Lies Dich in Ruhe durch die Beiträge hier. Ich bin mir sicher, dass Du noch einiges finden wirst, was Dich überrascht. 
Nicht drängen und nicht „totquatschen“. Das kann auch erst mal erschreckend sein, wenn man realisiert, dass man selbst auch betroffen sein könnte. Dann braucht es Zeit, um sich langsam an den Gedanken zu gewöhnen und heranzutasten. Ich hatte meinen Mann recht schnell im Verdacht, aber er wollte auch nichts mehr davon hören, als er sich in einigen Punkten selbst wiedererkannt hat. Hat ne Weile gedauert, bis er dann doch mal nachgefragt hat. So ganz kann er sich halt auch nicht entziehen, wenn 3 von 4 in der Familie nach und nach ihre Diagnose bekommen. 
Inzwischen ist er sich sicher, dass er auch ADHS hat (ohne Hyperaktivität), will aber keine Diagnostik machen, weil er die Medikamente für sich ablehnt. Das ist seine Entscheidung. Da rede ich ihm auch nicht rein. Aber er ist viel nachsichtiger mit den Kindern, mir und sich selbst geworden, wenn ADHS mal wieder verhindert hat, dass etwas so läuft, wie es laufen sollte.
Was für ein Vollhorst. 
Lass mich raten: Alter weißer Mann?
Traurig, dass bei dem als Facharzt(!) immer noch nicht angekommen ist, dass es ADHS auch „ohne H“ gibt. Das ist ja nun keine Neuigkeit mehr. Und dass auch die „mit H“ in der Lage sind, sich mal 5 Minuten zusammenzureißen - insbesondere, wenn es gerade eine neue, spannende Situation ist, sollte ein Facharzt durchaus auch wissen.
Die Konzentrationsstörungen zeigen sich nicht der Hyperaktivität. Das sind zwei völlig verschiedene Symptome. „Kann still sitzen“ ist nicht gleichzusetzen mit „kann sich konzentrieren“ - und genau so wenig umgekehrt. Nicht still sitzen können, ist Hyperaktivität. Konzentrationsstörung ist, nicht beim Thema oder bei einer Tätigkeit bleiben zu können. Mit den Gedanken woanders hin zu wandern, statt zuzuhören. Träumen, aus dem Fenster schauen, malen, quatschen, Blödsinn machen… statt dem Lehrer (oder den Eltern) zuzuhören.
Konzentrationsstörung heißt aber nicht, dass sich ADHSler überhaupt nicht konzentrieren können. Wenn ein Thema spannend ist und sie begeistert, dann können sie sich sehr gut konzentrieren. Oft viel zu gut - weil sie dann tief in ihrer Tätigkeit versunken sind und alles um sich herum vergessen (auch essen, schlafen, aufs Klo gehen…). Das nennt man dann Hyperfocus. In dem Zustand verliert man auch die Körperwahrnehmung und merkt nicht, dass man Hunger hat, die Blase voll ist, man müde ist… Wenn man da unvermittelt rausgerissen wird, reagiert man oft sauer und kann auch „explodieren“.
Wenn Dein Sohn also 3 Stunden ohne Pause voll konzentriert mit Lego spielen kann und Dich dann anpampt, weil Du ihn zum Essen holst, dann ist das kein Anzeichen gegen ADHS, sondern dafür. So ein Hyperfocus ist extrem anstrengend. Aber das merkt man erst, nachdem man wieder in der realen Welt angekommen ist. Dann muss man plötzlich sofort aufs Klo, am besten direkt mit irgendwas zu Essen in der einen Hand und ner Flasche Cola in der anderen, die man sich auf den 5 Metern bis ins Bad reinschüttet.
So wie ich das lese, hat Dein Sohn doch Probleme in allen Bereichen (Schule, Familie, soziale Kontakte). „Alle Bereiche“ heißt nicht „immer“, sondern nur, dass eben alle Lebensbereiche betroffen sind. Die müssen auch nicht alle gleich stark betroffen sein und nicht jedes Symptom muss in jedem Bereich zu Problemen führen.
Versucht es auf jeden Fall weiter! Aus eigener Erfahrung und auch aus dem, was ich hier im Forum lese, haben es besonders die „Nichthyperaktiven“ schwer, ihre Diagnose zu bekommen.