ADS, was kann ich gegen die Ruhelosigkeit tun, wenn Ritalin nicht hilft?

Wahrscheinlich eine super standardmäßige Frage hier, ich habe mich auch jahrelang nicht mehr mit dem Thema ADS beschäfitgt, aber jetzt ist es wieder sehr präsent in mir.
Ich bin eigentlich eher der ADS Typ ohne H, aber Unruhe ist trotzdem ein riesen Problem (ich weiß nicht ob das „normal“ ist.

Um es vorweg zu nehmen: ich habe jahrelang gering dosiert und mit unregelmäßigen Pausen Cannabis konsumiert, das hat auch enorm gut gegen diese extreme Unruhe in mir geholfen, aber war dennoch in sofern langfristig unbefriedigend, weil es dann zu einer kompletten Stagnation kam und ich irgendwie mit dem Nihilismus, der daraus hervorging, nicht viel anfangen konnte.

Deshalb habe ich nun letztes Jahr radikal für mehr als ein halbes Jahr den Konsum eingestellt und die alte Unruhe war sofort zurück. Und ich meine nicht die Entzugssymptome, sondern wirklich die konstante Unruhe, die auch von früher, vor dem regelmäßigen Konsum, gut kannte.

Ich habe dann versucht mittels exzessivem Sport der Unruhe entgegenzuwirken, was enorm viel Anstrengung (und Zeit) verlangt hat, ich bin im Sommer in einer Woche z.B. 3 x eine Halbmarathondistanz gerannt, war 3 x schwimmen, und habe dann noch 1-2 x Krafttraining gemacht und an einem Tag zwei Einheiten Sport.

Ich bin selbst qualifizierter Schwimmtrainer und mir ist schon klar, dass das dann ein Übertraining ist. Spaß hat´s trotzdem mal gemacht, aber das Problem war, ich habe dann einfach mein Leben dem Sport widmen müssen, um klar zu kommen, hatte keine Ressourcen mehr (und auch nicht die nötige Seelenruhe) für andere Sachen die mir mindestens genauso wichtig sind (z.B. meine künstlerische Neigung auszuleben - undenkbar bei der Unruhe).

Entspannt war ich also nie so richtig, nur irgendwann halt müde, weil ich mich so verausgabt habe.

Tagsüber ist es manchmal auch ganz cool so viel zu machen, aber am Abend wirklich Folter.

Es hilft dann nur ein Bier, oder ein Glas Wein, was nicht unbedingt das ist, was ich zur Routine werden lassen will.

Ritalin macht alles noch viel schlimmer, es verstärkt meine Unruhe, unabhängig von der Dosierung.

Strattera habe ich mal vor langer Zeit kurz genommen, aber kann mich auch nicht an einen positiven Effekt erinnern.

Seit Herbst letzten Jahres habe ich wieder unregelmäßig Cannabis konsumiert, bis es wieder zur Regel wurde, generell nur Spätabends.

Das Problem, die Nachwirkung am nächsten Tag, dieses Gefühl eines „Brainfogs“ ist halt auch wirklich unbefriedigend.

Wenn ich ohne jede Medikation bin kann ich mich nicht konzentrieren weil mich die Unruhezustände ablenken, wenn ich Cannabis konsumiere kann ich mehr machen, aber die Qualität leidet stark. Ich habe das Gefühl weit entfernt zu sein von meinem eigentlichen Potential.

Was also tun?

Ich möchte mein Leben nicht der Unruhe widmen, aber auch nicht Nichts tun…

Das klingt ganz schön anstrengend!
Soviel Sport zieht echt Zeit. Schüttet aber eben das Dopamin aus, das uns fehlt.

Fragen: Hast du aktuell eine/n PsychiaterIn?

Wie äußert sich die Unruhe? Gedanken-Kreisen, innere Rastlosigkeit,…?

Hallo Julius,

erstmal, ja, das ist normal mit der Unruhe. Von daher ist „ohne H“ oft ein Selbstbetrug, weil es die innere Unruhe ignoriert.

Ritalin macht alles schlimmer - wann macht Ritalin alles schlimmer - während der Wirkung, also der ein oder zwei Stunden nach Einnahme (bei Kapseln etwas länger), oder dann beim Abklingen der Wirkung?

Hi Katz, danke für deine Nachricht und die Zeit meine lange Nachricht zu lesen

Zur ersten Frage: ich habe nicht wirklich einen Psychiater, nur einen zu dem ich unregelmäßig gehe, wenn ich mal irgend eine Bescheinigung brauche. Aber er ist absolut kein Fan von Ritalin. Er meinte sogar es sei ja unfair den Kommilitonen gegenüber, weil ich mir damit einen Vorteil verschaffen würde (obwohl ich ganz offiziell und mehrfach die ADS diagnostiziert bekommen habe). Und den Psychiater wechseln ist auch schwierig, denn es gibt wenige Alternativen. Der bei dem ich vorher war ist auf ADS spezialisiert (er ist der Arzt in Deutschland, der dafür gesorgt hat, dass in meiner Stadt die höchste „AD(H)S-Dichte“ in ganz Deutschland ist), aber Ritalin und Strattera, das sind halt seine zwei Mittel der Wahl und mit denen habe ich ja leider keine guten Erfahrungen.

Wie es sich äußert: ich kann einfach nicht entspannt irgendetwas tun, auch nicht etwas entspannendes (wie Yoga, Progressive Muskelentspannung etc.) das geht vormittags, mache ich zur Zeit auch regelmäßig, da bin ich noch relativ entspannt (vermutlich auch weil ich noch müde bin), aber am Abend lähmt mich die Unruhe komplett.

Und… ich würde beides bejahen: also sowohl Rastlosigkeit als auch das Gedanken-Kreisen.
Ich versuche dann Ordnung in meinen Kopf zu bekommen, schreibe alle Gedanken auf und heute z.B. habe ich 3 Seiten vollgekritzelt mit Ideen, Überlegungen etc.
Es springt hin und her, von einem Gedanken zum anderen, manchmal vergesse ich dann auch etwas, wasmir wichtig vorkam, dann sitze ich auch mal stundenlang da und überlege nur, was ich mir wohl gedacht habe und es quält mich.

Hallo Falschparker, auch dir danke für deine Zeit meine recht lange Nachricht zu lesen : )

Und erstmal zur Sache mit dem AD(ohne H)S … gut zu wissen, danke für die Aufklärung. Die Bezeichnung erscheint mir wirklich auch irreführend.

Zu Ritalin: ich bin fokussierter, auch leistungsfähiger, aber es geht mir nicht wirklich gut, ich empfinde es als anstrengend. So wie 3 Tassen Kaffee +.
Ich bekomme schwitzige Hände, steigere mich teils auch gezielt in eine Sache hinein, die mich (z.B. an mir) stört und verbringe dann stundenlang damit, statt mit etwas Konstruktivem. Ich esse stundenlang überhaupt nichts, weil ich so fokussiert bin und auch keinen Hunger habe.
Ich mache komische Dinge mit meiner Zunge.
Und ich habe den Eindruck wenn ich es regelmäßig nehme, dass ich Haarausfall bekomme. Das kann aber auch generell am Stress und Schlafmangel gelegen haben. Ich habe es zuletzt genommen, als ich Architektur studiert habe, und da wird ja erwartet, dass man Nächte durcharbeitet…

Die beschriebenen Nebenwirkungen, vielleicht mal abgesehen von dem Haarausfall, der mir erst zuletzt aufgefallen ist) habe ich aber generell beobachtet, nicht nur in stressigen Phasen meines Lebens.

Und wenn die Wirkung nachlässt kommt dann dieses klassische down. Ich glaube das ist ja typisch.

Hallo julius willkommen!

Aber na klar. Ich brauch keine Brille, sonst würde ich mir ja einen unfairen Vorteil verschaffen gegenüber anderen Buchlesern.

Du merkst, wie hirnrissig diese Argumentation von ihm ist?

Die Medikamente sind ein Hilfsmittel um deine Stoffwechselstörung im Hirn bis zu einem gewissen Grad auszugleichen.

Nem Rollifahrer nimmst du den Rolli auch nit weg, weil er anderen Läufern einen unfairen Vorteil verschaffen könnte.

Oder nem Schwerhörigen seine Hörgeräte, weil er anderen Musikhörern nen unfairen Vorteil verschaffen könnte.

Manchmal wundert mich echt gar nix mehr. :woman_facepalming::expressionless:

5 „Gefällt mir“

Probier mal Elvanse. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das das Mittel erster Wahl bei Erwachsenen mit ADHS.

Ich habe nächste Woche bei meinem Psychiater einen Termin. Werde es ansprechen, mal schauen wie er reagiert.
Danke für den Rat.

Atemtechniken und Eisbaden sind der Wahnsinn. Wenn du was nehmen willst, dann vl noch cbd, Mönchspfeffer. Achja, seit ich veggi bin, geht es mir vieeeeel besser!

Ggf. interessant, „wenn Ritalin nicht hilft“.

Vorsorglich für „Kombinier-Willige“: Wir hatten schon Threads zu Wechselwirkungsrisiken mit MPH und Elvanse Mönchspfeffer und Elvanse

In den Wirkungsübersichten zu agnus-castus/Mönchspfeffer steht auch meistens etwas Richtung „nicht in Kombination mit auf das Dopaminsystem wirkenden Medikamenten einnehmen (Antidepressiva, Ritalin)“.