Angst vor schlechter/keiner Diagnose?

Kannst du das gut? Auswendig lernen?
Weil das ist so das einzige was ich kann. Ausbildung etc habe ich deswegen auch sehr gut bestanden. War alles nur auswendig, nachdenken eher nicht so.
Deswegen meinte meine Therepeutin, dass sie nicht mehr an ADHS geglaubt hat bei mir.
Ich kann das dann eben auch sehr lange und ausdauernd (wenn ich muss, Zeitmangel).

Aber die höheren Prozesse des Denkens, mehrstufig, aufeinander aufbauend, die viel Konzentration verlangen, bleiben mir verwehrt. Sprich Mathe, Physik, Chemie, wissenschaftliches Arbeiten
Transferleistungen kann ich allerdings wieder sehr gut - dank meines Hirns alles meisterhaft zu analysieren und zu zerdenken.

Wie geht’s euch da so?

Sorry für den OT-Einschub, aber das mit dem Auswendiglernen würde ich gerne wissen. Ich hoffe das ist okay.

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Hallo @Irrlicht , vor der Medikamente konnte ich nur auswendig lernen, es sei denn eine Sache hat mich sehr interessiert. Mit Auswendiglernen habe ich meine Schulzeit und mein Studium geschafft. Obwohl ich es in meinem Studium sehr gemocht habe Hausarbeiten zu schreiben. Aber Prüfungen gab es auch, die ich nur mit Auswendiglernen geschafft habe.

Super interessant, danke!
Mein 1. Studium (abgebrochen) war schon anspruchsvoll, da habe ich nur die Fächer bestanden, wo man auswendig lernen konnte. Fächer wie Mathe, Physik etc bin ich gar nicht angegangen (nach dem Motto: zu schwer, kannst du eh nicht…).
Und wenn in den Tutorien alle neben dir sitzen und zur Lösung kommen und du dich beim ersten Rechenschritt bereits verhagelst oder überhaupt nicht auf den Lösungsweg kommst…oh man, wie hab ich mich gehasst .
Dabei war Interesse meinerseits da, besonders Physik fand ich eben auch sehr interessant, weil es einem die Welt erklärt. Hab theoretisch immer gelauscht, war gespannt, aber ich wusste: sobald es ans rechnen geht fällt das Kartenhaus zusammen.

Man ey…:frowning:

Es kommt sehr auch auf den Lehrer an, ich hatte in der Grundschule eine Chemielehrerin, die so gut und verständlich erklärt hat, so dass ich es auch richtig verstehen konnte.

In meinem Studium gab es eine Dozentin, die mir das richtige Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten super erklärt hat und mich dafür extrem begeistern konnte.

Allgemein war es leider so, dass mich die meisten Lehrer*innen absolut nicht leiden konnten und mich immer irgendwie mit einem abwertenden Blick angeschaut haben. Nehme es denen aber nicht übel, ich war wirklich ein Biest, besonders auf dem Gymnasium.

Bei mir ist es genau anders herum. Ich bin grausam schlecht im Auswendig lernen und habe deshalb Mathematik und Physik studiert :sunglasses:

Bei mir stand in der Grundschule wohl mehrmals eine Hochbegabung im Raum. Meine Eltern wollten aber nicht, dass ich „anders“ bin als meine Mitschüler. Vielleicht hätte eine Untersuchung damals meinen Lebensweg sehr positiv verändert.

Mir ist alles immer zugeflogen. Ich habe erst enorme Probleme bekommen, als ich die Sachen nicht mehr ohne Vorwissen herleiten oder verstehen konnte oder ich keinen Druck hatte, was zu machen.

Deshalb haben meine Noten immer ziemlich gependelt. Meine Zeugnisse sind sehr positiv formuliert, weil ich sehr früh Strategien entwickelt habe.
Die Aussage meiner Lehrerinnen war immer: keine Sorge, wenn er will, dann kann er das.

Hing aber eher damit zusammen, dass ich den externen Druck gebraucht habe um überhaupt etwas zu machen.

Ich habe mich sehr früh mit Nikotin und sowas selbst „behandelt“.

Und erst als ich mir selbst Ziele setzen und alleine für mich sorgen musste ist mir alles um die Ohren geflogen.

Solche Hintergrundinformationen sind auch wichtig für die Diagnose.

Ich bin mir auch sehr sicher, dass viele Familienmitglieder väterlicherseits ADHS hatten und sich das bei allen in irgendeiner Komorbidität manifestiert hat. Das war auch eine wichtige Information beim Diagnosegespräch.

Ich musste aber keine Zeugnisse zeigen. Aber ich hatte bis zum Master nie einen Ordner sondern nur fliegende Zettel und vollgemalte Collegeblöcke. Damit zu zeichnen um zuzuhören habe ich in der ersten Klasse angefangen und mache das immernoch. :slightly_smiling_face:

Ich könnte stundenlang erzählen oder schreiben aber die Quintessenz ist: mach Dir nicht so viele Sorgen, (klar, als ob das einfach so gehen würde :man_shrugging:) es geht um das Gesamtbild.

Vollzitat gekürzt

Hach, Neid :frowning:
Aber ich freu mich für dich! Bei mir hört es schon beim einfachen Schulmathe auf :frowning:
Wäre man gut in Mathe und Physik hätte man unendlich viele Berufschancen …
Allein Informatik. Oder Ingenieurswesen. Oder Medizinphysik.
Da gehen echt die Türen auf.

Dito. Genauso ist es!! und die Gedanken natürlich immer zum Worst Case. Auch ich habe große Angst und mich derzeit für eine Diagnostik angemeldet. Ich habe schon jetzt Angst, dass ich zu konzentriert bin, weil ich unbedingt die Tests bestehen will und es am Ende deshalb nichts wird. Blöd, wenn man dazu auch noch einen hohen IQ hat und sein Leben lang Strategien entwickelt hat um die Symptome im Griff zu halten

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Hallo Polly,

da brauchst du keine Angst haben, denn Grundlage für eine Diagnose ist nicht die aktuelle Leistung in einem Test, sondern die von dir (und eventuell von einem Angehörigen per Fremdbeurteilungsfragebogen) geschilderte Symptomatik in deinem alltäglichen Leben und wie du als Kind warst.

Einen Konzentrationstest gibt es bei manchen Ärzten/innen zwar auch, aber der sollte eine untergeordnete Bedeutung haben. Denn dass sich ADHS-ler auf interessante Themen hyperfokussieren und deswegen in Tests mitunter hervorragend abschneiden, sollte bekannt sein - und nicht zu einer negativen Diagnose führen. Jedenfalls wenn der Arzt Ahnung hat.

Beim Verlassen der Praxis vergessen sie dann ihre Mütze.

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Was mir manchmal hilft und aus der Therapie gelernt habe ist, dieses Worst Case Szenario bis zum Ende zu denken. Also stelle dir bildlich, falls du es kannst, den Tag der Diagnose vor, die mögliche negative Bewertung und was danach kommen wird.

Ich bin bei meiner Diagnose fast am Konzentrationstest „gescheitert“, 2/3 der Zeit war ich voll dabei und wollte mich halt beweisen, danach hatte ich einfach keine Lust mehr und habe einfach den Kopf nach Belieben gedrückt. Außerdem hatte ich nur die Fremdbeurteilung meines Mannes, da ich kein Kontakt zu meinen Eltern hatte und ebenfalls keine Schulzeugnisse. Es wurde zwar im Abschlussgespräch erwähnt, dass diese Sachen für eine Diagnose wichtig seien, aber trotzdem haben die anderen Test doch die Diagnose bestätigt. Ich bin froh, dass ich nicht an manche Ärzte geraten bin, die von vornherein z.B. mein Studium als Ausschlusskriterium nahmen, denn hier Forum liest man immer wieder leider solche Erfahrungen.

Hast du die Test hier gemacht und wenn ja, mit welchen Ergebnissen? Wenn du davon überzeugt bist Adxs zu haben, würde ich dir unbedingt raten, nach einer Zweit- und/oder Drittmeinung zu suchen
Viel Glück dir!

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