ADHS Probleme vorwiegend in Antriebs-/Motivationslosigkeit & Grübeln

Hi, ich stehe kurz vor meiner ADHS Diagnostik, bin jetzt W/26 und habe schon mit 12 eine ADHS-Diagnose bekommen.

Auf das Thema ADHS bin ich wieder gestoßen, weil ich mit Menschen gesprochen habe die ähnliche Probleme haben wie ich und sehr von der Diagnose/Medikamenten profitieren.

Nun beschäftige ich mich seit 2 Wochen also wie blöd mit dem Thema, habe eigentlich nichts anderes im Kopf. Einen Termin für die Diagnostik habe ich, aber ich habe immer wieder Zweifel: Was wenn die Diagnose früher falsch war? Ich hab eben auch familiäre Probleme gehabt (depressiven, nicht anwesenden Vater, Trennungskind usw.).
Ich finde schon einige Symptome die auf den vorwiegend unaufmerksamen Typ passen und trotzdem. Mein Leidensdruck besteht eben hauptsächlich im privaten Bereich. Ich kann mich oftmals einfach nicht aufraffen etwas zu tun. Sei es der Haushalt oder sei es etwas für mich. Ich liege dann stundenlang auf dem Sofa rum, gefesselt ans Handy, aber tierisch unzufrieden. Ich weiß was ich tun sollte und eigentlich auch was ich WILL, meinen Tag sinnvoll nutzen, den Haushalt machen, vielleicht was kreatives , Pflanzen umtopfen. Aber mein Körper tut nichts, es fehlt der Startschuss und die Energie. Ich bin auch viel Müde. Das raub mir Lebensqualität, weil ich das Gefühl hab ich will es anders und könnte eigentlich.
Ein weiteres Thema bei mir ist extremes Overthinking. Ich hab zwar nicht diesen berühmten „Rummelplatz“ im Kopf, aber ich bin ständig im Kopf. Sei es bei Gesprächen, vor dem TV, bei der Arbeit in der Schule oder in der Uni. Wenn dann belastende Dinge dazu kommen (das größte Thema ist grad ((vermeintliche)) Ablehnung) dann kreisen meine Gedanken hier Stunden oder Tagelang. N U R darum. Ich bin Handlungsunfähig da nur noch das im Kopf ist.

So. Was „fehlt“ nun aber? Im Internet sind die „typischen“ ADHS-ler sehr präsent. Ich hab weder die klassische Hyperaktivität (ich weiß die muss nicht da sein), noch bin ich mega unorganisiert. Ich war immer die verpeilte, hab auch sehr viel vergessen, „vercheckt“. Inzwischen und mit dem Erwachsen-werden hab ich viel gelernt. Mit meinem Handykalender - und Wecker für alles - in den ich mir A L L E S eintrage (auch Erinnerung Geld mitzunehmen, ne Mail zu schreiben) bin ich fast über-organisiert. Mich bringt es total aus dem Konzept wenn ich nicht gut strukturiert bin, denn das sorgt für Gedankenchaos und Ruhelosigkeit. Zudem hab ich mich sehr viel für meine Vergesslichkeit geschämt.
Soweit so gut, ist ja toll dass ich ne Strategie hab mit der es klappt und ich bin froh, aber ich denke immer es ´fehlt´dann was fürs Gesamtbild.

Auch auf Arbeit oder Uni hab ich keinen erheblichen Leidensdruck. Ich prokrastiniere zwar alles, aber ich bekomms hin. Für die Uni mach ich alles mit Chatgbt und für die Arbeit alles einen Abend vorher (auch mit Hilfe meistens für die Struktur). Natürlich könnte das besser gehen, aber es klappt nunmal und ich bin keine Perfektionistin. Und dann der Gedanke - bin ich einfach faul?? Hab ich einfach keinen Bock? Denke dann aber wieder okay für Uni vielleicht wirklich, aber die anderen Dinge daheim bekomme ich ja wirklich nicht hin.
Für die Uni/Arbeiten bin unkonzentriert aber ich schaffe es (teils mit Hilfe) schon irgendwie meine Aufgaben zu machen.

Generell diese exekutiven Dysfunktionen. Ja ich bin verpeilt, ich mach vieles gleichzeitig, ohne eine Richtung gegeben zu haben fallen mir Aufgaben schwer, aber ist das vielleicht einfach in einem normalen Rahmen?

Ansonsten bin ich halt ein klassischer Tollpatsch: Mir fällt ständig was runter, meine Mutter muss mich oft 100x dran Erinnern einen Termin auszumachen oder Unterlagen für sie rauszusuchen, mein Freund muss mir 100x sagen meine Socken umzudrehen bevor sie in die Wäsche kommen. - ist ja aber alles „nur“ auf dieses Im-Kopf-sein zurückzuführen.

Ohman, ich mache mich verrückt.

Ich habe einfach Hoffnung in die Diagnose, was die anderen Bereiche angeht und habe deshalb Angst es klappt nicht. Dass sie Symptome da sind, aber nicht von ADHS kommen sondern andere psychische Ursachen haben.

Ich suche jemanden, mit dem ich mich identifizieren kann und der mir vielleicht etwas die Angst nimmt, da er/sie ähnliche Erfahrung macht.

DANKE : :slightly_smiling_face:

Hi @Elo769

Wenn Du mit 12 die Diagnose bekommen hast, dann hast Du ADHS. AHDS ist nicht heilbar und „verwächst“ sich nicht. Eigentlich brauchst Du keine neue Diagnose.

Da fehlt überhaupt nichts. Menschen ohne ADHS brauchen keinen Handy-Kalender und Wecker, der sie an ALLES erinnert. Die können sich das „einfach so“ merken und machen.

Das Problem mit der Vergesslichkeit ist ja nicht weg, weil du eine Lösung für Dich gefunden hast. Du hast das Problem immer noch und musst ständig auf Deine Lösung zurückgreifen. Das kostet Dich zusätzliche Energie, die andere nicht aufwenden müssen. Also es ist nach wie vor ein Problem.

Aufgaben für die Uni nur mit ChatGPT und „irgendwie“ (mit Hilfe) zu schaffen, ist eher auch nicht das, was andere machen. Die setzen sich hin und lernen. Rechtzeitig.

Anscheinend hat Dich auch Dein Hausarzt verunsichert (anderer Beitrag):

Duloxetin ist keine Alternative zu Methylphenidat. Es ist überhaupt kein Medikament für die Behandlung von ADHS. Und es hat mit Sicherheit nicht weniger Nebenwirkungen - nur andere.

Kann es sein, dass der Hausarzt bei Dir eine Depression vermutet?

Das passt nämlich auch zu Depressionen.

Wenn er keine Depression vermutet und Dir trotzdem Duloxetin verschrieben hat, fände ich das verantwortungslos. Antidepressiva sind keine Allheilmittel, das man mal ebenso verteilt, wenn einem nichts besseres einfällt.

Weder anhand eines IQ-Tests, noch anhand körperlicher Untersuchungen kann man ADHS feststellen. Damit kann man nur andere Ursachen für die Probleme ausschließen. ADHS wird genau aufgrund der Fragebögen und Berichte zum Verhalten diagnostiziert, wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden.

Die Medis sind auch nicht der letzte Test für die Diagnose. Das kann allenfalls ein Indiz sein, dass die Diagnose stimmt, wenn sie wirken. Es gibt aber auch Menschen mit ADHS, bei denen die Medis nicht wirken. Nichtwirkung schließt die Diagnose nicht aus.

Dass Du Ritalin als Kind nicht vertragen hast (wie hat sich das geäußert?), muss nichts heißen. Das kann jetzt ganz anders sein. Vielleicht hat damals auch die Dosis nicht gepasst. Und es gibt nicht nur Ritalin. Trotz gleichem Wirkstoff können andere Präparate verträglicher sein.

Ich würde sagen, Du suchst Dir die alte Diagnose raus oder lässt Dir die Akte von Deiner Krankenkasse schicken, da sollte auch was drinstehen. Evl. existiert auch der Arzt von damals noch, so dass Du dort nach Deiner Akte fragen könntest.

Im Termin schilderst Du Deine Probleme, sagst, dass Du die Diagnose mit 12 schon hattest und dann schaust Du, wie es weiter geht.

Viel Erfolg! :four_leaf_clover:

Danle für die Amtwort! Ich hab halt meinen Freund als Maßstab und der ist noch verpeilter und vergesslicher als ich, deshalb denl ich das schnell. Umso mehr ich mich mit der Thematik beschäftige, denke ich er ist auch betroffen.
Ich hab meinem Arzt klar gesagt dass eine Depression ausgeschlossen ist. Ich hab spaß bei der Arbeit, spaß mit Freunden, Spaß beim Sport. Die Antriebslosigkeit bezieht sich auf dieses Loch daheim und die Gedanken resultieren sicher aus Ängsten die ich auch unabhängig von möglichem ADHS habe. Und allermeistens aus zurückweisungsangst, was ja auch scheinbar typisch ist (RSD). Ich finde das auch verantwortungslos von meinem Arzt. Er hat es mit der Antriebslosigkeit gerechtfertigt und gesagt, dass bei ADHS ja auch noradrnalin eine Rolle spiele und dieses Medikament da auch absetzt. Es sei ähnlich als dieses Bupropion (?).
Alles in meinem Körper hat mich spüren lassen dass das der falsche Weg ist. Ich hab es auch nicht genommen. Ich weiß auch nicht wieso ich mich so verrückt mache und nicht einfach abwarte. Es ist halt diese Angst und der Gedanke dass ich übertreibe, es jedem so geht und ich mir vielleicht einfach ein einfaches leben mache weil ich faul bin. Naja.
Danke dir jedenfalls, die Diagnostikpapiere hab ich und nehme ich mit. :+1:t3:

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Ich würde dem Duloxetin vielleicht eine Chance geben.

Zumindest bis ein Psychiater für die weitere ADHS Behandlung gefunden ist.

Da wäre der Hausarzt zwecks medikamentöser „Erstbehandlung“ eh die falsche Anlaufstelle. Ausnahme → er hat eine psychotherapeutische Zusatzausbildung und ist somit ein sogenannter Ärztlicher Psychotherapeut.

Ansonsten wäre offiziell nur eine Folgebehandlung (nach Erst-Verordnung durch und bei weiterer routinemäßiger Vorstellung bei einen Facharzt / Psychiater) regelkonform.


Duloxetin kann zumindest einen positiven Effekt auf die ADHS Symptomatik haben, wenn auch nicht wie ADHS Stimulanzien.

Warum es einen Effekt haben kann, wird hier erklärt:

Punkt 2. Mechanism of action
Punkt 3. Adrenergic reuptake (transporter) inhibitors

https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14656566.2024.2369197?rfr_dat=cr_pub++0pubmed&url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori%3Arid%3Acrossref.org#d1e171

Es könnte auch das Gedankenkreisen etwas beruhigen :slight_smile:

Danke. Ich bin ursprünglich zum Hausarzt, um mir eine Überweisung zum Psychiater geben zu lassen. So kam er dann drauf. Ich hab in einem Monat einen Termin so lange warte ich :slight_smile:

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Eine Überweisung kann zwar hilfreich sein, dient aber eher nur der Kommunikation zwischen den Ärzten untereinander.

Falls du in DE lebst, gehts auch ohne Überweisung.

Für sehr spezielle Facharzt-Bereiche bräuchte man wiederum dann eine.

„In einem Monat“ ist heutzutage Glückssache.
Herzlichen Glückwunsch und toi toi toi :partying_face:

Ja, ich war einfach unsicher wie ich das ganze angehen soll und dachte das ist der erste Weg/erste Anlaufstelle. Danke trotzdem :slight_smile: Ja super Glück! Hab auch vieeeele durchtelefoniert. Hat leider nicht die besten Bewertungen, kennt sich aber scheinbar gut mit ADHS aus. Das wird:)

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Hey,
ich kann dir nur berichten das ich, als mein Migränearzt im Januar erstmals das Thema ADHS in den Raum geworfen hat, sofort „Nein, das hab ich nicht“ gerufen hab.

Erst nach Wochen habe ich mich länger damit beschäftigt und war mir dann doch unsicher.
Auf Instagram folge ich einem super Konto (heißt das so? :face_with_peeking_eye:) und musste immer wieder lachen - weil es mich so oft widerspiegelt!
Kann ich das hier irgendwo verlinken?

Auch habe ich mein Zeugnis aus der ersten & zweiten Klasse studiert und fand für mich nix auffälliges.

Trotzdem habe ich einen Termin zur Diagnostik gemacht und nach 30 Minuten wirrem Erklärens meinerseits & nach Durchsicht des Zeugnisses war der Neurologin klar das ich ADHS habe. Auch wenn ich ihr es wieder ausreden wollte :wink:
Dazu ist die Diagnostik da, mach dir also keinen Kopf (was du natürlich doch tust) :wink:
Allein die Tatsache das dass ADHS-Medikament so wirkt, wie die Neurologin vorausgesagt hat; hat mich letztendlich überzeugt und ich fühlte mich endlich mal normal; bzw das was ich als das Leben nicht ADHSler verstehe.
War schön - hätte ich gerne mein ganzes bisheriges Leben gehabt.
Es war/ ist für mich eine ganz neue Erfahrung, das ich die Diagnose erst mit 44 bekommen habe erschrickt mich irgendwie auch. Ich habe x Ärzten von meinen Problemen berichtet und über den Vorschlag Depressiva zu nehmen, meinen Freund zu verlassen, einen stressfreieren Job zu suchen, ein Sabatical zu machen, meine Aura untersuchen zu lassen etc… ist niemand auf ADHS gekommen.

Ich groove mich gerade auch mit den Medikamenten ein, da das Medikinet meine Migräne verschlimmert, aber auf die ausgleichende Wirkung des ADHS-Medikaments möchte ich doch nicht verzichten.

Ich drück dir die Daumen auf einen guten Arzt, es kann nur besser werden!

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