ADHS und Hochbegabung, ADHS oder Hochbegabung

Hm :thinking:, also ich glaube ja ehrlich gesagt sowieso das der Begriff „Inselbegabung“ ehr auf Adhs Betroffene zutrifft, als „Hochbegabung“.

Da Adhs und das Asperger Syndrom sehr nahe beieinander liegt, und anscheinend auch oft in Kombination auftritt, erscheint es mir naheliegender hier nach Antworten zu suchen.

Überhaupt, was GENAU ist eigentlich „Hochbegabung“?, wie definiert man eigentlich eine „Hochbegabung“?, oder handelt es sich hierbei eventuell wieder ein mal schlicht weg um ein Modewort?.

IQ gleich größer 130.

Über 115 „höher begabt“

So zumindest der Status Quo bis es widerlegt wird.

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Ah Ok, ich habe einen IQ von 120, bin ich dann theoretisch schon „hochbegabt“?.
Ich habe mich selbst jedenfalls NIE als hochbegabt gesehen, ehr das Gegenteil davon, nehme mich selbst als Mensch voller Schwächen und Fehler wahr. :wink:

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Mir ist die Definition völlig egal. Es kann sich auch als hochbegabt bezeichnen oder empfinden, wer überragende Pfannkuchen backt, basierend auf anekdotischer Evidenz beim Familienfrühstück. Ich werde es weder jemandem absprechen noch zusprechen.

Ich habe ein Problem damit, dass mit Sätzen wie „Finden wahre Genies ihren Weg nicht auch ohne High-End-Unterricht oder Kinderakademien?“ (siehe den Artikel) invalidierend am Leidensdruck vorbeigeschrieben wird, vermutlich mit dem Ziel, durch Provokation den Verkauf seines Buches zu bewerben.

Das ist der gleiche Mist wie die „Wenn Du willst, kannst Du doch“-Aussage zum ADHSler. Wer das für sich vertiefen möchte, kann ja mal die Kommentare zum ersten Spiegel-Link lesen.

Auch „Ü130-Hochbegabte“ nehmen sich übrigens als Menschen voller Schwächen und Fehler wahr. Das eine schließt das andere leider nicht aus.

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Vllt ist es genau das, was diese Menschen ausmacht.
Nur wer seine Fehler sieht, kann sie ändern.

Diese Zahlenwerte sind künstliche Grenzen, die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit beschreiben sollen. Das kann nur scheitern.
Ich denke, dass man eher auf den Bereich gucken sollte, in dem man sich bewegt und nicht auf die genaue Punktzahl.

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@Elementary
@AbrissBirne

Was wichtiger ist als ein hoher IQ ist meiner Meinung nach ein gesundes Selbstbewusstsein und der Glaube an sich selbst.

Es nützen alle IQ-Pünktchen nichts, wenn man sich nichts zutraut.

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Stimmt genau. :+1:

Und wo wir schon beim Thema sind, ich finde es absolut unsinnig sein Kind überall als hochbegabt zur Show zu stellen, oder sein Kind unbedingt in einer Schule für hochbegabte unterzubringen.

Wenn ein Kind wirklich ein kleines Genie ist, dann mag es freilich Sinn machen wenn man eine entsprechende Schule für sein Kind sucht.

Aber nicht, wenn es zwar sehr intelligent ist, aber dennoch nicht SO, das es ein „Genie“ IST.

Kurz gesagt NUR seine Eltern das Genie in ihrem Kind sehen „wollen“ weil SIE vor Stolz auf ihr Kind aus allen Nähten platzen.

Denn Kinder wollen meist am liebsten als NORMAL wahrgenommen werden, sie möchten zu den anderen „normalen“ Kindern dazu gehören.

Sie wollen nicht ausgeschlossen werden, als „Nerd“ oder „Sonderling“ angesehen werden, sondern am liebsten garnicht „auffallen“.

Das wollen nämlich meist die Eltern, die sich gerne damit brüsten wie „hochbegabt“ IHR Kind doch sei, manchmal fast schon peinlich wie sich manche Eltern damit wichtig machen, man muss nur in das Gesicht eines Kindes schauen, dass solche Eltern hat. Das „Unwohl sein“ ist diesen Kindern meist deutlich ins Gesicht geschrieben.

Wenn also Eltern um ihr Kind ständig ein Riesen Tam Tam machen, was sie doch für ein „HOCHbegabtes“ Kind haben, sorgen sie selbst dafür, dass ihr Kind ausgeschlossen wird, tun ihrem Kind damit also alles andere als einen Gefallen.

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Exakt mit denselben Vorurteilen müssen sich doch viele, viele Eltern von ADHSlern rumschlagen, die einen Nachteilsausgleich für ihre Kinder wollen.

Zu der Unterstellung, nur eine Extrawurst braten zu wollen, kommt bei Hochbegabung dann noch dazu, dass ständig irgendeine Dünkel-Elite-Unterstellung mitschwingt.

Fast jede Diskussion driftet in kurzer Zeit ab in ein „Also ich behaupte nicht, dass ich selbst …, aber …“. Auf absehbare Zeit scheint mir zu Hochbegabung kein Austausch möglich, nicht mal hier, wo der Transfer, dass man einfach nicht an seiner Andersartigkeit zugrunde gehen will, eigentlich auf der Hand liegt. Völlig müßig.

Eckerle/Eckerle zur Entstehung von „reaktivem ADHS“ durch Unterforderung:

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Das scheint mir auch fast so.
Dein gedanklicher Ansatz geht ja in die Richtung „twice exceptional“ - und so wird da auch ein Schuh draus: Betroffene brauchen als Kind individuelle Förderung in zwei oder mehreren Bereichen, weil sie ansonsten mit einer enormen Fallhöhe scheitern (womit das Ganze auch gefährlich ist). 2e- Konzepte gibt es hier in D kaum. Grund ist die Unfähigkeit, Andersartigkeit zu akzeptieren und zu schätzen - vor allem bei Mädchen, umso mehr bei denen, die vor ein paar Jahrzehnten mal Mädchen waren…
Für das Problem denke ich reicht schon eine etwas überdurchschnittliche Begabung plus Neurodiversität aus.
Ich bekomme gerade eine Ahnung was es heißt, im „richtigen“, für mich passenden Leben angekommen zu sein. Gefühlt die Hälfte meines Andersseins hat sich damit erledigt. Und plötzlich ist alles einfach.

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Das behauptest Du jetzt aber mit einer großen Sicherheit, allerdings fehlt mir da jetzt schon sowas wie eine Begründung… Ich meine - wir reden alle davon, wie schlimm sich Anderssein anfühlt, empfehlen uns gegenseitig Therapien, aber sprechen das anderen einfach mal ab, … warum?

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…. @julai schreibt zu Beginn dieses Threads über „Need of cognition“, ich finde, das trifft es bei mir ganz gut:

Wenn man das hat und das wird ständig unterbunden, nicht gefüttert oder sogar massiv abgewertet, dann ist das eine Qual! Ob das mit einer super hohen Begabung einhergeht ist zweitrangig… das ist so, wie wenn mein ein bewegungsintensives Kind an einen Stuhl bindet.

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Mir scheint das hier ein Missverständnis vorliegt, oder ich mich vielleicht auch falsch ausgedrückt hatte?.

Jedenfalls hatte ich sinngemäss geschrieben, dass Kinder, bei denen „wirklich“ eine auffallend hohe Intelligenz vorliegt (kleines Genie), auch dementsprechend gefördert werden sollten.

Heisst auf eine Schule gehen dürfen, wo sie nicht „unterfordert“ sind, was so einem Kind mit überdurchschnittlicher Intelligenz natürlich auch nicht gut tun würde, da es sich dann langweilt.

Denn oft wird ja nur über „Überforderung“ gesprochen, dabei kann eine „Unterforderung“ genauso schädlich wirken.

Wie auch immer, mir ging es eigentlich darum, dass heutzutage leider sehr schnell „behauptet“ wird, ein Kind sei hochbegabt, obwohl keine eindeutigen Test vorliegen die die Behauptung beweisen, sondern Quasi aus einem Bauchgefühl heraus in die Welt gesetzt werden.

Oft zeigt sich dann entweder in der Oberstufe oder im Gymnasium, dass das Kind zwar durchaus intelligent ist, aber eben NICHT hochbegabt, weil es dafür dann eben doch nicht gut „genug“ ist.

Und DIESEN Kindern tut man meiner Ansicht nach nichts gutes, wenn man ihnen, und dem Rest der Welt ständig erzählt hat, dass eine Hochbegabung vorliegt.

Denn DANN folgt die Enttäuschung, so in dem Stil „Oh Shit, doch nicht „Hochbegabt“, ooops Sorry“.
Und deshalb sollte man nur über eine Hochbegabung sprechen, wenn WIRKLICH eine vorliegt. Ansonsten kann der Schuss nach hinten losgehen, was auch nicht lustig ist.

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… also ich habe Dich nicht missverstanden …
Dass auch intelligente Kinder in der Pubertät nicht so funktionieren wie sie sollen, und man gerade in der Zeit genau gar nichts beurteilen kann, vor allem ( und darum geht es) wenn zugleich ein ADHS vorliegt, ist doch eigentlich naheliegend.

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Eine Freundin von mir arbeitet mit legasthenischen Kindern und erlebt dort viele Eltern, die ihre Kinder nicht (nur) fördern wollen, um im Unterricht den Anschluss nicht zu verlieren, sondern um sie gleich für eine Durchstarter-Karriere zu optimieren. Das sind auch genau die Eltern, die ihren Kindern irgendwie eine ADHS-Diagnose besorgen, um sie mit Ritalin zu boosten, egal ob sie es brauchen oder nicht.

Diese Freundin war, als ich mit meiner Diagnose ankam, verständlicherweise etwas weniger begeistert als ich.

Ich weiß nicht genau, wie die Schnittmengen zwischen Hochbegabung und Legasthenie sind, aber irgendwie musste ich gerade daran denken. (Und ADHS kommt ja durchaus sowohl mit Hochbegabung als auch mit Legasthenie vor.)

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Ja, scheinbar erstaunliche Parallelen.

Abgesehen davon, dass solche Eltern m.E. auch primär aus Abstiegsangst handeln und es ihnen dabei vermutlich auch nicht beneidenswert gut geht:

Gerade wg. solcher Parallelerfahrungen kann doch hier jeder beim Bullshit-Bingo mitspielen und erlebt ständig, mit ADHS in seinen Schwächen und Problemen nicht ernst genommen zu werden, aufgrund solcher angeblicher Eislaufmuttis, die angeblich nur auf Ritalin aus sind, um sich oder ihren neuronormalen Kindern angeblich „unlautere“ Vorteile zu verschaffen. (Dass solche Vorteile für Neurotypische erreichbar sind, scheint mir nicht durch Studien belegt, bislang. Anderes Thema.)

Warum dann selber das Bullshit-Bingo anderer Andersartigkeiten bedienen?

Nach wie vor ziehe ich meinen größten Frieden mit dieser Montagsauto-Treppenwitz-Gen-Lotterie aus der Überzeugung, dass sie Einsichten erleichtert, die man sich allein mit Privilegien und Begabungen vielleicht nicht abverlangt.

Wir können jeden Wohnungslosen an der nächsten Ecke ansehen und uns denken: Fehlt nicht viel und das könnten wir sein. HB hin oder her. Noch ein oder zwei Erledigungsblockaden, einmal noch ausgebrannt in Prokrastinationsparalyse abstürzen und mein Zelt steht neben seinem.

Und das könnte ein Schatz sein, der sich zu heben lohnt. Auf das zu gucken, was uns eint, nicht auf IQ-Punkte, die uns vermeintlich trennen.

Und das triggert mich an diesem Spiegel-Artikel so begründungsbedürftig hart, schon seit Tagen: Da wird oberflächliche Gleichmacherei als Gerechtigkeit verkauft. Der Antrieb dahinter scheint mir zu sein, gegen eine bestimmte Gruppe zu hetzen, in deren Andersartigkeit und spezifische Schwierigkeiten sich der Autor noch nie reinversetzen musste. Wenn wir so etwas gegen HB durchgehen lassen, passiert das gleiche Muster morgen wieder gegen ADHS.

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… und ich frage mich, warum wir über dämliche Klickbaiting- Artikel diskutieren, und Äußerungen von irgendwelchen Freunden, die irgendjemand kennen, von dem sie annehmen (aufgrund welcher Qualifikationsbasis auch immer), dass dessen Motive vielleicht in Karrieregeilheit begründet liegen könnte…

Also ich bin da jetzt auch raus und pflichte Dir, @Elementary bei. Geht hier wohl nicht.

Es hätte auch ein Artikel von gmx sein können. Wir kommen doch voran. Das wird schon noch.

Hier ist was zum Heimkommen: https://thinklaw.us/gifted-at-7-and-adhd-at-37-my-story-and-the-costs-of-overlooking-twice-exceptionality/

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Ich häng mich mal mit einer Frage an diesen Thread:

Wenn eine Hochbegabung im Kindesalter (diagnostisch) unentdeckt und ungefördert geblieben wäre, man durch das gesamte Abitur ohne Mühe und ohne auch nur einmal zu lernen durchgekommen ist, wie würde man bei sprunghaft steigendem Anspruch im universitären Umfeld im Erwachsenenalter „lernen zu lernen“?

Gibt es Literatur in die Richtung? Mir scheint, dass sich das meiste auf Kinder oder Jugendliche bezieht und mir die dort beschriebenen Methoden zu kind-/schulbezogen oder nicht auf das, was ich zu lernen habe, anwendbar sind.

(Oder sollte das eher ein eigenes Thema sein? :thinking:)

Fabian Grolimund könnte was für Dich sein. Er schreibt nicht nur für Kinder, z.B.:
Vom Aufschieber zum Lernprofi: Bessere Noten, weniger Stress, mehr Freizeit

Seine eigene Betroffenheit könnte da ein Schlüssel sein. Mit Studienführern, die ADHS nicht berücksichtigen, kam ich selten klar. Im Rückblick erschließt sich mir, warum.

Allgemeiner Richtung Gebrauchsanweisung für Gehirn/Gedächtnis (/und neu auch: Zeit) hat Christiane Stenger mehrere Bücher geschrieben.

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