ADHS Diagnose stationär statt ambulant

Hallo zusammen,

ich bin 26 Jahre alt und habe es endlich geschafft, mich nach der Diagnose zu erkundigen.
Im Internet las ich zuvor überall, dass es ambulant Ewigkeiten dauert. So ist es bei mir auch - Aufnahmestopp.
Man sagte mir, dass vor Ort, also stationär quasi keine Wartezeit bestehe und ich kurzfristig mit der Diagnose loslegen könne.

Hat das jemand von euch gemacht? Dieses stationäre schreckt mich echt ab, vor allem wenn sich dann doch herausstellen, dass ich kein ADHS haben sollte.
Es spricht sehr viel dafür, dass ich es habe (Aussagen/Fragen von Lehrern, Partnerin, Arbeit), aber diese Angst, mir die Symptome nur einzubilden usw. bereitet mir Sorgen.

Für einen stationären Aufenthalt (dauer ca 1-4 Wochen) müsste ich das irgendwie mit der Arbeit abstimmen, obwohl ich davon eigentlich nichts erzählen möchte. Andererseits ist das scheinbar der schnellste Weg zu einer Diagnose.

Falls es wichtig ist, ich komme aus Osnabrück und der stationäre Aufenthalt wäre im Ameos - vielleicht hat da jemand Erfahrungen?

Ich danke euch für Antworten
Bis dann :slight_smile:

Also hier brauchst du dir wenig Sorgen machen. Es kann natürlich sein, dass hinter den Symptomen kein ADHS steckt - aber in der Regel bildet man sich so etwas eher selten ein.

Wenn du davor abgeschreckt bist - es gibt auch Tageskliniken. Da gehts du täglich hin, kannst aber zuhause schlafen.
Ändert aber nicht daran, dass du hier natürlich auch nicht arbeiten kannst.
Ob du das direkt bei deinem Arbeitgeber ansprechen möchtest, hängt natürlich davon ab, wie du deinen Vorgesetzten kennengelernt hast. Ich persönlich hatte bisher noch keinerlei Problem damit gehabt, offen derartige Problematiken anzusprechen, auch wenn ich natürlich weiß, dass es auch anders sein kann.

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Ich wurde stationär diagnostiziert. Aber ich war sowieso da, und der Verdacht ist dort entstanden.

Wenn du Bedenken hast, wegen der Krankmeldung, die ja von einem psychiatrischen Krankenhaus käme, da kann ich dich beruhigen. Mir wurde damals angeboten, dass der Hausarzt die Krankmeldung ausstellt, das ist auf jeden Fall völlig neutral. Deinen Arbeitgeber geht es ja nichts an, was genau du hast, aber Psychiatrie könnte zu Gerede und falschen Schlüssen führen.

Wie lange du da sein wirst, lässt sich schwer einschätzen. Bei mir hat es nach der erstellten Diagnose drei Wochen gedauert, bis die tägliche Dosis MPH gefunden war. Denen war das wichtig, mich nicht vorher zu entlassen.

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Ach, mach dir da keine Sorgen. Diese Gedanken sind bei vielen ADHSlern inklusive.:sweat_smile:

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In derselben Klinik???

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Lese ich zum ersten Mal.

ADHS kann sehr gut ambulant diagnostiziert und behandelt werden. Eine stationäre Aufnahme, um sozusagen an Wartelisten vorbei eine Diagnose zu erhalten, wäre eine extreme Verschwendung von Ressourcen.

Ich würde das an deiner Stelle nicht machen. Außer natürlich es geht dir so schlecht (nicht nur wegen ADHS), dass du in die Klinik musst.

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Ja richtig, die ambulanten Angebote sind ausgeschöpft und daher Annahmestop. Wie bei vielen Therapeuten. Die stationäre Behandlung hat derzeit viele Kapazitäten und daher könnte ich dort kurzfristig starten (da ja kaum jemand stationär behandelt werden möchte - kann ich nachvollziehen :sweat_smile:)

Wenn die stationäre Abteilung viele Kapazitäten hat, weil dort niemand hin will, solltest du auch nicht hinwollen.

Sowas habe ich ja noch nie gehört, da ist was faul!

Eine gute psychiatrische Klinik hat lange Wartezeiten, und meistens können sie ohnehin kaum die Leute versorgen, die notfallmäßig kommen.

Osnabrück liegt mitten in (Nord-)Deutschland, von dort kannst du Oldenburg, Münster, Bielefeld, Bremen, Hannover und sogar Hamburg und das Ruhrgebiet an einem Tag hin und zurück erreichen (bald für nur noch 49 €/Monat), da wird es doch noch andere Möglichkeiten geben.

Und schau nicht (nur) nach Klinikambulanzen, sondern auch und vor Allem nach Fachärzt/innen. Und falls du ein Dreivierteljahr warten musst ist das hart, aber mit 26 ist dein Leben (hoffentlich) noch lang.

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Ähm… Räusper…
Ich hab ja nun keinen blasen Schimmer von Arzt- und Kassenrecht, aber mit der Info würde ich doch mal ganz vorsichtig die eigene Krankenkasse anrufen, ob das koscher ist. Und falls nicht (weil Gebührenschinderei) würde ich einen dezenten Hinweis an die Ärztekammer geben.

Ja, wir wissen, dass derzeit massive Insolvenzen bei Kliniken drohen. Die Branche ist wirklich nicht zu beneiden.
Aber deshalb Leute stationär aufzunehmen, für Sachen, für die es alles braucht, bloß keine stationäre Aufnahme, ist einfach unsinnig.

Ich höre es auch aus anderen Quellen: derzeit wird alles operiert, was nicht bei drei auf’m Baum ist.

Ich will deshalb noch nichts unterstellen, aber vor dem Hintergrund sollte es legitim sein, zu hinterfragen, ob da ein Zusammenhang bestehen könnte.

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Davon kann ich auch ein Lied singen. Beim letzten Mal hatte mein Hausarzt Urlaub und die 116 117 hat mir direkt den Notarzt geschickt, und bei mir kommt nicht nur der Notarzt, sondern gleich noch zwei Krankenwagen (Landkreisgrenze), weil ich Herzpatient bin. Ich wurde dann auch sofort ins Krankenhaus gebracht. Den Rest erzähle ich in meinem Tagebuch.

Da ich wenig Zeit habe und schon längst was anderes dringend erledigen müsste, schreibe ich nur kurz was ich an deiner Stelle machen würde.

Das Angebot des Klinikaufenthaltes würde ich auf jeden Fall wahrnehmen.

Bei einer Klinik, welche andere Behandlungsbereiche hat, würde ich Kollegen, Freunden etc. erzählen, ich müsse zur Diagnose der Nasenscheidewand, Schilddrüse oder was auch immer dorthin. Hauptsache banal und uninteressant. Aber auch nicht so banal wie z. B. eine Kur, was Neid bei den Kollegen und Unmut über das „Blaumachen“ nach sich ziehen könnte.

Bei Ameos Osnabrück ist das schwierig möglich. Was ich da so lese, käme nur das Schmerzzentrum in Frage. Aber auch das ist als vorgebliche Erklärung schwierig.

Dann bliebe noch die Möglichkeit, einen Aufenthalt in einer anderen Klinik zu behaupten. Aber der Arbeitgeber wird wahrscheinlich den tatsächlichen Aufenthalt durch die Krankschreibung erfahren. Weiß nicht ob man das umgehen kann.

F

Ich würde das mit dem Hausarzt abklären, mit eben der Begründung, dass der Arbeitgeber von der Art der Einrichtung nichts zu erfahren hat.

Hausärzte können also eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen, damit der Arbeitgeber nicht erfährt in welcher Institution der Angestellte war. Zumindest bei mir war es in der Vergangenheit so bei Klinikaufenthalten, dass die Klinik gar keine AU erstellen konnte oder wollte und dies als Aufgabe dem Hausarzt/Facharzt übertragen hat.

Das Vorgeben einer anderen Krankenhausabteilung oder eines anderen Krankenhauses halte ich für eine ganz schlechte Idee. Das kann ganz unerwartete Folgen haben.

Sei es, dass die Wahrheit irgendwie rauskommt, beispielsweise könnte eine Angehörige deiner Kollegen in dem Krankenhaus arbeiten. Wenn man sagt, man möchte keine näheren Angaben machen, löst das vielleicht Verwunderung und Kopfschütteln aus, aber eine Lüge zerstört Vertrauen!

Dazu muss man ein ganzes Lügengebäude bauen. Du müsstest auf Nachfrage Details der behaupteten falschen Behandlung nennen können, diese Details müssen zusammen passen, und sie sollten sich nicht bei wiederholtem Erzählen unterscheiden. Es gibt Leute, die so etwas können, aber das sind meist keine ADHS-ler!

Und ganz davon abgesehen - bevor ich mich stationär in eine Psychiatrieklinik aufnehmen ließe, müsste es mir ganz ganz schlecht gehen! Nichts gegen Psychiatriekliniken, ich kenne (als Besucher privat und beruflich) einige und wertschätze die Mitarbeiter dort sehr. Aber da geht man doch nicht hin, wenn es auch ambulant geht.

Und wie ich schon sagte, wenn der Träger in dieser Hinsicht unseriös ist, spricht das auch nicht für die sonstige Qualität, warum solltest du dort eine gute Diagnose erhalten?

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Da ich neugierig war, wo es freie Kapazitäten für Diagnostik und Behandlung von ADHS gibt, habe ich mir das mal angeschaut.

Und ich kann auf den ersten Blick nichts unseriöses erkennen.
Was wahrscheinlich einige hier nicht bedenken, ist die Tatsache, dass es sich um ein Krankenhaus und nicht um eine Reha-Klinik handelt.
Das die auf ADHS spezialisierten Reha-Kliniken überlaufen sind, ist Fakt!

Aber wer legt sich schon wegen ADHS in ein Krankenhaus? Diese akuten Fälle kommen sicherlich weit weniger vor.
Daher rühren wohl auch die freien Kapazitäten.

Und in diesem Fall würde ich die Möglichkeit zur stationären Diagnostik auch wahrnehmen. Das wird ja keine Woche dauern.

Und wenn der Haus- oder Facharzt eine AU ausstellt…why not!? Warum sollen die Betten leer bleiben?

So schlecht können die nicht sein, wenn die ambulanten Plätze alle ausgebucht sind.

PS: Als ich vor 4 Jahren meine 2. Reha wegen ADS beantrag habe, wurde ich von meiner Krankenkasse dahingehend beraten, dass ich - falls die Reha abgelehnt würde, die Möglichkeit bestünde, mich in ein Krankenhaus einweisen zu lassen.
ERGO: halten die Spezialkliniken wohl Kapazitäten frei.

Es geht den Arbeitgeber nichts an. Punkt. Aus. Fertig. Auch sonst niemanden. Es ist „mein“ Leben. Und es ist einem nun mal unangenehm zu sagen, man ginge in die „Klapse“ etc. Das ist einfach extrem negativ behaftet. Geht man mit einem eingegipsten Arm in eine Klinik, weil man unvorsichtig beim Skifahren war, ist man wiederum der große Held der Autogramme auf den Gips bekommt?

Nicht der Patient ist schuld, dass Psychiatrische Einrichtungen stigmatisiert werden, die Gesellschaft ist schuld. Und da ist es vollkommen okay etwas anderes zu sagen („Notlüge“ die niemanden Schaden zufügt). Absolut unnötige Sorgen. Alternativ ginge es auch zu sagen, man hätte Schlafprobleme und hätte einen stationären Aufenthalt in einem Schlaflabor.

Geht niemanden was an. Man muss nicht über alles offen reden können. Darauf hat niemand ein Recht. Ja, wir ADHSler wollen immer antworten, weil wir sympathisch rüberkommen wollen, schaden uns dadurch aber oft.

Zum Thema Arbeitsunfähigkeitsbeschreibung und Datenschutz („AU ausgestellt durch Psychiater sichtbar für jedermann“):

Der verräterische Arztstempel

Wie Pedro schon korrekt beschrieben hat, gilt bei der AU strikter Datenschutz. Ausserdem stellt der Arzt, der einweist auch die AU aus. Von dem kurzen Klinikaufenthalt kriegt der Arbeitgeber gar nichts mit.
Da muss man dann gar nicht mauscheln.

Ja, einerseits spricht vieles für den Datenschutz. Andererseits muss es auch nachvollziehbar sein, dass die Arbeitsunfähigkeit wirklich von einem Arzt attestiert wurde. Nur das schützt einigermaßen vor Fälschungen.

ps:
Wobei ja eigentlich schon seit Anfang dieses Jahres die AU über die KV-Systeme direkt übermittelt werden sollten. Der gelbe Schein hat bald ausgedient.

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Besser so als andersherum.
Mittlerweile häufen sich die Fälle, dass es länger dauert, als es eigentlich dauern darf und die Krankenwagen keine Klinik mit freien Notfall-Kapazitäten finden, die sie anfahren können.

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Mittlerweile sollte das Thema obsolet sein, es gibt halt dennoch Ärzte die einen heute noch mit Papier beglücken. Die Papier-AU sollte bereits in der Vergangenheit aus meiner Sicht keine Arztdaten tragen, sondern nur bei den GKV überprüfbar sein. Der Arbeitgeber hat mit dem Arzt an sich gar keinen Vertrag. Dieses Arztstempel ist ein Überbleibsel aus früheren Zeiten wo Arbeitnehmerrechte noch nicht so ausgeprägt waren.

Wie ist es jetzt mit eAU? Bekommt der Arbeitgeber die Daten über den Arzt von den GKV auch übertragen?

Das sollte eigentlich jetzt so sein, klappt aber nicht durchgängig. :wink:
Meines Wissens sind auch noch längst nicht alle an das System angeschlossen, bei denen das der Fall sein sollte und auch die Arbeitgeber müssen ihre Software umstellen.
Und das kann bei solchen Wechseln dauern, da die Systeme zwar umgestellt werden, aber auf Arbeitgeberseite noch das Finetuning durch die Software-Serviceanbieter stattfinden muss.