Hm, also die Medikamente machen mich schon ein wenig überlebensfähig.
Ansonsten habe ich im letzten Jahr festgestellt, dass ich beruflich garnicht so sehr in der 1. Reihe stehen möchte, eher in der 2 . Reihe
Das war mir vorher nicht so klar. Ich war immer irgendwie gehetzt, keine Zeit für nichts.
Ändern werde ich es trotzdem nicht, da ich mein Team liebe und sie weiter nach vorn bringen möchte. Und ich kann den Job schon ganz gut, aber ein Leben als Sachbearbeiter ohne 100 Termine und Verantwortung hätte ich lieber vllt noch mit Homeoffice
Also die Diagnose hat mir geholfen Medikamente zu bekommen und die Medikamente wiederum haben mir geholfen besser zu reflektieren und Bedürfnisse sichtbar zu machen und zu spüren die ich bislang unterdrückt hatte
Hm, genau das habe ich und langweile mich damit grade furchtbar was auch Probleme nach sich zieht
Das mit der zweiten Reihe hab ich zum Glück schon früher für mich erkannt und mich aus jedwedem Spotlight rausgehalten.
Interessante Frage! Ich werde mich tatsächlich im Job weiterbilden, weil ich mit den Medikamenten das Gefühl habe, ich kann das jetzt. Das hätte ich mir davor nicht zugetraut.
Liebe @Minzli für mich nicht in ein paar knappen Sätzen zu beantworten, aber ich will Dein Thema hier nicht sprengen, deshalb nur das wichtigste.
Für mich, wo nach eigener Einschätzung nebst Adhs Diagnose im Autismus Spektrum liegen könnte, war eine funktionierende Struktur schon immer etwas vom wichtigsten.
Meine Ordnung gibt mir Sicherheit, wenn ich mir meine Wohnsituation so gestaltet kann das immer alles am selben Platz ist und ich einen grösstenteils geregelten Tagesablauf habe, dann hilft mir das enorm.
Mein Minimalismus hilft mir sogar so extrem gut, dass ich hoffentlich nie mehr irgendwelche Medikamente brauche, denn meine Adhs Symtome sind nun seit sich meine Wohnsituation wieder verändert hat nur noch schwach ausgeprägt.
Aber ich habe ausserdem in den letzten Jahren sehr viel über mich gelernt, ich glaube soviel wie in meinem gesamten Leben nicht, und inzwischen bin ich sogar soweit, dass ich Frieden mit mir selbst und der Welt da draussen geschlossen habe.
Ja ich würde sogar sagen, dass ich endlich meinen inneren Frieden gefunden habe.
Ich hab nach der Diagnose erstmal ziemlich lange gebraucht, um zu verstehen, dass vieles in meinem Leben gar nicht mal so normal ist, wie ich immer dachte. Immerhin hab ich ja bis dahin immer so gelebt.
Erste Konsequenz war, dass ich versucht habe auseinanderzuklabüsern, was normal und was mein Anpassungs-Coping-You-Name-It-Part ist. Also ehrliche Bestandsaufnahme. Dadurch hat sich mein Verhalten im Alltag schon deutlich verändert.
Da ich nun mehr über mich und ADHS weiß ist die zweite Konsequenz, dass ich meinen Job sicher wechseln werde, denn zu dem gehören leider zu viele Aufgaben, die mir immer zu schaffen machen werden.
Ich habe durch bzw. nach der Diagnose gelernt dass ich ein paar relativ seltene „Inselbegabungen“ habe.
Und nun weiß ich auch vermutlich warum
Es ist nicht alles schlecht.
Jedoch auch nicht so wirklich gut…
Durch die Diagnose und die Medikamente habe ich jedoch die Möglichkeit, endlich der Mensch zu sein der ich sein will.
Und nicht mehr permanent dieses extrem sprunghafte und überdrehte…
Da ich ja sowieso schon verrentet bin, steht da im Moment nichts an.
Mir hat die Diagnose einfach geholfen, ein Stück weit klarer zu sehen, was denn mit mir „nicht stimmt“.
Ich kann mir vieles im Leben, in der Vergangenheit und auch jetzt in der Gegenwart, besser erklären und kann auch ein Stück weit Frieden mit mir schließen, weil ich immer „anders“ war und es mir nicht erklären konnte.
Ich maskiere nicht mehr soviel, gerade bei Freunden oder Bekannten und erst recht nicht in meiner Familie, da nehme ich mir jetzt meine Auszeiten und bin so, wie ich bin ohne schlechtes Gewissen. Diese neue Freiheit( auch mithilfe von Medikamenten) hat mir ein zweites Mal ein neues Leben beschert.
Das klingt für mich auch sehr erstrebenswert, mich stresst das Chaos, das ich selbst mit verursache, sehr und ich erinnere mich gern an meine erste eigene Wohnung, die schon allein aus finanziellen Gründen sehr spartanisch eingerichtet war.
Aber da habe ich mich wohler gefühlt als jetzt mit all dem „Wohlstandskrempel“
Wir sind gestern aus dem Urlaub zurückgekommen und jetzt sitze ich hier völlig überfordert in dem ganzen Chaos und versuche, der Sache leider sehr unstrukturiert, Herrin zu werden
Macht mich total kirre
Allerdings vermute ich bei mir auch ein paar autistische Anteile
Was für Aufgaben meinst Du da?
ich seh da bei mir auch ein paar Dinge im Job, die mir zunehmend schwerer fallen, kann den aber aus verschiedenen Gründen nicht einfach wechseln
Ja, da gehen mir so langsam auch ein paar Lichter auf.
Das klingt total sinnvoll und toll, leider aber auch sehr anstrengend. Meh. Aber wahrscheinlich kommt man da nicht drum rum.
Ach menno, jetzt muss ich das auch noch auf meine To-Do-Liste setzen.
Was hab ich geändert? Hm. Ich mache mir bei vielen Dingen keinen Druck mehr, die Selbstvorwürfe sind auch weniger geworden. Ich habe ADHS, ich werde immer Tage haben, an denen nichts geht - und das ist ok.
Ich versuche, meine Ereignisse besser zu planen, so dass ich nicht in einer Woche 3 Geschäftsreisen habe und am Wochenende noch meine Eltern zu Besuch.
Danke und nein, du bist nicht zu neugierig.
Also meine Kinder sind ja schon älter, 16 und 17, das vorhergesagt. Ich habe leider auch noch Hashimoto und bin deswegen den ganzen Tag einfach nur erschöpft. ich muss mich tagsüber hinlegen, sonst komme ich nicht über den Tag. Außerdem muss ich mich zurückziehen, sonst bin ich durch die Reizüberflutung völlig überfordert Früher habe ich mich gezwungen, zu funktionieren und habe diese Ruhe nicht eingefordert und das ist dann logischerweise nach hinten losgegangen, ich habe dann mit Überforderung, Wut, Tränen, teilweise Brüllen reagiert, ich konnte gar nicht mehr angemessen reagieren auf bestimmte Situationen. Als meine Tochter in die Pubertät kam, hat es immer mächtig geknallt, weil ich alles persönliche genommen habe und aus einer Mücke nen Elefanten gemachte habe und auch ein schlechtes Gewissen hatte, weil ich nicht mehr so funktioniert habe, wie andere.
Seit einiger Zeit „erlaube“ ich mir diese Auszeiten und seit der Diagnose gehe ich damit nochmal anders um.
Hi Minzli,
ich habe viel verändert und sehe mich in einem umfassenden Prozess, den ich zwar als fordernd, aber unglaublich positiv empfinde.
Die gravierendste Veränderung besteht darin, dass ich die Sicherheit meines goldenen Käfigs verlassen habe und mich aus einer fast 20jährigen Beziehung und Haus / Tieren gelöst habe. Jetzt habe ich einen neuen Partner (Fernbeziehung), lebe in einer eigenen 3Raumwohnung und finde mich gut in das neue Leben als Mutter im Wechselmodell ein.
Beruflich plane ich keine Veränderung, jedoch will ich eine Erhöhung meiner Arbeitszeit von 30h auf 35h testen. Wenn das gut läuft, schließe ich auch nicht aus, es wieder zu schaffen in Vollzeit zu arbeiten.
Zudem nehme ich sehr gut meine Bedürfnisse und Grenzen wahr und übe mich in Alltag und Freizeit darin, mein Leben bewusst auszurichten. Ich bin in der Lage, viel besser zu kommunizieren. Es ist ok, wenn ich anecke. Ich muss nicht immer nett sein, aber auch nicht auf Teufel komm raus Konflikte starten. ich kann anderen wieder die Hand reichen, wo ich zuvor Kontakte abgebrochen habe.
Mein Fokus liegt auf der Bereicherung, die mir durch mein ADHS geschenkt ist. Ich verneine aber auch nicht meine Einschränkungen, sondern versuche konstruktiv zu bleiben.
Naja, ich weiß jetzt / habe zumindest eine Vermutung woher meine Vorliebe für MS Excel kommt
Zudem mein hang zu Extremsport, die Unfähigkeit einfach aufzugeben…
Oder eben auch meine Detailverliebtheit.
Wenn ein Tool nicht so ist, wie ich es haben will, dann bastle ich solange daran rum bis es in meinen Augen perfekt ist.
Im Zweifelsfall läuft das auf der Arbeit auf Updates hinaus.
Wichtig ist jedoch, dass es MEINEN Ansprüchen genügt.
Und die können zuweilen echt sehr hoch sein
(Nicht unerreichbar, aber je nach Bereich zuweilen schwierig zu erreichen)
Oder auch dass ich, wenn ich trainiere (speziell beim Klettern) mir zu Übungszwecken immer schwierigere und anspruchsvollere Szenarien überlege um mich selbst an meine Grenzen zu bringen und darüber hinaus.
Einfach damit ich in jeder erdenklichen Situation die Nerven behalte und absolut ruhig bin…
Ich frage mich manchmal auch, ob die To-Do-Liste(n) jemals kürzer werden. Aber das Thema war mir irgendwie besonders wichtig. Für mich steckt da die Chance auf einen echten Neuanfang und hoffentlich ein zufriedeneres Leben drin - nun, wo ich so langsam die Spielregeln raus habe .
Aber das ist natürlich ein Prozess, mit dem ich auch noch lange nicht fertig bin. Das wird jetzt Schritt für Schritt und in meinem Tempo abgearbeitet und währenddessen erfreue ich mich an den kleinen Siegen!
Also, am schwierigsten sind für mich folgende Punkte:
recht starre Vorgabe von außen, was, wie und zu welchem Zeitpunkt gemacht wird.
viele schnelle Taskswitches
extrem hoher Routineanteil
unübersichtliche Landschaft aus Werkzeugen, Dokumentationen und Arbeitsmaterialien
viele, teils implizite Regeln für die Zusammenarbeit - bei Nichtachtung wird man unmittelbar damit konfrontiert
eher langweile Aufgaben, mit wenig Chance auf Kreativität
wenig Identifikation mit dem Produkt
wenig Verständnis von Kollegen, wenn man nicht die gleiche Performance bringt
In der Kombination führt das dazu, dass:
meine intrinsische Motivation inzwischen praktisch nicht mehr vorhanden ist
ich mich schwer motivieren kann, eher langsam arbeite und leichter kleine Fehler mache - wodurch ich häufiger Konflikte mit meinen Kollegen habe
→ erzeugt Stress und drückt weiter auf die Motivation
ich zunehmend gestresst bin, weil ich das Gefühl habe mit meinen Kollegen Schritt halten zu müssen, obwohl ich genau weiß, dass das unter diesen Umständen niemals funktionieren wird (Veränderungswünsche wurden abgeblockt)
mir der Spielraum fehlt, Dinge auf meine Art zu machen und persönliche Schwierigkeiten oder eine schlechte Tagesform zu kompensieren
Zusammengefasst passt es einfach vorne und hinten nicht.
Hast du denn Möglichkeiten, an deinem jetzigen Arbeitsplatz etwas zu verändern? Vielleicht mit netten Kollegen oder Vorgesetzten? Es muss ja nicht immer gleich ein Wechsel sein.
Hat sich bei dir denn nach der Diagnose etwas geändert @Minzli? Oder planst du selbst Veränderungen? Beim Beruf meintest du ja schon, dass es schwierig wäre.