ADHS Grundschule Medikamente?

Hallo zusammen
Ich bin neu im Forum und suche hier etwas Beistand und Ratschläge.
Mein Sohn ist frisch 7 geworden und geht nach den Ferien in die zweite Klasse eine ganz normalen Grundschule.
Schon im Kindergarten war er sehr Verhaltensauffällig.Hyperaktiv,Impulsiv,Laut ,Zappelig, unkonzentriert.Zuhause waren die Symptome nicht so ausgeprägt wie im Kindergarten.Wir waren schon im Kleinkindalter in einer Klinik zum testen.Jetzt zum Start der ersten Klasse waren wir wieder zum Testen dort und dort wurde ADHS bestätigt.Ich bin etwas verunsichert ob er wirklich ADHS hat oder ob er einfach ein sehr lebhaftes Kind das Grenzen testen will.
Nächste Woche läuft Ergo an und die Woche drauf haben wir ein Erstgespräch bei einem anderen Psychologen für Verhaltenstherapie.Medilamenten wurden von seitens der Klinik und der Lehren auch schon angesprochen aber ich hab da echt Angst vor Nebenwirkungen und Spätfolgen.
Mein Mann hatte sich als Kind ADHS und bekam Ritalin.Heute hat er mit Depressionen zu kämpfen.
Ich werde nächste Woche beim Arzt nachfragen ob es was pflanzliches gibt bevor ich die anderen Medikamenten ausprobieren.Ich würde gern die Medikamente meiden da ich hoffe das es sich auswächst.Die Schule macht echt Druck.Sie meinten wenn es nicht besser wird müssen sie mit Schulstrafe drohen.Das bedeutet Schulverweise ,Ausschluss vom Unterricht, Aktivitäten.Dies führt dann zur Umschulung auf eine Förderschule Ich weiß das viele jetzt sagen werden…Vielleicht wäre er da besser aufgehoben …Aber ich hab da eine andere Meinung.Mathe und Deutsch ist er sehr gut.Aber leider kann er es in der Schule nicht zeigen.Er rechnet zum Beispiel in der Schule mit den Fingern und Zuhause nicht.Lesen kann er Flüssig.Wir überlegen ob es Sinn macht die Grundschule zu wechseln.Wir waren auch vor Ort bei einem Beratungszentrum und dort ist die Schule und Lehrern bekannt.Es kommen viele Eltern mit den gleichen Problemen zum Beratungszentrum und im Endeffekt welchseln sie alle die Schule.
Habt ihr vielleicht Ratschläge?Welche Nebenwirkungen gab es bei euren Kindern bei Ritalin,Medikinet ect…
Liebe Grüße
Natascha

Hallo und willkommen Tascha,

deine Beschreibung von deinem Sohn klingt sehr nach meinem. Wir hatten eine sehr tolerante Grundschule, daher ist viel abgefangen worden, aber im Endeffekt ist es super blöd gewesen, dass wir erst am Ende der fünften Klasse die ADHS Doagnose bekamen und erst dann mit Medikamenten starten konnten. Die Grundschulzeit war schon sehr ätzend. Es war nicht ganz einfach, die passende Medikation zu finden, aber es ist der Hammer wie es wirkt. Man kann sich das erstmal nicht vorstellen, aber bei meinem Sohn und meiner Tochter ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Was ich vorher als (doofe) Charaktereigenschaften empfunden habe, ging weg und es bleiben die tollen Eigenschaften. Ich kann dir nur sehr dazu raten, es mit Medikamenten zu versuchen und den Effekt selbst zu sehen. Vor Nebenwirkungen brauchst du keine Angst zu haben, denn wenn es welche gibt, könnt ihr wechseln. Nicht immer passt gleich das erste oder zweite Medikament perfekt.

Zu deinem Mann: Ritalin war damals der Standard und passte nicht pauschal zu jedem und wurde gern zu hoch dosiert. Heute gibt es mehrere Wirkstoffe von mehreren Herstellern ind diversen Dosierungen. Es hat sich viel getan. Wenn dein Mann unter Depressionen leidet, wird das nicht eine Spätfolge von Ritalin sein, sondern (wie bei vielen hier) eine Folge von unbehandeltem AD(H)S. Ich kenn das von einem Arbeitskollegen, der gerade mit der Medikation startet. Damals mit Ritalin war der einzige Effekt, dass er keinen Appetit mehr hatte. Er war Jahre erfolglos wegen Depressionen in Behandlung. Heute mit einem anderen Wirkstoff blüht er auf. Es ist wunderbar zu sehen.

Möglicherweise werden Symptome mit zunehmendem Alter besser, aber es geht ja um jetzt. Um die Grundschule, später die weiterführende Schule. Das lässt sich nicht aussitzen.

Um es positiv zu sehen: Du bist in der super Lage, dass ihr schon jetzt die Diagnose habt und früh starten könnt. In der Grundschule ist das viel einfacher als später, wenn schon viel schief gelaufen ist.

Viele Grüße :slight_smile:
Katha

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Hallo Natascha,

meine Kinder sind inzwischen groß. Mir ging es wie dir, ich hatte zuerst Medikamente abgelehnt.

Das hatte leider Folgen die man nicht mehr gut machen konnte. Zwei von meinen Kindern haben in der Schule dadurch so schlechte Erfahrungen gemacht das sie irgendwann unbeschulbar waren. Mit vielen Schulwechseln.
Meine Tochter kam dann mit 14 in ein Sonderschulinternat. Dann erst hat sie Concerta bekommen. Das hatte auch gut geholfen und sie hatte ein gutes Schuljahr. Das einzige in ihrem Leben.

Danach ging es aber wieder nicht. Sie ist heute 24 und hat große Probleme mit dem Selbstwertgefühl und ist depressiv.

Den Kindern fehlt Dopamin. Nur Stimulanzien können das ausgleichen.

Man würde doch auch seine Kinder nicht ohne Brille in die Schule schicken, wenn sie kurzsichtig wären.

Ich habe als Kind leider das gleiche erlebt. Mich hat das traumatisiert.

Es kann wirklich großen Schaden anrichten, wenn man seinen ADHS Kindern die richtigen Medikamente vorenthält.

Ich kann dir nur raten, dich gut damit zu beschäftigen.

Ich empfehle dir den Vortrag von Heiner Lachenmeier. Auch wenn er nicht über Kinder spricht - er erklärt wie ADHs funktioniert!

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Erst wenn die Kinder medikamentös eingestellt sind hat Psychotherapie überhaupt einen Sinn. Wenn überhaupt bei Kindern in dem Alter

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Hallo Tascha!

Schaut euch eine andere Grundschulen und auch die Förderschule an , vielleicht sagt euch der Bauch was sich da passender anfühlt.

Ich nehme selber die ADHS Medikation obwohl ich ansonsten immer erst auf Naturmedizin und Homöopathie zurückgreife. Ich kann die Bedenken voll und ganz verstehen , es ist halt ein schwieriges abwägen.

Wenn jedoch schon Schulausschluss etc. im Raume steht ist die Situation ja schon etwas kritischer und das tut deinem Sohn ja auch nicht gut.

Die ADHS Medikation ist ja keine Spiegelmedikament , als man könnte auch eine Medikation testen um es dann besser abwägen zu können. Die Medikation ist ja schnell wieder absetzbar.

Eine Förderschule heißt Förderschule um zu fördern und damit verbaut ihr ihm ja nichts.

Unabhängig zur Medikation sollten natürlich trotzdem alle möglichen Stellschrauben versucht werden , weil alles was irgendwie hilft ist natürlich gut.

Wichtig ist, dass Schule für dein Sohn nicht zu einem Ort wird wo er immer aneckt und unglücklich wird und dadurch unter seinem Potential bliebt.

Liebe Tascha,

herzlich willkommen! :adxs_anfeuer:

Natürlich können wir aus der Ferne und als Nichtärzte die Diagnose deines Kindes nicht bestätigen oder verneinen. Aber wenn schon Schulverweis im Gespräch ist, ist es definitiv mehr als Lebhaftigkeit und Grenzen austesten.

Auch die ADHS deines Mannes wäre ein Indiz. ADHS ist stark erblich.

Medikamente gibt man natürlich nicht weil Lehrer/innen Druck machen, sondern damit es dem Kind besser geht. Das solltest du hier mal betrachten - es ist einfach nicht schön, immer anzuecken und aus der Rolle nicht rauszukommen. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, weil es mir auch so ging - meine ADHS wurde allerdings erst festgestellt, als ich 37 war.

Welche Nebenwirkungen haben/hatten unsere Kinder? Appetitlosigkeit der eine, das haben wir geregelt indem er morgens und abends mehr aß und wir haben für das Mittagessen in der Schule eine Wirkpause eingeplant. Teilnahmslosigkeit und Rückzug der andere, nach Verminderung der Dosis und später Auswechseln des Wirkstoffes war das aber weg. Das war alles - und beiden Kindern tat bzw. tut die Wirkung sehr gut, sie haben es genossen, sich besser im Griff zu haben und ausgeglichener zu sein.

Dass dein Mann Depressionen hat tut mir leid. Allerdings ist eigentlich auszuschließen, dass es daran liegt, dass er als Kind Ritalin bekam. Nebenwirkungen von Stimulanzien sind vorhanden, solange man sie nimmt, nicht wieder gut zu machende Schäden wurden soweit ich weiß bisher nicht beobachtet, außer vielleicht bei ganz extrem hohen Dosen, die kein Arzt verordnet, oder wenn vorher bereits bekannte Herzkrankheiten nicht beachtet wurden.

Vor Spätschäden brauchst du also wirklich keine Angst zu haben.

ADHS-ler haben leider nicht selten Depressionen als Komorbidität. Ist dein Mann ganz sicher, dass seine ADHS vorbei ist? Die Symptome sehen im Erwachsenenalter oft ganz anders aus als bei Kindern. Es könnte sein, dass ihm eine ADHS-Behandlung effektiver helfen würde als eine Behandlung der Depression alleine, wenn diese durch die ADHS ausgelöst wurde.

Könnte natürlich sein, dass die Depression mit der ADHS nichts zu tun hat. Von der Ritalineinnahme als Kind kommt die heutige Depression aber ganz sicher nicht.

Was die pflanzlichen Mittel betreffen, spart euch die Zeit. Ob dein Kind Medikamente braucht oder nicht ist die eine Frage, aber wenn Medikamente dann bitte die richtigen.

Wenn die Mitarbeiter/innen des Beratungszentrums sagen, die Schule ist wenig kooperativ und am Ende gehen alle woanders hin, könnte es bei eurem Kind auch darauf hinauslaufen. Aber das löst die Frage Medikament ja oder nein nicht. Auch woandershin nimmt dein Sohn sich selbst ja mit, und unbehandelt wird er es immer viel schwerer haben.

Auch wenn das Internet voll ist mit Horrorgeschichten - Stimulanzien sind nebenwirkungsarm, und die „Nebenwirkungen“ einer Nichtbehandlung sind wie @Justine auch schreibt gerade für Kinder oft sehr schlimm. Ich selbst hatte zwar wenig Probleme mit den Schulanforderungen und den Lehrern, aber ich habe mich oft abgelehnt und unverstanden gefühlt, hatte viel unnötigen Zoff mit Eltern und Bruder, verlor viele Gegenstände, wurde wegen meines Verhaltens von anderen Kindern geärgert oder gehauen und hatte viele (Beinahe-)Unfälle.

Meine Kinder bekamen bzw. bekommen ADHS-Medikamente schon seit sie 5 bzw. 4 sind, und wir haben es nie bereut.

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Ich kann mich nur den oberen Beiträgen anschließen.
Was wir schon alles hinter uns haben:

  • diverse Gespräche und Maßnahmen in der Schule
  • Schulausschluss
  • Verhaltenstherapie
  • Ergotherapie
  • Bachblüten

Nichts davon hat was gebracht. Erst mit Medikamenten ging es bergauf. Davon haben wir auch einige ausprobieren müssen. Ohne wäre mein Sohn schon längst komplett von der Schule verwiesen.

Wenn es nicht passt, kannst du sie immer noch absetzen.

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Guten Morgen
Danke für die vielen Beiträge.
Aber wie kann ich mir sicher sein das er auch wirklich ADHS hat und nicht einfach Grenzen testen will ,noch nicht reif genug oder "nicht erzogen " ist.Nur durch Verhalten kann man sich da doch nicht sicher sein.Gibt es da keine anderen Methoden um das zu testen.Glaub im Gehirn fehlt der Dopamin Stoff.Das müsste man doch irgendwie nachweisen können.Liebe Grüße

Das alles merkst du, wenn er mit Medikamenten „plötzlich“

  • besser hört
  • besser mitmacht
  • weniger Streit gibt
  • Hausaufgaben am Stück bearbeitet, oder zumindest mehr schafft als vorher
  • etc.

Je nachdem wo eure Baustellen sind.

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Was passiert wenn man einem Kind das kein ADHS hat Medikamente gibt?

Das kann ich nicht sagen.
Ich kann aber sagen, dass je länger man wartet, desto schwieriger wird es, aus der Krise rauszukommen.

Unser Sohn war immer schon auffällig, hat aber keine Diagnose bekommen. Die Lage spitze sich zu. Ende der 2. klasse Kam die erste Suspendierung (tageweise). Erst dann haben wir die Diagnose bekommen. Bis wir mit allem drum herum fertig waren, kam schon die zweite Suspendierung (2. Wochen) in der dritten Klasse.

In dem Herbstferien haben wir mit Medikamenten angefangen, hat erstmal nicht so ganz gepasst, mussten wechseln. Erst in der dritten Klasse zu Ostern hin hat sich die Lage beruhigt.

Mit der Diagnose wäre der Leidensweg kürzer gewesen.

Unser KJP hat es so formuliert: Das Schlimmste was passieren kann, ist dass die Medikamente einfach gar nicht wirken. Kommen Unaufmerksamkeit und Impulsivität beispielsweise nicht von einer ADHS sondern sind Ausdruck anderer Ursachen, wirken auch die Medis nicht. Die eigentliche Ursache bliebe bestehen.

In eurem Fall ist es doch aber so, dass bereits zwei Diagnostiken erfolgt sind, die ADHS zuerst vermutet und nun noch einmal bestätigt haben? Wenn das von zwei unabhängigen Stellen erfolgt ist, kannst du erstmal davon ausgehen, dass es stimmt. Zumal es zu Symptomatik eures Sohnes passt.

Ich kenne das Gefühl gut, als Eltern in so einer Situation keine falschen Entscheidungen treffen zu wollen. Auch das Abwägen, ob den Fachpersonen/Lehrern/ Ärzten zu trauen ist, kenne ich gut. Wir sind nach der ersten Diagnostik auch noch einmal zu einem zweiten KJP gegangen, gegen eine Zweitmeinung spricht nichts. Wenn es dann aber wieder heißt: ADHS, solltet ihr handeln. ADHS ist ernst zu nehmen. Die Fälle, in denen sich das ADHS dann irgendwann „verwachsen“ hat (weil man als Erwachsene*r ganz ok im Leben zurecht kommt) sind dann doch häufig durch eine lange Leidensgeschichte in Schul- und Jugendzeit erkauft und dann ja letztlich auch Glückssache.

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Hallo,

ADHS ist eine sehr häufige Störung, d. h. eine falsch-positive Diagnose kommt vor, aber nicht so häufig wie manche Leute denken.

Ein Kind, das „Grenzen testen will“, tut das ja absichtlich. Bei ADHS ist es anders, der Betroffene hat sich nicht im Griff. Ein ADHS-Kind will seine Umgebung nicht ärgern, sondern ist oft sehr unglücklich dass es so ist. Auch wenn es manchmal nicht so aussieht.

Die Diagnostiker schauen ja auch, ob ein Verhalten über längere Zeit vorhanden ist oder nur in bestimmten Situationen. Da es im Kindergarten schon Auffälligkeiten gab, liegt es schon mal nicht an der Schule.

Das Nebenwirkungsrisiko der Medikamente ist nicht größer, wenn jemand keine ADHS hat. Man würde nur logischerweise keine Wirkung feststellen. Andersherum widerlegt eine (anfängliche) Nichtwirkung nicht die ADHS-Diagnose.

Jede psychiatrische Diagnose ist vorläufig. Wobei die Frage meist nicht ist, ADHS ja oder nein, sondern ADHS und was noch? Wenn man (hoffentlich) ein Medikament und eine Dosis findet, das gut wirkt, kann man sehen welche nichtmedikamentösen Hilfen das Kind noch bekommen sollte. Und alle nichtmedikamentösen Hilfen - Ergotherapien, Elterntrainings, Absprachen mit Lehrer/innen sind ziemlich fruchtlos ohne medikamentöse Unterstützung, können mit dann aber viel besser greifen.

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Im schlimmsten Fall Depressionen, Zraumatisierung etc.
Sicher massive Probleme mit dem Selbstwertgefühl weil er oder sie sich ja NIE oder nur selten gesellschaftlich akzeptiert fühlt…

Das ständige Gefühl nicht richtig oder nicht gut genug zu sein und zu stören ist einfach nicht förderlich für ein gesundes Selbstwertgefühl.

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@Wibbi Ich bin jetzt nicht sicher, ob ich deine Antwort richtig verstehe.

Tascha fragte:

und du antwortest

Ich vermute, du meinst das Gegenteil - wird ein ADHS nicht ernst genommen und angemessen behandelt, drohen oben genannte Folgen.

Oder willst du wirklich sagen, dass das die Folgen sind, wenn ein Kind ohne ADHS Medikamente bekommt??

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Richtigvdas wollte ich sagen, aaaber zum Ernst nehmen gehört eben auch eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema Medikation !

…und uch erlebe zu viele, die aus Angst vor Medikation sich damit gar nicht erst auseinandersetzen und da führ die Angst der Eltern zum Leid der Kinder!

… und das fände ich echt schade!

Wobei ich niemandem unterstellen will dass das bewusst gemacht wird…

Liebe Grüße

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Dann bin ich ja beruhigt. :adxs_wub:

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Uppsala da hatte ich glaube ich was falsch gelesen…


Ich hatte es tatsächlich wie du schreibst anders rum gelesen…

Sorry!

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Wenn der Vater bestätigt ADHS hat und dein Sohn solche Verhaltensweisen zeigt, ist es sehr, sehr wahrscheinlich, dass er es hat.
Ich hatte genau solche „Probleme“ früher und es hieß immer, ich habe ja so viel Potential, ich würde es halt nur nicht ausschöpfen. Bloß - Überraschung - lag das nicht dran, dass ich einfach Bock auf Stress hatte, sondern eben am nicht erkannten ADHS. Bitte, bitte informiere dich abseits von Horrorreportagen aus den 90ern über „Zappelphillips“, die mit Ritalin „ruhig gestellt“ werden und zu Zombies werden oder über Eltern, sie sich halt einfach nicht mit ihrem Kind auseinandersetzen wollen und die Diagnose als „einfache Lösung“ vorziehen. Wie viele schon sagten: Die Forschung ist da mittlerweile SO viel weiter als noch vor dreißig Jahren, aber diese Stigmata aus der Zeit inklusive Falschinformationen halten sich leider unfassbar hartnäckig.
ADHS ist eine reale Krankheit/Stoffwechselstörung im Gehirn, die man (in meinen Augen) schlecht mit Tees oder Ernährung ausgleichen kann. Man KANN wirklich oft nicht anders und ich hätte das auch nicht geglaubt, bevor ich den Vergleich mit den Medis hatte.
Dein Kind ist nicht falsch und nicht dumm und nicht „zu viel“, aber unbehandelt kann das wirklich das Selbstwertgefühl komplett zerstören. Mehr als ausprobieren kannst du ja nicht, aber vllt helfen die Medikamente und erleichtern ihm das Leben. Wichtig ist ja, dass dein Sohn versteht, dass er ok und gut ist SO WIE ER IST, aber dass dieser Dopaminmangel einen einfach manchmal daran hindert zuzuhören, abzuwarten, bei der Sache zu bleiben usw. Und es erschwert bzw. verhindert teilweise die emotionale Regulation. Das ist keine Charakterschwäche, sondern ADHS und er kann da eben nichts für, wenn er aneckt. Wünsch dir und deinem Sohn alles Gute!

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Und auch: So ne Diagnose kriegt man ja, weil man Verhaltensweisen aufweist, die wenn sie vllt in anderer Häufigkeit, Intensität oder eben unabhängig voneinander auftreten, „normal“ sind, aber auf eine Art und Weise auftreten, dass sie diesen Krankheitswert, ADHS, erreichen. Das ist kein Zertifikat dafür, dass jemand „besonders doof“ ist oder es „besonders schlimm“, weil man dann ADHS hat. Problematisch ist in meinen Augen eher die massive gesellschaftliche Stigmatisierung, die da stattfindet, die teils grottige Behandlung, fehlende Therapieplätze und fehlendes gut ausgebildetes Personal, was dazu führt, dass Menschen lieber vermeiden wollen, dass sie oder ihre Kinder „so was“ haben könnten. Weil es sich schlimm anfühlt. ADHS ist aber per se nichts Schlimmes, hat durchaus auch schöne und charmante Seiten. Das Gehirn tickt halt anders. Man benötigt aber Verständnis für sich selbst und entsprechende Begleitung, um in so ner Welt wie unseren damit gut klarkommen zu können. Das denke ich darüber. :smiley:

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