ADHS und Medikation

Hallo Freunde,

ich möchte euch um Rat bitten, weil ich das Gefühl habe, momentan am Tiefpunkt meines Lebens angekommen zu sein.

Eine kurze Geschichte zu mir:

Als Kind hatte ich starkes ADHS (diagnostiziert durch ein psychologisches Gutachten). Ich war hibbelig, unorganisiert, unaufmerksam, impulsiv, hatte wenig Freunde und stieß oft an. Die meisten fanden mich „seltsam“ und „anders“. Irgendwann begann auch ich, mich selbst so zu sehen. Ich hörte oft, dass mit mir etwas nicht stimme, und ich verankerte diese Gedanken tief in mir, sodass ich inzwischen glaube, dass einige dieser Aussagen zutreffen.

In der Schule war es besonders schwer. Ich ließ mich leicht ablenken und konnte mich nur auf Dinge konzentrieren, die mich wirklich interessierten. Das Gutachten besagte, dass ich keine Medikation brauchte, da ich in der Grundschule in einigen Bereichen gute Leistungen zeigte und meine Intelligenz mir half, den fehlenden Fokus zu kompensieren.

Im Gymnasium wurde es dann anders. Meine Intelligenz reichte nicht mehr aus, um meine Unaufmerksamkeit auszugleichen. Ich konnte dem Unterricht nicht folgen, ließ mich ständig ablenken und störte oft.

Irgendwann, als ich älter wurde, hatte ich das Gefühl, mein ADHS wäre weniger ausgeprägt. Ich war nicht mehr so zappelig oder hyperaktiv und konnte meine Impulse besser kontrollieren. Ich fand auch Freunde. Doch die Unaufmerksamkeit blieb ein ständiger Begleiter.

Das Studium war ähnlich. Ich konnte nur unter Druck lernen, dann aber wie ein Auto mit Turbolader. Es fühlte sich cool an, aber der ständige Druck war gleichzeitig unerträglich. Und eine Sache, die immer stärker wurde: Ich fühle mich zunehmend getrieben und habe eine konstante innere Unruhe. Früher war es eher äußere Unruhe, jetzt ist es eine spürbare Anspannung in mir. Meine Eltern sind selbstständig, führen eine Firma, die ich irgendwann übernehmen soll – was ich auch möchte – aber der Druck und die Anspannung in diesem Umfeld sind manchmal kaum zu ertragen.

Entspannen fällt mir schwer. Ich habe es viele Jahre mit Meditation versucht, aber nur in Phasen, in denen „alles einigermaßen läuft“ (Studium, Beziehung usw.), gelingt es mir, etwas zur Ruhe zu kommen. Wenn es jedoch Probleme gibt, klappt es nicht. Ich fühle mich oft wie ein wandelnder Krampf.

Auch tagsüber kommt immer wieder dieses diffuse Gefühl der Angst, wenn ich an Dinge denke, die mich belasten. Ich kann die Gedanken nicht abschalten, obwohl ich versuche, sie zu ignorieren. Oft stelle ich mir schon Sorgen über zukünftige Ereignisse vor – selbst kleine Dinge, die möglicherweise passieren könnten, und überlege, was dann alles schiefgehen könnte.

In den Vorlesungen fällt es mir schwer, konzentriert zu bleiben. Egal wie sehr ich mich anstrenge, mein Kopfkino setzt schnell ein. Meine Gedanken rasen – sie tun das ständig. Auch beim Nacharbeiten zu Hause ist es nicht anders. Selbst wenn ich mich zwinge, mich zu konzentrieren, kommen Ablenkungen wie YouTube oder das Überprüfen von E-Mails dazwischen. Es ist einfach lästig.

Zusätzlich habe ich aufgrund gesundheitlicher Probleme in meiner Kindheit eine Angststörung entwickelt, mit hypochondrischen Zügen. Besonders in stressigen Zeiten wird sie stärker. Auch meine Zwangsstörung nimmt dann zu.

Ich bin 26 Jahre alt und habe bereits über 10 Jahre Psychotherapie hinter mir. Im Moment studiere ich im Master und es läuft einfach nicht gut. Ich habe kaum Spaß daran und kann mich noch weniger konzentrieren. Ich habe das Gefühl, immer weniger zu verstehen. Ein Teufelskreis.

Ich bin auch extrem emotional. Kleine Dinge bringen mich völlig aus der Bahn, ich grübele stundenlang und analysiere ständig alles. Besonders schwierige Lebensveränderungen – wie die Trennung von einer Partnerin – werfen mich völlig aus der Bahn. Mein damaliger Therapeut stellte eine Anpassungsstörung und einen Grübelzwang fest. Das trifft auf mich zu. Veränderungen machen mir sehr zu schaffen, und ich bekomme immer wieder zu hören, dass ich alles auf die Waagschale lege, jedes Gespräch, jede Handlung hinterfrage und überanalysiere.

Ich habe das Gefühl, dass ich mich in diesen emotionalen Zuständen nicht mehr selbst regulieren kann. Meine Gedanken kreisen immer wieder um belastende Themen und ich komme einfach nicht mehr los davon. Meine Arbeit, mein Studium, mein Alltag – alles leidet darunter.

Früher wurde mir in einem psychologischen Gutachten bereits bescheinigt, dass ich emotional sehr instabil wirke. Ich habe das immer mit einem ängstlichen Bindungsstil erklärt.

Mittlerweile fühle ich mich sogar zunehmend depressiv. Ich fühle mich dauerhaft erschöpft, antriebslos und irgendwie kaputt. Meine Motivation ist verschwunden, selbst für die Dinge, die mir früher Freude gemacht haben.

Neben der Angststörung belastet mich auch dieses ständige „flaues Gefühl“, das mich immer wieder überkommt. Ich möchte so nicht weitermachen. Ich kann nicht mehr ständig Sorgen haben und mich nicht von meinen Gedanken ablenken können. Ich möchte mich einfach mal entspannen können – hinlegen und Ruhe finden, ohne ständig unter Spannung zu stehen. Aber ich bin immer auf dem Sprung, als wäre ich ständig im „Fight-or-Flight“-Modus. Das fühlt sich nicht wie ein Leben an.

Vor drei Wochen war ich beim Hausarzt, der mir Sertralin (ein Antidepressivum) verschrieb. Ich habe es bisher nicht genommen, weil ich zuerst einen Psychiater aufsuchen wollte, was ich letzte Woche auch getan habe. Nach intensiver Recherche bin ich wieder auf das Thema ADHS gestoßen, besonders im Hinblick darauf, wie es sich im Erwachsenenalter „verstecken“ kann. Die Psychiaterin meinte, es wäre durchaus möglich, dass ich ADHS habe.

Jetzt soll ich einige Fragebögen ausfüllen und das psychologische Gutachten von damals vorlegen. Der nächste Termin ist nächste Woche. Falls sich herausstellt, dass ich ADHS habe, könnte sie mir Elvanse Adult 30mg verschreiben.

Ich habe etwas Angst davor, Elvanse zu nehmen, aber gleichzeitig hoffe ich so sehr, dass es mir hilft, meinen Kopf zu beruhigen und generell entspannter zu werden. Ich bin sehr empfindlich auf Medikamente und neue Substanzen. Veränderungen, die mein Körpergefühl betreffen, bringen mich oft aus dem Gleichgewicht und können sogar Angst oder Panik auslösen.

Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht – insbesondere im Zusammenhang mit ADHS – und hat Elvanse geholfen? Es ist wirklich meine letzte Hoffnung.

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Achja noch kurz dazu.
Ich habe auch Schwierigkeiten in sozialen Situationen. Ich habe keine soziale Angst in der Form, aber irgendwie bin ich eher sehr introvertiert vor Menschen, die ich nicht gut kenne und ich habe das Gefühl, ich verstelle mich unbewusst, weil ich das Gefühl habe ich darf nicht ich selbst sein. Deswegen wirke ich häufig so stocksteif und einfach nicht locker auf andere Menschen. Irgendwie habe ich Angst abgewiesen oder zurückgewiesen zu werden.
Fühlt jemand genauso und kann berichten ob Elvanse ihm dabei geholfen hat?

Und nochmal zu meiner emotionalen Instabilität…Ich fühle mich sehr schnell angegriffen und dann auch schlecht dadurch .
Desweiteren neige ich dazu in Diskussionen entweder sehr wütend zu werden oder sehr traurig…dann bin ich wie eingefroren und fange an zu heulen. Dann kann ich nicht mal mehr annähernd konstruktiv an der Diskussion teilnehmen.
Komme mir vor wie ein kleines Kind…irgendwie total unangenehm und ich schäme mich.
Ich möchte standhafter sein.

Und ich habe als Kind häufig etliche Hobbies und Sportarten begonnen und war am Anfang sehr amüsiert und dann schnell nicht mehr und ich habe es abgebrochen.
Ich verliere bis heute schnell die Begeisterung an Dingen.

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Huhu und Willkommen bei uns :adxs_wink:

Das klingt für mich alles plausibel und ähnelt dem Werdegang vieler hier - vor allem denen, die erst im Erwachsenenalter diagnostiziert und behandelt werden.

Da du scheinbar seit der Diagnose in der Kindheit keine durchgehende ADHS spezifische medikamentöse Therapie hattest, käme deine persönliche Entwicklung durchaus hin :slight_smile:

Ich würde das auf jeden Fall schnellstmöglich angehen und wäre einer medikamentösen Behandlung gegenüber aufgeschlossen.

Es ist eine Chance und viel schlimmer wirds dadurch wohl nicht werden.
Sehr wahrscheinlich eher in die positive Richtung.

Hier gibts u.a. eine Kategorie mit Neuvorstellungen, aber auch Tagebücher.
Wäre doch gelacht, wenn du dich da mit deinem Lebenslauf nicht wiedererkennst :adxs_grins:

Aus meinem Kopf heraus und weil ich hier in einem Jahr ziemlich viele Lebensgeschichten gelesen habe, bin ich mir sicher, du wirst da ganz viel finden und viele Aha-Momente haben.

Zu den Medikamenten gibts hier massig zu lesen.
Die sind hier quasi Dauerthema Nr. 1.
Oben über die Lupe gehts zur Suchfunktion.

Im Kompendium auf adxs.org gibt es auch ganz viel Lesestoff. Ich würde da mit dem Inhaltsverzeichnis und der Symptomübersicht beginnen und mich dann nach interessanten Themen gezielt durchhangeln.

Das mit dem Hyperfokus aufs Thema regelt dein Hirn dann sicher von alleine. Es hat dich ja schließlich schon hierhergeführt.

Da drüben kannste kostenlos Kaffee ziehen.
Ne Tüte Jummibärschn für die Synapsen - und dann ab dafür :adxs_anfeuer:

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Achja noch ein kleines Update zu meiner kurzen Begeisterung für Dinge…ist mir gerade eingefallen.
Bei Hobbys die ich wirklich sehr gerne mag habe ich das heute nicht mehr so stark.
Aber ich habe trotzdem permanent das Gefühl auf Reise zu sein, nicht angekommen zu sein, meinen Frieden nicht finden zu können. Als wenn mir irgendwas fehlt. Ich bin einfach nicht zufrieden, ich weiß aber nicht woran es liegt.

Auch in Partnerschaften merke ich das stark und da schäme ich mich sehr für.
In meinen beiden letzten Partnerschaften fand ich meinen Partner in der ersten Zeit super toll und ich hatte nur Augen für sie. Aber nach einer Zeit ist das irgendwie so als wenn es mir nicht mehr reicht und ich automatisch auf der Suche nach dem grüneren Gras bin. Das tut mir extrem Leid für meine Partnerinnen. Ich bin noch nie fremdgegangen, aber wenn ich ehrlich bin glaube ich, dass ich schon anfällig dafür wäre.
Das merke ich daran, dass ich teilweise andere Frauen interessanter und anziehender als es sein sollte finde.
Selbst wenn diese Frauen verglichen mit meiner Partnerin wesentlich weniger attraktiv wären, wäre es gut möglich, dass ich diese Frauen deutlich attraktiver und interessanter finde.
Irgendwie eine Art Reiz des Neuem.

Das will ich nicht. Selbst in den am besten laufenden Phasen meiner Beziehung war das so (nach der Honeymoon Anfangsphase natürlich).
Ich möchte wenn ich eine Partnerin habe, die ich ja eigentlich toll und attraktiv finde, nicht ständig das Gefühl haben ich sei noch auf der Suche.
Ich verstehe mich manchmal selbst nicht .
Manchmal denke ich, ich habe vielleicht irgendwie einen Frauen oder Mutterkomplex und brauche diesen Kick für mein Selbstbewusstsein…aber so will doch keiner sein!
Natürlich kann ich die Impulse unterdrücken…aber sie wurmen mich trotzdem in meinem Kopf.

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Und was mich auch schon ewig plagt…Ich habe immense Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen.
Je wichtiger die Entscheidung, desto schlimmer.
Meine Therapeutin meinte mal sie vermutet einfach, dass in mir eine Angst schlummert, eine falsche Entscheidung zu treffen und mit der Konsequenz nicht klarzukommen.
Aber selbst bei banalen Dingen wie der Entscheidung welche Bluetoothbox ich mir kaufe habe ich das.
Am Ende habe ich dann den starken Drang einfach beide zu kaufen obwohl es irgendwie unnötig ist.

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Hi @Milchshakedöner und herzlich willkommen! :adxs_wink:

Du hast ganz viel geschrieben, was nach ziemlich viel ADHS und den Folgen einer Nichtbehandlung aussieht. :adxs_streichel:

Ich bin keine Ärztin oder Psychiaterin oder Psychologin - aber ist Deine Ärztin wirklich fit in Sachen ADHS bei Erwachsenen?
Ihre Aussagen lassen mich etwas zweifeln:

Also bitte, was soll es denn sonst sein, wenn:

ADHS „verwächst“ sich nicht. Wenn Du als Kind ADHS „hattest“, dann hast du auch jetzt noch ADHS.
Es kann natürlich sein, dass Du mehr als „nur“ ADHS hast, was bei unbehandelten ADHSlern sehr häufig ist. ADHS als solches bleibt aber trotzdem. Der Rest kommt dann oben drauf.

Elvanse Adult wird nicht mehr hergestellt, weil Elvanse (ohne Adult) seit März 2024 für Erwachsene zugelassen ist - und zwar in allen verfügbaren Dosierungen (20, 30, 40, 50, 60, 70 mg).

Was mich dann dazu führt:

Deine Ärztin kann Dir problemlos Elvanse 20 mg (ohne Adult) verschreiben, wenn Du empfindlich auf Medikamente reagierst. Das ist die niedrigste verfügbare Dosierung.

Lies mal ein bisschen hier im Forum quer. Du wirst einiges wiederfinden.

Elvanse kann Dein Leben leichter machen. Es kann nicht alle Deine Probleme lösen. Es kann Dich in die Lage versetzen, Lösungen für Deine Probleme zu entwickeln und zu finden.

Das kann Elvanse. :adxs_zwinker:

Spring über Deinen Schatten und probiere es aus, wenn Du die erneute Diagnose hast. ADHS-Medis sind kein Teufelszeug, sondern wirksame Medikamente, die Dir helfen können.

Alles Gute!

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Auf jeden Fall :adxs_peace: für mich als Späti beste Entscheidung, aber es ist auch nur eine Krücke, damit wieder laufen lernen wird ein Marathon - kein Sprint und wirklich Arbeit.

Herzlich Willkommen :adxs_winy: @Milchshakedöner packen wir’s an

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Hallo @Milchshakedöner,

herzlich willkommen hier!

Ich bin gerade in der Eindosierung, und ich kann dir auch sehr empfehlen, dich hier im Forum vor dem Start durch die vielen Eindosierungs-Threads zu wühlen. Das minimiert unangenehme Überraschungen ungemein, und du kannst besser mit eventuell auftauchenden umgehen. Und wenn du eine unangenehme Veränderung spürst, dann hab etwas Geduld. Bei mir sind jetzt jeweils die ersten ein bis zwei Tage nach Start bzw. der Hochdosierung ziemlich gebraucht gewesen, aber danach hat sich alles beruhigt. Den Start- bzw. Wechseltag auf einen Samstag zu legen, hat sich bei mir echt bewährt.

Das ist auch insofern ein Teufelskreis, weil keine Freude am Studium für einen ADHSler bedeutet, sich zwingen zu müssen, was enorm viele Ressourcen frisst, von denen du eh schon mehr als andere für Organisation, Priorisierung, Zeitmanagement, an Sachen denken verbrauchst, weshalb du dann noch erschöpfter bist, noch weniger schaffst und noch mehr Energie reinstecken musst, um überhaupt die Basics noch hinzukriegen.
Wenn du noch nicht lang im Master bist: Ist er das Richtige für dich, oder wäre ein anderes Programm besser? Wenn du schon deutlich näher am Abschluss bist und den durchziehen willst: Hast du finanziell die Möglichkeit, länger zu studieren und dir deine Module dadurch anders einzuteilen, so dass du Stress rausnehmen kannst? Oder kannst du andere Verpflichtungen für diesen Zeitraum sein lassen, damit du Ressourcen freibekommst?
Das musst du nicht hier beantworten, aber für dich selbst mitnehmen.

Ich finde dieses sieben Tage die Woche funktionieren und möglichst alles auf die Reihe kriegen zu müssen, auch sehr anstrengend. Es ist für mich Entspannung pur, wenn ich mir ab und zu mal einen Tag (manchmal auch nur ein paar Stunden) gönne, an dem ich in aller Ruhe und nach Herzenslust ADHS haben darf. Dann gibt es keine To-Do-Listen, keine Uhr, nichts, wofür man Exekutivfunktionen bräuchte. An diesen Tagen geht es einfach der Nase nach, und manchmal hänge ich dann einfach so richtig schön in den Seilen, ess Tiefkühlpizza, hänge an der Switch und verursache nebenbei noch ein schönes Chaos in der Wohnung; manchmal sind diese Tage hochproduktiv und -kreativ, aber dann ganz oft mit Sachen, die in ihrer Priorität eigentlich ganz weit hinten angesiedelt wären.
Das gibt den Gehirn mal richtig Gelegenheit zum Durchschnaufen.

Mach dir keine Sorgen, das geht sehr vielen Menschen mit ADHS so, ob in Beziehungen oder auch Freundschaften; und auch bei anderen Dingen wie Hobbies oder Jobs. Das ADHS-Gehirn hat ständigen Mangel an Dopamin, und was Neues bringt schlicht und einfach Dopamin ein.
Es gibt Menschen, die sind für mich so langweilig, dass ich keinen näheren Kontakt zu ihnen suche. Ich umgebe mich möglichst viel mit Leuten, die in einigermaßen regelmäßigen Abständen einen interessanten Gedanken oder einen guten Gag mitbringen. Das hilft mir, das Interesse nicht zu verlieren. Ich hab mir auch als Leitplanke gesetzt, dass andere möglichst nicht für meine Dopaminkicks zuständig sind, sondern ich mir dafür andere Quellen suche. Mir tut es zum Beispiel gut, ab und zu mal aus meiner Komfortzone rauszugehen und was zu machen, was mir Freude bereitet, aber gleichzeitig zumindest mal etwas unbequem erscheint. Das hilft auch gut gegen Phasen des Rumgrübelns oder Ängste entwickelns, denn die tauchen bei mir zuverlässig auf, wenn ich zu sehr im Hamsterrad stecke und zu wenig Neues passiert.

Viel Erfolg auf deinem Weg!

Wie fühlst du dich unter Elvanse?

Lg

Hey danke erstmal für die ausführliche Antwort.

Ja ich bin sehr gespannt. Wie wirkt elvanse denn bei dir?

Und ich habe tatsächlich mal im Forum quergelesen aber wenig gefunden wo jemand seine „Leidensgeschichte“ erzählt und wo man dann rauslesen kann wie ihm die Medikation geholfen hat.

Danke und LG

Hey auch dir danke für die ausführliche Antwort.

Wie würdest du deine Erfahrung mit Elvanse denn bis jetzt beschreiben?
Konntest du endlich mal Ruhe finden dadurch?

Ja zum Thema Studium…ist schwierig das alles ganz entspannt anzugehen. Ich habe einen gewissen Druck von außen, dass ich damit mich nicht zu lange aufhalten soll, weil ich ja die Firma übernehmen soll/will. Und ich bin ja schon 26! „Andere haben mit 26 ja die Firma schon längst übernommen!“…falls du verstehst was ich meine.
Ob es das richtige ist weiß ich nicht. Im Moment nicht, da ich nicht bei der Sache bin.
Der Bachelor lief „gut“ also ich hatte gute Noten aber es war sehr hart für mich. Mich hat die Angst zu scheitern und die darauffolgende Verurteilung meiner Familie getrieben. Also eigentlich hat mich nur eine unglaubliche Angst motiviert das zu tun was nötig war das Studium zu absolvieren.

Ja und Thema Dopamin…es ist wirklich leidig wenn man ständig einen neuen Kick braucht.
Bei mir sind das die beschriebenen Sachen, teilweise exzessives Konsumverhalten also Geld ausgeben, phasenweise auch Alkoholabusus (nicht völlig übertriebenes Getrinke, aber zu regelmäßig und ganz klar nicht als Genussmittel sondern als Betäubungsmittel). Ich habe meinen Alkoholkonsum eigentlich gut im Griff. Manchmal trinke ich auch dann eine Woche gar nichts oder länger. Aber wenn ich trinke, dann missbrauche ich Alkohol tatsächlich als Betäubungsmittel, was per se nicht gut ist.
Ja phasenweise übe ich auch übermäßige Masturbation aus, ist mir etwas unangenehm darüber zu sprechen. Das passiert aber stark vermehrt, wenn ich gestresst bin.

Am schlimmsten und belastendsten ist neben der Konzentrationsschwierigkeit meine emotionale Affektstärke.
Es ist lästig wenn Kleinigkeiten dich extrem aus dem schon ohnehin nicht vorhandenen Gleichgewicht bringen und dich aufwühlen.
Und dann diese ewigen Gedanken, die ich nicht steuern kann. Ständig diese wiederkehrenden Sorgen über alles und auch irgendwelche Eventualitäten.

Das alles bin ich so leid…so ertrag ich das einfach nicht mehr. Ich möchte normal sein und nicht über emotional oder emotional instabil.

Grob gesagt hilft es mir, den Alltag zu überstehen.

-Ich habe nicht mehr tausend Gedanken im Kopf, von denen ich keinen fassen und weiterdenken kann.
-Die „Hintergrundmusik“ im Kopf ist aus.
-Ich bin nicht mehr so furchtbar zappelig, innere Unruhe ist auch weniger.
-Einkaufen stresst mich weniger. Ich kann geduldig in der Warteschlange stehen, ohne der alten Frau ganz vorn an die Gurgel gehen zu wollen, weil sie der Kassiererin anbietet mit Kleingeld zu bezahlen.
-Mir hüpft nicht mehr so viel sinnloses Zeug in den Einkaufswagen, was ich unbedingt jetzt haben muss - offline wie online.
-Bin nicht mehr ganz so schnell reizüberflutet.
-Ich kann einen Text lesen und verstehe ihn beim ersten Mal - manche auch zum ersten Mal.
-Ich kann meine Arbeit (Bürojob) besser machen.
-Bei Vorträgen oder Gesprächen bin ich nicht nach 10 Minuten „weg“.
-Ich bin viel gelassener mit meinen beiden Pubertieren.

-Ich neige dazu, mich zu überfordern - da muss ich noch die Bremse finden.
-Den Hintern hoch bekommen, fällt mir immer noch schwer.
-Bürokram zu Hause bleibt wohl mein Endgegner.

Sehr verständlicher Wunsch. :adxs_streichel:
Aber die Medikation macht aus ADHSlern keine neurotyischen Menschen. Sie hilft. Bei vielen Dingen. „Anders“ bleibt man trotzdem. Aber „anders“ ist nicht nur schlecht. :adxs_zwinker:

Hallo,

das kenne ich auch gut. Das Tückische ist, dass keine Entscheidung zu treffen ja auch eine ist. Man kann sich nicht entziehen.

In diesem Fall ist das Risiko ja nicht hoch. Es gibt Entscheidungen, die kann man voraussichtlich nie wieder revidieren, wie zum Beispiel vom Hochhaus zu springen. Wer gesprungen ist, kann es sich nicht wieder anders überlegen. Oder mal etwas realistischer für die meisten von uns, ein Kind in die Welt setzen. Ehen können wieder geschieden werden, Umzüge nach Australien kann man wieder rückgängig machen, dein Kind ist immer dein Kind.

Anders ist es bei Stimulanzien. Die wirken für einige Stunden und es ist wieder vorbei. Man kann jeden Tag oder sogar jeden halben Tag neu entscheiden.

Daher, trau dich!

Ich hab erst eine Eindosierung mit Ritalin angefangen. Das hat sich positiv auf meine Reizfilter, den Umgang mit anderen, mein Durchhaltevermögen und auch mein Ruheempfinden und die Intensität und Häufigkeit meiner Tagträume ausgewirkt. Es fühlt sich an wie sich mal auf dem Stuhl zurücklehnen zu können. Aber an Tagen, an denen ich zu wenig oder schlecht geschlafen hab oder wenn ich Stress hatte, ist von der Wirkung oft nicht viel zu mir durchgedrungen. Sich um sich selbst kümmern muss man auch mit Medikament immer noch. :slight_smile:
Ich probiere jetzt bald nochmal Elvanse aus, weil meine Konzentration sich unter dem Ritalin nicht verbessert hat.

Vielleicht gibt es gute Gründe für deinen schnellen Einstieg ins Unternehmen, aber es klingt eher nach unnötig aufgebautem Druck (Schaffe, schaffe, Häusle bauen…)
Deine Familie muss dein Leben nicht leben, sondern du musst es für dich gut hinkriegen. Und im Moment bist du jetzt schon am Anschlag, ohne schon in der Verantwortung für ein ganzes Unternehmen zu sein. Wenn du nicht alle paar Jahre mit Burn Out ausfallen willst, solltest du einen Weg finden, der für dich funktioniert - und auch einen Weg, deiner Familie dafür gesunde Grenzen zu setzen.
Es ist ja zum Beispiel in vielen Familienunternehmen üblich, dass der Nachwuchs nach der Ausbildung erstmal ein paar Jahre in einem Fremdunternehmen Erfahrung sammelt. Dann bringt man beim späteren Einstieg frische Ideen mit, und es gucken einem in den ersten Berufsjahren nicht alle so kritisch auf die Finger; man kann sich unter weniger Beobachtung erstmal selbst entwickeln und kommt bestimmt mit einem anderen Standing ins Familienunternehmen zurück.

Grundsätzlich ist es total gut, dass du jetzt, wo den Betrieb noch nicht auf den Schultern hast, in die intensive Auseinandersetzung mit deinem ADHS kommst.

Auch hier kannst du Dopaminquellen entdecken, die gesünder sind und sich für dich ausgewogener anfühlen. Sport ist immer eine gute Idee (zum Stressabbau und für ADHSler sowieso), je nach Typ kickt dann vielleicht das sich messen mit anderen, eine Outdoor-Sportart, bei der auch eine gesunde Portion Adrenalin dabei ist, oder etwas, was geistig anregend ist wie beim Bouldern Probleme am Fels lösen.
Auch etwas so Simples wie eine kalte Dusche kickt (vor allem wenn man sie überstanden hat :wink:).

Ich kann mir vorstellen, dass dir eine Medikation bei der emotionalen Regulation spürbar helfen kann.

PS: Ich hab mit dem Buch grad erst angefangen, aber da es hier immer alle dringend empfehlen, kann ich das ja auch schon mal machen: „Mit ADHS erfolgreich im Beruf“ von Dr. Heiner Lachenmeier.

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Hey liebe Freunde,

falls es euch interessiert, ich habe meine Diagnose.
ADHS volle Lotte. Kombinierter Typ.
Habe Elvanse 20mg verschrieben bekommen.

Ich werde es die Tage mal nehmen. Ich habe aber ein bisschen Angst.

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Hallo Freunde ich habe heute Morgen mit großer Nervosität selbander 20mg genommen und 3min später mich gewollt erbrochen.
Ich habe total Angst vor Elvanse und dass ich nachher vielleicht in einem so übererregtem Zustand bin, dass ich nicht klarkomme.

Oh man :sweat:

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:adxs_trost:

Was malst du dir aus, wird nach der Einnahme passieren?

Viele hier nehmen Elvanse.
Meine Kapsel ist vor einer Stunde hinuntergeflutscht. Bin auch noch da :adxs_wink:

Wenn es angstbedingt unter der Woche nicht klappt, versuche es vielleicht am Wochenende oder nehme frei / melde dich krank. Da nimmst du dir dann nichts vor, also z.B. kein Brummifahren.

Dann schnabulierst du morgens ein bisschen was, lässt Kaffee & Co. weg und nimmst die Kapsel in einem entspannteren Setting ein.

Bis dahin intensiv einlesen und den Kopf beruhigen.
Mir hilft das zumindest :crossed_fingers:t2:

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Hey, erst mal vielen lieben Dank für die Antwort,

Ja, was male ich mir aus? Das ist eine gute Frage. Meine größten Bedenken sind einfach, dass mich diese Pille noch mehr erregt. Natürlich leider nicht in sexuellen Sinne und dass ich den ganzen Tag sozusagen einen Bad Trip habe Aus dem ich nicht aussteigen kann. Ich bin sowieso schon ein Mensch, der immer sehr Hyper erregt ist und ich hatte vor 3-4 Jahren mal 2-3 Panikattacken.

Das war echt Scheiße und irgendwie hab ich Angst davor, dass ich mich nachher nicht beruhigen kann. Natürlich weiß ich auch, dass Angst kein guter Begleiter ist aber irgendwie ist es schwierig sie in den Luft zu bekommen. Heute wäre eigentlich ein passender Tag gewesen die Pille zu nehmen, da ich heute hätte zu Hause bleiben können. Ich habe mir extra früh den Wecker gestellt zwei Scheiben Brot gegessen und einen Protein Shake getrunken und dann die Pille geschluckt und nach 3 Minuten kam dann Panik und ich habe mich übergeben.
Ich weiß, es ist total dumm und wahrscheinlich findet ihr das auch super lächerlich aber ich wollte euch einfach nur meine ehrlichen Gedanken mitteilen. Ich ärgere mich tierisch über mich selbst. Manchmal wünschte ich wäre wie einer meiner Freunde, der ohne Bedenken alles schluckt an Pillen und Drogen.

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Es ist weder dumm noch lächerlich. Für Dich ist es schlimm und Du hast dir das nicht ausgesucht, es so zu empfinden. :adxs_streichel:

Vielleicht hilft Dir meine Erfahrung:
Ich reagiere teilweise sehr empfindlich auf Medikamente und habe schon so manchen bad Trip hinter mir, bei deren Schilderung mich Ärzte regelmäßig ungläubig angestarrt haben. Mir glaubt z.B. kaum einer, dass eine Einzeldosis von 2,5 mg Diazepam mich fast 3 komplette Tage ausknockt. Ist mir aber egal - ich fasse das Teufelszeug nicht mehr an.

Weitere Kostproben:
-Kortison sorgt für schlaflose Nächte - also komplett ohne Schlaf. No Chance.
-Mini-Dosen trizyklischer Antidepressiva lassen mich durchgängig zum Zombi werden,
-Betablocker sorgen für Unruhe, Schlaflosigkeit und Albträume,
-was anderes machte mich binnen weniger Tage depressiv bis hin zu Suizidgedanken.

Entsprechend skeptisch bin ich bei jedem neuen Medikament.
Was Elvanse mit mir macht:
Es macht mich ruhig. Motorisch und innerlich.
Es sortiert meine Gedanken.
Also genau das Gegenteil von dem, was Du befürchtest. :adxs_zwinker:

Elvanse ist kein Speed oder Kokain, auch wenn es ein Amphetamin ist. Die Dosis ist sehr viel geringer als bei Straßen-Drogen und es ist außerdem so „aufbereitet“, dass der Inhalt der Kapsel erst nach und nach im Körper zu Dexamphetamin umgewandelt wird, was erst dann anfangen kann, zu wirken.

Elvanse knallt nicht rein wie ne Nase Koks, wenn Du die Kapsel genommen hast. Nach der Einnahme passiert erst mal gar nichts. Die Wirkung setzt bei den meisten nach ca. 1 - 1,5 Stunden ein. Dann aber auch nicht mit „peng“, sondern sehr langsam ansteigend bis die Wirkung ein paar Stunden gleichbleibt und dann seeehr laaaangsam wieder abflaut. Hat so überhaupt nichts von einem Trip.

Was du auch machen könntest:
Es an einem freien Tag nehmen, an dem du nicht allein bist.
oder:
Ganz ohne Scheiß:
Setz Dich vor die Notaufnahme oder in die Cafeteria des nächsten Krankenhauses.
oder
Gibts vielleicht einen Park in fußläufiger Nähe zu Deiner Ärztin? Schnapp Dir ne Kuscheldecke, Deine Lieblingsmusik, setze Dich in den Park und nimm die Kapsel.
Wenns Dir wirklich schlecht geht, bist du ganz schnell in der Praxis.

Und noch zum Schluss: Alkohol wirkt bei mir deutlich unangenehmer als Elvanse.

Trau Dich! Du schaffst das. :four_leaf_clover:
Viel Erfolg!

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