Adhs "Verdacht" - Was nun?

Hallo ihr lieben,

Ich bin neu hier, weil ich heute glaube die Erklärung für all meiner Probleme und Sorgen gefunden zu haben.

Ich bin nun 31 Jahre alt und habe bereits mit 13 Jahren die Diagnose ADHS bekommen. Allerdings habe ich mich damals geweigert meine Medikamente (Medikinet) zu nehmen weil es mir schwer viel zu akzeptieren dass sie mich verändern. Meine Mutter die zu dieser Zeit selbst sehr depressiv war, hat sich dann irgendwann nicht mehr um die Sache gekümmert, auch, weil sie nicht wollte dass wir ohne Therapie einfach nur medikamentös behandelt werden (der Arzt wollte damals keine begleitende Therapie verschreiben). Also hat sich das ganze schnell verlaufen und ich habe es aus den Augen verloren.

Seit der Geburt meines 2. Kindes scheint aber das Chaos in meinem Kopf oberhand zu nehmen. Das geht so weit dass ich nicht mehr weiß was ich vor 1 Minute gesagt habe oder was mir erzählte wurde, bis hin zu wortfindungsstörungen in starken (emotionalen) Stresssituationen. Ich war völlig am Verzweifeln, wusste nicht was mit mir los ist. Ich dachte immer ADHS sei eine Kinderkrankheit. Ich hab es nie in Betracht gezogen dass das noch mein Problem sein könnte. Heute habe ich einen Bericht gelesen und würde direkt überflutet von Emotionen weil dieser Bericht genau mich beschrieben hat.

Nun habe ich recherchiert und bin sicher dass das ADHS immernoch da ist. Wo soll es auch hin sein?

Nun hab ich das Problem vor allem Angst zu haben. Ich habe Angst dass ich beim Doc nicht ernst genommen werde. Ich weiß nicht an welchen Arzt ich mich wenden soll.

Meine Hausärztin hat mir im März bereits eine Überweisung zum Neurologen mitgegeben, da mache ich mir direkt morgen einen Termin um was neurologische auszuschließen. Aber dann? Brauch ich dann von Hausarzt ein Rezept zur Psychotherapie?

Ich weiß aktuell nicht wo ich anfangen soll. Da prasselt grad so viel auf mich ein - vor allem Emotional - ich weiß nicht wohin mit mir und wo ich anfangen soll :see_no_evil:

Danke fürs lese und auch schon mal fürs Antworten!

Hallo Anja , herzlich willkommen hier !!

Jetzt gerade Nur kurz und knapp ! aber dein großer „Vorteil“ ist , das du damals schon die Diagnose bekommen hast und auch Medikamente und deine Mutter es weiß.
Wenn ihr noch Unterlagen habt nimm die gleich mit.

Zu einer ADHS Diagnostik gehört das es in der Kindheit schon vorhanden war.

LG

Genau.

Am besten, du besorgst dir - wenn möglich - die alte Diagnostik und wendest dich an einen Psychiater, der sich mit ADHS auskennt bzw. an eine Spezialambulanz. Dann wirst du sicher ernst genommen.

Es kommt übrgens sehr häufig vor, dass man erst mit zunehmenden Aufgaben in Familie und Beruf und dem damit komplexer werdenden Leben Probleme bekommt.

Hallo und herzlich willkommen hier im Forum :slight_smile:

Ich bin auch lange ganz gut klar gekommen und habe erst später Probleme bekommen. Kinder haben heißt ja bei ADHS Eltern oft, ADHS Kinder zu haben… was eben besonders anstrengend ist… und über die Diagnose meines Sohnes kam ich hier ins Forum und habe dann begriffen, was wohl mit mir los ist… und wurde ebenfalls diagnostiziert.

Vielen lieben Dank für eure Antworten und eure Zeit.

Es ist erstaunlich wie viele Vorurteile sich über AD(H) S so festsetzen dass man sogar als (ehemals) betroffener nicht auf für Idee kommt, es immer noch zu haben.

Es liegen von früher keinerlei Unterlagen mehr vor. Ich sag nur: unorganisiertes Elternhaus. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ich weiß allerdings wie der Arzt hieß, bezweifle aber dass der 18 Jahre lang meine Unterlagen aufbewahrt.

Brauche ich eine ÜW vom Hausarzt für den Psychotherapeuten oder ist die Behandlung sowieso eine IGEL Leistung?

Das kommt auf einen Versuch an. Ich würde es auf jeden Fall probieren.
Mein Arzt hatte bei meinem Diagnosegespräch sogar über 25 Jahre nach dem Tod meines Vaters noch dessen Krankenakte parat und hat ihn postum gleich mit diagnostiziert.

Gehe unbedingt zu diesem Arzt hin, und wenn er dir nur bescheinigt, dass er es dir damals diagnostiziert hat. Vielleicht hat er auch schon in den 18 Jahren immer mehr Eltern gehabt bei denen Sich ADHS herausstellte und weiß um so mehr, wie wichtig deine „neue“ Diagnostik sein kann. Da drücke ich dir echt die Daumen !!

Könnte bei der Krankenkasse deiner Eltern evtl. Noch was sein ?

Ich werde heute gleich anrufen. Es ist eine Hausarzt Praxis, die das nebenbei macht (keine Ahnung wie das damals genau ablief) ich hoffe die haben noch irgendwas. Vielleicht ja auch der Kinderarzt. Ich werde mich mal durchtelefonieren.

Ich hoffe nun ich finde einen Therapeuten der auf ADS spezialisiert ist. Ich hab eine Überweisung für einen „Nervenarzt“ habe jetzt gesehen dass es Neurologen gibt die auch Psychotherapeuten sind. Und werde mich erst mal dahin wenden. Einige km entfernt gibt es wohl lt Google ein Institut dass sich mit ADS auch im Erwachsenenalter beschäftigt…

Ich habe gestern Abend im Zuge meiner Recherchen noch den Selbsttest auf der adxs.org Seite gemacht und das Ergebnis war erschreckend :see_no_evil:

Gott was bin ich jetzt aufgewühlt.

Hi Anja, aber mach dich auch nicht völlig verrückt, es ist ja auch nicht so ungewöhnlich, das man keine Unterlagen mehr hat. Es geht auch ohne das… nur wäre es natürlich viel einfacher. Ich meine, wer hat, zB mit Ü50, noch seine Zeugnisse von früher…?

Wird bei dir schon, alles Gute!

Hallo Anja,

Na ich würde sagen im Zuge deiner Aufregung hast du aber trotzdem einen guten Riecher wo du versuchst eine Lösung zu finden. :wink:

Es ist nicht ungewöhnlich das sich ADHS im Erwachsenalter plötzlich durch bestimmte Ereignisse wieder deutlich macht, wie z.B. die Geburt deines Sohnes.

Nun ja wie du von deinen Eltern schreibst könnte man glatt meinen du hättest es von ihnen. :wink:

Zur Zeit deiner Diagnose war es wohl noch eher so , dass Mädchen noch seltener diagnostiziert wurden, warst du denn sehr auffällig? Ich finde es einerseits gut das deine Mutter sich „weigerte“ dir ohne Therapie Medis zu geben , nur schade das es sich im Sande verlief und sie es aus den Augen verlor.

Hast du die Medis damals von Anfang an nicht nehmen wollen oder erst nach dem du sie einige Mal genommen hattest?

Bezüglich der Überweisungen kannst du am besten direkt fragen dann bist du auf der sicheren Seite.

Spannend zu lesen wie es bei dir weitergeht. :wink:

LG

Hallo und nochmal danke für eure Anregungen!

Manchmal brauche ich einfach einen Schubs in die richtige Richtung. Ich habe jetzt tatsächlich direkt um 8 Uhr beim „alten“ doc angerufen und erfahren dass er auch AD(H)S bei Erwachsenen behandelt und direkt einen Termin für nächste Woche bekommen. Ich bin so glücklich.

Tatsächlich waren die Symptome immer da. Aber ohne Kinder haben sie eben nur mich selbst beeinflusst. Mit Kindern versuche ich es von ihnen fern zu halten. Versuche ordentlich zu sein und Kämpfe dabei aber gegen Windmühlen und könnte nur noch heulen. Auch bei der Arbeit lautet mein 2. Vorname „Flüchtigkeitsfehler“ und erst vor kurzer Zeit hat eine panikreaktion auf so einen Fehler mich was dummes tun lassen, das ich jetzt beichten muss.

Alles in allem ist für mich jetzt einfach die Belastungsgrenze erreicht und ich drohe wieder in die Depression zu rutschen und das will ich meinen Kindern nicht zumuten

Ja, ich denke übrigens meine Mama hat die selbe Erkrankung. Allerdings gehe ich davon aus dass sie sie im Laufe der Jahre erworben hat und nicht schon immer hatte. Ich fürchte leider auch dass mein kleiner in die Richtung schlägt.

Achso eine Frage hab ich noch: ist es überall so dass man die Diagnostik bei Erwachsenen als Selbstzahler machen lassen muss?

Liebe Grüße und vielen Dank :heart:

Achso ganz vergessen, zum Thema Symptome in der Kindheit, die waren bei mir sehr ausgeprägt.

Mein Schulranzen war immer leer weil ich alles vergessen verloren oder verlegt hatte. Ich hab nicht gelernt, keine Hausaufgaben gemacht, keine Ordnung schaffen oder halten können. Ich habe keinen Anschluss gefunden, nie gelernt, wurde durch diesen"was stimmt nur mit mir nicht"-Gedanken irgendwann depressiv und habe mich selbst verletzt. Letzteres aber so dass bis heute niemand davon weiß, außer meinem Mann. Ganz klassisch war auch dass ich immer am suchen war (und bin) nichts hatte einen Platz und wenn es einen Platz hätte lag es nicht dort. Ich saß wohl schon als Kleinkind oft direkt vor meinen Schuhen und habe meiner Mama heulend erklärt ich finde meine Schuhe nicht. Ich könnte noch lange weiter aufzählen aber ich denke das reicht für einen ersten Eindruck. Ich war allerdings nie laut und in diese Richtung verhaltensauffällig sondern eher in mich gekehrt.

Hallo,

Noch eine Frage vergessen zu beantworten :see_no_evil:

Ich wollte sie von Anfang an nicht nehmen weil ich das Gefühl hatte damit ruhig gestellt zu werden, dabei war ich ja eh schon ein ruhiger Mensch. Ich hatte das Gefühl nicht akzeptiert zu werden wie ich bin. Damals hat mir ja keiner erklärt dass es eine Krankheit ist, ich dachte einfach dass man mich verbiegen will. Dazu kam, dass die Lehrer die Diagnose belächelt und als ausrede abgestempelt haben. Von da an wollte ich nichts mehr mit den medis zu tun haben. Zuvor hatte ich sie noch sporadisch genommen, wenn ich sie nötig hatte - in meinen Augen war es nötig zum Zimmer aufräumen, lernen…

Aber das war selten. Ich weiß aber bis heute wie es sich angefühlt hat, wenn sie wirkten. Es war alles so geordnet und klar in meinem Kopf. Ich weiß ganz klar dass ich da jetzt hin will. Und ich sträube mich auch nicht gegen Medikamente.

Hey Anja, das sieht ja jetzt alles sehr gut aus!

Toll, dass dein alter Arzt dich auch behandeln kann, dann musst du nicht alles von Null aufrollen!

Hallo Anja,

Ein tolles Gefühl, ich habe das auch vor ein paar Wochen erlebt …

Drücke Dir die Daumen, dass Du nun bald alles geordnet bekommst :slight_smile:


Wenn deine Mutter es auch hat, dann auch immer schon. Stand der Wissenschaft ist, dass es nicht im Laufe der Lebenspanne erworben werden kann. Allerdings können die Probleme erst irgendwann so massiv werden, dass es auffällt - manchmal erst nach Jahrzehnten.

Die eigenen Kinder sollte man auch gut beobachten. ADHS wird nicht erworben, sondern vererbt. Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass es die eigenen Kinder auch haben, wobei unterschiedliche Typen vorkommen können.

Eine Diagnostik muss man nicht immer selbst bezahlen. Außerdem hast du doch schon eine Diagnose.

Ist es denn eine Privatpraxis?

Hallo und danke für die Info. Ich hatte gelesen bzw in einem Video einer Diskussion von Ärzten gehört dass es eine erworbene Form gibt. Da kam auch irgendwas darüber, dass die erworbene Variante die ist die eher vererbt wird (im Prinzip ja eher unlogisch, vielleicht war es auch anders gemeint als es bei mir ankam).

Vielleicht sind bei meiner Mama auch die Depressionen die Ursache für das Chaos in ihrem Leben.

Nein es ist keine Privatpraxis. Ist eine normale Hausarztpraxis und der Doc hat in der Richtung eine Zusatzqualifikation. Die Sprechstundenhilfe war sich nicht sicher ob eine erneute Diagnostik erforderlich ist. Sie meinte wenn ja, dann können sie das nicht über die Kasse abrechnen. Sie vermutet aber dass es mit der alten Diagnose geht. Ich soll jetzt zu einem Erstgespräch kommen und das direkt mit dem Doc besprechen.

Naja, jetzt bleibt mir nichts außer abzuwarten.

Was die Kinder angeht so sehe ich bei meinem Sohn leider schon die ersten Anzeichen. Ich hoffe sehr, dass es sich nicht bestätigt aber ich habe ihn definitiv gut im Auge :face_with_monocle: Er ist ja erst 3, er hat noch Zeit…

Viele Grüße

Hi, wie schnell ging es bei dir denn vom eigenen Verdacht bis hin zur Diagnose? Hast du schon eine und würdest du medikamentös eingestellt?


Hallo!

Du scheinst dich daran zu stören, dass deine Mutter als Kind keine Diagnose hatte. Das ist bei Frauen sehr häufig der Fall. Im Gegensatz zu den wilden Jungs haben sie sich irgendwie durchgeschlagen, ohne dass die ADHS in Kindheit und Jugend erkannt wurde. Wenn man sich die Fälle später ansieht, stellt man fest, dass es die Anzeichen doch schon in der Kindheit gab, aber nicht wahrgenommen wurden.

Wenn du selbst ADHS hast und bei deinem Sohn erste Anzeichen siehst, so sehe ich es als wahrscheinlicher an, dass deine Mutter es auch hat und dass das Chaos eher nicht auf Depressionen zurückzuführen ist. Wobei Depressionen und zusätzliche andere psychische Störungen aufgrund einer unbehandelten ADHS und ihren Folgen ebenfalls häufig sind.

Hi!

Nein ich störe mich nicht direkt an der fehlenden Diagnose in der Kindheit sondern eher daran, dass sie auch von sich selbst sagt dass sie früher anders war, strukturiert, geordnet, fleißig, gut in der Schule. Das Chaos zog erst deutlich später ein. Aber letzten Endes ist es natürlich egal, die Zeit ist vorbei und für mich ändert sich daher nichts. Aber ich verstehe durchaus deine Argumentation :thinking:

Der kleine steht oft vor seinen Schuhen und ist total fertig weil er seine Schuhe nicht findet. Exakt die selbe Geschichte die meine Mama mir von mir als Kind erzählt hat. Ich hoffe er ist einfach „nur“ verpeilt. Ich wünsche ihm, dass er nicht mit AD(H)S leben muss.

Achja, meine Brüder haben beide eine Form von ADHS in der Kindheit diagnostiziert bekommen. Der eine nur sehr schwach, der andere deutlich ausgeprägter als bei mir. Zumindest, was die Hyperaktivität betraf. Das unterstreicht deine Annahme dass wir das von unseren Eltern haben. Bei meinem Papa bin ich mir auch ziemlich sicher…