ADHS und Derealisation

Kannst Du vielleicht (noch)mal beschreiben, welches Gefühl Du dabei anpeilst, erwartest oder gerne hättest?

Und ob Du das Zielempfinden - sei es auch von früher oder auch nur kurz - grds. schon kennst oder ob es eher ein Sehnsuchtsideal ist?

Ich vermute bei dem Thema immer noch viel von diesem DMN/TPN - Hirnnetzwerk-Gefunke am Werk. Das Default Mode Netzwerk reguliert sich eben nur unzureichend runter, und deshalb ist da immer noch ein 2. Sender an (oder er hat jedenfalls Angst, abgeschaltet zu werden und wehrt sich noch).

Nicht zuletzt - selbst, wenn Medis schon spürbar Besserung bringen -, ist es auch ein evtl. längerer Prozess, lange gebahnte und verstärkte Vernetzungen wieder rückzubauen? Die entsprechenden Strukturen sind ja wirklich physisch da, wenn ich die Biologie dahinter nicht falsch einschätze: Wenn Dein Gehirn jahrelang durchaus fürsorglich auf diese Behelfstechnik zurückgreifen musste, um „Dich abzuschotten, damit es nicht zu viel wird“, dann hilft vielleicht auch Geduld, bis auf dem richtigen Level oder im richtigen Netzwerk ankommt und sich alles daran angepasst hat, dass Du jetzt dafür andere Methoden hast?

Ich muss dabei auch oft an etwas denken, dass @Nono mal so gut beschrieben hat: Volle Versenkung im Moment und tiefe Konzentration nutzt auch nichts, wenn Du dadurch nicht rechtzeitig zum nächsten Termin aufbrichst oder die Kinder an der Schule nicht abgeholt stehen… Auch da will das Gehirn vielleicht eigentlich kooperieren, indem es ein paar zusätzliche Lampen anlässt?

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Ich habe die Derealisation schon seit Jahren …DPDR

Ich habe jetzt nicht alles gelesen.

Hast du außerdem eine PTBS / Traumafolgestörung? Ist ja auch nicht immer bewusst.

Wie ist es beim Sport, zum Beispiel beim Klettern?

Kennst du Eckhart Tolle und sein Buch „Jetzt“ bzw seine Vorträge?

Zugang zum „jetzt“ bekommt man über den Körper, nie über den Kopf - der „kann“ nicht präsent sein.

Hilfreich ist Achtsamkeit. Mir hilft allein die Frage „was ist JETZT?“ und wie fühlt sich das im Körper an?

Hallo danke für die Antworten. Eckhart Tolle kenne ich natürlich. Die Lösung ist natürlich so einfach wie auch schwierig. Im Hier und Jetzt zu sein. Das ist mit ADHS und Derealisation nahezu unmöglich. All das Training nützt bei mir irgendwie nichts. Zu schnell habe ich mich wieder verloren.

Zu der Frage von @Koouldnotresist ich weiß, dass ich mich mal anders gefühlt habe. Vor vielen Jahren. Aber dennoch kann ich nicht sagen, ob es eine Sehnsucht ist (das Gefühl ein anderer Zustand zu wollen).

Jeder ist immer im hier und jetzt und dazu braucht es auch kein Training.

Ich mag da auch keine Übungen und kein Training, da es für mich nicht funktioniert.

Mit dem sein was ist. Auch mit den Gedanken. Das funktioniert, wenn es gesehen wird.

Was bedeutet „Derealisation“ für dich, in einfachen Worten?

Hallo zusammen,

mir geht es genauso wie vielen von euch in diesem Thread. Vor 12 Jahren wurde bei mir ADS diagnostiziert, aber ich hatte immer das Gefühl, dass noch etwas anderes im Spiel sein muss. Schon seit meiner Kindheit nehme ich meine Umgebung als weit weg wahr und verliere mich oft in Fantasien. Ich leide unter starken Erinnerungslücken und fühle mich oft antriebslos. Kürzlich bin ich auf die Veröffentlichungen von Professor Eli Somer gestoßen, der von einer Gruppe von ADS-Patienten berichtet, die sich in ihren Träumen verlieren. Er nennt dies „maladaptive Tagträumerei“, die oft in Dissoziation endet.

Vor ein paar Tagen habe ich mich bei der Charité gemeldet, um einen Termin bei der Spezialsprechstunde für dissoziative Störungen zu vereinbaren. Allerdings wurde mir am Telefon mitgeteilt, dass meine Symptome untypisch für eine Dissoziation sind und dass ihre Patienten normalerweise an Epilepsie leiden. Das war ein herber Rückschlag für mich.

Daher wollte ich fragen, ob jemand hier einen Arzt oder eine Klinik in Deutschland (vorzugsweise in Berlin) kennt, die sich mit ADS und Dissoziation auskennt und mir weiterhelfen könnte.

Danke im Voraus!

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Vielleicht der Gedanke das einem im Traum nichts passieren kann!
Gerade wenn man sehr oft schlecht schläft, verinnerlicht man den Gedanken,im Traum kann mir nix passieren,ich wache einfach im realen Leben wieder auf .

Entschuldigung die Frage war mir zuerst nicht verständlich aber jetzt weiß ich was du meinst :blush:
Vielleicht fühlen sich Tiere die sich in Gefahr befinden und ihre Farbe ändern auch in so einem Zustand,damit sie cool bleiben können…
Einfach die Gefahr ausblenden"ICH BIN NICHT HIER"
Bissen deep aber auch revolutionär irgendwie…

Die Tatsache dass wir Menschen, uns physisch, nicht in so einen Zustand versetzen können,ist hierbei eine andere Enttäuschung.

Das ist aber typisch für ADHS. Besonders für die hypoaktiven. Ich hatte das als Kind stark, war immer in meiner eigenen Welt und habe so auch oft in der Schule nichts mitbekommen.

Ich würde dir einen Psychotherapeuten empfehlen, der Achtsamkeitsbasierte Therapie macht. Oder DBT.

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In diesem Artikel über maladaptives Tagträumen kommt eine Therapeutin aus Berlin zu Wort (Ch. Jochim), die wohl neben einer Institutsambulanz auch in eigener Praxis tätig ist:

Ggf. ist das ja eine Anlaufstelle für Dich, @tyler.

Vielleicht hilft da auch ohne ADHS-Schwerpunkt Erfahrung im Bereich DBT (Dialektisch-Behaviorale Therapie). Gibt ja ein paar Threads, dass ADHSler von dem DBT-Skills-Training ebenso profitieren wie ursprünglich Borderline-Betroffene. Dissoziation könnte so ein Bereich sein, bei dem das greift.

Vielleicht geht es doch. (Es sei denn, Du meinst hier die tierische Farbveränderung). Die Polyvagaltheorie geht ja grob vereinfacht davon aus, dass bei extremem Stress ein Bereich aktiviert wird (dorsaler Vagus), der durch Ausblenden, Einfrieren, Totstellreflex, etc. entweder ermöglicht, im letzten Moment noch dem Angreifer zu entkommen … oder immerhin einigermaßen schmerzfrei zu sterben.

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Ja ich meine das „unsichtbar“ machen,der Umgebung farblich anpassen…
Ich denke auch,daß unser Gehirn da viel weitere Prozesse alarmiert als unser Körper leisten kann…

Das hört sich für mich genau an, wie Derealisation. Schau dir mal das Buch an von Michal zur DPDR. Das hat mir damals die Augen geöffnet. Die haben eine Therapie dazu in Mainz.

@ZappelPhillip Was ist denn dann der Unterschied zwischen maladaptiertem Tagträumen und Derealisation?

Ich träume (oder träumte) mich auch in eine andere Welt. Hatte aber durchaus „wache“ Momente in denen ich mich wie eine Beobachterin fühlte, die nicht dazugehörte.

Ich habe das als Kind ganz schlimm gehabt ( habe mich sogar vor und zurück geschaukelt während ich abtauchte ).

Im Laufe des Lebens habe ich gelernt so abzutauchen, dass andere es nicht mitbekommen.
" Meine Welt " hat mir geholfen die Realität auszublenden. Allerdings spielt bei mir auch Asperger eine große Rolle.

Seit ich Ritalin nehme, ist das Verlangen irgendwie futsch. Selbst für meine Bilder, die ich bis dahin malte, um meine Gedanken rauszulassen, ist da kein Input mehr.
Irgendwie schade.

Interessant @shutterfly das war bei mir auch so!
Der Arzt sagte damals, das wäre autistisch, allerdings wurde das nicht weiterverfolgt.
Interssant, dass du Asperger erwähnst in dem Zusammenfassung.
Das motiviert mich, mich damit einmal zu beschäftigen (sollte ich je wieder Zeit haben :smile:) danke dir auf jeden Fall für den Hinweis!

Liebe Grüße an euch alle

Was ist denn der Unterschied zwischen Derealisation und maladaptiertem Tagträumen?

Und dann gibts ja noch das unaufmerksame wegdriften.

Ich war immer verträumt und in meiner eigenen Welt, so das ich oft vieles nicht mitbekommen habe. Aber das war keine Derealisation.

Bei Wikipedia gefunden. Das hatte ich so nicht. Hab mich einfach weggeräumt.

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Derealisation** (oder präziser Derealisationserleben) bezeichnet eine zeitweilige oder dauerhafte abnorme oder verfremdete Wahrnehmung der Umwelt (etwa von Umgebung, Personen und Gegenständen). Die Umwelt scheint dabei häufig als Ganzes plötzlich unvertraut, auch wenn jedes Detail problemlos wiedererkannt und eingeordnet werden kann. Derealisation steht in enger Beziehung zum Depersonalisationserleben, bei dem die eigene Person als fremd empfunden wird.[1]

Wollt auch schon Wikipedia zitieren, aber nun hast du selbst schon. Derealisation (und Depersonalisation) kann was heftiges sein und nicht selten ist eine Dissoziation weit weg. Was dann vereinfacht gesagt so ein Abwesendsein ist, welches ich dem Tagträumen näher empfinde.
All das kann sich auf nem Spektrum wiederfinden, von ab und an und ganz angenehm, bis stark lebenseinschränkend und belastend. Letzteres dann eher durch etwa Traumata oder bei Schizophrenie, aber nicht zwingend.

Es stimmt, dass das Stimming das du beschreibst, oft eher der ASS zugeordnet wird, allerdings kommt es auch bei ADHS vor. Das kann man aus vielerlei Gründen machen, wie zum Selbstberuhigen, sich stimulieren bei Langeweile oder auch wenn man im Flow ist, impulsiv, um sich zu spüren oder bei sich zu bleiben. Meist tut es einfach gut, ist eine Art Regulationsmechanismus und voll ok.
Auch die Möglichkeiten zum Stimming sind endlos und sicher einigen bekannt: Fingertippen, Fusszucken, Nägelbeissen, Gelenkeknacken, Hautknibbeln, Pfeifen, Echolalieren, Summen… You name it.
Wie fast alles auf der Welt kann auch das krankhaft/zwanghaft werden, muss aber nicht. Es ist an sich etwas voll okayes, wenn auch manche Arten für NT-Leuts vllt befremdlich sind oder eben mit ASS assoziiert sind. :slight_smile:

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Tatsächlich fand ich es sehr entspannend mich vor und zurück zu wiegen, habe aber im Laufe meines Lebens andere Methoden entwickelt ( Nägel kauen und alles, was schon oben erwähnt wurde ).

Je älter ich wurde, um so unauffälliger wurde mein Verhalten, so dass es heute gar nicht mehr sichtbar ist ( nach außen ).

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