ADS und Medikinet

Hallo!
Mein Sohn hat ADS (ohne H). Im Juli hat er mit Medikinet begonnen. Erst 2,5 mg, dann 5 mg. Über die Sommerferien haben wir es dabei belassen und zu Beginn des neuen Schuljahrs auch die ersten zwei Wochen, damit die neue Lehrerin überhaupt eine Veränderung feststellen kann.

Man merkt recht schnell, dass er entspannter ist und auch von der Schule nicht mehr fix und fertig nach Hause kam. In der Schule zeigte sich allerdings keine Veränderung. Wir waren dann noch optimistisch und dachten, dass wir nach den Sommerferien aufdosieren und es dann schon wird.

Das machten wir dann auch mit Rücksprache der Ärztin auf 10 mg. Jetzt ist es so, dass nichts mehr klappt. Es ist schlimmer als vorher. Und glaube langsam, dass der positive Effekt einfach nur die Euphorie war, dass ihm endlich geholfen wird. Das beziehe ich auf meinen Sohn und nicht uns als Eltern. Er leidet stark unter den Folgen seines ADS.

Ich bin mir gar nicht sicher was das jetzt bedeutet. Das weitere Vorgehen besprechen wir natürlich mit der Ärztin, aber vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich habe gerade etwas Angst weiter Aufzudosieren.

Habt Ihr schon versucht, ob es „zurück auf 5“ wieder besser ist?

Vorsorglich aber noch als gegenüberliegende und weniger bekannte Leitplanke:

Einige berichten hier, das Unterdosierung schlechter wirkt als gar nichts. Vielleicht hilft Dir, auch in diese Richtung zu beobachten und zu überlegen, siehe diesen Thread : Medikinet oder Elvanse Unterdosierung kann ADHS Symptome verschlimmern!

Schon vor der Diskussion habe ich das mal selbst so wahrgenommen: Ich hatte eine Weile eine Packung mit 40 und eine mit 10. Als ich einmal versehentlich die 10 statt der 40 genommen hatte, war es, als bessert sich gar nichts - außer der Wahrnehmung, dass sich nichts bessert… Entsprechend belastend war das.

Dass sich Überdosierung und Unterdosierung sich ähnlich auswirken, macht es so schwierig.

Ich kenne mich mit Kindern im Detail nicht aus, aber was mir trotzdem auffällt wäre: Wie oft nimmt er es am Tag und in welchem Abstand?

Aus deiner Aussage, dass er mit 2.5mg gestartet ist, schließe ich, dass es sich um nicht retadiertes Medikinet handelt. Ist das richtig?

Zum Thema es ist viel schlimmer: Zumindest bei Erwachsenen ist es oft so, dass nach ein paar Wochen die Dosis nochmal angepasst werden muss. Das ist dann wenn sich der Körper an das Medikament gewöhnt hat. Passiert aber nur am Anfang. Einen dauerhaften Gewöhnungseffekt gibt es extremst selten

Er nimmt es nur morgens. Wir sind noch dabei die richtige Dosis zu finden. Ich bin nur verunsichert, ob es das richtige Mittel ist. In der Schule hat es gar nichts bewirkt, er kam aber entspannter an. Nach der Erhöhung gibt es immer noch keine Veränderung in der Schule und zu Hause ist es übel. Sind 10 mg noch wenig für ein 8-jähriges Kind?

Aber letztendlich habe ich keine Ahnung und muss wohl auf die Empfehlung der Ärztin warten.

Seid ihr aufgeklärt worden über die zu erwartende Wirkdauer?
Wenn es unretadiertes Medikinet ist, dann kann es keinen ganzen Schulvormittag wirken, nichtmal, wenn der bei Grundschülern noch eher kurz ist.

Und sobald die Wirkung weg ist, kann sich natürlich keine Wirkung mehr zeigen.

Unabhängig davon kann die Dosis natürlich trotzdem nicht passen. Wie sieht der Eindosierungsplan aus, den ihr bekommen habt?

Bzgl Wirklänge unterschiedlicher Präparate, kannst dud ich hier einlesen Wirkstärke und Wirkdauer von ADHS-Medikamenten - ADxS.org

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P.S. es wäre wichtig zu wissen ob es Medikinet (also Tabletten) oder Medikinet retard (also Kapseln).
Das macht eine großen Unterschied in der Einschätzung der Dosis und der Wirklänge

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Hallo Carmen,

wie die anderen schon sagten, Tabletten wirken nur kurz, d. h. drei Stunden nach Einnahme lässt die Wirkung schon nach. Unpraktisch, für die ersten paar Schulstunden die Hilfe durch das Medikament zu haben und dann nicht mehr.

Und das ändert sich durch eine höhere Dosierung auch nicht. Der Sprung von 5 auf 10 mg ist schon ein ziemlich großer, da hättet ihr auch zwischendrin 7,5 mg testen können. Vielleicht reichen 5 mg aber auch. Was die Stärke, nicht was die Wirkdauer betrifft.

Um Wirkung über den ganzen Schulvormittag zu haben, braucht ihr eine Retardkapsel. Medikinet Retard (aber nur wenn er gut frühstückt), ansonsten Ritalin LA, Concerta oder Equasym. Die Dosis einer Kapsel muss allerdings verdoppelt bzw. (bei Concerta) mal 3,5 genommen werden.

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Vielen Dank für die Antwort! Das würde dann tatsächlich Sinn ergeben. Evtl. hat mein Sohn auch eine etwas kürzere Wirkdauer, da er einen guten Stoffwechsel hat.

Ich glaube, ich verstehe es jetzt! Retard-Tabletten haben wir schon. Das wäre der nächste Schritt sobald wir die richtige Dosis gefunden haben.

Ich werden die Lehrerin nochmal fragen wie die Entwicklung am Vormittag ist. Mit etwas Glück klappt es ja doch!

Bei meinem Sohn (8 Jahre) klappt es seit dem Medikationsstart im Juli (fast) immer, dass er in der Schule zum Pausenbrot die zweite Tablette nimmt und in der Mittagsbetreuung die dritte. Er vergisst es selten, weil er selbst merkt, dass ihm die Tabletten helfen :smiley: . Bei ihm ist die Lehrerin eingeweiht (bei euch ja anscheinend auch), sie erinnert ihn auch manchmal (vielleicht würde das eure Lehrerin auch - zuverlässiger - machen für die Eindosierungsphase, sie hat ja auch was davon, wenn euer Sohn gut eingestellt ist) und die Kinder bekommen es zwar mit, aber das ist kein Thema (ein anderes Kind in der Klasse nimmt schon länger Tabletten).
Wenn er eine oder beide Tabletten mal vergisst, merken wir das nachmittags schnell :wink:

Zur Vollständigkeit: er nimmt nach einer langsamen Phase des Hochfahrens nun die verschriebenen 15 mg Medikinet Tagesdosis unretardiert. Es sind 10 mg Tabletten, er nimmt morgens zum Frühstück eine halbe, dann eben vormittags und mittags nochmal je eine halbe. Somit ca. alle 3 Stunden. Am Wochenende bekommt er meist insgesamt 10mg, also 2 x eine Halbe. Nachmittags geben wir zur Zeit nichts, zum einen, weil er zum Glück kein Problem im Sozialverhalten hat (außer in der Kernfamilie, aber da arbeiten wir an uns allen), zum anderen, weil das Einschlafen schon mit der letzten Dosis um ca. 13.30 Uhr noch etwas schwieriger ist als vor der Medikation…

Ach ja, der Kinderpsychiater hat mit keinem Wort erwähnt, dass man die Dosis über den Tag/Vormittag verteilt geben soll. Ich wusste es dank des vielen Mitlesens in diesem tollen Forum hier - ganz lieben Dank allen!!! :heart_eyes: :heart_eyes:

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Das ist ein super Tipp und der könnte bei uns auch gut funktionieren!

Wir haben heute Morgen selbst mal getestet. Ca. 45 min nach der Einnahme seiner Tabletten habe ich mit ihm seine Rechenübungen gemacht. Diesmal allerdings nicht im ruhigen Raum. Was soll ich sagen, er hat super konzentriert gearbeitet. Er hat zwar mal den Faden verloren, aber selbst wieder zurück gefunden! Das ist sonst nie möglich!

Ich werde das jetzt mit der Lehrerin besprechen und wir werden sehen, dass wir eine Lösung während der Eindosierung finden, so dass er die Tabletten auch in der Schule nimmt. Danach werden wir die Retard-Variante ausprobieren. Frühstücken tut er gut, so dass das kein Problem ist.

Nochmal vielen, vielen Dank! Ohne die Tipps hätten wir jetzt bis zum nächsten Termin frustriert weiter gemacht und gedacht, dass sie gar nicht funktionieren. Ich bin jetzt sicher, dass wir eine Lösung finden!

Ich freue mich aber auch über weitere Tipps! Ich vermute so eine Weile werden wir noch brauchen, bis wir alles rausgefunden haben.

Vielleicht noch: Mit der Dosis heute Morgen hatte ich den Eindruck, dass sie gut passt. Allerdings könnte es auch sein, dass die niedrigere auch gut wäre, da haben wir ja die falschen Schlüsse gezogen. Sollten wir nochmal die niedrigere probieren oder es so lassen?

Und die zweite Frage: Die Wirkdauer ist etwa 3 Std.? Wir müssen ja noch den zweiten Termin für die Tabletten finden. Oder kann man sich das einfach sparen und dann zur Retard-Form wechseln, wenn man die Dosismenge weiß?

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Hallo!
aus eigener Erfahrung kannst du es so probieren.
Wenn die Dosis zu hoch wäre würdest du es irgendwie merken. Er würde zb starr oder viel zu ruhig sein, oder es würde ihn überhaupt nichts mehr freuen oder interessieren. Aber Achtung! das gilt nur für die 3 Stunden nach der Einnahme, denn wenn die Wirkung weg ist hat er insbesondere zu Beginn ziemlich sicher einen Rebound und dieser kann ähnliche Symptome haben. Wenn es ihm also gut geht, und du meintest ja er war fokussiert, dann würde ich es so lassen. Zumindest bis zum Wochenende, wo er ja nicht in der Schule ist. Denn dann kannst du dir das ganze am Vormittag nochmal gut beobachten. Wenn er bspw. überfokussiert ist und nicht mehr so recht lacht, dann könnte es sein, dass du nochmal 2,5 mg weniger probieren kannst.
Unser Sohn (ADS) brauchte zb im Schulaltag schon mal 20mg retard Kapseln, damit er noch richtig gut mitgekommen ist. Allerdings war es dann so, dass er quasi keinen Spaß mehr hatte und auch nicht mehr so richtig gelacht hat wie er es vorher getan hat. Wir sind dann aus dem Grund wieder um 5mg retard zurückgegangen.
Schau dir die Dosis am Wochenende nochmal an und frage ihn einfach, ob es ihm so gut geht (nicht nur schulisch sondern gefühlsmäßig).
Schaue dir seinen Gesichtsausdruck an. Wenn du das Gefühl hast, dass das passt, dann kannst du natürlich auf die Retard Kapseln wechseln und ich denke, dass er dann gut durch den Vormittag kommt.
Es wird allerdings dann nach ca. 6 (zirka!) Stunden so sein, dass der Rebound kommt. Mein Sohn hat sich dann zu Beginn mal ins Bett gelegt und wollte gar nichts machen. Er war so halb deprimiert irgendwie. Aber die Symptome können halt bei jedem Kind etwas anders sein. Meine Kinder bekommen beide am Morgen eine Retard Kapsel und so ca. nach dem Mittagessen 1/3 der Morgendosis als Tablette und dann fällt die Wirkung nicht so schnell ab . Das passt.
Am Abend sind dann alle wieder so wie vor dem Frühstück :slight_smile:
Liebe Grüße
Achja: und ganz wichtig: bei Medikinet retard unbedingt gut (bzw. zumindest etwas) frühstücken!

Ich habe ihm jetzt nachmittags noch eine Tablette (5 mg Midikinet unred.) gegeben. Da war er aber etwas komisch. Ich kann es nicht so richtig beschreiben, aber er konnte seine Hausaufgaben recht gut erledigen. Vielleicht könnte man es als gehetzt beschreiben. Nach ca. 3 Std. war er sehr unkonzentriert und antriebsschwach, mehr als sonst. Das könnte ein Rebound sein, falls ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls habe ich es heute mit 2,5 mg probiert und es passte super mit den Hausaufgaben und auch das Ende verlief entspannter. Am Wochenende hatten wir es mit 7,5 mg (evtl. reicht aber auch schon 5 mg, 10 mg sind aber zu viel) vormittags probiert und es lief wirklich gut. Kann es sein, dass er nachmittags einfach weniger benötigt?

Jetzt habe ich nochmal eine Frage zu Medikinet retard. Damit möchten wir nämlich bald starten. Falls ich es richtig verstanden habe, dann nimmt man da die doppelt ermittelte Dosis des unretadiertem Medikinet. Die erste Dosis wird gleich freigesetzt und die zweite nach ca. 3-4 Stunden. Ist das so „festgelegt“? Dann hat mein Sohn nämlich mitten im Schultag eine Wirkstofflücke und ich vermute, die ist recht heftig. Jetzt meine Idee, die ich mit der Ärztin natürlich noch abspreche: Statt 10 mg auf einmal, könnte ich ihm 5 mg retardiert um 7:30 Uhr geben und er nimmt nochmal um 8 Uhr 5 mg retardiert, damit man diesen Übergang etwas ausgleicht und sie zeitversetzt wirken. Ich hoffe man versteht was ich meine. Macht das Sinn?

Es gibt unterschiedliche retardierte Medikamente
Z.B. Medikinet und Ritalin ist ungefähr 50/50
Kinecteen und Concerta ca 30 % sofort und Rest später. Die wirken im Idealfall länger. Da ist auch die Dosierung anders 18, 27, 36

Es gibt noch Equasym, ich weiß nicht, zu welcher Gruppe es gehört.

Hier gibt es eine Umrechnungstabelle:
https://www.adhspedia.de/wiki/Umrechnungstabelle_Medikamente

Hallo,

nein, die zweite Dosis wird nicht nach 3-4 Stunden, sondern meist früher freigesetzt, so dass idealerweise keine Lücke entsteht. Ihr solltet das ausprobieren und beobachten, und zwar an einem freien Tag, so dass ihr wisst was passiert, wenn euer Kind damit in die Schule geht.

Wichtig ist bei Medikinet Retard immer eine gute Mahlzeit. Für Frühstücksmuffel ist es das falsche Medikament.

Dass man nachmittags weniger braucht als morgens, ist normal. Wenn du siehst, dass am Nachmittag 2,5 mg richtig ist, dann solltest du ihm auch nicht mehr geben. Allerdings gibt es oft nach ein paar Wochen einen einmaligen Gewöhnungseffekt und man kann etwas mehr geben für dieselbe Wirkung.

Beobachten solltet ihr an einem freien Tag (habt ihr auch bald Herbstferien?) ebenfalls, wie lange die Retardkapsel wirklich wirkt. Es kann sein, dass die Wirkdauer für den Schultag nicht ausreicht, und ein Rebound in der fünften Stunde oder auf dem Heimweg ist auch nicht ideal.

Was du über die Wirkung schreibst, liest sich ja ansonsten sehr gut an. Was sagt er denn selbst?