ADHS und Hochbegabung, ADHS oder Hochbegabung

Meiner Meinung nach liegen die Inkonsistenzen und Wissenslücken bei unseren Erkenntnissen zu psychischen Störungen zum großen Teil nicht in der wissenschaftlichen Methode begründet, sondern in dem Untersuchungsgegenstand. Oft gibt es Probleme mit der Konstruktvalidität und psychische Störungen werden nun einmal phänomenologisch definiert und nicht anhand ihrer Ätiologie. Ein alternatives System zur Kategorisierung, das RDoC (Research Domain Criteria), versucht eine alternative Einteilung anhand von Biomarkern, damit die Forschung sich nicht auf die ungenauen Kategorien des ICD & DSM stützen muss und zu replizierbareren Ergebnissen kommt. Finde ich sehr unterstützenswert.

Wir wissen noch so wenig über das Gehirn, weil es einfach die komplexeste Ansammlung von Materie im Universum ist :wink: Ich denke, die Forschenden tun ihr Bestes und bin immer bestrebt, wissenschaftlichen Erklärungen mehr Gewicht beizumessen als z.B. tiefenpsychologischen, die ja auch versuchen, die Komplexität zu reduzieren und zu Erkenntnissen zu kommen.

Ich habe schon den Eindruck, dass sich die Fachwelt enorm für Autismus interessiert, es gibt ja ganze Journals dafür.
Ansonsten, ich weiß es wirklich nicht.

Ich selbst habe ja zugelassen ein Medikament zu nehmen damit es mir bestimmte Dinge in der sozialen Ordnung einfacher gelingen. Es sind Dinge die für mich selber jedoch wichtig sind und wo ich einen Sinn drin sehe. All das habe ich ja vorher versucht zu kompensieren, nicht nur um mich anzupassen oder dazugehören zu wollen , sondern weil ich es auch selber für mich wollte. Im wesentlichen hilft nun die Medikation das ich meine Energien dafür nicht mehr so verbrate. Besonders in Dienstbeprechungen nicht mehr mit aller Kraft und Mühe seinen Babbel und seinen Körper ruhig zu halten ist für mich Luxus.
Ich als „echtes ruhig“ in einer Dienstbsprechung da haben ich und alle anderen was davon, und das hat nichts mir sozial verordneter Ordnung unter Medikation zu tun.

Ich sehe die Mediaktion auch nicht als das NonPlusUltra, hätte viel lieber mehr Coaching und persönliche Unterstützung.
Ich finde es auch nicht sonderlich Lustig Medikamente „nehmen zu müssen“ aber ich muss es ja nicht , kann es jeden Tag jede Sekunde sein lassen.
Nehm ich keine dann hab ich eben Nebenwirkungen meines ADHS , die man ohne Medikation halt hat.

Grundlegen werde ich immer mal wieder medikationsfreie Phasen Testen , aber ob es dauerhaft ohne gehen wird wage ich zu bezweifeln.

Ich weiß nur eines , ich bin sowas von dankbar, das es Menschen gab die MPH erfunden haben und mir damit eine Lebensstütze schenkten.

Wie eine dauerhafte Medikation sich auf mich irgendwann auswirkt ? Ja, es gibt noch zu wenig Erwachsen die spät gestartet sind und es dann dauerhaft nahmen. Aber selbst wenn Studien pro oder Contra sind, weiß ja nicht wie es bei mir sein wird.

Hätte ich doch die Medikation ? oder hätte ich besser nicht die Medikation genommen ?, beides sind Optionen wo ich später nicht sagen könnte was besser gewesen wäre.

Es gibt Menschen die „rattern“ so durch ein Chemo durch und andere nehmen jede Nebenwirkung mit.


Weil man Autismus (zumindest das Massenbild davon) besser ausschlachten und vermarkten kann. Wieviele Filme und Serien gibt es, wo autistische Wunderkinder die Welt retten, oder als Genies irgendetwas herausfinden.
Im Vergleich zu ADHS, da kann man höchstens nen zerstreuten „Spinner“ draus machen, ala „Doc“ aus Zurück in die Zukunft :wink: So kommt es mir zumindest vor.


Eben, das meine ich auch. Man weiß eigentlich viel, aber eben im Verhältnis nichts wirklich, was nun im und mit dem Gehirn los ist.
Bis vor wenigen Jahren gab es ja die These, Neuronen würden sich keine neuen bilden können, oder neu verzweigen, auf interessante Art und Weise.
Und plötzlich… geht ja doch. Und keiner weiß warum.
ICD &DSM finde ich, sind sehr fragile Gebilde. Die „funktionieren“ wie ein reines Listenprinzip, A+B-C. fertig. Das kann nicht klappen.

Es gibt auch Fachmagazine zu AD(H)S…

Jau :slight_smile:
<LINK_TEXT text=„https://www.adxs.org/diagnostik-von-adh … hlight=DSM“>Diagnostische ADHS-Symptome nach DSM, ICD, Wender-Utah u.a. - ADxS.org</LINK_TEXT>


Nach meinem Eindruck ist Autismus und vor allem Hochsensibilität in der Öffentlichkeit auch positiv besetzt.

Ich habe schon Dutzende von Beiträgen im Netz gelesen, in denen Mütter ihr autistisches oder vermeintlich hochsensibles Kind als besonders einzigartig beschreiben und auch eine entsprechende Sonderbehandlung wünschen.

Außerdem scheint Autismus auf viele eine gewisse Faszination auszuüben, Stichwort inselbegabung, wenn diese auch eher die Ausnahme ist.

Bei ADHS gab es ja mal mit den Indigokindern einen ähnlichen Versuch, ist aber im Sande verlaufen. ADHSler sind eben vor allem eines: anstrengend und systemsprengend. Und ADHS wird eben mehr als Störung wahrgenommen als als Gabe.

Wer möchte nicht lieber besonders sensibel sein anstelle von gestört? :wink:

Jemand formulierte mal sehr hübsch:
De oifache Leit hen AD(H)S, die Akademigger hen Hochsensibilidäd…

Aber ist die hier skizzierte Differenzierung in der Rezeption von Autismus und ADxS nicht eher eine auf Filme wie Rain-Man beschränkte Sichtweise?

Ich habe nur überschaubare persönliche Erfahrungen mit Asperger und Autismus - ich weiß, da gibt es hier bei einigen viel mehr Expertise -, aber was ist mit Wutanfällen/Overload/Meltdown und v.a. den Strategien, die zu vermeiden… was ist denn daran weniger anstrengend als an einem Leben mit ADxS?

Ich vermute eher, dass die Abwehr Richtung ADxS größer ist, weil das Neurotypischen graduell und dimensional näher ist. Davor ist man nicht richtig sicher abgrenzbar, wenn man selbst ab und an mal prokrastiniert. Also schiebt man das deutlicher von sich weg als die Themen, die noch etwas weiter außen im Spektrum stehen und vermeintlich natürliche Distanz bieten?

Und viel ist einfach Framing, sehe ich auch so.

Ich hab mal eine reportage über einen asperger gesehen bei dem es nur schwarz weiß ging. Also wirklich alles musste nach seiner Nase gehen. Wenn er durch die Stadt ging, ging er nur bestimmte Routen weil ihm der Straßenbelag nicht gefallen hat.
Also soo verkopft habe ich nie einen Menschen gesehen und in diesem Ausmaß schwarz weiß traue ich einem Adhsler nicht zu.

Ich glaube nicht, dass es das schwarz/weiße ist, sondern mit Ritualen bzw. imaginäre Kontrolle verbunden, dem bekannten nach. Als jemand, der sein Leben so verbracht hat und weiter tut, ist es wirklich kein Spaß.

Damit hast du sehr wahrscheinlich recht. Wie ich mich dran erinnere war der Typ aus der Doku sehr an seine Rituale gebunden. Wenn etwas nicht danach lief oder er in gewisse soziale Situation kam, war er sehr nervös. Die Unruhe war ihm ins Gesicht geschrieben.
Zu meiner Überraschung hatte er auch eine Familie mit einer Frau und 2 Kindern.

Ich weiß leider nicht mehr wo man die Doku finden kann, ich glaube sie lief damals auf dem wdr.

Oje, schön wärs!!


Von wem ist denn der Spruch?

So schön schwäbisch… ich krieg gleich Lust auf Maultäschle oder Spätzle… :wink:


Wenn Du „wissenschaftlich“ meinst nehme ich an, dass Du Dich auf quantitative Forschung beziehst?
Weil - zwischen quantitativer Forschung und z.B. Tiefenpsychologie liegt noch das schöne, weite Gebiet der qualitativen Forschung mit einem enormen wissenschafltlichen Potential… zumal sie eben auch gesellschaftliche und andere Umgebungs-Faktoren mit einbezieht.
aber ich schweife mal wieder ab…

Wußte es immer, hier meine wissenschaftlich erwiesene Bestätigung!
<LINK_TEXT text=„https://www.der-postillon.com/2015/03/w … alles.html“>Der Postillon: Wissenschaftlich erwiesen: Alles Vollidioten außer Ihnen</LINK_TEXT>

Hey, danke, @allmighty! Endlich sind diese Amateure Dunning und Kruger seriös widerlegt!


Du bist so gemein :smiley:

Spannender Link-Fund von @almighty. Dachte, es passt thematisch auch in diesen Thread: <LINK_TEXT text=„https://www.können-macht-spass.d … vement-13/“>AD(H)S und Underachievement - Können macht Spaß</LINK_TEXT>