ADHS und Lügen ?!

Hallo

Hier mal eine Frage:

Ich habe gelesen, manche Menschen mit ADHS neigen dazu, zu lügen.. weil sie sich für Probleme schämen, Angst haben, um Hilfe zu bitten, versuchen, höflich zu sein, andere nicht verletzen wollen, Ihre sogenannten ADHS- Kämpfe anderen nicht zumuten wollen… etc

Was sagt Ihr dazu?

Ich überlege selbst gerade, also, ich habe schon oft Ausreden gehabt, dass ich Verabredungen abgesagt habe, und wenn man es so als Lüge sieht, natürlich eine Maske aufgesetzt, also so getan, als ob ich zuhöre, aber ob das jetzt Lüge ist, das ist ja Ansichtssache.

Hallo MelaMela,

schau mal hier.

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Ich bin 1. viel zu verpeilt um zu lügen und 2. weil ich so oder so vergessen würde, wann ich was und wie und wo gelogen habe lass ich es lieber sein.
3. ist mein schlechtes Gewissen soooo groß , das selbst wenn durch Verstrickung in meinem ADHS Gehirn eine Verdrehung von Warheit passieren würde, dass ich es dann unbedingt korrigieren müsste

Und Wirklich gezielt willentlich und bewusst kann ich gar nicht lügen und manchmal habe ich gar die Sorge das es wegen meinem ADHS Gehirn zu einer Verdrehung von Gegebenheiten kommen kann.

Manchmal bin ich zu Warheitsliebend und darin etwas ungeschickt wo ich vielleicht besser meinen Babbel gehalten hätte.

Grundlegend denke ich aber lieber mit einer Warheit und den darauf folgenden negativen Konsequenzen zu leben als mit den Konsequenzen einer Lüge.

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Bei mir trifft das auf jeden Fall zu.

Grade der Faktor “jemanden nicht verletzten wollen" und “Scham, weil man was selbstverständliches nicht geschafft hat”.

Das hat allerdings mit dem Alter abgenommen und ich muss einschränken, dass es nie so war, dass ich irgendwelche großen Lügenkonstrukte aufgebaut habe, um bewusst zu täuschen oder mich toller zu machen.

Eher Ausreden, um die Schwächen des Alltags zu überspielen.

Natürlich sind das Lügen, da mache ich mir nix vor.

Wenn ich sage, ich habe etwas zu Hause vergessen, anstatt zu sagen, ich habe es nicht gemacht, ist es eine Lüge.

Wenn ich sage, ich bin krank (und den Kollegen, ich hatte Migräne) und ich bin aber wegen Überreizung/Überlastung, also aus psychischen Gründen Zuhause geblieben, ist es genauso eine Lüge.

Oder sagt ernsthaft jemand den Kollegen, dass man 1 Woche krank geschrieben war, weil man so überlastet war, während die Kollegen noch mehr Arbeit machen mussten, weil man ausfiel und “zum Chillen auf dem Sofa lag”?

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Die Definition von Lüge ist ziemlich eindeutig.

Eine Aussage treffen, von der man weiß, dass sie nicht der Wahrheit entspricht.

Ich behaupte von mir, dass mir die Fähigkeit fehlt, zu lügen. Meine „Lügen“ sind Verschweigen und Unschärfe in der Formulierung.

Ich erfinde keine Krankheit oder Ausreden. Ich werde nur nicht deutlicher als nötig. Mir geht es eben nicht gut, und wenn „es“ nicht besser wird, gehe ich zum Arzt. Oder ich habe etwas nicht gefunden (ob ich wirklich gesucht habe, lasse ich offen).

Manchmal ist es leider notwendig, zumindest die Klappe zu halten, damit man jemanden nicht verletzt. Das ist für mich auch sehr schwierig, weil ich anscheinend zwanghaft jede Frage beantworten muss. Kommt vielleicht daher, dass ich auch meine Frage beantwortet haben möchte, anstatt das als Provokation empfunden wird.

Vielleicht müssen wir auch unterscheiden zwischen Lügen und Unehrlichkeit. Obwohl man manchmal lügt, ist man nicht grundsätzlich unehrlich.

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Das ist halt die Definitionssache :slight_smile:

Unehrlichkeit - da muss ich erst mal für mich genau überlegen was das ist.

Ich kann auch nicht lügen. Mein Sohn übrigens auch nicht. Wir ecken oft an weil wir “die Wahrheit” sagen.

Es fällt mir sehr schwer den Mund zu halten wenn ich weiss, dass das Aussprechen “der Wahrheit” evtl. verletzend sein könnte oder mir persönlich irgendwelche Nachteile einbringt.

“Die Wahrheit” setze ich bewusst in Anführungszeichen, da es ja meine empfundene Wahrheit ist und die Dinge nicht immer so sind wie sie scheinen :wink:

Also ich bin davon überzeugt, dass Lügen nicht zu den typischen Charaktereigenschaften von ADHS gehören.

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ist ja auch eher eine maladaptive copingstrategie und kann unbewusst ablaufen. Also auf mich trifft das obige im Link, zumindest noch vor der Therapie und Medikation, voll zu. Ich kann sogar Intentional Lügen aber wie auch im Link steht habe ich dem ganzem Zeitweise fast schon Radikal abgeschworen.
Machts jetzt aber umso „witziger“ das bei anderen ADHS Betroffenen zu durchschauen, mit Verständnis natürlich. Klappt aber auch nicht immer, kann schon ziemlich verletzend sein für andere, so zu sein, also das maladaptive coping bei sich selbst nicht zu bemerken.

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Na ja , im grundegenommen hast du es vergessen es zu Hause rechtzeitig hin zubekommen …also hast du es zu Hause quasi „vergessen“ :wink:

Du hast den Krankheitsgrund mit einem Begriff umzeichnet der für Kollegen nachvollziehbarer ist. Ob deine Überlastung nun Migräne auslöst oder du ohne Migräne überlastet zu Hause bleibst , du bist offiziell krankgeschrieben und hast dir nichts ausgedacht um krankgeschrieben zu werden .

Man muss ja nichtmal angeben was man hatte oder hat.
Meistens habe ich ja auch ne körperliche Symptomatik wenn ich drüber bin , die setzte ich dann etwas in den Vordergrund.
Aber ich sage auch schon mal „bei mir ging gar nichts mehr und ich hatte keine andere Wahl“
Oder mein Arzt hat mich präventiv krankgeschrieben um einen erneuten Burnout zu vermeiden.

Ich mache es mal so mal so . Ich würde es niemanden übel nehmen wenn er Migräne sagen würde , obwohl es was anderes war.
Je nach Kollegen ist so eine kleine etwas ausgedachte aber greifbare Symptombeschreibung vielleicht besser fürs Klima.
Ich bin aufgrund eigener Erfahrung ehr froh wenn ein Kollege auf sich hört und wegen Überbelastung zu Hause bleibt.
Einen angeschlagenen Kollegen muss ich während der Arbeit auch ausgleichen und es ist dann nicht greifbar wieviel. Ist er nicht da ist es zwar kacke und anstrengend aber greifbar. Außerdem ist es viel schlimmer wenn ein Kollege wegen Überlastung irgdwann ganz lange ausfällt.

Oft fällt es uns ja schon schwer und selbst die Überbelastung einzugestehen und man fühlt sich indirekt als „Lügner“ deswegen fällt es uns auch schwer es so zu benennen.

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Ich hab z.b ne Kollegin, die fällt öfter mal wegen dem Druck kurz vor bestimmten Events aus , dass weiß ich und nehme ich ihr nicht übel, weil sie hat vorher einfach alles gegeben damit es funktionieren kann und sie gleicht mich oft im Alltag aus. Das ist irgdwie ein geben und nehmen .

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Na ja, ich empfinde es zwar als Lüge, aber ich verurteile mich nicht dafür.

Es steht aber offenbar in starkem Kontrast zu einigen hier, die sagen, sie lügen nie bzw seien immer krass ehrlich.

Ich würde auch nie jemandem ehrlich sagen was ich über etwas denke, wenn es wirklich verletzend wäre für die Person. Das würde mir im Traum nicht einfallen. Erst recht nicht in Kombination mit der Erklärung “ja sorry, hab halt ADHS und bin krass ehrlich, kann ich nix zu”.

Ich erwarte von andere und mir und auch meinen Kindern da tatsächlich eine Anpassung an gesellschaftliche Normen, dass man niemanden vor den Kopf stößt, wenn es auch anders geht.

“deine Party war total scheiße, deine anderen Freunden doof, deshalb bin ich früh gegangen”

So eine Aussage würde ich nie machen. Ich würde sagen, dass ich mit niemandem richtig in Kontakt gekommen bin, weil mir nicht so nach Quatschen war und ich deshalb gegangen bin.

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Ich bin Lehrerin, meine Kollegen vertreten mich direkt, es ist für sie (meist unbezahlte!) Mehrarbeit, ich habe die Arbeit trotzdem weil ich was bereitstellen und hinterher korrigiere.

Das man komplett nicht und niemals lügt ist könnte ja fast auch schon zu einer Lüge werden😉 und letztendlich weiß man nie ob einem das Leben nicht doch dahintreibt .

Und du hast natürlich Recht das man nicht mit der Wahrheit, nur weil man ADHS hat, frei mit allem rausplatzen darf und natürlich versuchen sollte auf seine Wortwahl zu achten und nicht immer alles direkt auszusprechen sollte.

Nur weil einer nicht Lügen kann ist er ja nicht automatisch ein besserer Mensch dazu gehört noch mehr.

Die vorsätzliche berechnende Lüge , ohne schlechtes Gewissen oder wenn jemand dadurch richtig Schaden nimmt , das ist dass schlimme.

Ja , als Lehrerin krank sein bedeutet für andere Mehrarbeit, das stimmt leider. Aber krank ist eben auch krank und dann kann man auch nicht immer was bereitstellen.
Das du dich dann nicht wohl fühlst ist leider nachvollziehbar.

Grade mit ADHS und krank denkt man ja manchmal auch , „wenn ich alles im Griff hätte, dann wäre ich auch weniger belastet .!“:cry:

Ich muss das nochmal anders schreiben. Ich kann natürlich lügen. Ich mache es aber (zu) selten. Und fühle mich sehr unwohl wenn ich nicht sagen darf wie es ist.

Ich könnte wohl problemloser und konfliktärmer durchs Leben gehen, wenn ich bereit wäre es mir auf Kosten der (wahrscheinlich übertriebenen) Geradlinigkeit leichter zu machen.

Ich denke es ist nicht pauschal “das adhs”, sondern die komorbiditäten.

Ich kenne einen adhsler, der als Kind medikamentös eingestellt wurde aber dann irgendwann aufgehört hat.

Es ist eine Katastrophe mit ihm.

Er lügt sich die wildesten Dinge zusammen.

Auf einmal, mittendrin als er bei mir war: “wusstest du eigtl das es nicht meine richtigen Eltern sind? Die wurden als ich 19 war ermordet wegen mafia und Drogen”. Sein Vater (oder zieh Vater?) war bei der fremdenlegion und wurde da unehrenhaft entlassen…..

Erzählt seinem Vermieter er hat beim BKA gearbeitet.

(in Wahrheit aus jeder Ausbildung und Job geflogen und mehr als 10 Menschen haben zu ihm den Kontakt abgebrochen).

Es ist einfach nur noch anstrengend und ich werde diesen Kontakt, den ich seit über 10 Jahre bald auch canceln.

Aber eine Verknüpfung von adhs zum Lügen sehe ich nicht, eher das gesamt Paket macht es, denke ich.

Wo ich eher die Stärken/Schwächen sehe, zumindest bei mir, ich kann nicht “die fresse halten “ und “muss“ Ungerechtigkeiten etc direkt ansprechen. Mich interessiert es auch, nicht mehr, was einer von mir denkt/hält. (war aber ein langer Weg)

Also ich behaupte mal, dass diejenigen hier im Forum, die Kinder haben, wohl kaum noch nie “gelogen” haben. “Weihnachtsmann”, “Wie kommt das Kind in Mamis Bauch” oder eine schonungslose Bewertung einer durch das Kind geleisteten Arbeit… es gibt zu viele Situationen, wo man die Wahrheit manchmal etwas verdrehen muss.

Hat aber natürlich nichts mit ADHS zu tun.

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