ADS - Eingeschränkter Realitätsbezug? Aktivitätshemmung

warum leider?

xD erwischt… ich hab schon Ganze Gespräche mit meiner Freundin in meinem Kopf geführt, knüpfe dann in der Realität daran an und wunder mich wieso sie keine Ahnung hat wovon ich rede :sweat_smile:

Damit hab ich auch schon Erfahrungen gemacht, wobei ich mich eigentlich immer versuche Präzise auszudrücken und dabei auch Worte verwenden die ich sofort verstehen würde ohne weitere Erklärung, aber die Leute sind in dem Moment natürlich nciht auf einer Wellenlänge (so Jemanden zu finden ist nunmal auch einfach die one in a million) und dann werde ich fast ein bisschen sauer und sag ganz energisch was ich ausdrücken will. Woraufhin dann immer ein „sag das doch gleich!!!“ kommt, gefolgt von einem „hab ich doch!?!?!!=“ dabei grinse ich dann aber verschmitzt, dann ist mir meistens keiner böse.

Aber ich weiß was du meinst mit dem Unterbrochen werden, gibt doch echt nichts schlimmeres? Dabei unterbrech ich andere auch viel zu schnell. In der Pubertät hatte ich permanent dejavü gefühle, als hätte ich das Gespräch schon gehabt, den tag teilweise einfach schonmal erlebt. Das war echt ermüdend. Du weißt sicher was ich meine?

Ich glaube es war nie besonders hilfreich zu wissen was andere fühlen, das hat immer nur dazu geführt, dass ich noch mehr überanstrengt war. Eine Freundin von mir hat einen starken ASS Verdacht, sie kommt mir soviel unbedarfter vor. Leider hat das bei ihr stark zu diversen Ängsten geführt. Z.B. nicht richtig verstanden zu werden oder das Thema Ironie… Wie ist das bei dir?

genau mein Ding :smiley:

Kenn ich man :smiley:

Ironie verstehe ich. Manchmal aber auch nicht, wenn es ein Witz für Schlaue war. Dabei bin ich mir manchmal nicht sicher, ob es an der Intelligenz liegt, oder ich auf der Leitung stehe.

Zurück zum Thema: Die Angst nicht verstanden zu werden, ist natürlich schon ein wenig da. Deswegen ja auch das gedankliche Durchspielen der Gespräche manchmal. Vor und nach den Gesprächen.

Nach Außen hin sieht es dann vielleicht manchmal während den Gesprächen so aus, dass man die Meinung der Anderen nicht akzeptiert, oder sie nur mit Worten anerkennt, Kritik gegenüber verschlossen ist und von der Problemstellung abweicht.

Ist „Träumen“ denn dann die Terminologie, die Dich weiterführt?

Ist das nicht eher schnelles Denken in Varianten? V.a. mit Blick auf die verschiedenen Lösungswege?

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Hallo Hansi und herzlich willkommen, :adxs_knuddel:

doch, Medis verbessern die Wahrnehmung. Man hat mehr Überblick und kommt aus seinen Gedankenschleifen raus.

Das ist ja eine heftige Einschätzung, die dein Vater da gekriegt hat. Der Arme! Wie alt ist diese Einschätzung denn? Hat er danach doch noch einen Job gefunden? Und hat er selbst eine ADHS-Diagnose?

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Vieles was ihr beschreibt würde ich als das typische Denken in Bildern und das Querdenken ansehen. Ich habe es nie als Träumen angesehen, sondern als mein normales Denken.

Für mich ist Träumen tatsächlich in Phantasie Welten abzudriften und mir ein perfektes Leben auszumalen.

Als Kind/ Jugendliche war es da, um mich zu schützen, Realitätsfluch. Jahrelang war es weg und ich hatte das Gefühl nur zu funktionieren und dass meine Gedanken nur tatsächlich auf die aktuellen Probleme fokussiert waren, ohne Lösung zu finden, einfach nur grübeln und sich die schlimmsten Szenarien auszumalen.

Jetzt seit paar Monaten und durch Elvanse kam die Träumerei wieder zurück. Ich empfinde es nicht unbedingt als belastend, denn sie kommt tatsächlich nur wenn es mir langweilig ist oder durch irgendwelche Trigger ( Musik z.B.). Ok, ganz schlimm ist es doch wenn ich dadurch nicht einschlafen kann.

Leider habe ich immer noch Probleme damit zu Ende zu denken, wahrscheinlich wegen dieses „in hier und jetzt leben“ Gedöns.

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:heart_eyes: :star_struck: :smiling_face_with_three_hearts:

Stelle mir gerade vor, wie Realitätsflucht in Buchstabenkekse geschrieben ist… Und kleine Kugelwesen (oder Elvanse-Pillen-Figuren) stellen sich eine Leiter auf und allerlei Gerät und reißen das T am Ende ab wie ein Denkmal des alten Machthabers nach politischen Umbrüchen. Und zerbröckeln es und machen eine riesige Neujahrs-Keksparty in Neurodiversien. Mit Lampions und Musik und Konfetti. Eigentlich mehr aus einem spontanen Impuls heraus.

Und am nächsten Tag, wenn alle aufwachen, sehen sie, was sie da gemacht haben: Keine Flucht mehr. Übrig bleibt nur noch dieser Realitätsfluch. Und das ganze „Hier und Jetzt“-Gedöns.

Soviel zu „eingeschränkter Realitätsbezug“. Und das ist ja nur ein Erzählstrang davon… Ein anderer denkt bei „eingeschränkter Realitätsbezug“ an zu klein geratene Bettwäsche.

Ob die realitätsflüchtenden Keksfiguren und die Bettwäsche ein Problem darstellen, hängt wohl ganz davon ab, was gleichzeitig auf den 8 anderen Gedanken-Tonspuren abgeht und ob sich da etwas dominierend und unkontrollierbar in den Vordergrund schiebt. Entschuldigt mich, das Krümelmonster und ich sind zum Reste-Essen in Neurodiversien eingeladen.

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Das kann ich unterschreiben. Dieses Denken in Bildern, Querdenken mache ich auch sehr sehr oft…
Hinzu kommt aber noch das Tagträumen, bei Musik ganz oft.
Zum Beispiel habe ich in meiner Jugend geträumt wie ich Teil von meinen Lieblingsserien werde. Zb Pokemon, oder Sailormoon. Das mit der Träumerei hat schon angefangen als ich ca. 3 oder 4 Jahre alt war. Meine Eltern haben mir das immer berichtet.

Heute ist es eher das Ausmalen meines Lebens, wenn ich irgendwelche Ziele erreicht habe. zB 10kg abnehmen. Oder ganz toll mein Musikinstrument auf der Bühne spiele.
Oder endlich mein Traumstudium finde und erfolgreich werde.
Manchmal frage ich mich, ob ich narzisstisch bin, wenn ich sowas träume…?
10kg abgenommen habe ich, lustigerweise war die Realität dann nicht so wie ich es mir ausgemalt habe…komisch…? Naja, inzwischen sind wieder 15kg drauf, Problem solved xD

Ich baue damit Stress ab, merke aber auch, dass die Träumerei dafur sorgt, dass mir die Realität vorkommt wie eine Werbeunterbrechung. Zumindest früher war es noch so krass.
Ebenso habe ich dadurch ein Persönlichkeitsproblem. Wer bin ich?

Also Analysieren/Querdenken und dann das Träumen. Ich mache beides. Das Analysieren/Querdenken kann ich leichter unterbrechen, das Träumen nicht. Das ist wie eine Droge.

Habe die Antwort mal in den Maladaptives Tagträumen Thread verschoben, um das hier nicht zu kapern.

Ich würde behaupten es ist eine Mischung aus Allem.

  • Wie geht es weiter? Verschiedene Sachen durchspielen. Wenn dann der Zwang dazu kommt, wird es ne Endlosschleife
  • Unsicherheit und keine Entscheidung treffen können.
  • Führt dann dazu, dass ich alles auf den letzten Drücker mache
  • Selbst wenn ich gestresst bin und einen wichtigen Termin habe, sitze manchmal noch kurz vorm Losgehen da und Träum mich weg, um wieder „runter zu kommen“. Die Folge ist dann, dass ich zu spät zum Termin komme, weil eine Bahn nicht pünktlich so fährt wie in Google angegeben :smiley: . Bloß nicht zu früh da sein und seine Zeit verschwenden.

Die Einschätzung ist aus den 90ern. Kein Job mehr gefunden. Den größten Fehler den man machen kann ist, zu glauben, dass einem das Arbeitsamt aus seinen Persönlichkeitsproblemen hilft, um sich der Gesellschaft anpassen zu können. Das Arbeitsamt hat da ganz andere Auffassungen von ihren Aufgaben. Er hat keine ADHS-Diagnose, weil er schon nicht mehr daran glaubt, dass ihn Jemand helfen möchte (zuviele negative Erfahrungen gegen die Wand zu reden, kein Vertrauen mehr in die Behörden - eher Misstrauen). Er hat mit seinem Anliegen bereits vor 30 Jahren abgeschlossen. Er will das nicht nochmal aufwühlen.

Achtung: Die Tests hier auf ADxS haben bei ADHS & SCT deutlich positiv ausgeschlagen …(bei mir und meinem Vater). Auch er selbst hat meiner Meinung nach autistisches Verhalten und diese Träumerei. In einem gesonderten Thread möchte ich gerne das Thema ADHS vs. Schizophrenia Simplex beleuchten. Vielleicht hat da ja Jemand mit Erfahrung hier im Forum. siehe hier: Schizophrenia Simlex

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Will nicht darauf rumreiten, aber klingt für mich alles noch nach „durch ADHS erklärbar“. Und als solches auch anzugehen, inkl. Erlernen von so etwas wie „Rüstzeit“ vor Terminen, das viele von uns auf eine holprige Tour lernen müssen.

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Das läuft bei mir nicht unter dem Begriff „Träumen“.
Bei mir ist es der innere Rumpelwicht der mir hilft Aufgaben zu lösen, Probleme zu umschiffen und aber auch mich auszubremsen wenn er keinen „guten Ausgang“ findet.
(In diesen Zusammenhang sei die Parabel „Die Geschichte mit dem Hammer“ erwähnt).
Wenn der Rumpelwicht zu viel Zeit bekommt entstehen zu viele Handlungsstränge und mein Gehirn hat keine Kapazität für „normale“ Dinge.

Ja da hast du Recht. Jetzt stelle Dir mal vor, das Träumen ist mit Angst und Lethargie bzw. depressiven Verstimmung verbunden. Mann träumt man sich den ganzen Tag den Weg frei und muss am Ende des Tages feststellen, dass man doch wieder nichts geschafft hat. Manche bekommen dann vielleicht Albträume, dass sie in einem haufen Müll stecken und sich nicht befreien können, oder aber auch in den Bus einsteigen wollen, jedoch andere Leute davor stehen und daran hindern einzusteigen. Klingt das etwa plausibel?

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Plausibel nicht, aber für mich persönlich zumindest nachvollziehbar.
Bin froh das ich dank Ritalin die Handlungsstränge zumindest begrenzen kann.

Wenn ich das alles hier lese, erkenne ich viel davon, wie ich mal WAR als ich jung war, eine Träumerin, den Kopf in den Wolken, Ideen ohne Ende.

100 Sachen die ich angefangen habe, wenn überhaupt nur einen minimalen Bruchteil davon zu Ende gebracht, aber dennoch zufrieden damit, wenn ich etwas davon erreicht hatte.

Ich war ziellos, unruhig, getrieben, Träume hatte ich viele…, in meiner Fantasie Welt, da konnte ich vieles, machte mir selbst Mut, habe mich selbst angefeuert um im realen Leben meine Träume in die Realität umzusetzen.

Meine Träume dienten mir keineswegs nur dafür um mich der Realität zu entziehen, sondern waren mein Motor, mein Antrieb, was mir Hoffnung und Zuversicht gab um weiter zu gehen, immer weiter zu machen.
In meinen Träumen fühlte ich mich frei, heute hier, morgen dort, immer auf der Suche nach neuen Ideen oder dafür was ich noch machen könnte, oder sonst noch alles ausprobieren könnte.

Auch im realen Leben war ich trotz vieler Tiefschläge immer optimistisch eingestellt, hatte was nicht geklappt?, kein Problem, dann halt auf’s neue und halt anders probieren, nur nicht aufgeben, das war damals nie eine Option für mich.

Ich war voller Power, Energie geladen, meine Gedanken sind nur so gesprudelt vor Ideen und Optimismus für eine bessere Zukunft.

Aber all das kommt mir heute vor wie aus einem anderen Leben, als sei das garnie passiert, war das wirklich ich?.

Heute bin ich meistens nur noch müde, fühle mich ausgelaugt, erschöpft und desillusioniert.

Ich denke, das meine Lunte viel zu schnell abgebrannt ist, ich habe mir selbst kaum, oder eigentlich nie Pausen gegönnt, habe versucht mitzuhalten, höher, schneller, weiter, aber wirklich geschafft habe ich es nie, konnte nicht mithalten.

Weil ich kein Durchhalte Vermögen hatte, zwar viele Ideen, „Träume“, vieles auch gut anfing, aber eben nie lang, nicht auf Dauer, und deshalb meist schneller beendet war, als es anfing.

Und dieses Leben, immer wieder von vorne anfangen, immer wieder von 0 auf 100, das ist extrem anstrengend, brennt einen aus.

Ich konnte eben nie Haushalten mit meinen Kräften, alles oder nichts, jetzt oder nie, sofort oder garnicht, immer diese gegensätzlichen Extreme.

Jedenfalls, heute bin ich ein ruhiger, zurückhaltender Mensch, vielmehr nachdenklich statt verträumt.

Hätte ich gewusst was ich heute weiss, aber solche Gedanken bringen schon garnichts, jedenfalls nicht genau so in dieser Reihenfolge.

Deshalb verlege ich mich heute lieber darauf, vielleicht doch noch zu lernen, ein Leben jenseits von Extremen zu führen, endlich zu lernen mit meinen Kräften zu Haushalten, nicht mehr so lange rum zu eiern bis auch die letzte Kraft aufgezehrt ist.

Und die Medikamente, Therapie, kam bei mir viel zu spät, erst als ich schon so ausgepowert war, das ich kurz vor einem handfesten Burnout stand.
Deshalb kann ich jedem, der sich in den Beschreibungen von Adhs Symptomen wiedererkennt nur empfehlen, nicht so lange damit zu warten, wie ich, um sich Hilfe zu holen.

Ich kann z. B. auch heute noch nicht mal mit Sicherheit sagen, ob ich bereits doch schon einen Burnout hinter mir habe, oder vielleicht sogar mehrere?.

Ich hatte nie wirklich ein Gespür für mich selbst, schon komisch, weil ich „eigentlich“ das Zeug dazu habe, jedenfalls vom Verstand her genau weiss, oder wüsste, was nötig ist, oder wäre, und trotzdem meistens neben mir stehe, als befände ich mich garnicht in meinem eigenen Körper.

Ich weiss, das klingt strange, aber ich fühle mich auch heute noch sehr oft so, deshalb verbrachte ich mein Leben wohl auch genau so wie es war.
Als stände ich unter einer Dusche die ständig zwischen heiss und kalt Wasser wechselt, weil ich mich sonst anscheinend nicht spüre.

Jedenfalls bin ich heute soweit, das ich mich bemühe langsamer zu treten, bewusster zu leben, erst mal tief Luft zu holen, mir Zeit zu lassen bevor ich wieder mal sofort in die Bresche springe.

Aber auch Forderungen zu stellen, statt das Gefühl zu haben das ich immer sofort etwas für andere übernehme.
Oder mich gegenüber anderen abzugrenzen, damit sie meine Grenzen nicht überschreiten.
Aber auch genauso mich selbst einzugrenzen, damit ich die Grenzen von anderen nicht überschreite.
Denn wenn ich etwas gelernt habe, dann unter anderem das, das Grenzen im Leben sehr wichtig und auch hilfreich sind, um sein Leben, aber auch das der anderen, nicht aus den Augen zu verlieren, um respektvoll miteinander umzugehen.

Und Träume, sind wichtig und können durchaus positives bewirken, solange man lernt auf dem Boden zu bleiben, keinen Hirngespinsten hinterher zu jagen, oder man sich gar in Träumen verliert, von einer Seifenblase zur nächsten hastet, um am Ende vor vielen geplatzten Träumen kapitulieren zu müssen, denn dann wirken Träume wie Schäume.

Sorry für mein Durcheinander, und dafür das ich total vom Thema abgedriftet bin. :exploding_head::sweat_smile:

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‚Dysphorie bei Inaktivität‘, würde ich vermuten. Ein glasklares Adhs-Symptom… genauso wie sich für einen Tag XY Sachen vorzunehmen und Abends festzustellen, nichts davon auch nur angefangen und noch nichtmal gefrühstückt zu haben. negative Ich wage mich Mal zu behaupten, dass so gut wie jede/r hier solche Tage kennt.

Was du als Tagträumen bezeichnest, wäre für mich sehr logisch mit einem verharren/festhängen im Default-Modus (nach innen gerichtete Aufmerksamkeit) erklärbar… lies dir zB Mal diesen Beitrag von @Elementary durch, die das Thema hier sehr schön aufgegriffen hat:

Klingelt da was?

Danke für die Blumen, @Anders. Ich glaube auch weiterhin, dass das ein wichtiges Thema für uns alle ist. Ist aber auch eine der schwierigsten Baustellen. Nicht für jeden Tag.

Inspiriert durch

würde ich es nochmal anders versuchen: mit der Ballade von DoMiNik und TramPoliNa. Das sind zwei Patenkinder, auf die wir in der Pandemie aufpassen, weil die Eltern systemrelevanten Berufen nachgehen.

Trampolina ist schon Schulkind. Die will keinen Babykram mehr spielen. Wenn die etwas macht, sind es komplexe Dinge, die sie noch nicht alleine machen darf und bei denen Du sie beaufsichtigen und etwas anleiten musst: eine Flöte schnitzen, Trampolin springen, ein Malen-nach-Zahlen-Bild mit Ölfarbe ausmalen, eine Kurzgeschichte schreiben. Also Sachen, die man am Ende des Tages erzählen kann oder stolz den Eltern zeigen, wenn die beiden abgeholt werden. Gleichzeitig ist sie aber ein meist eher genügsames Kind. Wenn Du für sie keine Zeit hast, dann ist das eben so. Dann wartet sie auf bessere Zeiten. Ist ja auch Pandemie gerade.

OB man als Babysitter für sie Zeit hat, hängt aber im Wesentlichen von ihrem etwas speziellen Bruder Dominik ab.

Viele Babysitter von zwei Kindern haben Glück. Da gibt die Große das Programm vor und der Kleine ordnet sich unter. Er fordert die Aufmerksamkeit eher dann ein, wenn die Große gerade ohnehin ausgepowert Pause macht mit ihrem Trinkpäckchen auf dem Sitzsack. In der Zeit plappert er dann zwar wie auf 10 Kanälen, was alles schon war und was mal sein wird, dass Papa im Krieg schlimme Dinge erlebt hat und Trampolinspringen auch gefährlich ist und was er von den Bildern hält und dass er selbst auch eine Flöte schnitzen wird, wenn er größer ist. Aber wenn die Große wieder vom Sitzsack aufsteht, dann hält er sich wieder zurück und guckt Euch zu bis zur nächsten Pause.

In unserem Fall ist Dominik aber ein verstörtes und evtl. traumatisiertes Kindergartenkind, das den ganzen Tag rumrennt, so laut brüllt, dass die Nachbarn kommen, und das auch Angst vor schlimmen Krankheiten hat. Man muss sich ständig um den kleinen Kerl kümmern und kommt quasi zu nichts.

Und weil dabei für „Ferienprogramm mit Trampolina“ keine Zeit bleibt und sie am Abend doch ein bisschen traurig ist, erzählst Du der dann kurz vor dem Abholen: „Nicht weinen, Trampolina. Morgen, da machen wir beide eine so tolle Flöte zusammen und malen dann ein so tolles Bild, dass wir die Pleite von heute ganz schnell vergessen. Das wird so toll, das Bild, …“

Und das ist auch aufrichtig gemeint. Nur kommt morgen ja wieder Dominik mit… Und übermorgen plärren dann beide, und auch Trampolina lässt sich nicht mehr vertrösten. Ein Teufelskreis. Einfangen lassen sich die beiden dann nur noch (ganz kurz), wenn Du so richtig tolle Bilder von der Zukunft malst oder richtig krasse Horror-Geschichten erzählst. Es wird alles immer eine Spur krasser und unrealistischer.

Will sagen: Was ist Huhn und was ist Ei? Du bist nicht der Märchenonkel, der nur träumt und leere Versprechungen macht und deshalb ist am Ende des Tages kein Bild gemalt. Es ist (vielleicht) andersrum … (deshalb kam auch @Anders rum, quasi… ;-)): Du erzählst immer krassere Visionen von morgen oder auch von gestern, weil der Tag heute so enttäuschend war und ist, für Trampolina und für Dich auch. Und Dominik fühlt sich auch zunehmend schuldig und scheiße. Und eigentlich kann keiner was dafür, er auch nicht. Scheiß-Pandemie eben.

Wenn das so ist, dann ist doch der Trick, sich nochmal zu überlegen, womit sich Dominik so beschäftigen ließ in der Vergangenheit, dass etwas Zeit für Trampolina war… Mag der bestimmte Hörbücher oder seine Kuscheldecke und Capri-Sonne… Kleine Schritte. Es bleibt vielleicht kleine Zeit für das supermegatolle Ölgemälde mit Trampolina, aber für eine kleine Skizze. Schon mal was in der Hand, um es am Abend stolz mitzunehmen. Was auch Dominik wieder mehr Hoffnung auf sich macht, dass er das morgen vielleicht auch schon kann…

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Ja klingelt. Muss man aufpassen, dass der Hyperfokus nicht ins negative abdriftet. Da fehlt mir momentan noch das richtige Stimmmungsmanagement und der Fokus. Momentan ist da nur weitschweifiger negativer dickflüssiger Einheitsbreit der sich versucht in Form zu gießen.

Ich hätte mal gerne einen Tag ohne…

Dieser Themenbereich überlappt mit dem Thema „emotionale Dysregulation“ (bei Youtube gibts dazu die legendären Vorträge von Barkley) als ein Leitsymptom von ADHS.
Stress- oder angstbehaftete Situationen begegnet man, je nach Persönlichkeitsstruktur, mit Kampf, Flucht oder Starre. „Normale“ Menschen sind in der Lage, sich unbewusst oder bewusst, situationsangemessen herunterzuregeln, mit ADHS ist das deutlich schwerer möglich, weil der dafür zuständige Bereich im Frontalhirn schlechter entwickelt ist.
Daher ist Prokrastination als Starre einerseits ein Leitsymptom bei ADHS. Gerne in Verbindung mit Gedankenkreisen, katastrophisieren. Oder Träumen, als Flucht un Vermeidung. Oder beides. Wie bei mir.

Daraus entwickeln sich unbehandelt weitere Störungen, z.B. Angststörungen, weil man das ja nicht absichtlich macht sondern das Gefühl hat, sich nicht kontrollieren zu können.
Die FolgeSymptome ähneln ADHS-Symptomen, sind aber nicht durch ADHS sondern durch chronischen Stress bzw. Angst verursacht und sprechen daher auf Medikamente nicht unbedingt so an wie erwartet. Da braucht es dann Therapie und Achtsamkeitstraining.

Daher wichtig, ehe man selber die Zeit mit Differentialdiagnosen verpulvert: Lesen, lesen und drüber sprechen.
Also Psychoedukation.

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