Von einer Kinder-Enwicklungsberaterin, die ich sonst sehr schätze: Ich würde das Kind gar nicht testen lassen, und wenn, dann die Schule nicht informieren. Lieber mit den Eigenheiten lernen umzugehen. Wir alle haben unsere Eigenheiten.
Ich verstehe das Spiel nicht. Das ganze Thema ist doch längst vom Tisch, denn:
„Der Erfinder von ADHS hat auf dem Sterbebett gestanden, dass es sich bei ADHS um eine im Interesse der Pharma-Industrie ausgedachte Krankheit handelt.“
Tut mir Leid, dass Ihr es auf diesem Weg erfahrt, aber Ihr seid gesund.
Ach was, Adhs so ein Blödsinn, die sollen sich nicht so anstellen, ich war auch mal ein Zappelphillip, ja und? Heute geht es mir gut, und ich habe nie Ritalin genommen, so ein Schwachsinn das braucht doch niemand!.
Solche Äusserungen, oder ähnlich, habe ich schon sehr oft gehört.
Echt interessant, mal gezielt in sich nach diesen Sätzen zu suchen, vor denen mal sonst aus Selbstschutz eher schnell wegrennt. Danke, Felix.
Evtl. sind die Vorbehalte sogar so grundlegend an der Wurzel, dass es gar keine Riesen-Bingokarte wird.
Oder Rat-Schläge, die per se nicht mal falsch sind, aber aus vermeintlichen eigenen Erfahrungen verabsolutiert werden. Dafür sind graduelle Beschwerden entlang eines Spektrums vermutlich immer anfälliger als kategoriale Befunde:
„Die müssen [nur] mehr Sport machen“ / … mehr schlafen. / … auf Zucker und Geschmacksverstärker verzichten.
Wenn wir genug Allgemeinplätze zusammen haben, werd ich mal ein Bullshitbingo zusammenstellen, welches man auf A4 ausgedruckt mitnehmen kann.
Ich würde gerne das Gesicht des Gesprächspartners sehen, wenn man den Zettel aus der Tasche zieht und sagt:
"Oh, super, Danke! Nur noch eine Plattitüde und ich hab meine Bingo Reihe voll! :juhuu
…genau so ähnlich sagte uns das die Chefärztin im SPZ… man müsse die gesellschaftlichen Spielräume nutzen… dann fiele man halt ein paar Mal auf die Nase… das sei ihr selber auch passiert…
ADS und komplettes Schulversagen bei normalem IQ, aber kein Vorschlag einer Medikation…
… und als ich bei der Psychologin im SPZ erwähnte, dass die Schule vorschlug, auf Autismus zu testen, hieß es, „was wollen Sie Ihrem Kind denn noch alles andichten“??
Heute hat er eine ASS Diagnose und Medikation und Schulassistenz…
Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Mein Hauptproblem ist, dass meistens von solchen Aussagen etwas hängen bleibt. (Vielleicht hat das mit Selbstwertproblemen zu tun und ist auch noch störungsspezifisch, wer weiß.)
Ich kann mich davon jedenfalls nicht komplett lösen, die meiste Zeit.
Wie ein Pendel von
Zweifel an ADHS
über
Zweifel immerhin an der eigenen Diagnose
über
Ärger über solche Invalidierung durch Ignoranten
über
Ärger, dass man überhaupt Zeit an sie verschwendet
bis hin zur
Überidentifikation mit dem Thema.
Und nichts davon bringt wirklich weiter. Jedenfalls nicht so weit wie ein Anhalten des Pendels und der Blick auf die eigenen Herausforderungen und die Suche nach individuellen Lösungen. Das wäre wirklich Bingo.
Noch zwei von mir:
„ Dein Schreibtisch ist super aufgeräumt, du kannst kein Adhs haben“
„ Eltern, die ihre Kinder Ritalin geben sind faul und wollen ihre Kinder damit nur ruhigstellen“
Ach so und fast überall trifft man „im Wald spielen“.
Bei meiner Kontrolle zur Einschulung war ich ein extrem schüchternes Mädchen, mit allen klar erkennbaren Symptomen eines „Träumer Kindes“ und wurde 1 Jahr später „eingeschult“.
Weil der Schulpsychologe von damals so ungefähr ein „Feingespür“ für sensible Kinder hatte wie ein Metzger schrie er mich an, weil ich zu leise sprach.
Als ich ihm total eingeschüchtert irgendwann gar keine Antwort mehr gab und nur noch heulte, liess er mich in einen Ecken des Zimmers stehen und mit dem Gesicht zum Ecken gerichtet, musste ich mich schämen.
Zu meiner Mutter sagte er das ich vermutlich irgendwie „Verhaltensgestört“ sei und ich deshalb ein Jahr später eingeschult werden würde.
So passierte es dann auch, damals in den 70er Jahren in Deutschland.
Aber was mit mir „los“ war, das wurde nie mehr „abgeklärt“. In der Schule bekam ich später immer wieder von diversen Lehrern den Satz zu hören: " Du könntest wenn Du wolltest, wenn Du Dich nur mehr anstrengen würdest".
Oder zu meiner Mutter: " ihre Tochter ist „eigentlich“ sehr gescheit, wenn sie nur nicht so verträumt wäre, und sie malt die schönsten Bilder in der Klasse".
Damals war der Begriff Adhs glaube ich noch nicht mal bekannt, oder die Symptome wurden nicht mal einer Erkrankung des Gehirns zugerechnet, sondern wenn überhaupt, als „Verhaltensstörung“ bezeichnet.
Ich bekam mal eine halbe Note besser im Zeugnis, mit der Begründung „eigentlich könntest du es besser“ (als in den Tests).
Konnte mich nicht beklagen :lol:
Aber das Dahinter ist hald schon weniger amüsant…
Es bringt uns nicht nur nicht weiter. Diejenigen von uns, die als Erwachsene eine Diagnose gesucht haben, um ihr Leben in den Griff zu kriegen, wirft es genau in die Situation zurück, aus der wir eigentlich raus wollten.
Das schlimme daran ist, das anscheinend auch heute noch, Kinder die entweder als „Träumer Kinder“ oder als „Zappelphillip“ auffallen immer noch nicht frühzeitig „erkannt“ werden, nicht mal von so genannten Schulpsychologen, und stattdessen „irgendwie“ durch’s Schulsystem durch gedrückt werden.
Nach wie vor wird nichts unternommen um die Schulklassen klein zu halten, die Lehrpersonen besser zu sensibilisieren auf Adhs und Autismus.
Geschweige denn, anscheinend unkompetente Schulpsychologen einzustellen, die in diesem Bereich überfordert sind.
Stattdessen zuzulassen, das Lehrer ihren Job hinschmeissen oder auswandern, weil sie in anderen Ländern fortschrittlichere Bedingungen vorfinden und besser bezahlt werden.
Den Unterricht weg von „Auswendig lernen“, „Abschreiben“ und „Hausaufgaben“ zu bringen, so wie es in Skandinavischen Ländern wie z. B. Finnland, schon lange mit Erfolg praktiziert wird.
Warum können wir uns diese erfolgreichen Modelle nicht zum Vorbild nehmen sondern führen lieber alte, ausgelutschte Methoden fort?, wo doch jeder weiss wie wichtig es ist in die Bildung der Jugend zu investieren, ich verstehe es nicht. :neiiin
Stattdessen lässt man zu, das Adhsler und Autisten in Schulen oftmals einen leidvollen Weg von Schikanen und Mobbing über sich ergehen lassen müssen, und das zum Teil nicht nur durch Mitschüler, sondern sogar von „Lehrpersonen“ offen gemobbt werden, oder zumindest Lehrpersonen den Mobbing Opfern nicht helfen, was ich selbst schon so miterlebt habe.