ADS im Erwachsenenalter OHNE Symptome als Kind?

… lass mich raten: Unter Termindruck wirst du mega produktiv? :stuck_out_tongue_winking_eye:

Also, ich kenne das alles 1:1, was du beschreibst. Ich arbeite selbst in einem technischen Beruf. Je weniger Praktisches und je mehr Orga und Doku ich machen muss, umso mehr fallen diese Probleme ins Gewicht.

Medis können helfen (bei mir Elvanse) und Coping Strategien. Da musst du einfach nach und nach rausfinden, was für dich passt und was oder wer hilfreich für dich ist.

Für jetzt sofort kann es vlt. helfen, dir klar zu machen, wie viel Zeit eine Aufgabe tatsächlich benötigt. Also z. B. „Adresse raus suchen“ und weiterleiten: 2 mins? Echt wenig, oder? Und dann die erledigte Aufgabe von einer to-do-list streichen. Dafür gibt’s ja genügend Apps oder den Google Kalender… du wirst was finden (nur so als Idee für dein „Belohnungssystem“ :wink:)

Und ansonsten: Such dir was Kreatives in deiner freien Zeit
:trumpet: :man_cartwheeling: :art:

Die Einordnung - speziell das Phänomen „reaktives ADHS“ - von Eckerle könnte für Dich auch interessant sein: https://www.hochbegabtenhilfe.de/adhs-und-hochbegabung/

Ist immer ein polarisierendes Thema, aber es hilft ja nichts. Es kann sonst auch passieren, dass man die erste (ADHS-) Mauer der Blockaden für sich öffnet … und nach drei Schritten wartet da die zweite
(HB-) Mauer.

Sonst kann die Konfrontation mit der zweiten Mauer vielleicht noch undankbarer sein als die mit der ersten: Denn vorher hat man ein bisschen der Überkapazität „immerhin noch für Kompensation verbraten“. Wenn sich daran etwas ändert, und sei es nur graduell, muss sich der Rest neu kalibrieren.

Meines Erachtens ist das kein Luxusproblem. Die Verzweiflung über sich selbst, warum man Eskalationen wie überschrittene Fristen und alle Konsequenzen nicht - verdammt nochmal - durch so etwas „vermeintlich Simples“ abwendet wie eine Mail schreiben und eine Adresse raussuchen… Die kann man sich, glaube ich, nur vorstellen, wenn man sie erlebt hat. Und dann noch das Zweifeln an der Verzweiflung, ob man sich das Problem nicht nur selbstwertdienlich kreiert und in der Tiefe seiner Seele doch einfach nur faul und dekadent ist. Und selbst: es dann doch irgendwie hinkriegen und dann die Stimmen von außen auch noch in sich selbst zu übernehmen („Geht doch. Was war daran jetzt so schwer. Kann nicht wahr sein.“)

Alles delegieren ist nicht jedermann gegeben, auch wenn es punktuell sicher vieles lösen kann.

Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass man sich da irgendwie „hacken“ kann mit Selbsterkenntnis, Ehrlichkeit mit sich und selektivem Eintauchen in Neurobiologie, auch wenn da noch vieles unerforscht ist.

Medis machen es auf jeden Fall leichter, von A nach B zu kommen, ohne auf dem Weg transmittermäßig zu verhungern. Ist aber nur ein Start. Und es braucht eine nachhaltige Lösung, denn das Nadelöhr zwischen „Ohne Zeitdruck geht gar nichts“ und „Unter Zeitdruck geht es auch nicht mehr“ wird immer kleiner.

Auch ein guter Fundus, insb. mit Blick auf das Risiko von Fehldiagnosen im Überschneidungsbereich:
https://www.können-macht-spass.de/de/hochbegabte-angehoerige/

Gutes Gelingen. Besser das als Lebensaufgabe entdecken als gar keine.

Meist sind die Sachen auch gleich wichtig, und sobald man eine Sache angeht sitzt die andere heulend und nölend in der Ecke.

Das ist ein Abschirmungsproblem in der Zielverfolgungsphase, als Handlungssteuerungsproblem höherer Ordnung, s. zB. hier, Seite 4.
Bei vielen wird das mit Medikation besser, bei mir leider auch nicht.
Interessant am Rubikonmodell finde ich, dass es zeigt, dass es kein Motivationsproblem ist. Die Möglichkeit der Abschirmung habe ich maximal unter Panik - aber das funktioniert bei mir auch nicht mehr, weil der AngstZustand schon chronisch ist.
Eine Lösung habe ich auch nicht, außer, es nicht so weit kommen zu lassen und auf die eigenen Emotionen zu achten, zu lernen, sie zu regulieren. Viel an Prokrastnation ist auch Angststarre.

Was bei mir noch dazukommt ist, dass ich Anweisungen nicht verstehe oder falsch interpretiere, meist in Richtung komplizierter als es ist, und dann nicht fertig werde. Auch weil ich dann zu wenig Zeit einplane. Dadurch bleibt auch die Befriedigung aus, was alles noch verstärkt. Ich kann einfach nur kompliziert.

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Naja, Mal so, Mal so. Das kenne ich gar nicht von mir. Im Studium habe ich immer sofort alles erledigt und habe alles schön geordnet nacheinander abgearbeitet. Auch Referate oder Vorträge hatte ich meistens schon 2 Wochen vor Abgabe fertig und habe alles sehr oft geprobt.

Auf der Arbeit sieht das anders aus: Ich bearbeite meistens immer das Neuste zu erst. Sogar, wenn ich gerade eine andere Aufgabe erledige - dann pausiere ich das und kümmere mich um den „neusten Input“. Wenn ich das erst aufschreibe (mit den Gedanken also sowieso schon im neusten Task festhänge), kann ich das auch direkt in Angriff nehmen, damit diese „störende“ Zwischenaufgabe schnellstmöglich erledigt wird.

Das führt natürlich unweigerlich zu Problemen. Manchmal sehe ich dann erst zu Feierabend, was ich seit Beginn des Tages alles angefangen, aber nicht beendet habe (wenn ich alle offenen Fenster am PC schließe). Das fuchst mich dann total, weil ich weiß, dass ich am nächsten Tag so viele Sachen weiter bearbeiten muss, anstatt alles nacheinander abzuarbeiten. Ich habe zwar auch eine To-Do-Liste, aber die demotiviert mich immer, da ständig neue Sachen hinzukommen, aber fast keine abgehakt werden.

Leider kann ich aber immer nur kleine Teilschritte von vielen verschiedenen Projekten bearbeiten, weil ich danach immer erst auf Rückmeldungen angewiesen bin (Kunden, andere Firmen, Lieferanten, Vertriebler, etc.). Trotz diverser Excel-Listen, wo ich festhalte, welches Projekt gerade wo steht, hilft mir das nicht mehr weiter. Ich sehe immer nur die noch offenen Punkte und das demotiviert mich dann noch mehr. Ich kann kein Projekt von A bis Z in Ruhe bearbeiten. Das wäre mir allerdings das Liebste. Und ohne Ablenkung von außen.

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Nur kurz, da ich gerade knapp an Zeit bin. Hast Du Dich schon mal mit dem Thema „Autismus“ befasst? Vieles was Du hier beschreibst „passt“ dazu. Mal abgesehen von: „…bloß keine Monotonie…“.

Bei mir liegt der Verdacht einer ASS (Autismus Spektrum Störung) vor. Da ich jetzt seit über 2.5 Jahren auf eine Diagnostiktermin warte, hatte ich ja genug Zeit, mich mit „Alternativen“ zu befassen. Ich finde es wirklich erstaunlich, wie ähnlich die Symptome bei ADS (ohne H!) und ASS sind.

Wenn Du jetzt denken solltest: „Ich und Autist? Niemals! Ich bin doch nicht Rain Man!!!“ … So habe ich auch mal gedacht… Bis ich mich mit dem Thema intensiv befasst habe. Vieleicht siehst Du Dich da mal um → KLICK Schaden kann es ja nicht.

Hallo @Bladerunner,

da habe ich mir noch gar keine Gedanken drüber gemacht (naja, über ADS ja auch nicht, bis vor einem halben Jahr…). Jedoch denke ich - laut jetzigem Stand - nicht, dass ich autistische Züge zeige. Ich bin eher emotional, verstehe mein Gegenüber sehr gut und versetze mich oft in seine Lage. Hier kommt auch wieder der „hochsensible Scanner“ durch, da ich - im Gegensatz zum Autisten - an sehr viele Dingen interessiert bin und auch Vieles ausprobiere bzw. beginne. Das muss mich in dem Moment aber auch interessieren. Denn im Gegensatz dazu fällt es mir auf der Arbeit sehr schwer, viele verschiede Dinge zu tun, da mich das meiste überhaupt nicht interessiert oder ich es schon zwei oder drei Mal gemacht habe und es mir danach zu monoton erscheint.

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:laughing: Emotional kann ich auch mal werden. Und zwar, wenn ich einen meiner „Ausraster“ habe :roll_eyes: Dann sage ich schon mal was, was mir hinterher leid tut. Na ja… Zumindest ein bischen :innocent:

Vielleicht machst Du aus „Spaß“ trotzdem einmal den auf der verlinkten Seite den „Selbsttest“ (AQ-Test). So ein Test ist zwar absolut keine „Diagnose“, kann aber eine Richtung zeigen. Wenn Du da einen sehr niedrigen Score hast, dann kannst Du das bei einer anstehenden AD(H)S Diagnostik evtl. angeben, wenn das Thema Autismus angesprochen werden sollte.

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Nö, dass Betroffene keine Langeweile zulassen und immer etwas losmachen wollen, ist typisches ADHS-Symptom, da braucht es keinen Autismus für.

Wenn es nicht so ein ernstes Thema wäre, würde ich jetzt sagen: „Ich habe auf keinen Fall das, was Du hast.“ Ich habe hier im Forum auch noch nie so etwas gelesen… Selbst die Worte „schön geordnet“ finden sich in dieser Kombination ausschließlich in diesem Thread.

Man kann ja mit HB viel an ADxS kompensieren… aber meistens kompensiert man hochbegabt in der Nacht vor der Abgabe. So dachte ich jedenfalls bisher. Andererseits hast Du die Studienwechsel und -abbrüche auch an Bord. Immerhin :wink:

Nimm bitte auf jeden Fall die genannten Alternativ-Erklärungen auch ernst und unter die Lupe. Wenn man sich in das Thema ADHS zu sehr vertieft, dominieren die sechs vergessenen Turnbeutel gern irgendwann das Selbstbild und werden überwertig, auch im Diagnose-Prozess.

Kann ja auch durchaus sein, dass es Läuse und Flöhe sind im Sinne von „twice exceptional“ HB und leichte Form ADS. Wenn die Flöhe weiter die Oberhand behalten würden und Du der Flohzirkus-Direktor… kann man auch ohne ADHS-Label durch das Leben kommen. Lies bitte auch nochmal in die Richtung „Nachteile einer Diagnose“, Versicherungen, Beamtenlaufbahn, etc. Es ist immer eine Kosten-Nutzen-Abwägung.

Das gibt es, würde ich sagen. Also zwanghafte Ordnung bei ADHS.

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Das irritiert mich ja auch. „Normalerweise“ verbindet man ADS ja auch nicht mit Ordnungsliebe und strukturiertem Arbeiten. Aber keine Regel ohne Ausnahme :roll_eyes: Was wiederum für ADS spricht: Ich verlege/vergesse sehr oft die verschiedensten Dinge:

„Wo ist denn schon wieder mein Smartphone?“
„Wo habe ich denn den Hammer liegen gelassen?“
„Jetzt habe ich schon wieder die Einkaufsliste vergessen!“
„Wollten wir uns heute treffen?“

Ich danke euch anderen auch für die viele Tipps und Hinweise. Ich werde mir alle zu Herzen nehmen und mich überall Mal etwas einlesen.

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Gutes Gelingen dabei! Ich freue mich auf Deine Erkenntnisse. Von denen können sicher viele profitieren.

Vielleicht hast Du eben den idealen Fähigkeiten-Mix an Bord, um unsere diversen Puzzleteile hier „schön zu ordnen“. :wink:

Hallo Trompete,

ein kleiner Tipp meinerseits. Klopfe mal gedanklich deine Verwandtschaft nach Komorbiditäten ab.

Ich habe das gemacht, nachdem ich diese Seite gelesen
habe: https://adhs-netz.com/adhs-erwachsene/

Das war wie eine Charakterisierung von mir. Wichtiger noch: ich habe ganz eindeutig erkannt, dass die eine Seite meiner Familie unterschiedlich ausgeprägte Komorbiditäten hatte.

Vom „Workaholic mit Hang zu extrem gefährlichen Sportarten“ über „5 abgeschlossene Studiengänge und trotzdem keinen Monat gearbeitet“ bis hin zur Angststörung war eigentlich alles dabei.

Klick, klick, klick. Die Puzzleteile haben gepasst.

Und ich bin in der Schule immer gut durchgekommen, hatte aber für alles Strategien. Ich habe sogar Strategien dafür, wie man Leuten in die Augen schaut entwickelt. Das ist auch ein guter Anhaltspunkt.
Hast du Strategien, nicht herumzuwackeln, was du mit deinen Händen machst, wenn du einfach nur zuhörst etc?

Die anderen Menschen brauchen solche Strategien nämlich überhaupt nicht. :exploding_head:

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@allmighty: Ich habe heute per Mail die Bestätigung bekommen, dass mir der Brief mit den Fragebögen bzw. den Zugangsdaten für die Online-Fragebögen zugesendet wird. Da bin ich Mal gespannt. Jetzt muss ich nur noch meinen Eltern / Verwandten davon erzählen - die sollen ja auch ein paar Fragebögen zu meiner Person ausfüllen. Das wird ein Spaß., jetzt so kurz vor Weihnachten. ÜBERASCHUNG! :smiley:

@Worgl : Jetzt, wo du es ansprichst, habe ich tatsächlich Mal etwas genauer drüber nachgedacht. Zumindest väterlicherseits (er selbst und auch seine Mutter) haben ein paar Komorbiditäten. Zwar nicht sehr ausgeprägt, aber es könnte damit etwas zu tun haben.

Ich komme mal mit pragmatischen Strategien:

[quote=„Trompete, post:25, topic:6003“]
Ich bearbeite meistens immer das Neuste zu erst. Sogar, wenn ich gerade eine andere Aufgabe erledige - dann pausiere ich das und kümmere mich um den „neusten Input“. Wenn ich das erst aufschreibe (mit den Gedanken also sowieso schon im neusten Task festhänge), kann ich das auch direkt in Angriff nehmen, damit diese „störende“ Zwischenaufgabe schnellstmöglich erledigt wird.[/quote]

Dieses „mache ich schnell zwischendurch, damit ich es nicht nochmal anfassen muss“ kenne ich auch aus meiner Arbeit. Leider kann sowas ausufern und wenn dann die nächste ähnliche Unterbrechung dazukommt, dann sind es x Dinge die halb fertig sind…
ich bin daher dazu übergegangen, dass ich allen Input möglichst steuere. Geht soweit, dass ich mein Emailprogramm möglichst nicht mehr dafür nutze, mir Informationen abzulegen. Mache ich inzwischen tendenziell in einem anderen Programm. Auch Telefon hebe ich im Normalfall nicht ab, sondern rufe zu Zeiten zurück zu denen es mir passt.

Dass mich viele kleine Aufgaben, „störende Zwischenaufgaben“, daran hindern, die wichtigen und großen Dinge anzugehen oder dranzubleiben, habe ich auch. Wenn da zuviel rauscht und rumfliegt habe ich nicht die nötige Ruhe.
Dazu habe ich zwei ineinandergreifende Strategien:
Erstens meinen Schreibtisch von dem Kleinkram frei zu halten. Also wirklich gucken, dass ich up to date bin, dass sich nichts Störendes stapelt. Noch nie erreicht, aber eine Zielvorstellung kann man ja haben :wink: und daher:
Zweitens wenn es sich doch stapelt: schieben. Wie im Bulletjournal. Wenn ich z.B. vier Aufgaben habe, aber nur Zeit für eine, suche ich die wichtigste oder dringendste aus, den Rest schiebe ich. Manches schiebt sich auf den St. Nimmerleinstag, oder wird irgendwann gestrichen oder erledigt sich von selbst.
Klar, wenn es zu viel Workload ist, dann verschlingt dieses Aufgabenmanagement, diese Priorisierung, mitunter recht viel Arbeitszeit, daran ist aber nichts zu ändern.
So habe ich jedenfalls alles auf dem Schirm.

[quote=„Trompete, post:25, topic:6003“]
Leider kann ich aber immer nur kleine Teilschritte von vielen verschiedenen Projekten bearbeiten, weil ich danach immer erst auf Rückmeldungen angewiesen bin (Kunden, andere Firmen, Lieferanten, Vertriebler, etc.). Trotz diverser Excel-Listen, wo ich festhalte, welches Projekt gerade wo steht, hilft mir das nicht mehr weiter. Ich sehe immer nur die noch offenen Punkte und das demotiviert mich dann noch mehr. Ich kann kein Projekt von A bis Z in Ruhe bearbeiten. Das wäre mir allerdings das Liebste. Und ohne Ablenkung von außen. [/quote]

Ich habe das ähnlich, dass ich immer nur einen kleinen Schritt machen kann. Ich bin dazu übergegangen, diesen Schritt dann als Aufgabe zu sehen. Und wenn ich den gegangen bin, ist die Aufgabe erledigt und ich lege mir das Ding auf den Tag, an dem ich denke, dass es weitergehen soll/muss/könnte, je nachdem. Dabei schreibe ich mir immer eine kleine Notiz, was der nächste Schritt dann ist, bzw. worauf ich warte und setze einen Link zu dem vorherigen Schritt.
So bin ich immer orientiert wo ich stehe, ohne, dass ich tiefer in das Projekt reingucke. Und da es ja auf seinem Termin gut abgelegt ist, schwirrt es mir auch nicht als „unfertig“ und „mental Load“ herum, sondern ploppt dann dann an seinem Termin auf.

Nochwas zu Ablenkungen, alleine Arbeiten etc.
Ich bin dazu übergegangen, bestimmte Arten von Arbeiten zu bündeln. Also zB Telefonate. Wenn also ein „neuer Input“ kommt, und ich sehe, dass ich da telefonieren werde müssen, dann lege ich mir das gleich auf meinen „Telefon-Tag“. Das ist auch eine Möglichkeit, störende Zwischenarbeiten schnell wegzuschleusen.

Achso, und ganz wichtig, fast vergessen: ich gucke nach Möglichkeit nur morgens und kurz vor Feierabend in meine Emails und anderen Zugangskanäle. So gewinne ich auch sehr viel um in Ruhe und eines nach dem anderen wegzuarbeiten.

Klar, auch bei mir gibt es Dinge, die sofort erledigt werden müssen. Aber das allermeiste kann ich doch auf Zeiten legen zu denen es mir passt.
Und wann mir was passt habe ich mir anhand meines Tages- und Wochenrhythmus’ überlegt. Also wann bin ich fitter, wann müder, wofür brauche ich etwas Anlauf etc.

Vielleicht kannst du ja für deine Arbeit was davon gebrauchen.

@TulipRulesOkay: Ich habe mir auch schon Mal überlegt, das Telefon einfach nur stumm zu schalten und E-Mails nur zu bestimmten Zeiten zu bearbeiten. Vor allem dieses rhetorische „Haben Sie ganz kurz Zeit?“ nervt ungemein. Kurz ist es nie… Zumal ich dann auch wieder nur Infos durchgeben darf, die ich schon in- und auswendig kenne. Oder dass ich Kunden zum X-ten Mal von ihrem hohen Ross runtterschmei… also runterholen darf, wenn sie etwas umsetzen wollen, was gar nicht funktioniert. Oder sie wollen Mal eben nur 10% der üblichen Summe bezahlen. Und das auch noch in Raten. Oh, ich schwafle schon wieder…

Das Häufchen-Prinzip habe ich mir „leider“ schon zu sehr verinnerlicht. Davon muss ich echt Mal abkommen. Dein Ansatz ist gar nicht so schlecht. Also eine lästige Aufgabe einfach in kleinere Zielhäppchen zu zerlegen.

Außerdem bin ich echt am überlegen, meine Stunden noch weiter nach unten zu korrigieren. Vielleicht hilft mir das auch. Unklar ist, ob Chef das nochmal mitmacht. Bin vor einem halben Jahr schon auf 32 h/Woche abgestiegen. War anfangs sehr entlastend, also einfach zu wissen, dass man nicht 8 Stunden (9 mit Pause) da sein muss, sondern nach 6 Stunden (ohne Pause) einfach gehen kann. Mittlerweile hat sich schon wieder Prokrastination breit gemacht. Es sind halt dieselben Aufgaben geblieben.

Ich würde mir nämlich gerne nebenbei etwas Eigenes aufbauen wollen, trotzdem aber erst Mal sozialversicherungspflichtig angestellt bleiben. Komplett selbstständig machen halte ich dann für doch ein zu großes Risiko.

In dem aktuellen Buch von Flaßpöhler zur Sensibilität geht sie auf das sog. Tocqueville-Paradoxon ein: das Phänomen, „dass sich mit dem Abbau sozialer Ungerechtigkeiten gleichzeitig die Sensibilität gegenüber verbleibenden Ungleichheiten erhöht“.

Das Grundmuster (= Mit der Reduktion eines Nachteils erhöht sich die Empfindlichkeit für den verbleibenden Anteil) fasziniert mich und ich fürchte, es hat gerade bei ADHS einen hohen Wiedererkennungswert. Je mehr Außenreize man reduziert, im verzweifelten Versuch, sich endlich wieder zu konzentrieren… desto mehr stören ja manchmal die verbleibenden. So jedenfalls meine Erfahrung.

Wie wahrscheinlich ist, ganz ehrlich, dass eine Stundenreduktion um 4 h revolutionär auswirkt, wenn sich eine um 2 h so schnell abgenutzt hat? Könnte auch ein bisschen laufen wie das Schicksal, dass man einen wackelnden Tisch gerade machen will, indem man am gegenüberliegenden Bein auch was absägt… und dann noch am 3. und dann ist es wieder schief und man sägt nochmal, usw. Und am Ende hat man maximal noch einen japanischen Tee-Couchtisch, an dem man kniend sitzen kann. Und dann tut der Rücken weh.

Ob Dich ein Side-Business wirklich aus der Stimmung holt, lässt sich m.E. auch mit 32 h testen. Und sei es, dass es ab und an gedanklich mit auf den dortigen Schreibtisch schwappt. Vielleicht noch ein bisschen Hustle-Romantik mit YouTube-Motivationsvideos… Und auf einmal bist Du top-freundlich und unfrustriert zu den Kunden, einfach, weil Du sie so am schnellsten wieder los wirst? Reduzieren kann man immer noch, wenn so was gut anläuft.

Vielleicht liegt für uns auch noch viel mehr Segen in der „scratch your own itch“-Strategie? Wer genervt ist, dass er „auch wieder nur Infos durchgeben darf, die ich schon in- und auswendig kenne“, der ist vielleicht der perfekte Entwickler eines Chatbots?

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Das scheint sogar zu stimmen - zumindest bei mir. Habe ich es endlich Mal geschafft, eine blöde Aufgabe an einen Kollegen zu delegieren (jaaa, manchmal kann ich das auch), dann ist plötzlich die nächste Aufgabe „genau so blöd“, wenn nicht sogar mit noch mehr Ablenkungen verbunden. Zunächst freue ich mich, dass ich mich endlich den wichtigen Sachen zuwenden kann… allerdings stehen dann wiederum 10 andere Aufgaben in der Pipeline, für die ich auch wieder keine Motivation aufbauen kann.

Revolutionär wohl nur für den ersten Moment. Allerdings hätte ich so mehr Zeit, mich auf mein eigenes Geschäftsmodell zu fokussieren. Alleine, wenn ich daran denke, baut sich innerlich Motivation auf. Vielleicht kann mich das auch auf meiner „normalen“ Arbeit motivieren, wenn ich weiß, dass ich nur bis 13 oder 14 Uhr meine Arbeitgeber zur Verfügung stehe. Momentan ist es so, dass ich bis 15 Uhr arbeiten soll. Meistens mache ich aber bis 15:30 oder 16 Uhr. Danach habe ich keine Lust mehr, etwas anderes zu tun (es ist dunkel, der Tag fühlt sich schon komplett vorbei an, eben noch Einkaufen, putzen und schon ist man versackt). Fraglich ist, ob das mein Chef überhaupt nochmal mitmacht, nachdem er mich fragte, ob ich nicht wieder Vollzeit arbeiten will, denn: „Du schaffst ja so dein Pensum gar nicht mehr“. Ach, was du nicht sagst. Ist das nicht klar, dass man weniger schafft, wenn man weniger Stunden arbeitet? Was war nochmal der Grund, weniger Stunden machen zu wollen? Ach ja, ich fühlte mich überfordert und wollte mehr Zeit für mich haben…

Dafür müssten wir erst einmal eine funktionierende Internetseite haben :smiley:

Kurzes Update: Ich habe gerade einmal einen „Online-IQ-Test“ gemacht. Konnte mich endlich Mal aufraffen, das zu tun (wollte ich vorher schon, war aber immer wieder schnell abgeneigt, als ich davon las, dass manche Test länger dauern und da war meine Lust schon wieder weg).

Habe den Test jetzt endlich Mal durchgezogen. Beim Durchklicken durch die verschiedenen Rubriken habe ich speziell beim „logischen Denken“ sehr schnell den Dienst quittiert, bis ich am Ende nur wahllos irgendwelche Antworten angeklickt habe. Das war mir zu anstrengend, mir diese „Kein Obst ist eine Banane. Einige Engländer mögen teilweise keine Bananen“ im Kopf zusammenzureimen…

Rechnen war die einzige Rubrik, wo ich überdurchschnittlich war. Bei den anderen lag ich immer genau im Mittelfeld.

Natürlich ist das Ergebnis keine diagnostische Aussage und wahrscheinlich dauert ein richtiger IQ-Test auch länger, als eine Stunde. Ich wollte den Test auch schon mehrmals mitten drin wieder abbrechen, da mir manche Fragestellungen einfach zu doof waren oder mich auf Anhieb zu sehr angestrengt haben. Zwischen den einzelnen Rubriken habe ich dann auch Mal Kaffee gemacht, gesaugt, ferngesehen oder Solitär gespielt, um mich abzulenken (bzw. wie üblich zu prokrastinieren und Mal wieder etwas nicht zu Ende bringen zu wollen :-D)

Dementsprechend toll ist das Ergebnis auch ausgefallen. Sagen wir Mal so: Es war nicht mehr dreistellig :roll_eyes:

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Weder sind diese IQ-Tests bei ADHS aussagekräftig, noch sollte man sich über gute Scores in den Tests was einbilden noch sich durch schlechte Scores runterziehen lassen…

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