Hallo liebe Gemeinde,
ich brauche mal wieder euren Rat.
Meine Tochter ist 13, diagnostiziert mit ADS, demnächst Diagnostik ASS, Medikamente derzeit keine, hohe Intelligenz, Klassenbeste trotz „nicht lernen können“
Sie hatte schon immer viele Fehlzeiten in der Schule, da sie schnell mit psychosomatischen Symptomen auf tatsächliche als auch empfundene oder erwartete Kritik jeglicher Art reagierte und schon immer Angst vor Leistungsüberprüfungen hatte (Versagensängste).
In den letzten Wochen wurde es aber so schlimm, dass sie die Schule nicht besucht hat.
Kurzer Abriss der Vorgeschichte: im Herbst 2023 Panikattacken in Schule (wobei der englische Begriff Anxiety wohl besser passen würde), über Jahreswechsel Verdacht auf ADS, Anfang 2024 Tagesklinik, Diagnose ADS, Verdacht auf ASS, intensive Psychoedukation und Verbesserung des psychischen Allgemeinzustandes (besonders in Bezug auf Burnout und Rejection Sensitivity, starke Verbesserung des Umgangs miteinander), nach Klinik wieder Schulbesuch. Medikinet versucht, aber keine Wirkung bemerkt. Beginn einer ambulanten Therapie bei einer Therapeutin, die aber keine Spezialisierung in den Bereichen ADHS und ASS hat.
Wir konnten das Problem schon in soweit eingrenzen, dass wir die Entstehung kennen. Ist sie einmal für ein paar Tage krank und kann nicht in die Schule, hat sie ja am Unterricht nicht teilgenommen und es fehlt ihr Stoff. Sich das ranzuholen und nachzuarbeiten fällt ihr schwer. Kommt sie dann wieder in die Schule, könnte ja etwas abgefragt werden, von dem sie keine Ahnung hat.
Bisher war es aber immer (!) so, dass sie trotzdem sehr gute Noten geschrieben hat, weil sie sich den Schulstoff zusammenreimen und spontan erarbeiten kann, was aber extrem anstrengend ist.
Je länger sie nicht in der Schule war, desto schlimmer wird die Angst.
Durchbrochen haben wir den letzten Kreislauf nur, weil der Schulleiter (sehr verständnisvoller und zugänglicher Mensch) ihr klar machen musste, dass er sie bei so vielen Fehlzeiten nicht versetzen kann, da ihr ja der ganze Schulstoff fehlt.
Die Angst vor einer Nicht-Versetzung überwog hier die Angst vor einer schlechten Note.
Eigentlich versteht sie, dass eine schlechte Note nicht schlimm ist. Aber das Problem ist, dass dann ihre „perfekte Serie“ unterbrochen wird.
Ich glaube, so wie andere Menschen ihre Bücher alle sortieren oder Dinge ordentlich aufgereiht sein müssen, so hat sie hier den Drang ihre Noten „ordentlich“ zu halten und ihr aufgebautes Image zu halten.
Sie kann ihren Perfektionismus in Bezug auf Schule nicht runter fahren.
In anderen Bereichen klappt das schon immer mal wieder. Sie hat kürzlich ein Bild gemalt, bei dem sie ganz bewusst alles „hingeklatscht“ hat, was in einem wirklich sehr guten Ergebnis mündete.
Sie kann auch mal mit weniger gestylten Outfits raus gehen oder sonstige Dinge weniger perfektionistisch angehen.
Aber nicht in Bezug auf Schule. Keine Chance.
Nun möchte sie später einmal studieren. Intellektuell mache ich mir keine Sorgen, aber auf emotionaler Ebene kann es schwierig werden.
Meine Tochter hat ein gutes Verständnis von psychologischen Prozessen, kann dies aber nicht auf sich selbst anwenden.
Was wir jetzt brauchen, ist ein Methodenkoffer mit Tools, die wir jetzt anwenden können.
Praktische Übungen, handfeste Dinge.
Nur theoretisch über die Probleme reden bringt aktuell gar nichts, da sie das theoretische Wissen ja hat und versteht. Der Ansatz der Therapeutin, mal absichtlich eine schlechte Note zu schreiben, ist nicht umsetzbar. Ich habe den Verdacht, dass die Therapeutin gerade im Dunkeln tappt und Input braucht. Da es hier in der Provinz sonst keine Therapeuten gibt und sie an sich ganz sympathisch ist haben wir keine Alternative zu ihr und müssen jetzt versuchen, methodisch neuen Input zu finden.
Habt ihr dazu Ideen? Übungen? Tools?