Angststörung diagnostizieren lassen-sinnvoll?

Hallo in die Runde,

ich beschäftige mich gedanklich seit gut einer Woche mit dem Thema Angststörung. Auslöser war ein Erlebnis letzte Woche mit meinem Sohn:

Er war zu einem Kindergeburtstag eingeladen . Die Eltern von dem Geburtstagskind hatten sich überlegt die „Feier“ in einem Kinderbetreuungs-Spielplatz(keine Ahnung wie der Fachterminus ist) in einem Einkaufszentrum stattfinden zu lassen und wir Mamas trinken einen Kaffee .Ich kannte das nicht und dachte , Kind spielt und wir sitzen daneben und schnattern. Dort angekommen hieß es dann, wir geben die Kinder ab und gehen. Ich dachte " Wie gehen? Ich dachte wir bleiben hier und trinken Kaffee?" Mein Sohn, der auch in neuen und ungewohnten Umgebungen eher ängstlich reagiert bräuchte auch erst mal eine Weile um warm zu werden . In mir stieg plötzlich ein panisches Gefühl auf. Ich wurde nervös,unruhig, irritiert, konnte erst mal keinen klaren Gedanken fassen außer: ich kann ihn doch hier nicht allein lassen und beim Bäcker unten nen Kaffee trinken. Ein Gefühl,dass ich so noch nicht kannte. Wenn ich ihn bei der Oma lasse oder in der Kita abgebe,hab ich das nicht.
Wir fanden eine Lösung und am Ende war es auch ok.

Ich weiß das ich eine ängstliche Person bin besonders bei meinen Kindern. Ich bin sehr schreckhaft und habe manchmal auch Gedanken,die in mir große Ängste auslösen. Oder aus dem Nichts habe ich plötzlich Bilder im Kopf, dass mir oder den Kindern etwas schlimmes passiert (Unfall, Krankheit etc)
Ich schaffe es aber, die Gedanken irgendwie zu lenken. Mir erging es auch schon so,dass ich mitten in der Nacht panisch aufgewacht bin weil ich keine Luft mehr bekommen habe. Mit erhöhtem Herzklopfen und schwitzig. Nun habe ich gelesen,dass es nächtliche Panikattacken gewesen sein könnten. Tagsüber hatte ich das noch nicht.
Ich habe hier mal den Test gemacht mit diesem Ergebnis:

  • Angststörung : 64,0%
    Du hast 16 von 25 Fragen (64,0 %) so beantwortet, wie sie für Angststörung typisch sind.
  • Agoraphobie : 37,5%
    Du hast 3 von 8 Fragen (37,5 %) so beantwortet, wie sie für Agoraphobie typisch sind.
  • Sozialphobie : 16,7%
    Du hast 1 von 6 Fragen (16,7 %) so beantwortet, wie sie für Sozialphobie typisch sind.
  • spezifische Phobie : 54,5%
    Du hast 6 von 11 Fragen (54,5 %) so beantwortet, wie sie für spezifische Phobie typisch sind.

Jetzt Frage ich mich, ob ich das beim nächsten Termin beim Psychiater mal ansprechen sollte. Diagnostiziert er sowas? Ich weiß,dass ADHS und Angststörung gern gemeinsam einhergehen.
Meint ihr es wäre sinnvoll mal zu Fragen ob sie mich offiziell testen würde?
Ich bin momentan nicht in einer Therapie und weiß auch ehrlich gesagt nicht,ob ich bezüglich der Angst momentan eine brauche. Bisher konnte ich relativ gut damit umgehen.
Eigentlich möchte ich nur wissen, ob ich tatsächlich auch unter einer Angststörung leider damit ich das alles besser einordnen kann.

Haut mal eure Gedanken dazu raus :blush:

Psychiater, ärztliche Psychotherapeuten, Psychologische Psychotherapeuten diagnostizieren sowas auf jeden Fall.

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Verstärken sich denn Ängste trotz ADHS " Behandlung" …also nur Medis. Therapie war im Dezember zu Ende und da ging es nie um meine oben beschriebenen Situationen bzw wir haben da kein Augenmerk drauf gehabt,weil es andere Baustellen gab

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Die Medis könnten Ängste theoretisch auch befeuern, wenn z.B. zu viel Noradrenalin im Spiel und der Körper zu sehr im Kampf- / Fluchtmodus ist.

Ich würds beim Psychiater ansprechen, wenn diese Ängste schon längere Zeit immer wiederkehren.

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Liebe @Friedaline als Mutter von Kindern die inzwischen schon lange erwachsen sind möchte ich Dir dahingehend das Du anscheinend meinst Deine Ängste hinsichtlich Deiner Kinder wären „übertrieben“ zuerst mal beruhigen möchte.

Denn das man als Mutter seine Kinder „beschützen“ möchte ist ein natürlicher Instinkt der seit es Menschen gibt in unseren Genen steckt, und das ist nunmal eine unumstössliche Tatsache, genauso wie der „Nestbauinstinkt“ sobald eine Frau schwanger ist.

Denn „normalerweise“ möchte jede Mutter für ihren Nachwuchs immer nur das beste, und da menschliche Kinder viel länger, als vergleichsweise Tiere, den Schutz durch ihre Eltern brauchen, ist man als Mutter einfach so programmiert, was ja z.B. auch deutlich wird wenn einer frischgebackenen Mutter die Milch aus den Brüsten schiesst sobald sie ein Baby schreien hört, oder nachts wegen den geringsten Geräuschen im Haus sofort aufwacht, weil sie sofort denkt das etwas mit dem Kind nicht stimmen könnte.

Was die anderen Sachen betrifft die Du aufgezählt hast ist es möglich das Deine Sensibilität seit Du Kinder hast Quasi einfach erhöht ist.

Von daher würde ich mir an Deiner Stelle mal die Frage stellen ob Du Dich daran erinnern kannst wie Du betreffs Ängstlichkeit unterwegs warst bevor Du Mutter wurdest.

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Halte ich bis zu einem gewissen Grad eigentlich für normal, siehe was @AbrissBirne schon geschrieben hat.

Meine gelesen zu haben, dass das durchaus Teil der ADHS Symptomatik sein kann dieses „vom Schlimmsten ausgehen“. Ich habe sowas leider auch, zwar nicht in Bezug auf Kinder (habe keine), aber ich habe oft „Albtraumvisionen“, dass mein Partner stirbt, schwer erkrankt etc.

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Es könnte sein, dass durch die Behandlung (selbst nur medikamentöse) manche Sachen vllt aufgewühlt werden. Ich denke durch die Medikamente ändert ja nicht nur kurzfristig deine Wahrnehmung, sondern wenn du dabei bleibst sicher auch deine langfristige.

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Danke liebe @AbrissBirne . Tatsächlich sind die Ängste seit ich Mutter bin wesentlich mehr geworden. Vorallem diese Bilder in den passenden Situationen. Da hatte ich aber mal gelesen,dass auch durch Stress, Hormone und Schlafmangel sowas befeuert wird.

Ängste hatte ich tatsächlich schon immer. Zum Beispiel:

  • Menschmassen, die machen mich irre
  • enge Gänge in Kombination mit Menschen sind ganz schlimm
  • Höhenangst - ich muss nur zuschauen da bekomme ich nasse Hände
  • unbegründete Flugangst
  • letztens hatte ich in einer Schiffsschaukel aufm Weihnachtsmarkt Todesängste
  • Menschen in Kostümen ( zum Beispiel Mickey Maus) - da renne ich weg, nasse Hände, Herzklopfen
  • ich träume häufig,dass ich irgendwo runter falle…da werde ich auch wach mit Atemnot, schwitzen und Herzklopfen
  • laute Geräusche machen mir Angst bzw ich erschrecke mich sehr … Silvester ist echt ne Herausforderung
  • und ganz ganz schlimm: die Angst vor dem Tod. Also vor dem Prozess und was danach passiert. Das ist heftig

Also all das war vorher schon da :blush:

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Liebe @Friedaline manches von dem was Du aufgezählt hast kenne ich von mir auch, allerdings nicht unbedingt in Form von Ängstlichkeit, sondern in Form von Hypersensibilität.

Ängste was meine Kinder betrifft habe ich allerdings z.T. wirklich sehr heftig erlebt, heisst mein Beschützer Instinkt war von Anfang sehr stark ausgeprägt, heisst noch bevor meine Kinder geboren wurden habe ich einen riesen Stress gehabt das bis zur Geburt ja alles perfekt ist und ich auf keinen Fall etwas vergessen habe.

Doch so wie Du Dich selbst zuletzt beschrieben hast, deuten bei Dir eventuell doch einige Verhaltensweisen auf eine verstärkte Ängstlichkeit hin.

Nicht desto trotz würde ich persönlich Dir empfehlen Dir erst mal dahingehend Gedanken zu machen bei was es sich um eine normale Ängstlichkeit handelt, heisst die nicht zwanghaft oder panisch oder sowas ist, und eventuellen Ängsten die vielleicht wirklich aus dem Rahmen einer normalen Ängstlichkeit heraus fallen könnten, wenn Du verstehst wie ich das meine.

Leider muss ich für heute Schluss machen, muss mich noch um ein paar Dinge kümmern bevor ich ins Bett gehe.

Also bis bald und gute Nacht. :heart:

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Sowieso abklären lassen, aber weiter unten im Textverlauf gibts auch einen kleinen Vortest zur ersten Einschätzung, ob eine Diagnostik angestrebt werden sollte.

Ganz unten noch mehr rundum Angststörungen.

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Bei dem Test generalisierte Angststörung ist das Ergebnis schon deutlich, wobei die Fragen auch zum Thema ADHS passen… Anspannung, Nervosität, Ratlosigkeit etc…
Aber ich werde es beim nächsten Mal tatsächlich einfach ansprechen.
Einen akuten Leidensdruck hab ich halt nicht.die Ängste waren ja schon immer da und ich kann ja irgendwie scheinbar damit umgehen. Deswegen war ich mir eher unsicher,ob man es überhaupt zum Thema machen sollte…wobei es mich schon interessiert,ob es passt

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Liebe @Friedaline,

was du oben beschrieben hast, dass du nachts aufgewacht bist und keine Luft bekommen hast, klingt nach einer Panikatacke. Zwei Freundinnen von mir hatten das auch schon. Das heißt also und das ist irgendwie gut, du musst deswegen nicht gleich eine Angststörung haben.

Bei meinen Freundinnen war es so, dass sie auch immer sehr viel Angst um ihre Kinder hatten (eine davon alleinerziehend, was wäre mit dem Kind wenn ich / die Mutter plötzlich nicht mehr da bin usw…)

Allerdings meine ich, du solltest unbedingt darüber mit deinem Psychiater sprechen.
Wichtig wäre denke ich, Zeit in der du abschalten kannst oder auch Enspannungstechniken zu lernen, wie Atemübungen oder so etwas in der Art.

Vielleicht gibt es etwas womit du wieder zur Ruhe kommen kannst.

Liebe Grüße

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Hallo @Friedaline , ich find den Namen wundervoll.

Das Beispiel „Kind abgeben und Kaffee trinken gehen“ würde ich auch als normal bezeichnen. Immerhin kennst du dein Kind am besten. Musst du selbst bewerten, ob dein Körper zu übertrieben reagiert hat oder ob es so noch passend zur Situation ist.

Dass dein Körper starke „Signale“ sendet, z.B. auch noch nachts, kann auf Dauer nicht gut sein. Und über das Katastrophiesieren kann man auch mit dem Psychiater reden. Vielleicht ist es keine Angststörung (kenne ich als irrational und belastet den Alltag), sondern starker Stress, Psychosomatik oder körperliche Ursache (vom ADHS, Hormonen, Organen)? Der Stress ist auf Dauer nicht toll für Körper und Psyche.

Finde ich auch gut, dass du es ansprechen willst. Kann nicht schaden, denke ich mir.

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eas diagnostieziert ist kann dir, wenn es kein ernstes Problem ist immer negativ auf die Füße fallen

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Naja, ernstes Problem im Sinne von Panikattacken ist ja tatsächlich nicht, aber es stresst mich tatsächlich häufig im Alltag. Deswegen bin ich mir ja auch so unsicher ob man da jetzt mal drauf schauen sollte.

Wie meinst du das, das es mir auf die Füße fallen könnte? In Bezug auf Job und Versicherung?

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Ich habe @Kathy so verstanden, dass es, auch wenn es jetzt akut kein Problem macht evtl Situationen aufkommen oder dazu kommen, wo es vllt besser gewesen wäre, vorher doch schon mal abgeklärt zu haben was los ist.
Wenn es dich wirklich sehr oft stresst ist zumindest geboten, es weiter zu beobachten deinerseits und ggf. egal ob mit „richtiger“ Diagnose oder ohne daran zu arbeiten.

Da es dich aber offenbar wirklich sehr beschäftigt, ist es vllt wirklich gut, es mal anzusprechen. Pass auf dich auf :heart: :four_leaf_clover:

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Ich versuchs mal, die Zusammenhänge möglichst einfach beschrieben deutlicher zu machen und hoffe, dass ich bei der Formatierung nicht wieder irgendwo ein Tag vergessen habe :crossed_fingers:t2:


Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin: Funktionen und Bedeutung bei ADHS

Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, die die Kommunikation zwischen Nervenzellen im Gehirn ermöglichen.

Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation von Stimmung, Aufmerksamkeit, Motivation und vielen weiteren kognitiven Prozessen.

Besonders die Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin sind eng mit Aufmerksamkeitsprozessen und emotionaler Regulation verknüpft.

Funktionen der Neurotransmitter

Dopamin

Dopamin ist ein zentraler Neurotransmitter, der für Motivation, Belohnung und Lernprozesse von großer Bedeutung ist.

Es spielt eine Rolle bei:

  • Motivation und Antrieb: Dopamin ist essenziell für das Belohnungssystem und beeinflusst, wie stark Menschen auf Anreize reagieren.

  • Aufmerksamkeit und Fokus: Es unterstützt die Steuerung von kognitiven Funktionen und selektiver Aufmerksamkeit.

  • Bewegungskontrolle: Dopaminmangel ist beispielsweise bei Parkinson eine der Hauptursachen für motorische Einschränkungen.

Reguliert wird Dopamin durch die Synthese aus der Aminosäure Tyrosin, die enzymatische Umwandlung in L-Dopa und die anschließende Speicherung in synaptischen Vesikeln. Der Abbau erfolgt hauptsächlich durch die Enzyme Monoaminoxidase (MAO) und Catechol-O-Methyltransferase (COMT).


Noradrenalin

Noradrenalin ist ein Neurotransmitter und Hormon, das vorrangig für die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion zuständig ist und Aufmerksamkeit, Wachheit sowie die Reaktionsfähigkeit beeinflusst:

  • Steuerung der Aufmerksamkeit: Noradrenalin sorgt für Wachsamkeit und hilft bei der Verarbeitung von Reizen.

  • Stressreaktion: Es bereitet den Körper auf stressreiche Situationen vor und steigert kurzfristig die Leistungsfähigkeit.

  • Emotionale Regulation: Noradrenalin spielt eine Rolle bei der Steuerung von Emotionen und Angstreaktionen.

Es wird aus Dopamin synthetisiert und in den synaptischen Spalt freigesetzt. Der Abbau erfolgt durch MAO und COMT.


Serotonin

Serotonin ist hauptsächlich für die Regulation von Stimmung, Emotionen und Schlaf-Wach-Rhythmus zuständig:

  • Stimmungsregulation: Ein ausgewogener Serotoninspiegel fördert Wohlbefinden und reduziert Ängste.

  • Impulskontrolle: Serotonin spielt eine wichtige Rolle in der Hemmung impulsiver Verhaltensweisen.

  • Schlafregulation: Serotonin ist Vorläufer von Melatonin, dem Hormon, das den Schlaf steuert.

Es wird aus der Aminosäure Tryptophan gebildet und über MAO enzymatisch abgebaut.


Neurotransmitter-Dysbalancen

ADHS ist mit einer Dysfunktion im dopaminergen und noradrenergen System assoziiert, was sich in den Kernsymptomen des Störungsbildes widerspiegelt: Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität.


Dopaminmangel bei ADHS

Ein niedriger Dopaminspiegel kann dazu führen, dass Belohnungsreize nicht ausreichend verstärkt werden. Dies kann sich äußern durch:

  • Schwierigkeiten, Motivation aufzubringen
  • Mangelnde Konzentration und schnelle Ablenkbarkeit
  • Geringere Frustrationstoleranz

Medikamente wie Methylphenidat (z.B. Ritalin / Medikinet) oder Amphetamine (z. B. Elvanse) erhöhen die Dopaminverfügbarkeit und helfen so, Aufmerksamkeit und Motivation zu steigern.


Noradrenalinmangel bei ADHS

Ein Defizit an Noradrenalin kann sich in folgenden Symptomen zeigen:

  • Schwierigkeiten, Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten
  • Erhöhte Ablenkbarkeit
  • Probleme mit der emotionalen Selbstregulation

Serotonin und ADHS

Während Dopamin und Noradrenalin stärker mit ADHS in Verbindung gebracht werden, spielt Serotonin eine Rolle in Bezug auf:

  • Impulskontrolle
  • Stimmungsregulation
  • Schlafqualität

Ein Mangel an Serotonin kann Impulsivität verstärken und emotionale Dysregulation fördern.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) werden daher manchmal ergänzend bei ADHS-Patienten mit starken emotionalen Schwankungen eingesetzt.


Mögliche Auswirkungen eines Überschusses oder Mangels

Neurotransmitter Überschuss Mangel
Dopamin Psychosen, Manie, Impulsivität, zwanghaftes Verhalten Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme, geringe Motivation
Noradrenalin Angst, Hypervigilanz, Schlafstörungen Aufmerksamkeitsprobleme, reduzierte Stressresistenz
Serotonin Sedierung, emotionale Abstumpfung Impulsivität, emotionale Labilität, depressive Verstimmung

Die Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin sind essenziell für die kognitive und emotionale Regulation.

Bei ADHS-Patienten ist insbesondere das Dopamin- und Noradrenalinsystem betroffen, was zu Unaufmerksamkeit und Impulsivität führt.

Eine gezielte pharmakologische Therapie kann helfen, diese Ungleichgewichte auszugleichen und die Symptome zu lindern.

Ein besseres Verständnis der Neurotransmitter-Dynamik kann dazu beitragen, individuelle Therapieansätze zu verbessern und Betroffenen eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.

Die Kombination von Elvanse mit serotonergen Medikamenten: Wirkung und Bedeutung bei ADHS mit Angststörung

ADHS ist eine neurobiologische Störung, die vor allem durch Aufmerksamkeitsprobleme, Impulsivität und Hyperaktivität gekennzeichnet ist.

Viele Patienten mit ADHS leiden zusätzlich unter Ängsten, die sich durch Sorgen, Panikattacken oder nächtliches Schwitzen äußern können.

Während Elvanse (Lisdexamfetamin) zur Behandlung von ADHS eingesetzt wird, könnte die Kombination mit serotonergen Medikamenten (z. B. SSRI oder SNRI) hilfreich sein, um Angststörungen zu lindern.

Doch wie wirkt diese Kombination im Gehirn, und welche Vorteile und Risiken gibt es?

Wirkmechanismus von Elvanse (Lisdexamfetamin)

Elvanse ist ein Prodrug von Dextroamphetamin und wird im Körper langsam in seine aktive Form umgewandelt.

Es wirkt primär auf das dopaminerge und noradrenerge System:

  • Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin in den synaptischen Spalt

  • Hemmung der Wiederaufnahme dieser Neurotransmitter, wodurch deren Konzentration erhöht wird

  • Indirekte Freisetzung von Serotonin in geringem Maße

Effekt: Diese Mechanismen verbessern Motivation, Aufmerksamkeit und kognitive Kontrolle, können jedoch in manchen Fällen zu erhöhter innerer Unruhe und Ängsten führen.


Zusammenhang zwischen ADHS, Angst und Neurotransmittern

Während ADHS häufig mit einem Dopamin- und Noradrenalin-Defizit verbunden ist, spielen Angststörungen eine stärkere Rolle im Serotonin-System.

Eine Dysregulation des Serotoninsystems kann Ängste verstärken, da Serotonin:

  • Die Amygdala (das Angstzentrum im Gehirn) moduliert

  • Impulsivität und emotionale Stabilität beeinflusst

  • Die Stressachse (HPA-Achse) reguliert


ADHS-Patienten können verstärkte Ängste erleben, wenn:

  • Das Gleichgewicht zwischen Dopamin und Noradrenalin durch Stimulanzien zu stark in Richtung Übererregung verschoben wird

  • Ein ohnehin bestehender Serotoninmangel die emotionale Regulation erschwert


Wirkung eines serotonergen Medikaments (SSRI/SNRI) in Kombination mit Elvanse

Die Zugabe eines SSRI (z. B. Sertralin, Escitalopram) oder eines SNRI (z. B. Venlafaxin, Duloxetin) kann helfen, die Serotoninkonzentration im Gehirn zu erhöhen.

Dies kann zu folgenden Effekten führen:

  • Reduktion überaktiver Angstreaktionen (durch verminderte Amygdala-Reaktivität)

  • Bessere Stressbewältigung durch Regulierung der HPA-Achse

  • Verbesserte emotionale Kontrolle und geringere Impulsivität

  • Besserer Schlaf durch Serotonin als Vorläufer von Melatonin


Mögliche Medikamente (Beispiele):

  • SSRI: Sertralin, Escitalopram, Fluoxetin → Fokus auf Angst- und Zwangssymptome

  • SNRI: Venlafaxin, Duloxetin → Fokus auf Angst + zusätzliche Noradrenalin-Wirkung


Vorteile der Kombination:

  • Elvanse verbessert Aufmerksamkeit und kognitive Kontrolle

  • Serotonerge Medikation wirkt gegen übermäßige Ängste und emotionale Instabilität

Mögliche Risiken:

  • Serotonerges Syndrom: Bei zu hoher Dosierung kann eine Überladung mit Serotonin auftreten

  • Erhöhte Müdigkeit: Besonders in der Anfangsphase der SSRI/SNRI-Einnahme

  • Wechselwirkungen mit Elvanse: Serotonin kann die dopaminerge Wirkung teilweise abschwächen, sodass eine Anpassung der Elvanse-Dosis notwendig sein könnte


Die Kombination von Elvanse mit einem serotonergen Medikament (niedrig dosiert) kann eine wirksame Strategie zur Behandlung von ADHS mit begleitender Angststörung sein.

Während Elvanse die Aufmerksamkeit verbessert, kann ein SSRI oder SNRI die emotionale Regulation stabilisieren und Ängste lindern.

Die Entscheidung für eine solche Kombination sollte in Absprache mit einem Arzt erfolgen, um Nebenwirkungen zu minimieren und eine optimale Dosierung zu finden.

Diese Kombination könnte die Lebensqualität erheblich verbessern, wenn sie individuell abgestimmt wird.

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Wow @SneedleDeeDoo . Ganz lieben Dank für die ausführlichen Infos. Das hilft mir sehr.
Und ich finde es gerade beruhigend zu wissen, dass man da noch was machen kann.
Bin gespannt,was die Psychiaterin zu meinem Anliegen sagt und ob bzw Behandlung sinnvoll ist. Denn gerade der Punkt Schlaf/Schlafmangel ist ein Thema.

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Ah ok, guter Punkt. Ja ich werde es ansprechen und,sollte sich irgendwas verschärfen, versuchen noch mal bei meiner Therapeutin einen Therapieplatz zu bekommen.

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Diagnosen die existieren sind auch bei der Krankenkasse erfaßt, gibst du einen Arzt an und ein anderer Arzt holt sich Auskünfte ein oder du könntest du Kasse wechseln wollen.

Niemand weiß was passieren kann auch in 10 Jahren wenn die Diagnose steht und aber nicht behandelt werden muß.

Was daraus dann gemacht werden kann etc.

Als Juristin sehe ich eher Daten und Diagnosen sparen als Premisse.

Du weißt halt auch nie was daraus ein Krankenhaus oder wer auch immer daraus macht oder bewertet.

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