Hallo zusammen,
will mich erstmal vorstellen: ich bin Michael und habe letztes Jahr im Sommer von einem Neurologen, bei dem ich wegen einer Depression (9 Monate krankgeschrieben) war, ADHS diagnostiziert bekommen. Da ich das mit 49 gelebten Jahren nicht wirklich glauben konnte, meine Probleme mir aber schon selbst auf den Sack gingen, machte ich den DIVA 2.0-Test und ließ auch meine Mutter das aufgrund ihres Erfahrungen mit mir in der Kindheitsphase (ab 5 Jahren, da in dieser Zeit adoptiert worden) ausfüllen.
Und siehe da, es hat sich bestätigt. Seitdem kann ich mir viel erklären, z.B. dass ich in der Schule extrem unter meiner Unruhe und dem unbedingten ruhig halten gelitten habe. Lernen war für mich der absolute Graus. Mein Schreibtischjob war für mich jahrelang eine sehr große Herausforderung.
Mit meiner 2. Frau, deren Nerven ich ab und zu ganz schön blank lege, habe ich herausgefunden, dass mein ADHS durch die Erziehung meiner Adoptiveltern initiiert wurde und zumindest mit ein Grund dafür ist, das ich so bin, wie ich bin.
Folgende Vermutungen haben wir dazu:
- Meiner Zwillingsschwester und mir wurde nicht beigebracht Verantwortung zu übernehmen und Dinge einfach auch mal auszuhalten.
- Es wurde alles Unangenehme von uns fern gehalten.
- Meine Eltern machten alles für uns, so dass ich faul wurde (Zimmer aufräumen war die einzige Verantwortung, die aber nicht unbedingt immer durchgeführt wurde)
- Durch das Kinderheim (3-5 Jahre alt) war ich extrem verschüchtert, so dass mein persönlich wahrgenommener Wert bis ins Erwachsenenalter immer mehr sank und nie aufgebaut wurde, auch nicht von meinen Eltern.
- Fehler hatten selten Konsequenzen, die wir etwa selbst hätten ausbaden müssen.
- Meine Schwester hatte ADHS, mein dazu adoptierter Bruder hat ähnliche Probleme und die Kinder beider (9 Kinder), auf die meine Eltern starken erzieherischen Einfluss hatten, haben fast alle auch ADHS bekommen. Zumindestens haben alle irgendwelche Probleme in ihrem Leben gehabt, die massive Auswirkungen in ihrem Leben hatten und bei allen auch letztendlich zu Armut führte, außer bei mir (Ich war das Vorzeigekind, weil ichs irgendwie dann doch geschafft habe und sehr gut verdiene).
- Mein Neffe (Viel bei meinen Eltern gelebt) hat hochgradig ADHS.
- Meiner Schwester erste Tochter hat auch große, psychische Probleme und lebte ebenfalls eine lange Zeit bei meinen Eltern und wurde von ihnen sogar adoptiert, so dass meine Nichte jetzt gleichzeitig meine Schwester ist (sie hat 3 Jungs mit einigen motorischen und psychischen Problemen).
Vielleicht könnt Ihr nachvollziehen, dass wir darauf kamen, dass Erziehung anscheinend einen großen Einfluss auf die Diagnose ADH/S hat.
Könnt Ihr das bestätigen? Gibt es hier Leidensgenossen/innen, die ähnliche Erfahrungen mit ihren Eltern gemacht haben?
Über einen Austausch würde ich mich freuen.
Noch zu meiner Lebenssituation aktuell: nachdem ich meine erste Frau nach 22 Ehejahren vollends verrückt gemacht habe und bis dato gar nicht wusste, was los ist, heiratete ich vor einem Jahr meine jetzige Frau, die sehr analytisch ist und auch schon früh psychische Probleme in Richtung ADHS vermutete. Auch stellte sie bei mir Perfektionismus fest.
Zusammen haben wir einen Bauernhof (2,6 Hektar) gekauft, bei dem ich mich zum Ausgleich zum Bürojob auspowern kann (mit 2 Hunden, 65 Hühnern und 12 Ziegen).
Seit etwa 1,5 Monaten nehme ich Medikinet, mittlerweile 2 x 20mg ohne dass ich irgendeine Wirkung oder Nebenwirkung feststellen könnte.
Heute nehme ich mit Respekt einen ersten Termin mit Neurofeedback wahr und hoffe, dass ich so meine Konzentrationsstörungen in den Griff bekomme.
In Seelsorge bin ich seit 3 Monaten etwa.
Vielen Dank und sorry für den langen Text!
Gott segne Euch!
Michael