Hallo liebe Anika,
mir geht es von der Erziehung etc. auch sehr ähnlich wie dir, auch ich bin mir momentan noch sehr unsicher. Bei mir ist es die andere Richtung, dass alle sagen (Laien), dass ich es hätte, ich mir selbst, und auch mein Therapeut uns noch nicht ganz sicher sind.
Bei mir gibt es wie bei dir bestimmt auch ganz viele Punkte, die auf den ersten Blick erst einmal “offensichtlich” dagegen sprechen (evtl. gute Noten, Strebsamkeit, Perfektionismus etc.). Aber ADHS ist halt nicht gleich ADHS und vor allem bin ich mir (und auch viele Studien etc.) sich mittlerweile sehr sicher, dass ADHS in den Symptomen und dem Verhalten in den Geschlechtern sehr stark unterscheiden kann. Wenn du eh schon diverse andere Diagnosen hast, dann kann es auch sein, dass einige von einem bisher nicht erkannten ADHS herrühren. Das muss natürlich nicht sein. Falls du nicht Trigger-anfällig bist, kannst du ja auch mal in meinen Beitrag schauen, und vilt. findest du dich da in einigen Punkten wieder.
Ich erkenne mich und meine Lebensgeschichte in deinem Beitrag sehr gut wieder. Wir Frauen, vor allem wenn wir so erzogen wurden, wie du und ich haben schnell gelernt wie du schon sagst zu kompensieren, zu maskieren etc. Aber das ist nur nach außen. Wie es innerlich aussieht, kann auch dein Freund nicht nachempfinden. Wir sind Experten im zurückdrängen von Impulsen, unpassenden Gefühlen oder Gedanken, um nicht aufzufallen und um ein “perfektes” und “gesundes/glückliches” Bild nach außen hin abzugeben. Aber all das holt uns irgendwann immer ein und äußert sich dann in anderen Formen, wie zum Beispiel Depressionen, Gedankenkreisen, Stimmungstiefs, Antriebslosigkeit etc.
Natürlich kann es sein, dass du kein ADHS/Autismus hast. Aber das wirst du noch herausfinden. Du wirkst mir wie jemand der sich selbst beobachtet und reflektiert. Tu das weiterhin; höre weiter in dich hinein, auf deine Gefühle und dein Gespür. Meistens kennen wir uns besser, als wir selber manchmal wissen und sind so feinfühlig, dass wir spüren, wenn da etwas dran ist.
Ich verstehe die Verwirrung deines Freundes ein Stück weit. Allerdings sollte er sich - falls noch nicht geschehen (sonst würde ich das “belächeln etc. wirklich nicht verstehen und ebenfalls etwas übergriffig finden) mit ADHS und deren Auswirkungen bei Frauen beschäftigen. Er wird feststellen, dass er das nicht vergleichen kann. Abgesehen davon, sind wir alle individuell und so auch die Ausprägungen und Symptome. Vielleicht hast du auch “ADS” anstatt “ADHS”. Das sind alles Dinge die man herausfinden kann, wenn man nicht gleich eine Abwehrhaltung einnimmt, nur weil dein ADHS nicht zu seinem bisherigem “Bild” und seinem eigenen ADHS passt.
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und Kraft auf deinem weiteren Weg, und wünsche dir, dass du die Unterstützung und das offene Ohr von deinem Partner erhältst, dass die schwierige und aufreibenden Zeit um einiges erträglicher machen und auch zusammenschweißen kann.
PS.: Spinnen tun wir alle ein bisschen, schließlich haben wir ganz oft ganz viele tanzenden Gedanken die für viel Chaos im Gehirn sorgen und uns diese unfassbare Kreativität ermöglichen.
Deswegen sind wir trotzdem nicht verrückt. Wir sind nur anders 
LG 