Hallo zusammen,
ich habe im Dezember 2024 im Rahmen eines stationären Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik die Diagnose ADHS erhalten. Die Diagnose wurde nicht von mir angestrebt, da ich ursprünglich wegen massiver Ängste und Zwänge dort behandelt wurde. Nachdem ich jedoch seit 2017 erfolglos mit SSRIs und SNRIs behandelt worden war, äußerte der Chefarzt den Verdacht auf ADHS. Dieser wurde anschließend ausführlich überprüft (inklusive Test, Interview, Betrachtung des Bildungswegs usw.). Nach Abschluss der Diagnostik wurde ich auf Medikinet adult 30 mg und Medikinet adult 20 mg eingestellt. Mein Leben veränderte sich daraufhin innerhalb kurzer Zeit grundlegend: Plötzlich konnte ich Dinge erledigen, die früher undenkbar waren, viele Probleme des Alltags waren verschwunden, und vor allem ging es mir psychisch deutlich besser. Zwar hatte ich auch ohne Diagnose und Medikation in den vergangenen 47 Jahren meines Lebens viel erreicht – auch beruflich. Laut Rückmeldungen könnte dies jedoch einer überdurchschnittlichen Intelligenz zu verdanken sein, mit der ich viele Probleme kompensieren konnte.
Mein erster Weg zu Hause führte mich zum Hausarzt. Dieser war von der Diagnose überrascht, zeigte sich aber auch begeistert. Gleichzeitig teilte er mir mit, dass er auf Dauer keine BTM-Rezepte ausstellen möchte, und riet mir, einen Psychiater aufzusuchen.
Also setzte ich mich ans Telefon und kontaktierte sämtliche Praxen im Umkreis von 50 km. Nach viel Mühe fand ich eine Praxis in etwa 40 km Entfernung, die mich nicht abwies. Allerdings erhielt ich dort erst einen Termin für März.
In den ersten zwei Wochen nach der Entlassung ging es mir weiterhin gut, jedoch setzte plötzlich jeden Abend gegen 20:45 Uhr ein massiver Rebound-Effekt ein, begleitet von heftigen Fressattacken und Einschlafstörungen. So nahm ich im Dezember innerhalb von zwei Wochen vier Kilogramm zu. Ich kontaktierte meinen Hausarzt und besprach das Problem mit ihm. Nach Recherche im Forum hatte ich erfahren, dass eine unretardierte Dosis von 5 mg MPH am Abend helfen könnte. Es war zwar nicht einfach, aber mein Hausarzt stimmte zu, dies auszuprobieren – und tatsächlich war das Problem damit gelöst.
Im März suchte ich dann endlich die besagte psychiatrische Praxis auf. Der Arzt schaute sich meinen Medikamentenplan an und erklärte, dass sein Praxiskonzept die unretardierte Gabe von Methylphenidat nicht vorsieht und er diesbezüglich keine Ausnahmen machen möchte. Den Rest der Medikation könne er mir jedoch verschreiben und schlug vor, die Mittagsdosis einfach zwei Stunden später und in höherer Menge einzunehmen. Das hätte jedoch nach der morgendlichen Einnahme zu einer spürbaren Lücke geführt. Beim nächsten Termin fragte er, ob ich die Medikation angepasst hätte, was ich verneinte. Ich erklärte ehrlich, dass ich große Sorge habe, dass es mir auch psychisch wieder deutlich schlechter geht, wenn die Tagesabdeckung nicht gewährleistet ist. Daraufhin beendete er die Behandlung, empfahl mir einen anderen Arzt zu suchen, nannte sogar einen spezialisierten Arzt in einer psychiatrischen Klinik, den ich aufgrund meines privaten Versicherungsstatus auch ambulant aufsuchen könne.
In der Klinik erhielt ich tatsächlich innerhalb weniger Tage einen ambulanten Termin. Der Arzt ließ mich erzählen, wirkte jedoch zunehmend misstrauisch. Nach einiger Zeit unterbrach er mich und erklärte, er sei keinesfalls ein ADHS-Spezialist, sondern eher ein Skeptiker dieser Diagnose. Er könne mir jedoch insofern helfen, als dass er mir die Medikamente verschreiben würde, wenn ich dies ausdrücklich verlange. Eine Begleitung oder Überprüfung der Medikation wolle er jedoch nicht übernehmen. Auch er empfahl mir deutlich, einen anderen Arzt zu suchen.
Schließlich konnte ich in einer Privatsprechstunde, wiederum etwa 30 km entfernt, einen Arzt finden, der mich heute behandelt hat. Für diese Privatsprechstunde wurden die Kosten so hoch angesetzt, dass meine private Krankenversicherung einen Großteil der Behandlung nicht erstatten wird. Wieder schilderte ich meine Geschichte, wieder wurde die Medikation kritisch betrachtet. Nun habe ich eben die Praxis mit einem Rezept für Elvanse 20 mg verlassen (ich könne bis auf 40 mg steigern) und soll zum Schlafen Quviviq 50 mg einnehmen.
Nach meinem Kenntnisstand sind 40 mg Elvanse zu wenig, wenn ich zuvor 55 mg MPH erhalten habe. Zudem macht mir das Schlafmittel Sorgen, da hier im Gegensatz zu Elvanse direkt die höchste Dosis verschrieben wurde. Wenn überhaupt habe ich nur dann Einschlafprobleme, wenn ich die unretardierte MPH-Dosis zu früh nehme (mehr als drei Stunden vor dem Zubettgehen). Ansonsten schlafe ich innerhalb von Minuten ein und i. d. R. auch durch.
Problematischer ist für mich, dass ich mich von der ersten Zurückweisung im März immer noch nicht erholt habe und es mir seither psychisch deutlich schlechter geht. Dazu gehört auch, dass der subjektive Eindruck der Medikamentenwirkung seitdem etwas nachgelassen hat, objektiv betrachtet (im Rückblick auf die Tagesleistung) ist sie jedoch noch spürbar.
Ich bin inzwischen wirklich sehr frustriert, dass ich trotz meines Status als Privatpatient keinen Arzt finde, der eine eigentlich wirksame Behandlung fortsetzen möchte und bereit wäre, kleinere Probleme (wie z. B. die Einnahme am Wochenende) konstruktiv mit mir zu besprechen. Stattdessen soll ich immer wieder etwas anpassen, obwohl sich die bisherige Medikation über Wochen – inzwischen sogar Monate – bewährt hat, abgesehen von kleineren Lücken oder Problemen.
Mein Hauptpunkt ist nach wie vor: Mein Leben hat sich durch die Behandlung so massiv verbessert, dass ich davon einfach nichts mehr aufgeben möchte. Trotz vielfältiger Bemühungen und eigentlich besserer Voraussetzungen als viele gesetzlich Versicherte (das ist mir sehr bewusst!) finde ich niemanden, der mich wirklich unterstützen möchte. Geht es euch ähnlich? Empfindet ihr die weitere Behandlung nach eurer Diagnose auch als so frustrierend?