ADHS Medikamente bei Cannabis/Alkohol Sucht

Hallo liebe Alle,

mein Bruder (Alkohol und Cannabis Suchtgeschichte) hat endlich seine ADHS Diagnose und würde gerne Medikamente probieren (:partying_face:).

Sein Therapeut sagt allerdings, er dürfe sie erst anfangen, wenn er Alkohol und Cannabis im Griff hat. Ohne mich zu sehr mit Sucht auszukennen ist das nach meinem Gefühl der falsche Ansatz, ich kann mir vorstellen, dass die Medis ja grade damit helfen würden.

Habt ihr Erfahrung in der Richtung? Und welche Medikation hat euch geholfen?

Ich versuche meinem Bruder mit der Recherche etwas zu unterstützen da ihn das überfordert (Überraschung :upside_down_face:!)

Danke für eure Zeit und Gedanken! :two_hearts:

Deine Recherche wird nichts nutzen wenn du nicht dann gleich auch noch einen anderen Arzt auftust, der diesen Weg mitgehen würde, sprich Adhs Medikamente bereit ist zu verordnen.

Du eirst den Arzt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht umgestimmt bekommen und so lange er dort bleibt ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß dieser Arzt bei seiner Meinung bleibt ggf. auch sauer oder schroff reagieren könnte wenn man ihn nervt bzw. versucht eueren Wunsch umzusetzen und er soll das dann verordnen.

Das ist dir bewußt, das viele Ärzte eine Meinung/ Haltung haben und es leider nicht mögen wenn man zu deutlich sagt was man möchte und je nach Region wenig bis keine Alternativen im vertretbaren Umkreis gibt und wenn es oft das Problem ist, daß sie keine Neupatienten aufnehmen.

Lasst ihr das außer Acht läßt könnte das unangenehm bis hin, daß es keinen Arzt gibt der Stimulanzien verschreibt. Sowas kann auf Grund von Facharztmangel überraschend blöd werden → MUß NICHT, ABER ZUMINDEST MITBEDENKEN, denn ich denke ihr kennt den Arzt nicht gut und müßtet ihn ja einschätzen/ einschätzen können…

Danke für deine Antwort.

Die Medikation verschreibt ein Psychiater, nicht der Therapeut. Als Vorbereitung für den Termin beim Psychiater wollte ich nach euren Erfahrungen fragen und rausfinden ob das die “gängige” Praxis ist mit dem verschreiben der Medis nur wenn man komplett clean ist.

Bisher habe ich noch ein bisschen auf ADXS.org gelesen und prinzipiell sollte wohl Konsum von Alkohol und Cannabis einer Medikation nicht im Wege stehen. Er will ja von Alkohol und Cannabis loskommen, ist nur die Frage ob er das ohne die Medis hinbekommt.

“Bei akutem THC oder Alkohol-Substanzmissbrauch ohne akute Amphetamin-Sucht halten wir das Risiko, dass ein Betroffener versucht, verschriebene Stimulanzien als Droge zu missbrauchen, für sehr gering.
Bei einem Entzug von dopaminergen Drogen kann eine Stimulanziengabe helfen, die Entzugssymptome abzulindern und dem Rückfall vorzubeugen.”

Hallo l1si,

jede Psychiaterin hat seine „gängige Praxis“. Die Missbrauchsgefahr ist nur ein Aspekt, der da zu beachten ist.

Ich habe glücklicherweise keine eigenen Suchterfahrungen. Soweit ich es mitbekomme, ist das Abstinent Bleiben schwerer als das Abstinent Werden. Beim Dranbleiben können die Stimulanzien in der richtigen Dosis sicher eine Hilfe sein, und die hätte er dann ja wenn es darauf ankommt.

Ob die Abstinenz selbst Vorbedingung für die Verordnung von Stimulanzien sein sollte, ist jetzt die Frage. Wenn sich jemand gar nicht vorstellen kann, ohne Stimulanzienbehandlung von den Suchtstoffen loszukommen, woher weiß er denn dann, ob er es mit schaffen wird? Ich kann mir schon vorstellen, dass manche Ärztinnen sich darauf nicht einlassen möchten.

In Bezug auf Cannabis gibt es verschiedene Meinungen und hier im Forum einen langen Thread, guck mal hier

In Bezug auf Alkohol ist es vermutlich noch schwieriger, weil sich Stimulanzien und Alkohol eigentlich gar nicht vertragen!

Ich habe mit dem Alkohol trinken sehr bald nach meinem Beginn mit Ritalin (2003) vollständig aufgehört, weil ich Alkohol seitdem als sehr unangenehm empfand. Ich hatte allerdings auch vorher nur wenige Male im Jahr (!) überhaupt Alkohol getrunken, daher fiel es mir auch nicht schwer, das wird bei deinem Bruder natürlich anders sein.

Je nachdem wie aufgeschlossen sein arzt im Hinblick auf Infos durch Patienten ist, dieser Podcast richtet sich eigentlich an Ärzt_innen, ist aber auch für Betroffene interessant:

ADHS: Kein Grund zur Panik!: ADHS und Sucht
Webseite der Episode: ADHS und Sucht - ADHS: Kein Grund zur Panik! - Podcast
Mediendatei: https://audio.podigee-cdn.net/1757406-m-d2e89eeeb630b16cb361ea0d1290d743.mp3?source=feed

Es wird da ganz klar angesprochen, dass eine gute ADHS Therapie zentral wichtig ist, um die Sucht erfolgreich und nachhaltig behandeln zu können.

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Hier noch der Spotify Link

Hey, magst du nochmal ein bisschen genauer beschreiben, wie die “Suchtgeschichte” aussieht? Konsumiert er aktuell unkontrolliert beides? Das wäre sicherlich schwierig für die Verordnung, da wäre auch eine Überlegung, ob Entzug und Eindosierung stationär erfolgen sollte.

Wenn er aber aktuell ein moderates Konsummuster hat und vielleicht auch mal eine Weile mehr oder weniger verzichten kann, sind die Chancen schon viel besser. Ist dann ja auch immer die Frage, wie genau man das beim Arzt darstellt… Ein bisschen verharmlosen würde ich schon, aber nur wenn es wirklich einigermaßen kontrolliert ist.

Eine befreundete Psychotherapeutin empfiehlt bei ADHS und Suchtvorgeschichte mit Amphetaminen Bupropion statt Stimulanzien. Das mindert die ADHS Symptomatik und gleichzeitig auch den Suchtdruck.

Liebe Grüße

Es gibt genug Ärzte die durchaus 10Jahre ckean sein voraussetzen, andere testen sowas a n anderen suchtgefährlichen Medikamenten und andere unterstützen recht schnell.

Jeder Arzt hat seine Vorstellungen und Regeln so daß es auf den Arzt ankommt…

Er muß sowas verschreiben und verantworten und ich weiß auch nicht warum das so unterschiedlich ist ob Erfahrung? ob durch die Ausbildung im Hörsaal und im Stationsalltag oder was da einen Ausschlag gibt

Hallo und herzlich willkommen,

das kann schief gehen, nämlich dass weder das eine noch das andere passiert. Bupropion hat eine Zulassung als Antidepressivum und zur Tabakentwöhnung.

Ist denn Tabakabhängigkeit die gemeinte „Suchtvorgeschichte“?

So unplausibel ist das nicht, schließlich ist Tabak der Suchtstoff, der mit Abstand die meisten Menschen tötet.

Aber wie auch immer: Die wirksam(st)en Medikamente den am stärksten betroffenen ADHS-lern vorzuenthalten, ergibt für mich keinen Sinn.

Hallo,

ich würde einen Arzt für Suchtmedizin aufsuchen, der kann dann z.B. deinem Bruder Clonidin verschreiben das gegen Alkohlsucht helfen soll. Clonidin wird auf Privatrezept für ADHS eingesetzt, es ist bei normalen Hausärtzen eher unbekannt aber ein Suchtmedziner kennt es.