass du dich anpasst.

oder:

  • ich würde dich richtig gerne mal so kennen lernen, wie du WIRKLICH bist, also ohne Medikamente. Sei doch einfach mal frei!

Bullshit!

wann und wie ich mich „anpassen“ will, ist meine Entscheidung. schließlich muss ich mit meinem Leben klarkommen. Ich will mich manchmal auch anpassen können, schließlich möchte ich auch Freundschaften haben und will nicht an Einsamkeit sterben.
Und: eine „frei ausgelebte“ ADHS verhindert bei mir oft, dass ich tun kann, was ich will, und hat für mich auf Dauer nicht unbedingt etwas mit „ich kann mich selbst sein“ oder Freiheit zu tun…

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Wenn sowas jemand aus dem „Freundeskreis“ von dir verlangt, solltest du (ganz pragmatisch) in Betracht ziehen, diesen zu überarbeiten.
Oder wie es bei Aschenputtel heißt:
„Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins kröpfchen“

Alternativ dazu:
Einfach mal schön „entspannt“ etwas unentspannt werden und sehr deutlich darauf hinweisen, was die grade für einen Mist von sich geben :wink:

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Jepp…

Ich würde die Stirn runzeln und platonisch kontern: „Die Medikamente geben mir die Möglichkeit, dass ich so sein kann, wie ich wirklich bin, ohne dass das ADHS mir alles zerstört und mich meiner eigenen Freiheit beraubt.“

Aber bisher kam das nicht vor. Liegt vielleicht daran, dass mein Freundeskreis, größtenteils, mindestens genauso Neurodivers ist, wie ich (und der Mann auch). :sweat_smile:

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