ADHS und Unordnung=Messie?!?

Hallo, ich habe seit einiger Zeit ein Thema an Start, angeregt durch meine Mutter (die ich sehr liebe, die aber nicht wirklich, trotz intensiver Information meine Einschränkungen durch ADHS verstehen kann).
So, zum Thema: ich habe 2 Kinder, 12 Jahre alter Junge auch mit ADHS und 17 jährige Tochter. In unserer Wohnung ist es NIE aufgeräumt, es liegt immer viel herum, im Wohnzimmer (wo ich auch schlafe) stehen Taschen und Kisten mit Zeug herum, was aussortiert und entsorgt werden soll. Meine Mutter hat jetzt ein Unternehmen zur Unterstützung bei Messi-Syndrom heraus gesucht, das mir helfen soll zu entrümpeln… . Ich bin aber kein Messi, oder? Ich kann mich gut von Dingen trennen, diese dann aber zu entsorgen überfordert mich (zur Deponie oder Sozialkaufhaus bringen). Ja, sie will helfen, aber ich glaube, diese Hilfe nützt mir nur kurzfristig, wenn überhaupt. Was habt ihr in ähnlichen Situationen erlebt, was war hilfreich?

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Messi ist ein Extrem. Da stapelt sich dann der Müll und wegwerfen kostet unverhältnismäßig viel Kraft.
Bloße ADHS-Unordnung, auch heftige, ist was anderes.

Wenn deine Mutter, wie du es beschreibst, so übertreibt, ist das eine ganz schöne Herabwürdigung, oder?

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Ja, ich bin ehrlich, es verletzt mich auch schon. Sie sieht nicht, was ich alles mache und kann auch nicht einschätzen, wieviel Energie und Kraft ich dafür brauche. Alleine für das notwendige im Alltag ist die oftmals aufgebraucht, aber ich schaffe es dennoch, für den nächsten Tag alles fertig zu haben: die Brotdosen der Kinder, ich habe Kleidung für morgen raus gelegt, ich habe eine Rechnung VOR der 2. Mahnung bezahlt und weiß, wo mein Schlüssel, mein Portemonnaie ist und ich habe etwas gegessen und geduscht. Klingt komisch, ist aber eine lange tägliche ‚, To-Do -Liste‘ , die ich hin kriege. Meine Mutter hat allerdings keine Ahnung, was mich das kostet an Arbeit und Energie. Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit geliehen Menschen, wie seid ihr damit umgegangen?

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Kann man mit deiner Mutter vllt darüber reden, dass es dir viel besser helfen würde, wenn sie selbst anbietet das weg zu bringen was da so anfällt (vorrausgesetzt sie hat ein Auto) oder mit dir und vllt auch den Kindern gemeinsam? Sozusagen einen Termin machen für „heute kommt alles raus, was nicht Miete zahlt“.

Respekt übrigens für die gute Orga des Alltags, klingt anstrengend (irre ich, wenn ich allein erziehend mutmaße? liest sich für mich so) und da ist zusätzlicher Druck ja auch voll nicht hilfreich.
Das war sehr verletzend was deine Mutter da sagte. Ist sie sehr penibel und ordnungsliebend, sodass eure Vorstellungen offenbar so weit aus einanderliegen? Wie sah es bei euch zu Hause aus, als du so alt warst?

Das kann ich so gut verstehen, da bin ich auch oft soooo hilflos. Alles fein sortiert… und dann? :sob: :exploding_head:

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Wenn die Situation deinen Schilderungen entspricht: Dir sind deine Probleme und Defizite bekannt. Deine Mutter vereinfacht die Situation sehr und will die Komplexität nicht akzeptieren (es geht nicht einmal um’s Verstehen, was deutlich komplizierter als Akzeptanz ist).

Deine Mutter verhält sich übergriffig. Persönlich hätte ich ihr als Gegen-Eskalation „Hausverbot” erteilt.

Es stört sie? Dann muss sie es auch nicht sehen. Ihr Verhalten hat etwas von „Wenn dein Zimmer nicht aufgeräumt ist, komme ich mit der großen blauen Mülltüte, schmeiße alles was auf dem Boden liegt rein und entsorge es.”

Behandelt sie dich öfters wie ein Kind? Akzeptiert sie dass du ein erwachsener Mensch bist? Zudem die Drohung mit der blauen Mülltüte alles andere als gewaltfreie Erziehung wäre

Persönlich wünsche ich mir in gewissen Lebensphasen dass jemand unterstützend zu mir kommt und hilft, aber das bestimme ich und niemand anderer.

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Als Vorwort: Messie-Sein ist m.E. nichts, wovon man sich beschämt abgrenzen muss. Insbesondere wir hier nicht. Viele der davon Betroffenen haben undiagostiziertes ADHS.

Damit will ich nicht sagen, dass Deine Beschreibung dem entspricht. Ich denke nur, einige „von uns“, die mitlesen, erfüllen für sich vielleicht die Definition. Das sucht sich auch keiner aus. Wenn Du hier geschrieben hättest: „Meine Haare sind weiß. Meine Mutter sagt, dass ich blond bin.“ hätte ich auch erstmal geschrieben, dass mir Haarfarben relativ egal sind.

Zum Thema selbst: Wenn es irgendwie geht, würde ich die Themen trennen… Also die Ordnung von der Mutter. Das bringt Dich sonst nicht weiter, fürchte ich.

In Sachen Mutter:
Mir hat mal jemand aus der Familie einen Anti-Prokrastinations-Coach rausgesucht. Das hat mich irre zurückgeworfen. Ich weiß, dass das für mich ein Thema ist. Keine Frage, aber … „Was erlaubt die Person sich? Prokrastiniert die nicht selbst? Soll doch erstmal XYZ. Und von wem habe ich den Scheiß denn geerbt?“ Abgelöst von: „Sicher gut gemeint, aber…“

Die ganze Abgrenzung hat mich irre Zeit und Energie gekostet. Ich will auf meiner Prokrastinationsbaustelle nicht noch so Abgrenzungsthemen haben. Schon deshalb musste ich mir das verbitten… Ist schwer genug ohne das.

In Sachen Ordnung

Wenn Du selbst nicht davon ausgehst, Deine Kinder und Du hätten eine höhere Lebensqualität ohne das zu entsorgende Zeug und die KInder würden vielleicht mal Freunde einladen wollen oder so… Dann ist es ohnehin egal.

Wenn aber doch: Dann überdenk vielleicht, ob das eine Dienstleistung für Dich wäre.

Mir hat in Sachen Autofahren eine Spezialfahrschule für Fahrangst geholfen. Ich habe eher keine Fahrangst. Ich habe eine andere Lernkurve. Trotzdem war ein Fahrlehrer, der auf Fahrangst spezialisiert ist, für mich viel besser als der an der nächsten Ecke.

Ist egal, was auf deren Website steht. Wichtig wäre mir, dass sie nicht taktlos und übergriffig sind beim Raustragen… Da hilft evtl. so eine Spezialisierung.

Aber ist Deine Entscheidung und die Deiner Kinder. Siehe Trennung der Themen unter 1.

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Mir geht es wie dir. 2 Kinder und Unordnung. Ich mache eine Ergotherapie, da gehen wir kleine Schritte gemeinsam und ich nehme aus jeder Stunde eine hilfreiche Weisheit mit, die ich übe, umzusetzen. Es ist sehr individuell und jede Person braucht ihre ganz eigene Unterstützung. Bei mir sind es kleine, authentische Wegweiser oder etwas zu positivieren. Meine Ergotherapeutin meinte neulich beim Wegräumen einer kleinen Aufgabe mit Schreibutensilien am Ende der Stunde „das räume ich gleich weg, DAS IST JA SCHNELL GEMACHT“. Und ich musste schmunzeln, denn bei mir würde es einfach liegen bleiben. Und sowas fließt dann in meinen Alltag ein. Ich probiere das einfach aus. Und meinen Kindern fällt die Kinnlade runter, mich mit dem Satz beim Wegräumen zu erleben (statt cholerisch rumzufluchen und müde zu werden vom Nichtwollen) - dies nur ein Beispiel. Und es ist die Frage, wie lang es anhält. Ich finde es spannend, das wird ja irgendwann adhs bedingt auch wieder abebben - so meine Sorge, aber wer weiß… in Kombination mit adhs Medikamenten, ist es gerade jedenfalls bereichernd. Wichtig ist, dass kein Druck da ist und kleine Ziele gesetzt werden. Kein „wie soll ich das ALLES schaffen?“

Aber wir sitzen im selben Boot, gute Ratschläge kann ich dir nicht geben, nur den Austausch anbieten. Und irgendwas ist immer dabei. Denn wir haben keine Erwartungen aneinander. Und es kann reichen, dass du das Beste für deine Kinder bist und du sie liebst und ihr eine gute Einheit seid. Du darfst deine Mutter ausgrenzen. Sie wird es dir übel nehmen und versuchen dich zu überzeugen. Aber es ist deine Energie die dabei zusätzlich draufgeht. Sie wird allerdings drüber hinwegkommen. Das Beste zu wollen für dich bedeutet nicht, dass es das richtige ist. Du musst dich abgrenzen, so schwer es evtl sein mag. Ich hab es für mich so verstanden als meine Kapazitäten emotional und gesundheitsbedingt gen null gingen und es für mich nur noch die Wahl für mich und meine Familie gab, statt mich an anderen Beziehungen abzuarbeiten. Die Einsicht muss aber selbst kommen. Das ist eben auch kein Ratschlag. Aber schon eine Warnung.
Das, was so viel Energie kostet ist, anderen klar machen zu wollen, wie es um mich bestellt ist, wie es mir geht, alles aufzuzeigen, zu diskutieren und gleichzeitig zu spüren, dass es beim Gegenüber nicht ankommt.

Du bist gut so wie du bist :slight_smile: Und das, was du ändern möchtest kommt von dir. Du hast dich ja jetzt auf den Weg gemacht, nun musst du schauen, wo es für dich lang geht.

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Das bin ich. Es kostet viel Kraft.
Bei mir ist die oberste Prämisse: alles muss Gesund sein zu Hause, damit man im Falle des natürlichen Schleifenlassens, zwar mal nen Wurm mit ungekämmten Haaren in die Kita bringt, aber nie Gefahr läuft, auf Junk Food auszuweichen.
Ich liebe mein Schlüsseldepot: es ist EIN großes Schlüsselbund und hängt beim reinkommen immer sofort wieder im Schlüsselloch der Wohnungstür :v:.

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Wenn du froh wärst, wenn das Zeug nicht mehr da wäre, mach doch einen Termin aus, lädst deine Mutter dazu ein und fragst die Truppe dann in ihrem Beisein, ob du nach deren Einschätzung ein Messie wärst. Dann bist du die Taschen und Kisten los, und deine Mutter hat mal von Leuten, die sich damit auskennen, gehört, dass Messie nicht dein Problem ist. So kann ein Gespräch entstehen, in dem du ihr vermitteln kannst, was dir wirklich helfen würde.

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Eine Unordnung aufgrund eines Messie-Syndroms wird wohl in der Regel sehr viel heftiger ausfallen, als eine Unordnung aufgrund eines ADHS. Die Ursachen unterscheiden sich auch. Trotzdem störe ich mich hier erheblich an dem Wort „Herabwürdigung“.

Menschen mit Messie-Syndrom verfügen über ebensoviel Würde, wie Menschen mit ADHS oder neurotypische Glückspilze ohne Einschränkungen. Sie haben eine Erkrankung, die sie daran hindert, sich von Dingen zu trennen, selbst wenn es sich dabei um Müll handelt. Sie leiden erheblich darunter und wie bei ADHS, wäre unserer Gesellschaft und den Betroffenen sicherlich mehr geholfen, wenn wir uns, statt pauschal über sie zu urteilen, mehr mit den Ursachen auseinandersetzen würden. Mitunter ist genau das Gefühl der Entwürdigung das, was Menschen daran hindert, sich zu zeigen und um Hilfe zu bitten.

Anhand Deiner Schilderungen würde ich nicht vermuten, dass Du unter dem Messie-Syndrom leidest. Ernsthaft beurteilen kann das natürlich nur Jemand, der Dich kennt und weiß, wie es bei Dir aussieht und wie Du Dich verhältst.

Vielleicht wollte Dir Deine Mutter erst einmal eine „Starthilfe“ in puncto Aufräumen geben. Ob Du unter Messie-Syndrom leidest, ist dem Entrümpelungsunternehmen ja erst einmal egal. Es geht um die Bewältigung des Hausrats und des Chaos.

Ich bin voll bei Dir, dass das nicht das zugrundeliegende Problem lösen wird und finde, es wäre hilfreich, wenn Du Dir gleichzeitig Unterstützung suchst, in Form einer ADHS-freundlichen Therapie, Aufräum-Buddies, Regeln und Strukturen, Apps, Hacks, Forumsaustauschen, spielerischen Challenges oder was auch immer es Dir persönlich leichter macht, Ordnung zu halten.

Was hilft, kann sehr individuell sein. Da geht wohl Probieren über Studieren. Gerade bei ADHS könnten aber vor allem Strategien sinnvoll sein, die den Druck etwas verringern, „etwas erledigen zu müssen“ und den Spaßfaktor erhöhen: Aufräumen-Spiele, Challenges, bei denen Mitglieder des Haushaltes gegeneinander antreten oder auch die Strategie, jeden Tag um dieselbe Uhrzeit eine Kleinigkeit entsorgen oder aufräumen, können manchmal mehr bewirken, als der Vorsatz, gleich und sofort alles perfekt zu machen. Alltagstaugliche mini-Routinen helfen mir persönlich in vielen Dingen mehr, als ab und zu die Ärmel hochzukrempeln.

Dass Deine Mutter mitzieht, finde ich grundsätzlich gut, sofern sie nicht übergriffig und bevormundend auftritt. Vielleicht kannst Du ihr schildern, was Dir besonders schwer fällt, und wie sie Dich längerfristig unterstützen könnte. Auch die Kinder können mitmachen. Du musst nicht alles alleine bewältigen. Und wenn eine professionelle Entrümpelung für den Anfang den Start etwas erleichtern kann, weil Du Dich nicht zusätzlich um Altlasten kümmern musst: warum nicht?

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Das wird sie wohl kaum über deinen Kopf hinweg beauftragen und es selbst alles bezahlen, oder?
Ich denke, ich würde sowas ignorieren, Nein, Danke sagen, und wenn sie sowas nochmal aufdrängt wütend werden.

Hab in einer Selbstwert-Gruppe mal gelernt: ungefragte Ratschläge sind auch Schläge. (Ich tendiere selbst dazu anderer Leute Probleme zu meinen zu machen und zu kritisieren und Lösungen zu suchen. :face_with_peeking_eye: Was ich bei mir gar nicht leiden kann.)

Wenn es nicht unverhältnismäßig teuer ist, kann man das ja austesten und schauen, wie das Unternehmen ist und was sie vorschlagen. Kann ja sein, dass du mit denen nur 15 Minuten treffen musst und dann auf die Sachen zeigst, die du nicht haben willst und schon sind die mit den Sachen weg und du bist den blöden Ballast los. :slightly_smiling_face:

Ich finde das was deine Mutter gemacht ehrlich gesagt hilfreich und nett gemeint.
Sie hofft vielleicht einfach nur das du in weniger Chaos besser leben kannst und wollte dich dahingehend unterstützen. Sie hat dabei bestimmt auch an die Enkel gedacht.

Ich finde es sogar schlau , dass sie nach einem Unternehmen geschaut hat was auf Messi spezialisiert ist. Die Chance das du dort wertschätzend und professionell unterstützt wirst ist da am größten .

Vielleicht weiß sie gar nicht was ein Messi wirklich ist und hat nur den Begriff genutzt.

Würde ich z.b Entrümplungshilfe benötigen würde ich auch ein Unternehmen suchen was auf Messie spezialisiert ist. In der Hoffnung das die mehr Verständnis und Geduld haben und mehr Strategien um mir zu helfen und die psychische Belastung mit auffangen können.

Wenn deine Mutter bereit wäre es zu zahlen würde ich das Angebot annehmen oder zumindest mir mal anhören ob es was für dich sein könnte.

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Nett gemeint, aber als übergriffig empfunden. Die Threaderöffnerin ist erwachsen und kann selbst entscheiden, welche Dienste sie in Anspruch nimmt.

Meine Frau und ich hatten wirklich sehr liebe Eltern und Schwiegereltern, waren aber froh, dass sie nicht in unserem Ort wohnten. Wenn sie zu Besuch kamen, wussten wir es Wochen vorher und konnten uns vorbereiten.

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Ich hatte die Fragestellung so verstanden ob sie wirklich schon als „Messie“ zu sehen ist, weil die Mutter so ein Unternehmen herausgesucht hat, oder ob es noch als „normales“ ADHS Chaos gilt,

Oh, das Thema ist hier genau so. Mein Sohn (12) und ich haben beide ADHS und das Chaos nimmt kein Ende. Auch ich kann mich eigentlich gut von Dingen trennen, bekomme sie dann aber nicht aus dem Haus geschafft. Mit meiner Mutter gibt es einen ähnlichen Konflikt, weil das Verständnis für ADHS einfach nicht da ist, obwohl sie sich sehr um selbiges bemüht. Aber ihr ist nicht klar, warum ich nicht „einfach mal mache“ (und ich finde ich mache ganz schön viel, alleinerziehend und berufstätig geht das gar nicht anders). Ein Anti-Messie-Dienstleister könnte gut auch von meiner Mutter kommen und würde mich sicher auch verletzen und irritieren, auch wenn ich ihre Hilfsbereitschaft schon irgendwie schätze.

Ich nutze seit letztem Jahr eine App namens „Dubbii“. Sie ist komplett auf Englisch, bietet unter anderem Body Doubling Sessions per Videocall an. Das hilft mir persönlich im Moment sehr, weil ich in den Sessions wirklich den Hintern hoch bekomme. Nicht perfekt, aber besser.

Bezüglich des Konflikts mit der Mutter habe ich keinen guten Ratschlag, glaube ich. Ich persönlich würde vielleicht versuchen zu erklären, dass der Ratschlag vielleicht gut gemeint, aber unpassend war.

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Hier wurde schon viel von vielen Seiten beleuchtet, daher nur knapp meine Erfahrung heruntergedampft:

Wenn du nicht glaubst, dass es mit einmal ausmisten langfristig gelöst sei, betreten Dinge deine Wohnung vermutlich schneller als du sie loswerden kannst.

Mir hilft da nur, ADHS für einen radikalen, hyperfokussierten Befreiungsschlag zu nutzen anstatt kleine Schritte zu gehen und auf Kontinuität zu hoffen.

1: Der Berg, der sich angesammelt hat darf unbürokratisch weg, egal wie. Lieber Dinge gebraucht verkaufen und im Notfall zum ähnlichen Preis wieder kaufen, als sie Miete kosten zu lassen. Nachdenken kostet am meisten Zeit und Energie. Wenn man das lässt, handelt es sich nur noch um Material, das bewegt werden muss und Erstaunliches wird möglich.

2: Kram darf nur in Notfällen rein. Erst recht, wenn sich der Kram irgendeine Form von Zeiteinsatz wünscht. Umso mehr wenn der Kram - vielleicht - unter bestimmten umständen - irgendwann - nützlich sein könnte.

3: Kram muss schneller gehen. Z.B. dem Teenie ein unverschämt guten Stundenlohn dafür geben anstatt einer Taschengelderhöhung. Für einen Euro per Kleinanzeigen gehts oft auch sehr schnell (und die Menschen tauchen tatsächlich auf, im Gegensatz zur verschenken-Kategorie).

4: Alles braucht einen Platz:
Wird regelmäßig gebraucht → am Einsatzort.
Wird unregelmäßig gebraucht → außer Sicht.
Eines Tages wichtig → weit weg
Projekt, nicht begonnen → außer Sicht, begrenzter Platz
Gehört nicht in dieses Zimmer → Transitzone
Gehört nicht in diese Wohnung → Ausgangszone

Nachdem ich einmal gemerkt habe, wie unglaublich viel besser es mir geht ohne Kram im Blickfeld (oder Hinterkopf), fällt es mir deutlich leichter, mich gegen die Kraminvasion zu wehren. Ein geschenkter Eierkocher ist meine Gesundheit nicht wert. Aufräumen ist ja gar nicht möglich, wenn Dinge keinen Platz haben.

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hallo,

ich dachte, vielleicht hilft dir eine professionelle perspektive ggf.: ich bin sozialpädagogin & systemische therapeutin und betreue u.a. einen autistischen menschen mit adhs mit ca. 4h die woche. er hat mehrere wohnungen komplett vermüllen und verwahrlosen lassen und ich habe lange mit ihm unter der messie-hypothese gearbeitet, bis mir irgendwann (viel zu spät) klar wurde, dass eine diagnostik gut wäre und er beide diagnosen bekommen hat. je länger ich mit ihm arbeite, es sind bald 10 jahre, und je besser wir ihn nochmal neu unter der perspektive der diagnosen kennengelernt haben, wurde deutlich, dass die messie-symptomatik ausdruck von exekutiver dysfunktion, überforderung, zu wenig ressourcen durch zu viele anforderungen an anderer stelle (sozialkontakte, job usw.) und fehlender wertschätzung sich selbst ggü. sind im sinne von „es ist gut für mich, wenn meine wohnumgebung sauber und ordentlich ist, das darf priorität haben in meiner energie-aufteilung“ ist.
fachlich beschreibt man das messie-syndrom als „wertbeimessungsstörung“, was bedeutet, es ist sehr schwer zu unterscheiden, welchen wert dinge haben in bezug auf die frage, ob ich sie aufbewahre, wegschmeisse oder gar nicht erst in die wohnung lasse. und ich glaube, warum das schwer fällt, ist sehr unterschiedlich - wird aber unter dem messie-begriff gar nicht genauer definiert oder angeschaut. was ich sagen will, ist: messie-symptomatik heißt erstmal nur: da sind dinge im wohnraum, die zu viel sind und die in irgendeiner weise (auch dadurch) zum problem werden. manchmal, weil die gesammelten zeitungen seit 20 jahren traumabedingt unbedingt bleiben müssen, manchmal weil aus oben genannten gründen nicht möglich ist, eine dauerhafte ordnung zu schaffen. für manche menschen ist so ein reset als große „alles raus jetzt“-aktion total hilfreich und befreiend. wir arbeiten so nicht, weil es - wie du sagst - oft nicht nachhaltig ist und als massiv übergriffig erlebt wird, nachvollziehbarerweise. aber wir (also mein team) sind aber auch kein unternehmen. vielleicht ist es also für dich ne gute option, damit zu starten und dir dann zu überlegen, was du brauchst, um diesen status halten zu können, dafür sind hier ja auch schon echt gute gedanken geäußert worden, finde ich. wenn es sich aber, auch weil es von deiner mutter kommt, nicht gut anfühlt, würde ich das auf keinen fall machen. ich glaube, das kann sich auch nachhaltig wirklich ungut anfühlen.

und noch ein gedanke zu deiner mutter: ich bin seit langer zeit inzwischen in diesem job, bilde mich viel fort und hab ja auch mit eigener diagnose und durch mann und kind sehr viele berührungspunkte mit dem thema adhs. und auch mir ist erst nach langer zeit klar geworden, was die gründe sind für diese wohnungsthematik. ich glaube leider, dass es für menschen, die das nicht selbst kennen, extrem schwer zu verstehen ist, ohne dass man in diesem unverständnis wertend oder abschätzig sein möchte. nun kenn ich das verhältnis zu deiner mutter nicht, es kann eine liebevoll-unterstützende geste oder übergriffig sein, aber am ende ist ja entscheidend, wie es dir damit geht. und was sich für dich passend anfühlt bei diesem vorschlag. meine grundregel für mich selbst ist zu prüfen, ob mir mein rsd grad im genick hängt und mich zwingt, nur in eine richtung zu schauen, aber wenn ich das für mich (und mit hilfe von anderen) gecheckt habe, orientiere ich mich immer an meinem gefühl dazu. das ist, finde ich, das wichtigste, denn wenn sich was jetzt schon nicht gut anfühlt, weiß ich, dass das so bleiben wird, auch wenn ich mich rational dagegen entscheide, drauf zu hören.

liebe grüße!

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Danke dafür
:puzzle_piece:
wieder etwas gelernt, auf dem Weg zu mir…

Es fing damit an, daß meine, kaum, das sich mich besuchte, anfing rumzuräumen, den Staubsauger rausholte und solche Sachen.

Ich habe dann Zimmer abgeschlossen, den Staubsauger eingeschlossen und solche Sachen eben.

Anders hätte es einfach nicht funktioniert, für mich. Bin ich doch auch ausgezogen, um mich nicht mehr runter machen zu lassen.

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Hallo Teff,

ich kenne diese Ordnungs-Problematik und habe über die Jahre viel ausprobiert und gelernt.
Mit meiner Mutter gab es gerade in meiner frühen Erwachsenenzeit einige Situationen, wo sie meine Art der Haushaltsführung bewertete und somit auch mich. Das war für mich verletzend, auch wenn sie es nie böse gemeint hat.
Ich habe mich klar abgegrenzt und deutlich gesagt, dass ich leider nicht so funktioniere wie sie. Meine Wohnung, meine Familie, mein Leben. Ich gebe mir Mühe so gut es geht. Inzwischen haben wir ein viel besseres Verhältnis als früher. Sie versteht nun auch, was ADHS für mich persönlich bedeutet.

Zum Thema Ordnung habe ich ein sehr gutes Video von Sarah Kiefer gefunden. Ich habe mich oft ertappt gefühlt, aber auch bestätigt. Denn was da angesprochen wird habe ich in vielen Punkten nachvollziehen könne und empfinde es ähnlich.
Im Video werden die typischen Ordnungtipps analysiert und es wird besprochen, warum sie für viele Menschen nicht funktionieren und was eine bessere Alternative wäre. Da ich so ziemlich alle angesprochenen Tipps schon ausprobiert habe kann ich von meiner Warte aus sagen, dass ich das Video sehr stimmig finde. Es nimmt vor allem den Druck raus und bietet neu Blickwinkel und Perspektiven.
Vielleicht hilft es dir.

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Kann ich das bitte als Plakat haben😻

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