ADHS langfristig ohne Medikamente behandeln

Hat jemand von euch nachhaltig und langfristig sein ADHS ohne Medikamente in den Griff bekommen?

Ich hab hauptsächlich Probleme mit Prokrastination, Finanzen und Ernährung/Übergewicht.

Ich habe Medikinet probiert, kriege dadurch aber Panik, und will am liebsten ohne Medikamente klar kommen, bin jetzt seit ca. 4 Wochen in Ergotherapie und Psychotherapeuten suche läuft auf Hochtouren…

Ich würde mich wahnsinnig über Erfahrungen von Behandlungen OHNE Medikamente freuen, oder alternative Behandlungsmethoden :slight_smile:

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Ich glaube @Abrissbirne macht es wie ich ohne ADXS-Medikamente. Wir sind aber auch schon älter.

In den Griff? Neee, du.
Aber mit viel Selbstdisziplin und Akzeptanz, dass wir anders sind, geht es so knirsch. Nur, ich bin schon in Rente. Da sind die Modalitäten anders.

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Ich bin 23, arbeite Vollzeit :smiling_face_with_tear:

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Also es gibt Betroffene die das schaffen. Die sind aber sehr diszipliniert und machen halt den Ausgleich sehr sehr stark. Sprich je nach Ausprägung und Möglichkeiten kann das bestimmt gehen.
Ich für mich sehe das so und so. Es gibt Tage da geht es mit weniger aber auch Tage da würde es gar nicht gehen.

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Bei mir ging’s 46 Jahre ohne. Aber der Preis war hoch. Zahlreiche Jobwechsel, weil es mir immer zu langweilig wurde, oft habe ich mich damit finanziell sogar verschlechtert, statt verbessert.

Ich hatte ein paar echt tolle Jobs, für die ich aber nach der anfänglichen Euphorie irgendwann nicht mehr die Disziplin aufrechterhalten konnte. Dann hab ich mir was anderes gesucht. Was meiner Karriere definitiv nicht geholfen hat.

Dann ging es irgendwann nicht mehr. Mit 46 ist man nicht mehr ganz oben in der Liste der gesuchten Mitarbeiter in der HR-Abteilung. Überhaupt, wenn man einen zwar schillernden, aber nicht sehr geradlinigen Lebenslauf vorlegt.

Und da bin ich eher zufällig über meine ADHS gestolpert. Die Erkenntnisse daraus, warum mein Leben eben so chaotisch ist, wie es ist, und die Akzeptanz haben schon viel gewirkt. Mit den Medikamenten kann ich nun auch die Dinge erledigen, die mir die Arbeit immer so verleidet haben. Ich finde sie eine Bereicherung.

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Wenn du hier etwas runterscrollst, kommt ein Inhaltsverzeichnis, wo auch nichtmedikamentöse Behandlungsformen beschrieben werden:

Ansonsten vielleicht hier noch einige Anregungen, womit es im Alltag besser klappen könnte.

Unter dem ersten Beitrag in „Beliebte Links“ gibts noch mehr:

https://adhs-forum.adxs.org/t/hilfreiche-apps-bei-adxs/9813

Für mich kommt eine nicht-medikamentöse Behandlung leider nicht infrage.

Habe jahrelang ohne Diagnose herumgedümpelt, Angstlöser und Antidepressiva geschluckt und am Ende hat nichts ausreichend geholfen.

Es gab sicher auch mal kurze, gute Phasen mit positiven Schüben und voller Motivation… um am Ende doch immer wieder einzubrechen und Sachen nicht durchziehen zu können.

Das klappt mit Medikation schon viel viel besser und die hat auch enorm bei Angststörung und Depression geholfen.

Früher verglichen mit heute - dazwischen liegen Welten. Auch emotionale Hürden lassen sich so wesentlich besser bewältigen und vor allem mal bearbeiten, statt sie, wie früher, nur wegzudrücken.

Aber Hut ab, wer so viel Disziplin aufbringen kann und es ohne Medikation schafft, das dann auch dauerhaft durchzuziehen :adxs_daumen:

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Ich hab meine Diagnose erst seit sechs Monaten, bin also vorher 52 Jahre ohne Medikation durchs Leben gegangen oder eher gestolpert :wink:
Zumindest ohne ADHS Medikation, muss ich dazu sagen, denn ich bin schon seit sehr langer Zeit wegen meiner Probleme in Psychotherapie, sowohl ambulant als auch stationär und auch Medikamentöser Behandlung.
Am besten ging es mir unter Bupropion, also auch einem Nor Adrenalin- dopamin- Wiederaufnahme Hemmer.
In der Zeit habe ich sehr, sehr viel Sport gemacht und ich glaube, das war es letztlich, was mir geholfen hat und nicht das Medikament an sich
Ob ich ohne das Bupropion so viel Sport gemacht hätte, ist allerdings eine andere Geschichte.
Generell ist mein Kenntnisstand, dass Sport eben nach entsprechender Medikation die beste effektstärke hat
Aber dazu muss man sich erst mal aufraffen können, dass ist daran der Haken…
:see_no_evil:

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Ich weiß nicht wie, aber es war nach einer Trennung.

Da meldete ich mich in einem Fitnessstudio an und ging tatsächlich über einen Zeitraum von 6 Monaten oder so fast täglich hin.

Hatte dadurch 35kg weg und fühlte mich echt supi.

Dann brach es wieder ein und wurde immer weniger. Hatte das Abo jahrelang nicht gekündigt, weil ich immer Hoffnung hatte, wegen des Geldes doch irgendwann wieder hinzugehen.

Pustekuchen… bis die mich nach Jahren anriefen, ob ich das Abo noch bräuchte, weil das mega alt und günstig war und die Karteileichen loswerden wollten. Dann habe ich gekündigt :laughing:

So ungefähr liefs auch in einigen anderen Bereichen meines Lebens.
Feuer und Flamme… hochmotiviert… peng… schleifen lassen bis Abbruch :roll_eyes:

Aber durch den medikamentösen Dopaminausgleich läuft das Belohnungs- und Motivationszentrum echt besser. Da kommt der Impuls, sich etwas gutes zu tun, viel häufiger und seitdem auch dauerhaft. Ich bin gerade ziemlich glücklich darüber und seit Wechsel von AMP zu MPH noch mal mehr :adxs_wub:

Geheiligt seien diese Heinzelmännchen, die diese klitzekleinen Mini-Wunderkügelchen in Kapseln verpacken und in meiner Apotheke hinterlegen :pray:

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Ich glaube ich würde weitere Medikamente testen ob du doch noch eines verträgst und dann schauen ob der alternative Weg doch geht, dann hast du im besten Falle Beide Optionen, die dir zur Verfügung stehen und musst das Thema nicht noch mal neu angehen falls es irgendwann doch noch notwendig ist.

Du kannst natürlich hier auch berichten wie du eindosiert hast und was deine Dosis war und wann die Nebenwirkungen auftraten , vielleicht können wir auch da helfen .

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Hallo @Hypoborea stimmt, ich habe seit Corona keine Medikamente mehr genommen, beabsichtigte aber mir neu bald wieder Concerta verschreiben zu lassen, zumindest wenn meine Psychiaterin und Psychologin damit einverstanden sind, weil sie denken das ich gesundheitlich fit dafür bin, muss mich dann natürlich erst noch mal auf Herz und Nieren durch checken lassen.
Bis jetzt bin ich zwar schon einigermassen gut ohne Concerta zurecht gekommen, weil ich bin ja eine alte Kämpferin, und vorher ging es ja schliesslich fast 50 Jahre auch ohne Concerta.
Aber eben, wie gesagt, ich musste immer kämpfen, und im Gegensatz mit Concerta, war mein Leben ein bisschen leichter.
Und nun denke ich mir das ich das mit dem Concerta noch mal probieren will, bemühe mich deshalb aktuell wieder Kontakt mit einem Psychiaterin und einer Psychotherapeutin herzustellen.
Was ich allerdings nicht mehr möchte ist wieder das Venlafaxin zu nehmen, dass möchte ich auf keinen Fall, da ich nicht mehr stark depressiv bin, ist das zum Glück sowieso nicht mehr nötig das ich Antidepressia brauche.
Wie auch immer, jedenfalls hoffe ich das ich das Concerta wieder nehmen kann, weil ich halt echt mit meinem verminderten Antrieb und meinen alten Symtomen am „kämpfen“ bin.

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Ich habe meine Diagnose mit 53 bekommen jetzt bin ich 56.
Habe mein Leben ohne Medis durchgestanden und habe mich immer gewundert warum ich abends so erledigt war.
Ich habe 2 erwachsene Kinder und bis zu meinem 31 Lebensjahr Vollzeit gearbeitet
Mit den Kindern dann 25 Stunden in der Woche neben dem Haushalt.
Bevor ich meine Kinder bekommen hatte wäre das ohne Medis durchaus möglich gewesen.
Oder wenn ich Hausfrau gewesen wäre aber 3 Kinder Job und Haushalt würde ich keinem ohne Medis empfehlen,der 10 Jahre vor der Rente nicht durch einen Burn Out arbeitslos werden will,

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Der Satz hat mich gerade ein bisschen ins grübeln gebracht
Wir gehen bei der Medikation, so lese ich es zumindest oft hier aus den Beiträgen, meistens davon aus, dass wir sie brauchen, um zu „funktionieren“, wie „normale Menschen“

Also, um Leistungen zu vollbringen, von denen wir glauben, sie erbringen zu müssen
Mir fällt das auch deutlich leichter damit und meine Probleme im Beruf waren auch mein Hauptgrund, damit anzufangen.

Aber ich frage mich ein bisschen, wie das eigentlich mit dem privaten Bereich aussieht
Damit meine ich das Leben außerhalb von Verpflichtungen wie Job, Haushalt oder Familie

Okay, da bin ich auch verpeilt, vergesse Geburtstage oder Ähnliches, wenn ich sie mir nicht aufschreibe
Aber es steckt wesentlich weniger Druck dahinter und ich denke manchmal, wenn ich nicht arbeiten müsste, käme ich auch ohne Medikamente aus

Wie ist das bei euch?

Ist die erste Motivation, um ADHS Medikamente zu nehmen, zu „funktionieren“?

Oder steigert die Einnahme auch darüber hinaus die Lebensqualität?

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Warum ist es dir so wichtig, mit deinem ADHS ohne Medikamente auszukommen? Seit wann bist du diagnostiziert? Welche Vorstellung hast du, dass dir Psycho- und Ergotherapie oder andere nichtmedikamentöse Therapien besser helfen als (auch) Medikamente? Und ich kenne ergo als Therapie im Alltag gar nicht, nur aus Kliniken, wie läuft das ab, was machst du da? Wie läuft das mit der Verschreibung und von wem kam der Vorschlag?

Ich wurde in meinen 30ern diagnostiziert und nutze jetzt Elvanse, nachdem ich mit Medikinet nicht zufrieden war. Davor hatte ich schon einige Antidepressiva probiert und musste viele wegen der Nebenwirkungen absetzen. Mittlerweile habe ich eines, mit dem ich gut klarkomme. Ich hatte schon vor meiner Diagnose mit ADHS Psychotherapie, seitdem aber auch. Die Psychotherapie hilft mir, wobei ich nur sagen kann, dass sie anders hilft als Medikamente, ich kann die beiden Therapieformen nicht mit besser/schlechter vergleichen. Sie ergänzen sich.
Natürlich ist es schwer zu sagen, ob mein Leben anders gelaufen wäre, wenn ich schon früher Medikamente genommen hätte. Ich bin mir aber tatsächlich ziemlich sicher, dass ich weniger beschissene Zeiten gehabt hätte, weniger stark depressive Phasen, weniger Probleme im Studium und mir dadurch beruflich mehr zugetraut hätte und dadurch mehr verdient hätte und weniger gesundheitliche Probleme durch meine Arbeit gehabt hätte. Also insgesamt vermute ich, dass ich mir viel Stress erspart hätte, der sich in den letzten Jahren eindeutig in meiner Gesundheit niedergeschlagen hat, was vielleicht meine berufliche Zukunft unsicher macht. Ich verstehe, dass es schwierig ist mit Medikamenten, wenn man schon eine negative Erfahrung hat. Aber ich würde dennoch empfehlen das nochmal mit einer Psychiaterin abzusprechen und Alternativen auszuprobieren.

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Ich bin noch recht frisch bei elvanse dabei, und bei mir ist es zur Zeit aufgrund besonderer Umstände, auf die ich hier nicht weiter eingehen will, nicht so einfach, die Wirkung zu merken, von daher will ich noch abwarten.

Ich erwarte nicht generell in meiner Freizeit funktionieren zu müssen, aber ich erhoffe mir von der medikation, dass ich gewisse Aufgaben im privaten besser erledigen kann (Haushalt zb), sodass ich meine Freizeit entspannter nutzen kann für schöne Sachen und zur Erholung. Ansonsten besteht es sehr viel aus prokrastination, Schuldgefühlen, unnötigen Überlegungen und das alles frisst ja auch wieder Zeit und Energie. Noch nehme ich es durch, wobei ich es demnächst an Tagen ohne besondere Aufgaben absetzen will.

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Schreibe später um muss erst mal das Essen in den Ofen schieben

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Liebe @Minzli
Also bei mir war es ja eigentlich genau umgekehrt, heisst auf der Arbeit habe ich immer besser „funktioniert“ als Zuhause, oder eben dort was man als Privatleben bezeichnet.

Denn bei der Arbeit ist im Normalfall alles strukturiert und sozusagen durchgetaktet, es gibt Dienstpläne und eine Arbeit die einem zugeteilt ist die innerhalb eines vorgesteckten Zeitplan erreicht werden muss.

Während man zuhause alles alleine organisieren und planen muss, dort ist niemand der einem Quasi seinen Dienstplan schreibt, oder kontrolliert ob alles erledigt worden ist was gemacht werden muss.

Von daher ist bei mir wie gesagt schon immer genau das Gegenteil der Fall, ich brauche meine Adhs Medikamente eigentlich ehr im Privatleben statt im Arbeitsleben.

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Gut hat es bei mir funktioniert als ich alleine in meiner ersten Wohnung gewohnt habe.
Ich hätte meine Ordnung und Struktur in meiner Wohnung .
Ich hätte weniger gute Freunde deren Geburtstage ich meinem Kalender notiert habe wo ich auch akribisch jeden wichtigen Termin notiert habe.

Essen war mir nicht so wichtig Hauptsache Gesund und schnell zubereitet,daher hatte ich alle Rezepte die ich brauche im Kopf.
Ich hätte auch immer weniger Probleme mit der Prokastination oder dem vergessen von Terminen.

Mein Hauptproblem war und ist die Überlassung weil ich alles penibelst genau und möglichst perfekt machen will und auch nicht so wirklich Dinge die gemacht werden müssen liegen lassen kann .

Damals war ich eher manchmal ziemlich erschlagen nach der Arbeit nach wirklich anstrengenden Tagen im Sommer weil es heiß war oder wenn auf der Arbeit viel zu tun war und ich meine Periode hatte ,dann habe ich oft erst als ich Zuhause war bemerkt das ich wieder mal Migräne hatte und um 19:00 Uhr im Bett verschwunden bin.
In meinem Job musste ich häufig viele Dinge gleichzeitig erledigen,daher hätte mir das Medikament geholfen etwas langsamer zu arbeiten .

Arbeit verteilen konnte und kann ich immer noch sehr schlecht.
Damals war ich auch in allen Dingen sehr schnell klar habe ich auch häufiger mal Dinge verlegt oder Termine vergessen.

Mit den Kindern wurde es dann erst so richtig stressig,da ich gemerkt habe für mehrere Personen denken das überfordert mich maßlos.

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Also mir tut die Wirkung der Medikation auch gut wenn ich länger frei habe. Auch wenn ich nicht arbeiten müsste würde ich wohl die Medikamente weiternehmen.

Mir geht es bei der Medikation um Lebensqualität und dass einige Dinge besser funktionieren, was mir sehr gut tut.

Ich nehme es aber nicht um zu funktionieren, weil ich muss trotz Medikation für Ruhe und Ausgleich sorgen.

Ich leiste durch die Medikation nicht unbedingt mehr aber ich brenne nicht so aus und fühle mich wohler und habe dass Gefühl wenigstens etwas mehr im Griff zu haben.

Ich nehme es ja auch viel wegen der Reizüberflutung und Gedankenüberfluss und das habe ich alleine in tiefster Natur auch.

Ich komme durch die Medikation besser auf der Arbeit klar , in einem Job den ich wirklich gerne machen aber ich musste trotzdem meine Arbeitszeit reduzieren. Ich würde Vollzeit auch trotz Medikation nicht mehr hinbekommen.

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Ich glaube auch, ohne Medikamente, die unsere „Hardware“ verändern, läuft die „Software“ immer im falschen Modus, und wir sind im „Datenüberlauf“ und Dauerbelastet, dümpeln vor uns hin, und drehen immer die gleichen Kreise.
Auch und wie beschrieben, in Situationen ohne äussere Struktur.
Und wenn wir mehr gebacken bekommen, steigt auch das Selbstgefühl und die Lebensqualität.

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Ist bei mir exakt genauso. In der Freizeit, sprich Familie, Termine, toDo’s sind die Symptome deutlich stärker ausgeprägt.
Die Erklärung dafür hast du sehr gut formuliert.
Ich brauche daher auf der Arbeit weniger Medikation als in der Freizeit…ist echt paradox.

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