ADHS und Zweifel an der eigenen Intelligenz - Meine Mutter und ihre Schwester sprechen mir ADHS ab

Hallo liebe Mitleser,

tagtäglich frage ich mich, ob ich tatsächlich so dumm bin oder ob es einfach an ADHS liegt, dass ich scheinbar nichts gerafft kriege. Ich habe wahrscheinlich ADHS.
Jedenfalls bestätigen die Berichte aus meiner Kindheit, dass ich es habe (eigentlich diagnostiziert, aber meine Mutter behauptet, dass ich es nicht „mehr“ hätte bzw. nie wirklich gehabt hätte). Auch mein Verhalten ist sehr typisch für ADHS. Ich störe vielleicht nicht mehr den Unterricht wie damals, als ich noch ein Kind war. Jedoch habe ich das Gefühl, dass ich wie ein Wasserfall rede - gefühlt ohne Punkt und Komma. Zudem verspüre ich eine innere Unruhe. Ich habe auch Schwierigkeiten, mich zu entscheiden, bei scheinbar einfachen Entscheidungsfragen. „Was möchtest du essen?“ Alleine diese Frage überfordert mich teilweise dermaßen, dass ich selten darauf eine Antwort finde. Selbst wenn ich die Wahl zwischen zwei Produkten hätte. Ich wippe sehr häufig mit meinen Beinen und zucke manchmal mit dem Gesicht. Es ist wie ein Tic, aber definitiv kein Tourette-Syndrom. Zudem bekomme in der Schule kaum etwas mit.

Ich behalte kaum etwas im Kopf, von dem was der Lehrer faselt. Ich möchte einfach so nicht mehr leben. Ich fühle mich dumm und ich kann nichts.

Meine gesamte Schullaufbahn ist eine reine Katastrophe. Ich bin jetzt 22 Jahre alt und im Abitur, aber ich sehe nur noch schwarz und keine positive Aussicht auf das Erlangen des Abiturs.

Mein ganzes Leben ist eine reine Verschwendung. Ich würde gerne Medikamente einnehmen, aber auch davor habe ich Angst.

Ich wollte eigentlich studieren, promovieren und eventuell habilitieren, aber ich sehe absolut keine Chance für mich. Nicht unter diesen Umständen.

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Hallo @gigachad ,

willkommen im Forum!

Wenn ich es also richtig verstanden habe, dann hast du schon eine Diagnose und deine Mutter ist der Meinung, dass du kein ADHS hättest oder dass sich das zumindest schon verflüchtigt hat?

An der Stelle wäre es interessant über welche Komptenzen evtl. deine Mutter verfügt, um eine solche Vermutung zu äußern.

Wenn sie eine fachlich fundierte Meinung zu ADHS haben würde, dann würde Sie auch sicherlich wissen, dass ADHS nicht so einfach verschwindet, sich aber die Symptome im Erwachsenenalter sehr unterschiedlich äußern und von vielen Betroffenen versteckt bzw. kompensiert werden.

Also wenn du schon eine ADHS-Diagnose hast und auch mehr als genug Probleme hast, die sehr wahrscheinlich von deinem ADHS kommen, dann solltest du möglicherweise auch Hilfe in Anspruch nehmen, die dir in diesem Falle zustehen würde.

Es gibt sowohl medikamentöse als auch nichtmedikamentöse Behandlungsmöglichkeiten:

Und mal ganz ehrlich: Du machst gerade dein Abitur. Etwas, wozu viele mit aber auch ohne ADHS nicht kommen.

Dann solltest du nicht an deiner eigenen Intelligenz zweifeln. Das solltest du so oder so nicht, aber so wie du das schilderst sowieso nicht.
Und dass deine Mutter sagt, dass du kein ADHS hast, obwohl eine Diagnose zu bestehen scheint ist mir auch sehr rätselhaft (bzw. ich kann mir denken, wo das herkommt, bei mir war es ja nicht anders).

Aber ich kann dir nur empfehlen dein eigenes Glück bzw. dein eigenes Leben selbst in die Hand zu nehmen und dich um dein ADHS zu kümmern, weil du das zu haben scheinst. Und da kann dir dann auch nicht deine Mutter reinreden. So habe ich es auch gemacht und es geht mir seitdem deutlich besser!

Beste Grüße,
Beefcake

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Richtig.

Über gar keine.

Ich weiß, dass ADHS nicht mehr verschwindet. Einmal ADHS, immer ADHS. Die Symptome wie z.B. das Stören des Unterrichts sind z.B. nicht mehr vorhanden, aber dafür habe ich fundamental viel größere Probleme

Ich würde am liebsten Ritalin einnehmen. Ich erhoffe mir dadurch ein besseres Leben führen zu können. Ich erhoffe mir dadurch, dass ich endlich dazu in der Lage bin, vernünftig zu lernen, vernünftig im Unterricht aufzupassen und mich nicht mehr ständig überfordert fühle und auch sonst ein angemessenes Verhalten an den Alltag lege.

Abitur ist nicht sonderlich schwierig. Ich lebe einfach absolut unstrukturiert und kann mich einfach gar nicht der Schule widmen. Ich kann nachts auch nicht schlafen. Ich schlafe seit Monaten in der Woche nur 3-5 Stunden.

Ich bin tatsächlich überdurchschnittlich intelligent, aber in den vermeintlich einfachen Momenten - oder wenn ich meine Konzentration für das wesentliche nicht erbringen kann - scheine ich dennoch zu scheitern und komme mir vor, wie ein kompletter Trottel.

Meine Eltern sind keine Fans von Medikamenten. Ich bekam als Kind für eine kurze Zeit Medikamente. Jedoch setzte meine Mutter die Medikamente ab, nachdem ich über Kopfschmerzen geklagt habe. Anstatt mit dem Arzt nach einer vernünftigen Dosierung zu suchen, hat man das Medikament einfach direkt abgestellt. Ich war als Kind natürlich froh darüber. In der Familie wirkte es eher negativ, wenn man Medikamente einnehmen muss. Man sagte mir immer, dass so etwas nur psychischkranke Menschen machen und ich wurde als Kind natürlich manipuliert und habe die Einnahme von Medikamenten als etwas Negatives wahrgenommen.

Ja, ich würde liebend gern alles ändern. Derzeit sehe ich keine vernünftige Zukunft für mich. Ich muss Medikamente einnehmen. Vielen Dank für deine Hilfe.

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Hallöchen und :sparkling_heart:lich Willkommen hier!

Du bist nicht „nur intelligent „ sondern bringst auch eine emotionale Intelligenz mit, weil du deine aktuelle Situation und Problematik genau erfassen und benennen kannst .
Und du bist 22 und kannst selbst über dein Leben entscheiden .

Kümmere dich um Termine für eine Diagnostik bzw. nutze die Diagnose aus der Kindheit um ggf auch noch zeitnah an eine Medikation zu kommen damit der Stress vom Abi und dein Stress mit dir selbst dich nicht ganz blockiert .

Hast du einen guten Hausarzt mit dem du reden könntest ?

Ich würde diesen Weg auch gar nicht mehr mit deinen Eltern thematisieren sondern einfach machen.

Trotzdem glaube ich das deine Eltern aus der Perspektive von damals dich schützen wollten und einfach nicht wussten dass der andere Weg auch hilfreich hätte sein können .

Wärst du schlecht eindosiert worden und hättest die Medikamente nehmen müssen dann würdest du das vielleicht auch kritisieren ?

Und wenn ich ehrlich bin, so wie du schreibst mache ich mir bei dir überhaupt keine Sorgen um deine Zukunft.

Ich glaube das einzige was passieren kann ist vielleicht noch ein kleiner Umweg bis es dann läuft . Und sieh zu dass du nach dem Abi nicht direkt loslegst sondern ne Reise oder was freiwilliges machst um noch mal durchatmen zu können .

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Dankeschön. Ich würde gerne vieles an meinem Leben ändern.

Derzeit sehe ich mein Abitur gefährdet und ich versuche jetzt mich zusammenzureißen und einen Termin beim Arzt auszumachen. Ich werde natürlich Berichte aus der Kindheit mitnehmen. Ich denke mal schon, dass ich einen guten Hausarzt habe.

Ich darf mir keine Umwege mehr erlauben. Ich musste schon alle meine Abschlüsse zuvor nachholen. Von Hauptschule bis hin zur Mittleren Reife. Ich möchte nicht mehr sitzen bleiben. Deswegen möchte ich so schnell wie möglich Medikamente bekommen.

Es soll Leute geben, bei denen es „verschwindet“. Wer ADHS hat, hat die immer, aber leidet nicht immer darunter - und hat dann laut Definition keine Störung, also keine ADHS.

Das gibt es auch umgekehrt, dass Menschen als Kind wenig Probleme haben, weil ihnen viel Struktur vorgegeben wird, und dann völlig im Chaos landen, wenn sie ihr Leben als Studenten, oder als Eltern, selbst strukturieren müssen.

Was ich aber sehr kritisch sehe: Erwachsene, die als Kind ADHS haben, und als Erwachsene eine Suchtkrankheit, eine Depression, oder straffällig werden, aber laut Symptomkatalog die ADHS-Kriterien nicht mehr erfüllen - dann haben sie doch nichts Anderes als früher, sondern der Symptomkatalog stimmt nicht!

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Hallo liebe Community,

ich habe morgen endlich einen Termin beim Arzt und ich werde meine alten Berichte aus der Kindheit mitnehmen, die eigentlich meine ADHS-Diagnose bereits im Alter von 7 oder 8 Jahren bestätigt haben. Mein Tante behauptet, dass sie Menschen mit ADHS kennt und diese Menschen verhalten sich ganz anders als ich. Damit möchte sie anmerken, dass ich zum Beispiel kein übertriebener „Zappelphillip“ bin. Jedoch muss man ja kein Zappelphillip sein am Esstisch.

Ich wippe ständig mit den Beinen und verknote meine Finger. Zudem kann ich noch nicht einmal mein Handy ruhig in der Hand halten, da ich scheinbar am „zittern“ bin. Jedenfalls wird mir immer gesagt, dass ich mal das Handy stillhalten soll, wenn ich etwas zeigen möchte, obwohl es meines Erachtens still ist. Zuhause bin ich aufgedreht und provoziere meine Eltern auf einer infantilen Art und Weise, was man von einer Person nicht erwarten würde, die in ihren jungen Zwanzigern ist.

Ich habe große Schwierigkeiten in der Schule, mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich bin vergesslich (nicht immer) und ich prokrastiniere sehr oft und weigere mich große Projekte anzufangen, die eigentlich verpflichtend sind (Präsentationen für die Schule zum Beispiel).
Ich habe den ADHS-Test auf adxs.org gemacht und ich belege 39 von 43 Symptomen.
Ich habe auch eine sehr starke innere Unruhe; ich kann selten zur Ruhe kommen.
Ich bleibe nachts auch immer lange wach.

Eigentlich kann ich nur aus allem deduzieren, dass ich definitiv an ADHS leide. Laut meiner Mutter und ihrer Schwester habe ich kein ADHS, aber ich muss es doch besser wissen. Ich finde es sehr idiosynkratisch von meiner Mutter und ihrer Schwester zu behaupten, dass ich kein ADHS hätte. Das ist äußert obskur und wirkt schon fast renitent, da es mein Wunsch ist, ADHS zu „besiegen“.

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Hallo gigachad,

Lass dir deine Wahrnehmung nicht absprechen. Vielleicht könnte dich auch dieser Artikel hier interessieren. (Self-) Gaslighting bei Neurodivergenz – Counseling bei Reizoffenheit

Es ist ein Prozess den viele von uns erleben, dass Außenstehende, sogar die eigene Familie einem dies abspricht.

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Das ist natürlich schwierig, wenn deine Mutter und deine Schwester beide Fachärztinnen für Psychiatrie mit jahrelanger ADHS-Erfahrung sind, dann können sie es ja wirklich beurteilen ob du ADHS hast oder nicht. :adxs_grins:

Aber selbst wenn es so wäre: Du bist erwachsen. Du bist von der Einschätzung von Eltern und Tanten nicht abhängig. Die können sich auf den Kopf stellen, wenn du dich entscheidest, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, können sie dich nicht hindern.

Ich habe seit 20 Jahren meine ADHS-Diagnose, habe davon aber meiner damals noch lebenden Mutter, meinen Schwiegereltern oder meinen Geschwistern und denen meiner Frau nichts erzählt - warum sollte ich das tun? Die Ehefrau, die eigenen Kinder, einige (aber nicht alle) guten Freunde, fertig. Ich muss mich nicht unnötig angreifbar machen von Leuten, die nichts vom Thema verstehen und meinen, sich in mein Leben mischen zu dürfen.

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Das ist ja das Problem. Deren Aussagen sind einfach absolut dilettantisch und von obskurer Herkunft. Sie besitzen keine Expertise, aber irgendwo vertraut man ja auch auf enge Bezugspersonen.

Absolut. Deswegen habe ich auch endlich morgen einen Termin beim Arzt.

Genau. Du hast völlig recht. Ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt. Ich wäre sehr konsterniert darüber, wenn dieses Forum irgendwann fallen würde.

Der Syllogismus des ganzen ist, dass ich mir nichts einreden lassen soll von anderen Menschen, die nichts anderes tun, als nur ihre dilettantischen Aussagen zu verbreiten.

Vielen Dank. Es ist echt eine schwierige Zeit für mich.
Ich musste erst meinen Impetus richtig antreiben, damit ich überhaupt mal beim Arzt anrufe.
Ich wünsche mir, dass ich bald als Sanguiniker (im positiven Kontext) leben kann. Ich muss derzeit konzedieren, dass es mir überhaupt nicht gut geht.

Die Schule läuft nicht und alles ist scheiße in meinem Leben.

Es delektiert mich sehr zu sehen, dass ich nicht der einzige bin, mit solchen Problemen. Das stärkt mich etwas, da ich nicht alleine bin.

Auch das kennen sehr viele. Ich könnte jetzt sagen, Positiv Denken aber würde dir, ehrlicherweise, lieber zur Selbstakzeptanz raten. Blick nach vorne richten, akzeptieren und an sich selber arbeiten. Für was anderes hat man erstmal keine Zeit. Stück für Stück, klappt dann der Rest wieder besser. Die Medikamenten Krücke, hilft sehr vielen enorm, umso wichtiger ist deswegen die Ärztliche Abklärung und zwar so schnell wie möglich.

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Ich musste jetzt die Begriffe idiosynkratisch und Syllogismus nachschlagen, gut dass es Wikipedia gibt. :adxs_redface:

Darf ich deine beiden Threads zusammenführen, sie gehen wenn ich es richtig sehe in die gleiche Richtung?

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Ach eins noch, kannst du mir, vielleicht, einen Wortgewandten Philosophen empfehlen? Ich muss noch viel Bildung nachholen.

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Tut mir leid; soll ich mich umgangssprachlicher artikulieren? Manchmal rutschen mir solche „bildungssprachliche“ Begriffe raus.

Ja, das wäre in Ordnung. Dankeschön.

Oh, da kann ich Dir leider kein Beispiel auf die Schnelle geben :sweat_smile:
Du könntest „Goethe: Faust. Eine Tragödie“ lesen. Dort kann man auch schöne Worte finden, die man im Alltag verwenden kann, die nicht so häufig vorkommen.

Goethe bin ich grad dran, Kleist ein wenig. Sollte dir was einfallen, immer her damit. :adxs_daumen:

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So, ich hoffe es sind noch alle Beiträge aus den beiden Themen (das jetzt ein Thema ist) da. :adxs_grins:

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Ich kann Dir auf jeden Fall Immanuel Kant empfehlen und Friedrich Nietzsche. Beide verwenden teilweise eine komplexe Sprache.

Ansonsten interessiert mich noch Gottfried Wilhelm Leibniz. Ich bin aber leider noch gar nicht dazu gekommen, mir seine Werke vollständig durchzulesen.

Das ist auch wieder ein ADHS-Problem. Es ist mir unmöglich, Bücher zu lesen, da ich die Aufmerksamkeit und Konzentration nicht erbringen kann. Das frustriert mich einfach sehr. Andere Menschen können stundenlang lesen und ich schaffe mit Glück 8 Seiten.

„Kritik der reinen Vernunft“ habe ich hier, muss mich aber endlich mal selber durch ringen, weiter zu lesen, Nietzsche und Leibniz behalt ich im Hinter Kopf. Danke dir.

Elvanse hilft mir beim Lesen aber wunder wirkt´s auch nicht, ein Kampf ist´s immer wieder, wenn denn, zusätzlich, der Fokus treibt, dann geht´s richtig gut. :adxs_daumen:

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