Nun ist es auch bei mir an der Zeit mich über die ADHS Medikamente zu informieren. Leider ist das für jemanden der seine Diagnose erst seit ein - zwei Wochen hat sehr kompliziert. Lateinische Fachbegriffe, Medikamentenwirkstoffe, Abkürzungen, da steigt jemand wie ich der von tuten und blasen keine Ahnung hat einfach nicht mehr durch.
Es wäre sehr schön wenn wir hier ein Thema machen könnten wo ADHS-Medikamente einfach für Dummies erklärt wird. Wie diese gelben Bücher, kennt ihr die?
Möglichst ohne große Fachwörter, Abkürzungen und viel zu komplizierten Wirkstoff Zusammensetzungen
Das wäre schön, damit mir der Einstieg leichter fällt und ich nicht erschlagen werde mit einem (gefühlt) halben Medizinstudium.
Ich würde gerne ganz leicht erklärt haben:
Welche ADHS Medikamente gibt es?
Welche ADHS Medikamente gehören zu welcher Wirkstoffgruppe?
Was sind die Vor und Nachteile der jeweiligen Medikamente?
Muss zu einen dieser Medikamente was bestimmtes beachtet werden? (Mit Nahrung einnehmen ect.)
Wie hoch sind ungefähr die Einstiegsmedikation? Zur Orientierung! (5mg, 10mg, ect?)
Verträgt sich eins dieser Medikamente nicht mit einer anderen Psychischen Krankheit? (Zb. Depression, Persönlichkeitsstörungen ect)
Sonstiges. Vielleicht ein kurzer Abriss der eigenen Erfahrung mit einem dieser Medikamente.
Danke das wäre total lieb und würde mir wirklich weiter helfen als mich im Internet durch zig Artikel zu blättern, die mich am Ende eher noch mehr verwirren als mir Antworten zu geben!
Puh okay, ich versuche es mal und beziehe mich nur auf 1. Wahl Medikation mit Stimulanzien…
Vielleicht kann wer anders noch was zu Bupropion, Atomoxetin etc. schreiben und mich ggf. korrigieren!
Für Erwachsene sind folgende Medikamente zugelassen:
Im Prinzip ist es individuell, was für dich passt. Auch die Wirklänge kann variieren.
Aber wichtig zu wissen ist:
Medikinet Adult muss als einziges Medikament mit Nahrung eingenommen werden
Medikinet Adult und Ritalin Adult wirken im Schnitt 6 Stunden, man nimmt also in der Regel 2 Dosen am Tag
Concerta soll bis zu 12 Stunden wirken (also 1x am Tag)
Elvanse Adult soll bis zu 14 Stunden wirken (also 1x am Tag)
Laut Leitlinien fängt man mit einem MPH (Methylphenidat) Präparat an und erst dann wird LDX (Lisdexamfetamin) probiert
Da kann sicher wer anders mehr zu sagen, ich weiß nur:
Medikinet Adult und Ritalin Adult startet man meist mit 10mg. Elvanse Adult meist mit 30mg.
Es kommt auf die Erkrankung an. Probleme können auftreten bei Tic-Störungen inkl. Tourette (Verschlimmerung der Symptomatik, aber z.B. bei meiner Schwester war es eine Verbesserung!), bei wahnhaften Störungen (z.B. Schizophrenie) und einige Menschen aus dem Autismus-Spektrum reagieren empfindlicher auf Stimulanzien und vertragen deshalb niedrigere Dosierungen besser. Und angeblich auch Elvanse besser als MPH.
Ich nehme Ritalin Adult, 40/20. Wichtig zu wissen sind die typischen Nebenwirkungen, die während der Eindosierung auftreten können. Dazu zählt ein erhöhter Puls. Deshalb langsam eindosieren, Tagebuch führen und immer rückwirkend ein paar Tage beurteilen und sich nicht bekloppt machen
Ich habe sehr positive Erfahrungen mit dem Ritalin!
Und in der Eindosierung Koffein (Wo ist der Energy-Drink Emoji für die coolen Kids?) weglassen.
Im wesentlichen die Stimulanzien mit den Wirkstoffen:
Methylphenidat (Ritalin, Medikinet, Concerta).
Lisdexamfetamin (Elvanse)
Stimulanzien wirken ähnlich wie Kaffee immer nur für ein paar Stunden, solange man sie nimmt.
Für Erwachsene sind nur Retardpräparate zugelassen.
Dann gibt es noch Atomoxetin. Das ist ein Spiegelmedikament. Es wirkt dafür quasi Tag und Nacht. Atomoxetin zuist in der Regel aber weniger effektiv und macht mehr Nebenwirkungen als die Stimulanzien.
Alle genannten Medikamente sorgen dafür, dass mehr Dopamin und Noradrenalin zur Verfügung stehen.
Hier findest du unzählige Threads mit den Erfahrungen zu den Medikamenten.
Präparate mit Methylphenidat und lisdexamfetamin sind am besten - letztendlich kommt man aber nicht drumherum selbst auszuprobieren was für einen selbst am besten funktioniert.
Die meisten Ärzte möchten mit Medikinet beginnen weil das in Deutschland als erstes zugelassen war. Medikinet hat allerdings den Nachteil, dass es unbedingt mit dem essen synchronisiert werden muss. Als einzigstes Medikament.
Wahrscheinlich haben wir jetzt auch schon wieder zu viel Text geschrieben
Und Medikinet darf nicht mit Protonenpumepnhemmern (z.B. Pantozol, Omeprazol), die den pH-Wert im Magen verändern, genommen werden, da sich das auf die Retardierung auswirkt. Wurd ich in der Apotheke drauf hingewiesen und nehme daher Ritalin Adult.
@Zoi@Justine und @ulschke Danke euch drei. Das ist jetzt alles erstmal echt viel. Es ist aber sehr informativ. Ich hab etwas Angst vor den Tabletten wenn bei Medikamenten wie Elvanse schon steht man könnte Krampfanfälle bekommen. Wenn ich überlege das ich alleine im Dachgeschoss wo keiner außer mir wohnt und unter mir nur alle schwerhörige Männer und ich dann hier liege ohne Hilfe… Gänsehaut. Als Leitfaden ist das erstmal ganz cool und hilft vielleicht auch anderen langsam rein zu kommen in das ganze Thema. Ich finde es leider nur etwas kompliziert. Das schreckt mich fast schon wieder ab Tabletten anzunehmen wenn echt so eine Raktenwissenschaft aus Wasser plus Tablette gleich einnehmen wird. Hilfe
Ich glaube, du machst dir viel zu viele Gedanken. Krampfanfälle sind bei Elvanse überhaupt nicht aufgeführt und bei Ritalin sehr selten. Ich lese die Nebenwirkungen normalerweise erst, wenn ich meine, eine zu haben, und guck dann nach. Man macht sich doch sonst verrückt.
Sei doch froh, dass du dich nicht mit Antidepressiva auseinander setzen musst… da wird man nämlich gaga
Es gibt: SSRI, SNRI, SSNRI, DRI, SNDRI, MAO-Hemmer, NaSSA, SARI, SRE usw. und zu jeder Gruppe gefühlt 150.000 verschiedene Präparate. (Danke Wikipedia… ähm, nein das wusste ich auswendig natürlich!)
@Zoi@ulschke Danke euch zwei. Ich versuche es einfach mal sollte es soweit sein und versuch mich nicht verrückt zu machen. Zoi du wirst lachen, bei den Antidepressiver kenne ich mich besser aus weil ich da schon ein paar Präperate durch hatte weil ich jedes 2te nicht abkonnte
Ging mir ähnlich, kann dir im Prinzip zu jedem AD einen Erfahrungsbericht schreiben: alle Nebenwirkungen, keine Wirkung Bitte danke, nächstes.
Und das tolle an den Stimulanzien ist doch, dass sie nur stundenweise wirken und man nicht über Wochen einen Spiegel aufbauen muss um dann keine Wirkung zu haben. Und dann wieder langsam ausschleichen.
Wenn ein Stimulanz nicht passt, dann wechselt man halt
Stimmt Zoi. Das ist echt richtig geil. Das ganze geht dann etwas schneller als ein passendes AD zu finden. Man darf also überrascht sein auf welche Reise ich noch gehen werde und wie viel Medis ich noch probieren darf. Ich war gerade froh den Zettelkram von der Diagnose los zu sein und jetzt fängt vielleicht bald das an.
Liebe @Zoi leider muss ich Dir in einem Punkt wiedersprechen, in der Schweiz wird Concerta sehr wohl zum Medikamenten Einstieg genommen.
Und das rührt daher das Concerta in der Schweiz als gut erprobtes Medikament mit Adhs gilt.
Und nach meiner eigenen Erfahrung, kann ich da eigentlich nur zustimmen, zumindest weil ich persönlich mit Concerta gute Erfahrungen hatte.
Wenn ein Arzt* aber den Fehler macht das Concerta zu schnell erhöht wird, insbesondere vielleicht in Wecheslwirkungen mit anderen Medikamenten, dann „kann“ es den Blutdruck erhöhen, „muss“ aber NICHT, da bei einer Medikation immer Faktoren wie „allgemeine Gesundheit“, Alter und Dispositionen, sowie Neben oder Wecheslwirkungen mit anderen Medikamenten miteinbezogen werden „sollten“.
Doch niemand ist perfekt, auch NICHT ein Arzt* wo einem seine Medikamente verschreibt.
Im Prinzip ist ja jeder Mensch anders, reagiert sein Körper eben individuell, und so was „voraus zu sehen“ ist schlicht weg „unmöglich“, selbst für den „erfahrendsten“ Arzt*.
Und solche Dinge muss man sich als „Patient“ eigentlich auch mal „klar machen“.
Es ist also komplett falsch, wenn man „generell“ einen Arzt* oder Medikament dafür „verantwortlich“ machen will, wenn eine Medikation nicht „sofort“ so „anschlägt“ wie man sich selbst das vielleicht „wünscht“.
Letztendlich liegt es dann bei einem selbst, wie „gut“ man mit seinem Arzt* darüber kommuniziert, heisst ihm* mitteilt wie es einem mit seinem verordneten Medikamenten geht.
Wie auch immer, in der Schweiz ist Concerta schon seit langem etabliert, und das wäre nicht so wenn man damit keine positiven Erfolge erzielt hätte.
Ich schrieb ja nur „selten“
Concerta ist ja auch nur Methylphenidat, also sind die Nebenwirkungen die selben wie bei Medikinet und Ritalin.
Und soweit ich das beobachte, wird es selten zur Eindosierung benutzt. Aber es kann natürlich gut sein, dass das in der Schweiz mehr gemacht wird als hier
Liebe @Zoi das weiss ich ja, und ich wollte Dich persönlich jetzt auch nicht mit meinem Beitrag zum Thema Concerta irgendwie bashen, sondern ganz im Gegenteil, ich weiss ja was für eine sensible und intelligente Foren Userin Du in allen Bereichen bist. Ich schätze Deine Beiträge jederzeit, und ich bin sehr froh das es Menschen wie Dich gibt, Du hast mir persönlich schon bei vielem weitergeholfen.
Wenn ich darf?, würde ich Dich gerne mal virtuell „knuddeln“, allerdings NUR wenn DIR das NICHT „unangenehm“ ist, und wenn es Dir unangenehm ist, dann wäre ich die letzte die das NICHT versteht, sondern sogar ganz im Gegenteil.
Wie auch immer, lange Rede kurzer Sinn, ich respektiere Dich, ich mag Deine Beiträge, ich schätze Dich.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag Abend.
@AbrissBirne@Zoi Gut das es nun hier steht. Vielleicht hilft dieser Beitrag nicht nur mir und man kann ihn verlinken falls jemand nochmal einen Einstieg brauch.