ADHS und Autofahren

dazu einfach mal die Frage in die Runde: wie ist es bei euch mit dem Autofahren? Falls ja, welche Schwierigkeiten habt ihr? Was seid ihr für ein Typ Autofahrer? Wie steht und verhält ihr euch insgesamt zum Autofahren?

Autofahren klappt bei mir garnicht. Habe mit 19 (bin jetzt 31) den Führerschein gemacht auf Drängen meiner Eltern hin, was sehr schwierig war. Die Theorie habe ich problemlos gelernt aber das Umsetzen war ein riesen Problem. Es fiel mir schwer, beim Fahren die Situation zu überschauen und schnell darauf zu reagieren. In der Prüfung bin ich im ersten Versuch durchgefallen. Wollte danach eigentlich aufgeben, da für mich jede Fahrstunde die Hölle war. Aber meine Eltern drängten weiter: „Jeder normale Mensch muss Auto fahren können. Ohne Auto bist du nichts wert…“ Also hab ich es nochmal versucht, aber in einer anderen Fahrschule. Die Mutter eines Freundes kannte einen Fahrlehrer, der mit geistig behinderten und ängstlichen Menschen arbeitet. Mit ihm hat es dann auch für mich funktioniert, da er sehr geduldig war und die ausgewählten Strecken zum einen ruhig und ländlich waren und zum anderen intensiv eingeübt wurden. In der Prüfung wurde dann auch fast genau die geübte Strecke gefahren und ich habe bestanden.
Danach habe ich ein paar Fahrten versucht, hatte aber so eine Angst, dass ich mich dann nicht mehr getraut habe. Es bringt nichts, wenn ich während der Fahrt anfange zu weinen und die Straße nicht mehr sehe. Oder dauernd was übersehe und permanent Angst habe, einen Unfall zu haben.
Das Thema ist schwierig für mich. Einerseits leide ich unter den Öffis, die ich täglich nutzen muss um zu Arbeit und Uni zu kommen, andererseits habe ich das Gefühl, niemals selbst fahren zu können. Ich sehe keine Lösung.

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Ich habe mit 24 den Führerschein gemacht. Mit 18 wollte ich nicht, weil ich schon damals die Massenmotorisierung aus Umweltgründen sehr kritisch sah; auch wenn Greta nicht mal geboren war. Wir waren zwei davon in der Klasse, das Verständnis der Anderen hielt sich in Grenzen. ADHS-ler können sich ja an einer Idee festbeißen und konsequent sein. :sunglasses:

Mein erstes Auto bekam ich dann aber erst mit 38, weil ich es beruflich brauchte, und fahre es immer noch. Allerdings eher selten, es kommen ca. 1.500 km im Jahr zusammen. Ich fahre viel mehr Fahrrad und Zug, und zwar immer noch aus Umweltgründen und weil ich weite Fahrten (über 100 km) sehr stressig finde. Es scheint anderen Leuten keine Probleme zu bereiten, über Stunden die Aufmerksamkeit beim Fahren zu behalten, mir schon. Das letzte Mal 250 km an einem Stück bin ich im Mai 2015 gefahren, als die Bahn gestreikt hatte, und habe mir ein Pensionszimmer genommen und bin erst am Folgetag zurück gefahren.

Nein, ich leide unter Öffis nicht, ich kann mich gut mit Musik hören oder Rausgucken ablenken.

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Ich bin ja früher immer gerne Auto gefahren und hatte da auch keine Probleme mit der Konzentration. Bis ich vor 10 Jahren eine Angststörung mit Panikattacken hatte. Mit VT und Ergo (wir sind dort teilweise einfach nur Auto gefahren) habe ich das wieder gut im Griff. Seit Elvanse habe ich auch generell viel weniger Angst (mit MPH war es schlimmer). Autobahnfahrten mache ich immer noch nicht gerne, deshalb fährt bei langen Strecken meine Frau, aber kurze, bekannte Strecken gehen mittlerweile auch wieder über die Autobahn.
Ich hoffe, dass unsere Regierung irgendwann mal so vernünftig wird und ein Tempolimit einführt. Denn im Ausland fahre ich auch gerne auf der Autobahn, da mich dieses gedrängt werden sehr stresst.

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Mir ergeht es ähnlich, nur ist mein Alltag noch zu kräftezehrend und ich muss mich noch zu sehr um die Kids kümmern, sodass ich mich trotz Medikation noch nicht in der Lage sehe, wieder Autobahn zu fahren. Da muss ich noch mehr entstressen und dann üben… ja, eine Geschwindigkeitsbegrenzung wäre für mich auch eine enorme Erleichterung.

Ich liebe Autofahren, nur unsere Straßenverhältnisse nicht!
Scheinbar bin ich auch beim Fahren hyperfokussiert und ich kann beim Fahren trotzdem sehr gut entspannen, es sei denn, es sind zu viele Sonntagsfahrer unterwegs, die meinen, dass die rechte Spur die LKW-Spur sei und daher von PKW-Fahrern nicht benutzt werden dürfe…

Seit ich Elvanse nehme, habe ich das Gefühl, noch leichter zu fahren und nicht mehr ganz so risikobewußt. Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll…

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ich war ein Langsam-Lerner beim Autofahren… es dauerte, aber heute bin ich ein guter Autofahrer.

ich bin übrigens der Meinung, dass prinzipiell jede Person mit ADHS selbst in maximalem Schweregrad zur Absolvierung des PKW-Führerscheins in der Lage ist… wer mit ADHS dazu nicht in der Lage ist, da sind dann in Wahrheit Komorbiditäten und Folgeerkrankungen die wirkliche Ursache… Angststörung, Depression, erlernte Hilflosigkeit, sozialisationsbedingtes mangelndes Selbstvertrauen aber nicht ADHS selbst… ja, ADHS erschwert die Absolvierung vom PKW-Führerschein, aber ADHS allein tut das mitnichten in dem Ausmaß, dass es ingesamt nicht möglich wäre, den Führerschein Klasse B zu erlangen und Auto zu fahren…

Ich fahre eigentlich gern Auto, habe aber oft gefährliche Aussetzer. Ich träume vor mich hin.
Neulich habe ich eine rote Ampel nach einer Autobahnabfahrt, die aber eigentlich überflüssig war, ganz einfach so überfahren.
Ich habe halt auf den vorfahrtsberechtigten Verkehr geachtet, es kam nichts, also bin ich einfach losgefahren.
Mein Kollege hat mich dann darauf hingewiesen, das ich über einen Rote Ampel gefahren bin.
Ich weiß von nichts…

Oder ich schere zum überholen aus und vergesse einfach den Schulterblick.

Inwiefern das mit mangelnder Fahrpraxis zusammenhängt kann ich nicht sagen, aber ich hab selber kein Auto
und fahre vielleicht 1-2x im Monat.

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Autofahren habe ich schon immer wenn es ging gemieden, hatte daher lange Zeit keines und inzwischen machen wir Carsharing.

Vor meiner Medikation war es so, dass ich auf Autobahnen eigentlich erst ab ca. 160 km/h entspannt und konzentriert fahren konnte und meine Wohlfühlgeschwindigkeit bei ca. 200 km/h lag.
Seitdem ich Medikamente nehme fahre ich eher entspannt und gediegen.

Mit dem Fahrrad habe ich mal den Test gemacht, ohne Medikation in die Stadt zu fahren. War dann aber erschrocken, wie viele Dinge ich erst spät bemerkt habe bzw. wie allgemein unaufmerksam ich war. Daher fahre ich lieber unter Medikation.
Auch wenn es mit Medikation besser funktioniert, insgesamt finde ich Autofahren immer noch anstrengend, weshalb ich das autonome Fahren mit Spannung erwarte.

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Ich hab über Weihnachtsferien ne kleine Tour de France gemacht… mehr als 3000 km in knapp 7 Tagen… ich fahre gerne Auto, zumindest wenn die Autobahn nicht zu voll ist, das ist eine Art meditativer Zustand für mich… ich arbeite als LKW-Fahrer und werde ab morgen wieder täglich im LKW sitzen…

…zu der häufigen (und bei mir auch früher vorhandenen) Unsicherheit beim Autofahren mit ADHS, das Zauberwort heißt Übung… Übung, Übung, Übung…

Ich hab den Führerschein zwar mal versucht zu machen, hab’s dann aber bald aufgegeben, weil ich beim Fahren nicht nur ständig abgelenkt, sondern auch noch total überfordert war. Mir grätscht da ja leider nicht nur ADS rein, sondern auch noch AS. :roll:

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Ich bin seit über 30 Jahren „unfallfrei“ :wink:

Allerdings bin ich bis vor 3 Jahren nur insgesamt ca. 5000 km gefahren - gut, dass dabei nie eine Person zu Schaden gekommen ist. Seit der Medikamenteneinstellung bin ich dann regelmäßig gefahren und konnte mich dabei deutlich besser konzentrieren.

Inzwischen nehme ich weder Medis, noch fahre ich Auto.

Werde es bald mal wieder probieren, mal sehen… ggf. werde ich wieder Medis nehmen, obwohl ich das Stand heute nicht mehr möchte.

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Ich denke mit ADHS kann man durchaus auch ein guter Autofahrer sein. Dank der Medikamente kann ich mich jetzt viel besser konzentrieren und bin nicht durch alles Mögliche abgelenkt.
Ich fahre zudem seit weit über 30 Jahren Unfallfrei.

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Ich habe nie den Führerschein gemacht.

Ich fahre mit Medikation einfach konzentrierter und mache definitiv weniger Fahrfehler. Zudem finde ich das Fahren mit dem Auto und auch dem Moped irgendwie meditativ. Wobei ich lieber auf dem Moped unterwegs bin. Es ist irgendwie ursprünglicher und man muss/kann sich nur aufs Fahren konzentrieren, was übrigens bei mir extrem gut funktioniert. Vermutlich weil es ne absolute Leidenschaft ist.

Ich habe auch keinen Führerschein und traue mir auch nicht zu, Auto zu fahren, weil ich mit all dem drumherum völlig überfordert bin und mich schon Kleinigkeiten extrem ablenken können. Ich habe zwar mal begonnen, den Führerschein zu machen, aber am Ende hat mir der Fahrlehrer davon abgeraten und meinte, ich würde in kürzester Zeit einen Unfall bauen. :oops:

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Also ich mochte das Autofahren manchmal eigentlich recht gerne, weil es in technischer Hinsicht gut geklappt hat. Ich bin etliche Jahre unfallfrei gefahren, was aber m.E. überwiegend nur daran gelegen hat, dass andere Autofahrer durch aufmerksame Reaktionen Schlimmeres verhindert hatten. Meine schlechte Orientierung und meine Unfähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig tun zu können wie Konzentration auf Fahren, Orientierung sowie Achten auf andere Verkehrsteilnehmer führten öfter zu gefährlichen Situationen, meine Angst vorm Autofahren war schließlich so groß, dass ich vor wenigen Jahren das Fahren aufgegeben habe - auch zum Schutz Anderer.

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Ich kann nicht Auto fahren. Ja, ich habe den Führerschein und bin auch eine Zeit lang zur Uni gependelt, habe es aber nach dem 3. Unfall aufgegeben.

Es ist bei mir so dass ich permanent im Nebel stehe: Ich kriege einfach nicht genug davon mit was um mich herum los ist, meine Reaktion ist auch beschissen und dazu habe ich auch noch Probleme Schilder zu lesen (nicht ADHS sondern sehr kurzsichtig). Alles in Allem fahre ich nicht mehr Auto weil es einfach zu gefährlich ist.

Das war bei mir auch so, bis ich Methylphenidat genommen habe, damit ging es deutlich besser, wenn auch nicht super. Wie sieht es diesbezüglich bei dir aus?

Das kann ich nicht sagen weil ich in 14 Jahren nie ein Medikament gefunden habe dass mir zuverlässig hilft. Damals am Anfang als ich nur drei Tabletten am Tag hatte die mir jeweils ca. 1 bis 2h geholfen haben habe ich die fürs Studium benutzt und danach hab ich das Autofahren ganz aufgegeben (brauche als EU Rentner eh nicht mobil sein).