ADHS - Ursache in der Erziehung?


Gilt das tatsächlich für 100 % aller Fälle ?

Weil man immer wieder hört, dass zwischen 60 und 80% der Kinder es mit ins Erwachsenenalter mitnehmen.

Das heisst, dass der Rest später „normal“ ist ?

Ich würde mal sagen bei 60% ungefähr verbleibt eine von außen klar wahrnehmbare und/oder beeinträchtigende Symptomatik, aber bei 100% verbleibt eine zumindest Restsymptomatik, die bei mindestens 40% nicht mehr pathologisch relevant ist.

Insgesamt halte ich es mit Michael Moore, als Donald Trump 1 Monat vor der Wahl in sämtlichen Wahlumfragen im Rust Belt gegenüber Hillary Clinton hinten lag und Michael Moore (der in Flint, Michigan und somit im Rust Belt aufgewachsen war) dazu voller Angst sagte: „I don’t believe any of these Rust Belt polls.“ Bei der Wahl gewann dann entgegen den Umfragen Donald Trump in fast allen Staaten des Rust Belt. Analog dazu: „I don’t believe any of these ADHD prevalence studies.“ Damit meine ich selbstverständlich auch diese 60% Verbleib von ADHS im Erwachsenenalter.

Und was soll das jetzt?

Warum geht es dir denn so sehr darum, nach Schuldigen zu suchen? Ist das nicht etwas spätpubertär?

Wenn deine Frau so analytisch geprägt ist, dann ist ihr sicher auch klar, dass, ich weiß gerade nicht welcher kluge Mensch das gesagt hat, jeder Mensch ab 25 für sein Gesicht selbst verantwortlich ist.

Aus deiner Wortwahl (Seelsorge, Gott segne Euch) schließe ich, dass du Christ bist. Das freut mich sehr, ich auch! :smiley:

Ich bekam meine ADHS-Diagnose mit 37, das war 2003. Neben dem Beginn einer medikamentösen Behandlung ging ich in den ersten Monaten zu einer christlichen Psychologin, und ein sehr wichtiger Punkt war, meiner Mutter bewusst zu vergeben.

Nicht weil ich im Entferntesten daran dachte, sie hätte meine ADHS herbeigeführt. Sie war eher das Gegenteil, sehr strukturiert, in dem Betrieb den meine Eltern zusammen führten, hielt sie die Fäden zusammen.

Aber weil sie so strukturiert war, hatte sie natürlich große Schwierigkeiten damit, dass ich als Kind so viele Gegenstände verlor. Das war jedesmal ein schlimmes Theater, sie machte mir ein schlechtes Gewissen, ich fühlte mich immer sehr schlecht.

Nach meiner ADHS-Diagnose wurde mir klar, dass ich ja gar nichts dafür konnte dass ich so ein Schussel bin.

Was ich damit sagen will: Deine Eltern haben sicher eine Menge falsch gemacht und es ist gut das aufzuarbeiten. Dafür müssen sie nicht ADHS bei dir, deiner Schwester, deinem Neffen und sonst noch jemand ausgelöst oder begünstigt haben.

Welchen Anteil Genetik und welchen Anteil Erziehung haben, darüber streiten die Gelehrten. Allein durch Erziehung haben auch die allerchaotischsten Eltern noch keine einzige ADHS herbeiführen können.

Und schon gar keine Eltern, die mit 5 Jahren überhaupt erst die Gelegenheit bekommen, einen Einfluss zu haben! Das ist vollständig absurd. Mein großer Sohn bekam seine ADHS-Diagnose mit fünfeinviertel, mein kleiner Sohn mit vier.

Und natürlich machen Eltern Fehler! Immer. Und Eltern von ADHS-Kindern machen mehr Fehler. Ein Kind ohne ADHS aufzuziehen ist schließlich überhaupt keine Kunst. Man macht das, was die Experten raten, und es funktioniert in der Regel auch. Bei einem ADHS-Kind funktionieren sie nicht, und wer ist schuld?

Viele Grüße und auch dir und deiner Familie Gottes Segen
Falschparker

Was ist der Unterschied zwischen christlichen und nicht explizit christlichen Psychologen?
Das würde mich wirklich mal interessieren.


Könnte mir vorstellen, dass die sich mehr an den 10 Geboten orientieren und vor allem Vater und Mutter ehren statt bei denen die Schuld für alles zu suchen.

Kann man ja auch so ganz einfach annehmen:
Eltern mit ADHS werden gerne mal ungewollt (z.B. auch zu früh) schwanger, leben gerne auch mal in prekären Verhältnissen.
Eltern mit ADHS bekommen Kinder mit ADHS. Da kommt dann viel zusammen, was zur Entscheidung führen kann, ein Kind zur Adoption freizugeben.

Das finde ich so ehrlich gesagt ziemlich (also eigentlich sehr…) unfair. Abgesehen davon, dass es nicht zutrifft.

Deine Adoptiveltern haben aus meiner Sicht viel richtig gemacht, weil sie mit Euch nicht in die volle Konfrontation gegangen sind. Als Eltern, die ihr Kind lieben, werden sie gesehen haben, wie stark die Überforderung auch für das Kind sein kann.
Du kannst ein Kind nicht zurechtbiegen, wenn es so eine Veranlagung und so ein Schicksal mitbringt. Bei einem eigenen Kind mag das leichter sein, weil man da doch noch sowas wie gewachsene Grundgefühl füreinander hat.
Was hätten sie tun sollen? Ständig in Konfrontation gehen mit einem Kind, dass einfach ein so großes Päckchen mitbringt, dass man ihm einfach nur Gutes tun will?

Du bist, mit Verlaub, jetzt mehr als ein Vierteljahrhundert erwachsen. Also Du bist jetzt seit 25 Jahren Dein eigenes „Elter“ - da ist die eigene Nase deutlich näher als die der Eltern. Da würde ich Dir doch eher raten, Deine Schwächen anzunehmen und daran zu arbeiten. Also das für Dich zu tun, dessen Unterlassen Du Deinen Eltern als Versagen vorwirfst.
Ich erlaube mir, Dir das so vor die Stirn zu klatschen, weil ich selbst noch vor 10 Jahren so selbstmitleidig auf meine Eltern gezeigt habe (jaaa, wir sind halt alle ein wenig entwicklungsverzögert). Das hat mir nicht gut getan und hat notwendige Einsichten einfach nur verzögert. Zum Glück hatte ich eine Therapeutin, die mir Wege gezeigt hat, mit mir selbst da ins Reine zu kommen.

ADHS ist eine Veranlagung, die wohl eher durch die Giftigkeit Deiner frühen Kindheit „scharf geschaltet“ wurde, nicht durch das wohlmeinende Verhalten der neuen Eltern.
Geh da nicht zu analytisch ran. Eher so, als fehlte Dir ein Bein. Uns fehlt halt ein Botenstoff.

[/quote]

Ging mir ähnlich. Der einzige Effekt aus diesen verzweifelten Dressurversuchen war
das Gefühl, immer „falsch“ zu sein.
die maximale Überforderung vor allem meiner Mutter (toll, DAS habe ich voll übernommen…)
kein Gefühl für die Vorteile meiner Eigen-Art
und gebracht hat’s nix.

Wichtiger war, dass meine Mutter nicht selbst betroffen war und uns damit ein ruhiges und ordentliches Gerüst gegeben hat. So ein Glück, dass sie nicht betroffen war (haha, war ein Scherz, mit ADHS-Mann und zwei ADHS-Kindern war sie ohne Ende betroffen!!
Dafür war sie sehr früh sehr ausgelaugt.

Hallo Hibbelanna,

danke für das konkretisieren, warum Adoptivkinder oft ADHS haben. Ich war damals, als ich postete, unterwegs und hatte nicht die Zeit, das näher auszuführen. :slight_smile:

Ansonsten volle Zustimmung.

Ob Depression, ADHS oder welche psychische Auffälligkeit auch immer: Den Frieden mit den eigenen zu Eltern zu machen, ist für meine Begriff die Voraussetzung, um für sich selbst weiterzukommen und ein zufriedenes Leben führen zu können.

Klar, die Psychoanalytiker können sagen, es sei etwas in der frühen Kindheit zwischen Eltern und Kind schiefgelaufen. Die Bindungstheoretiker mögen es auf eine unsichere Bindung zwischen Eltern und Kind schieben. Die Verhaltenstherapeuten sehe die Ursache der Probleme in erlernter Hilflosigkeit usw.

Alles Ansätze, mit denen es sich sicher lohnt auseinanderzusetzen.

Aber:

Gerade bei ADHS gibt es eben auch noch die erhebliche genetische Komponente. Niemand kann im Nachhinein sagen, wieviel Prozent des Zustands im Erwachsenenaltern nun genetisch und wieviel von Eltern (oder anderen Bezugspersonen) verursacht worden ist.

Und da das so ist, hilft meiner Meinung nach nur die radikale Akzeptanz des jetzigen Zustands. Alles Nachkarten, die Frage, warum bin ich so wie ich bin, das Verantwortlich-machen der Eltern ist sinnlos.

Bei heftigeren Dingen wie Missbrauch sieht die Sache natürlich noch mal anders aus, doch auch hier müsste das Ziel sein, mit der Vergangenheit abzuschließen.

Da bin ich absolut bei Dir.
Aufarbeitung ist aber die Grundlage.

Weil: jeder hat eine Erzählung seines Lebens. Wenn man sich diese Darstellung, die ja eine Deutung ist, aber nicht selbst klarmacht, dann kann man auch die Unstimmigkeiten nicht erkennen. Schick ist das, wenn man die von jemandem auswerten lässt, der was davon versteht.

Die Erzählung ist ja schon Teil des eigenen Denkens, lange bevor sie erzählt wird. So wie beim Threaderöffner.
Grade ärgere ich mich, dass ich nicht klüger geantwortet habe… Jede Geschichte hat Respekt verdient. Sch…x ADHS…

Es gibt da den Begriff der „Biografizität“ - einer Form der lernenden und zu erlernenden Selbstreflexion. Das ist ganz spannend. Biografizität umfasst das Betrachten des eigenen „Gewordenseins“, auch unter der Betrachtung z.B. der historischen oder systematischen Umstände. Das ist ein wenig Mode geworden, weil wir ja heute keine Norm-Biografien mehr haben, sondern jeder sein eigenes Leben für sich selbst deuten muss um dann darauf die weitere Biografie auch planen zu können.

Worauf ich rauswill: Die eigene Deutung zu durchschauen bedeutet letztlich auch, eigene Verantwortlichkeiten bzw. aber den Einfluss durch Umstände zu erkennen.
Dann kann man präziser eingreifen. Für „uns“ besonders wichtig.

Therapie kann ja immer bedeuten, dass ein Therapeut mit den Methoden, die er so draufhat, kommt und einen dann in diese Methoden reindeutet.
Oder auch: sich auf den Menschen mit seiner Biografie einlässt und seine Methoden auf diese anpasst. M.E. die beste Lösung.

So meinte ich das auch: Die eigene Deutung ist das Wichtigste.

Und dafür ist es sinnvoll, viele mögliche Erklärungsansätze zu kennen und für sich das zusammenzubasteln, was am Schlüssigsten ist.

Es führt mE aber nicht weiter, wenn man sagt: Mein Therapeut sagt, meine Eltern seien wahrscheinlich verantwortlich dafür, dass ich so oder so bin.

Letztendlich sind das nur Hypothesen, die zutreffen KÖNNEN aber nicht müssen.

Hey, sehr interessanter Thread… mal sehen, ob der Initiator sich jemals wieder einloggt, er hat sich nämlich, seit er diesen Post verfasst hat, noch nicht wieder hier sehen lassen… ist ja nicht so selten bei ADHS… :wink:

@Hibbelanna :

Sieht das nicht aus wie ein „strukturiertes ADHS“, typisch für Frauen? …grade auch mit dem Ausbrennen…

Hallo,
Also mein Freund ist ja nicht diagnostiziert.
Ihm wurde auch immer alles unangenehme abgenommen bis ins Erwachsenen Alter. Einen Praktikumsplatz und eine Lehrstelle musste er nicht suchen. Das hat alles der Vater über Bekannte geregelt.
Verantwortung für sein tun oder unterlassen zu übernehmen kam wohl auch zu kurz. Meist waren es die anderen oder die äußeren Umstände, die etwas verursacht haben oder eben nicht.
Fehler die er machte hatten auch keine grossartigen Konsequenzen. Eine Geschichte aus der Kindheit erzählt er bis heute. Da durfte er nicht zu einem geplanten Ereignis. Bis heute erzählt er davon wie ungerecht das dich von seiner Mutter war. Trotz nachfragen (nachdem er die Geschichte schon 109 mal erzählte) weiss ich bis heute nicht komkret warum er nicht weg durfte. Das liegt wohl daran, dass er sein Fehlverhalten nie einsehen konnte. Genutzt hat diese Konsequenz bei ihm also nichts.
Ich bin kein Experte auf dem Gebiet aber nachdem was ich so gelesen habe, denke ich auch wie einige Vorredner, dass die Erziehung eine Rolle spielt in welche Richtung sich das entwickelt ( wie bei jedem anderen auch) ,Also wie ausgeprägt jeweilige Eigenschaften möglicherweise sind .Das ADHS erst dadurch entsteht denke ich nicht.
Aber genau wissen tue ich das natürlich auch nicht
LG

Die Frage ist: Was machen Eltern, wenn sie ein Kind haben, dass immer seine Bedürfnisse unmittelbar befriedigt haben will, jede Verantwortung ablehnt und gegen jede Konsequenz immun ist? Und zwar nicht nur als Kleinkind, sondern auch als Jugendlicher und sogar junger Erwachsener?

Richtig, die Eltern kümmern sich schließlich selbst um Praktikums- oder Ausbildungsstelle, damit sich überhaupt etwas tut - um damit „belohnt“ zu werden, dass sie nach kürzester Zeit geschmissen wird, weil alles voll langweilig und die Leute da voll doof sind.

Welche Eltern lassen ihr Kind einfach gegen die Wand fahren? Dass sie das nicht getan haben, kann man ihnen wirklich nicht zum Vorwurf machen - auch wenn das für das inzwischen erwachsene Kind möglicherweise besser gewesen wäre.

Glücklicherweise gibt es heute bessere Behandlungsmöglichkeiten, aber das Leben mit einem schwerer betroffenen Kind bleibt für die Eltern trotz Ritalin und co weiterhin kein Zuckerschlecken.

Jeder, der Erfahrung mit ADHS-Kindern hat, kann sich wohl vorstellen, welches Theater dein Freund abgezogen hat, als er nicht mit zu dem Ausflug durfte. Da überlegt man sich als Eltern zweimal, ob man eine Konsequenz ausspricht, nach der möglicherweise das komplette Haus verwüstet wird, dass aber null Einsicht nach sich zieht.

Wer selbst keine Erfahrungen mit ADHS-Kindern hat, dem sei übrigens „Ist das mein Kind?“ von Elke Sauer als Lektüre empfohlen, in dem sie das Scheitern der Erziehung ihres Sohnes bis hin zur Drogenabhängigkeit schildert.

Auch wenn es nicht explizit erwähnt wird, so ist doch offensichtlich, dass es sich bei ihrem Sohn um einen mindestens mittelschweren Fall von ADHS handelt.


Erst gestern habe ich (53!) erfahren, WO meine Eltern überall interveniert haben… Daher wirds jetzt sehr subjektiv :oops:
Da geht es oft nicht um das Kind, sondern darum, in der Gesellschaft gut dazustehen. Was nachvollziehbar ist. Aber das Kind fällt da hinten runter. Das ist ein sehr defizitorientierter Erziehungsansatz.

Eltern sollten AUSHALTEN können. Müssen das Kind so aushalten können wie es ist - alles andere greift in die persönliche Integrität des Kindes ein.
Aber, wie wir alle wissen, ist ADHS zu einem guten Teil erblich und das vererbende Elternteil hat u.U. eine eigene Bewältigungsstrategie im Sinne dieser von mir so gerne erwähnten „narzisstischen Auslenkung“ (wie gesagt: nicht zu verwechseln mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung!) entwickelt. Und diese hält ein unperfektes Kind nicht aus, weil man ja von der eigenen Großartigkeit (ich bin super nur merken es alle anderen Menschen nicht) überzeugt ist und diese auf das Kind ausdehnt.

Ihr merkt, da steckt viel persönliche Bitterkeit drin. Ich bin froh, dass ich das heute verstehe und auch verzeihen konnte - aber es ist schlimm, wenn die eigene, vielleicht eher phobische Persönlichkeit keine Chance hat sich artgemäß zu entwickeln. Da hilft manchmal nur der brachiale Ausstieg aus der Beziehung.

Nicht falsch verstehen: Kinder mit ADHS brauchen in vielen Bereichen Unterstützung. Aber sie sollten die Möglichkeit haben selbst zu entscheiden, wann sie Hilfe brauchen und wann nicht.
Sonst geht der Bezug zu den eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Fähigkeiten sehr schnell verloren…


Das erlebe ich bei meinem Vater - das ist durchaus ADHS-typisch, vor allem bei der zuvor genannten „Auslenkung“ (die hätte ich wirklich gerne irgendwo wissenschaftlicher beschrieben gelesen…).
Sprich: das hätte auch eine andere Kränkung sein können. Mein Pa ist heute über 80, der flippt immer noch aus wenn er eine Geschichten erzählt, als er 4(!) Jahre alt war, bei einem anderen Ereignis war er 6 Jahre alt.
Ich kann mir vorstellen, dass das etwas damit zu tun hat, dass einem kleinen / jungen Menschen damit die eigene Andersartigkeit drastisch vor Augen geführt wird und sich genau sowas dann ins Gedächtnis traumatisch eingräbt.
Letztlich ist das Bedürfnis, dazuzugehören, eines der stärksten und existenziellsten Bedürfnisse die wir haben - entsprechend tief reicht diese Rejection Sensitivity …
Sprich: dadurch entsteht sicherlich kein ADHS, aber dadurch werden Bewältigungsmechanismen aktiviert, die eine Auseinandersetzung mit der eigene Schwäche verhindern - im Fall meines Vater eben dieses Streben nach Großartigkeit, oft kombiniert mit der Bewertung und Abwertung anderer.


Da gebe ich dir 100% recht und es unterstreicht meine Beobachtung, dass ADHS bei Kind UND einem Elternteil der absolute Worst Case ist. Oft sind ja sogar beide betroffen…

Aushalten können, Unperfektion akzeptieren bei ADHS - forget ist!

Andererseits: Wie viel laufen lassen ist noch tolerierbar, ohne in dem Versacht der Kindeswohlgefährdung wegen Umterlassen zu geraten?

Es ist ein schmaler Grat…

Ist übrigens ein interessantes Thema, über das ich mich hier gerne weiter austauschen würde. Leider findet sich zum Thema ADHS bei Eltern und Kind erstaunlich wenig…

Frage mich auch, ob es sich wirklich um Narzissmus handelt, sondern um Egozentrismus mit der Unfähigkeit, eine andere Perspektive als die eigene einzunehmen.

Ich hatte mich auch eben gefragt, welche Rolle die fehlende Selbstwahrnehmung spielen könnte. Wenn man die als ADHS-Elternteil nicht hat, wie soll man dann eine Grenze zwischen sich und seinen Kindern wahrnehmen?

Meine Mutter hat z.B. seit über 30 Jahren erwachsene Kinder. Wirklich gehen lassen hat sie aber noch keines…

Wieso denn nicht, wir sind doch alle Eltern? Ausgenommen natürlich die, die keine Kinder haben.

Und was meinst du mit Worst Case? Ist es nicht eher die Ausnahme (die ich jedem gönne, klar), dass ADHS-Eltern gar keine ADHS-Kinder haben oder umgekehrt?

Ich hoffe eigentlich immer noch, dass das bei unserem kleineren Kind (7) nicht mehr so ist wenn es älter wird. :sunglasses:

Hallo Falschparker,

ich meinte, dass es in der Literatur, im Netz etc. kaum etwas dazu gibt, nicht hier im Forum. Frage mich, warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, ein „ADHS-Familienbuch o.ä. rauszubringen.

Mit Worst-Case meinte ich, dass es für ein Elternteil, das selbst betroffen ist, schwierig ist, einem Kind mit ADHS das zu geben, was es am dringendsten braucht: Zuwendung, Wertschätzung, Geduld, Gelassenheit, Konsequenz etc.

Ich glaube im übrigen, dass es häufig so ist, dass die Eltern weniger betroffen sind als die Kinder, wenn überhaupt.

Aber wenn die Theorie stimmt, nachdem man sich blind findet, ist es dann mMn wahrscheinlich, dass die Ausprägung beim Kind stärker ist, auch wenn beide nur leicht betroffen sind, da jeder das seine dazu beiträgt, sowohl genetisch als auch durch die Erziehung.

Hier im Forum sind aber meinem Eindruck nach Eltern unterwegs, die selbst stärker betroffen sind.

Was euer Kind betrifft: Es ist ja medikamentös eingestellt, das ist etwas anderes, als wenn jemand ins Erwachsenenalter unbehandelt bleibt. Ich denke, da kann man guter Hoffnung sein, dass die Entwicklung positiv verläuft.

Findest Du?
Es gibt so viele „ADHS-Biographien“, die damit beginnen, dass jemandes Kind diagnostiziert wurde, wobei der Vater oder die Mutter dachte: „Das soll ADHS sein? ist doch alles völlig normales Verhalten, ich mach das immer so … oh.“ Und in der Folge auch diagnostiziert wurde. Einige davon haben dann auch zur ADHS-Literatur beigetragen. Aus dem Kopf fällt mir gesichert nur Rick Green (Totally ADD) ein, aber ich bin mir sicher, das auch in einem meiner ADHS-Bücher genau so gelesen zu haben. Möglicherweise eine der Autorinnen von „You Mean I’m Not Lazy, Stupid or Crazy?“