Anlaufstellen für Diagnose?!

Hallöchen,

ich bin hier neu und freue mich schon aufs Stöbern im Forum :grinning:.

Ob ich AD(H)S habe, ist momentan noch nicht klar. Ich versuche gerade, irgendwo einen Termin für eine Diagnose zu bekommen, komme dabei aber partout nicht weiter. Die meisten spezialisierten Ambulanzen haben Beschränkungen bzgl. des Einzugsgebietes, in dem Termine vergeben werden, und die Einzige, in dessen Einzugsbereich ich wohne, vergibt momentan gar keine Termine. In der Niederlassung habe ich bis jetzt nur einzelne Ärzte oder Psychologen gefunden, die sich aber ausschließlich mit Kindern befassen. Ich habe mittlerweile die 40er–Marke überschritten :roll_eyes:… Vielleicht hat hier jemand einen Tipp für mich, wo ich weitere Adressen ausfindig machen kann?!

Zum Hintergrund: ich bin u. A. sehr geräuschempfindlich, was zum Einen dazu führt, dass ich von Allem und Jedem abgelenkt werde, wenn ich irgendwo ein Geräusch höre, zum Anderen, dass ich von den leisesten Umgebungsgeräuschen aufwache. Mit Ohrenstöpseln komme ich leider nicht mehr klar, auch wenn ich sie jahrelang jede Nacht benutzt habe, um zumindest etwas den „Lärm“ zu mindern, der andere Leute offenbar null zu stören scheint. Ich habe mich versucht, mit Nachbarn zu verständigen, maßgefertigte Ohrenstöpsel anfertigen lassen, Selbsthypnose, Selbstsuggestionen, Meditationen und Kräuterzeugs ausprobiert, sämtliche Entspannungsmethoden erlernt und dann irgendwann einfach versucht, den Schlafmangel hinzunehmen, in der Hoffnung, dass ich mich daran gewöhne. Leider wurde es dann nur noch schlimmer und ich bin bei einer Psychologin, meinem Hausarzt und einem Psychiater aufgeschlagen. Die meinten alle nur, ich wäre „ein bisschen depressiv“. Leider hat sich lediglich der Psychiater für meine Schlafstörungen interessiert, aber nicht verstanden, dass ich depressive Tendenzen habe, seitdem ich nur noch knapp 5h Schlaf mit Unterbrechungen pro Nacht bekomme, und nicht umgekehrt. Sein Lösungsvorschlag war, mir hochdosierte Antidepressiva zu verschreiben, mit denen ich nicht hätte arbeiten können, und die ich auch aus anderen Gründen nicht nehmen möchte. Geht auch meines Erachtens am eigentlichen Problem vorbei… Als ich ihn gefragt hatte, ob hinter der Problematik vll. ein ADHS stecken könnte, wimmelte er das sofort ab und meinte, dazu hätte ich nicht genug co–Morbiditäten. Dazu sei gesagt, dass ich in den letzten 20 Jahren erst eine Essstörung, dann eine Zwangsstörung, dann eine zweite Zwangsstörung und nun die „affektive Störung“ (eine richtige Diagnose zu stellen, war wohl zu anstrengend…) durchlaufen habe. Der Psychiater schien der Ansicht zu sein, ich bräuchte noch eine Angststörung, um über ADHS nachdenken zu können :face_with_raised_eyebrow:

Nach drei Umzügen habe ich jetzt eine Hypnotseherapeutin konsultiert. Sie ist auch Diplom–Psychologin und hatte von sich aus angesprochen, dass ich vielleicht einmal eine ADHS–Diagnostik in Erwägung ziehen solle, und zwar ohne, dass ich irgendwelche Andeutungen in diese Richtung gemacht hatte. Jenseits der Geräuschempfindlichkeit und Ablenkbarkeit gibt es diverse weitere Hinweise darauf, dass ich vielleicht betroffen sein könnte, aber einen Platz für eine Diagnose zu bekommen, scheint nahezu unmöglich zu sein. Und das zieht mich noch mehr runter.

Langsam gehen mir die Ideen aus, was ich noch tun kann, um wieder etwas Lebensqualität zurückzugewinnen. Die Vorstellung, zu akzeptieren, dass mich nur noch wie ein Zombie durch den Tag kämpfe und SSRI nehme ist nicht besonders erquicklich…

Tipps und Ideen sind herzlich willkommen :grimacing:

Liebe Grüße,
die Fliederieke

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Hi Fliederike,

willkommen im Forum!

Es gibt ja nicht nur SSRI, sondern auch andere Mittel, mit vergleichsweise milden Nebenwirkungen. Bspw Bupropion, das wurde in der Vergangenheit bei Erwachsenen mit ADHS verschrieben, als es noch keine Freigabe für die ADHS-Arzneimittel für Erwachsene gab. Es ist eigentlich als Antidepressiva zugelassen, vielleicht würde der Hausarzt das verschreiben, wenn du es nach Selbstinformation dir wünschst und vorschlägst? Ich habe mit dem Mittel keine Erfahrung.

Das liest man leider öfters. :confused:

Vielleicht auch einige Komponenten aus dem Autismusspektrum? Gerade mit dem Schlafthema…?

Vielleicht wäre verschreibungspflichtiges Melatonin ein Ansatz? Das freiverkäufliche Zeug entspricht einem Hustenbonbon, ist rausgeworfenes Geld. Aber Achtung, es muss durchgehend 2 Wochen abends zu einem ähnlichen Zeitpunkt eingenommen werden, damit es eine Wirkung zeigt. Und ein Mindestalter gibt es auch, aber evtl gibt es da Ausnahmen.

LG
Pedro

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Liebe @Fliederieke
mach doch bitte den großen Symptomtest unter adxs.org
Damit bekommst Du schon einmal einen Anhalt, ob Du betroffen sein könntest.
Unabhängig davon: Herzlich willkommen im Forum!

Und Du kannst auch den Test für Hochsensibilität machen. Bei mir ist HS stark ausgeprägt und ich bin hier im Forum nicht alleine damit.

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Hallo @Fliederieke , schoen dass du da bist!

Hast du schon geschaut, ob es in deiner Region eine ADHS-Selbsthilfegruppe gibt? Oft gibt es da sowas wie Gruppentherapieangebote. Oft kennen sich die Organisatoren auch gut aus mit dem lokalen Netzwerk und koennen Tips geben, wo man hingehen kann oder nicht hingehen sollte.

Ich bin auch ziemlich empfindlich. Hast du schonmal weisses Rauschen probiert? Das kann viele Hintergrundgeraeusche ausblenden. Ich musste mich eine Weile lang daran gewoehnen, aber dann war es sehr hilfreich.

Ich stimme da @BrainBuzz zu, Schlafprobleme plus extreme sensorische Empfindlichkeit koennte aus dem Autismusspektrum kommen. Das habe ich auch, schon von Kleinauf.

irgendwie deine Schlafqualitaet zu verbessern, sollte erstmal Prio haben. Es gibt verschreibungspflichtig Agomelatin, das ist im Endeffekt eine photostabile Variante von Melatonin. Das hatte ich einige Jahre lang und es hat zumindest geholfen, dass es mir nicht noch schlimmer ging. Es ist wirklich sehr nebenwirkungsarm und hat soweit ich weiss auch keine Gewoehnungseffekte. Du solltest das also ziemlich ohne grosse Sorgen haben zu muessen, ausprobieren.

Meine Erfahrung mit Bupropion ist fuerchterlich, aber meine Gene sind auch kaputt.

Kannst du beschreiben, was du wieso nicht nehmen moechtest? Hast du vllt oft Nebenwirkungen von Medikamenten? Das ist bei mir so.

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Hallo,

Du kannst bei ADxS.org Adressen von Ärzten und Therapeuten mit Bezug zum Thema AD(H)S anfordern, sofern Du zusagst, Deine eigenen Erfahrungen mit den von Dir kontaktierten Adressen später zurückzugeben.
ADxS.org kennt 1650 Adressen in Deutschland sowie etliche in Österreich und der Schweiz.
Du musst dort eine existierende PLZ angeben, dann bekommst Du die 70 nächstgelegenen Adressen zugemailt.

Hier ist der Link zur Anleitung:

Viel Erfolg :slight_smile:

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Wow! Ihr seid spitze!! VIELEN DANK für die vielen Tipps, Links und Hinweise!! :sunflower: :sparkles::smiley:

Melatonin steht tatsächlich noch auf der „kann ich ja der Form halber mal ausprobieren“–Liste :wink:. Mein Plan war, einfach die Dosis der freiverkäuflichen Präparate zu verdoppeln, bzw. eine Dosis einzunehmen, die mind. bei 2mg liegt. Die verschreibungspflichtige Version wäre für mich nicht zugelassen. Trotzdem verspreche ich mir nicht allzu viel davon. Mehr als eine unwesentliche Verkürzung der Einschlafdauer (=kein Problem für mich) und eine geringfügige Verlängerung der Gesamtschlafdauer ohne messbare Verbesserung der Schlafqualität scheint laut meiner Recherche nicht drin zu sein. Mit Agomelatin habe ich mich noch nicht befasst, das wäre aber vll. eine gute Alternative, v. A. weil es offenbar auch die Stimmung positiv beeinflussen kann.

Ich möchte keine verschreibungspflichtigen Antidepressiva nehmen, sofern sich das umgehen lässt. Ich empfinde mich nicht als „klassisch depressiv“: ich kann auch Freude empfinden, wenn etwas Schönes geschieht, und ich bin sehr „genussfähig“. In solchen Momenten lässt sich auch der Antrieb mal wieder blicken. Außerdem habe ich noch Freude an Aktivitäten wie dem Musizieren oder Kochen. Bei einer „richtigen“ Depression sind diese Emotionen und Reaktionen meist nicht so ausgeprägt. Wenn ich seltenerweise mal ausschlafen kann, geht es mir außerdem sehr gut, und Lebensstilmaßnahmen helfen auch, was für mich eher ein Indiz dafür ist, dass der Schlafmangel und begleitende Lebensumstände mich verstimmen, und ich mich lieber der Ursache für meine emotionalen Probleme widmen sollte.
Weitere Gründe, die für mich persönlich in der aktuellen Situation gegen die Einnahme von Antidepressiva sprechen:

  1. Laut Leitlinien und Datenlage macht die Einnahme primär bei schweren Depressionen Sinn. Aus ganz tiefen Löchern komme ich i. d. R. schnell wieder raus.
  2. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass die Rückfallrate nach Absetzen von SSRI höher ist, als unter Placebo. Auch können dauerhafte sexuelle Störungen nach Absetzen von SSRI bestehen bleiben. Ich finde es gruselig, dass diese Medikamente Veränderungen bewirken können, dessen Ursache man noch nicht kennt, und die z. T. auch nach dem Absetzen bestehen bleiben.
  3. Das Nebenwirkungsprofil allgemein ist mir nicht geheuer. Ich muss auch beruflich manchmal längere Strecken fahren und würde meinen Job riskieren, wenn ich Medikamente nähme, die die Fahrtauglichkeit beeinflussen. Zudem könnte ich auf der Arbeit nicht offen darüber reden, falls es Probleme gibt – mein Unternehmen entledigt sich gerne psychisch vorbelasteten Mitarbeitenden.
  4. Es gibt Menschen mit massiven Absetzproblemen, die z. T. Jahre brauchen, um von den Pillen wieder loszukommen, wenn sie sie nicht mehr nehmen möchten, d. h. Ich kann sie vll. nicht einfach weglassen, wenn Nebenwirkungen auftreten oder ich keine Tabletten mehr nehmen möchte.

Da gibt es schon die ein oder andere Komponente, ich finde mich aber in den Beschreibungen von Autisten nicht wirklich wieder. Ich bin z. B. super darin, nonverbale Signale zu deuten und Stimmungen aufzunehmen (außer, wenn mit mir subtil geflirtet wird – das bekomme ich nie mit :joy:). Gerade das scheint ja den meisten Autisten sehr schwer zu fallen. Laut einem online–Test wäre bei mir die Diagnose unwahrscheinlich, wenn auch nur knapp. Vielleicht sollte ich das aber auch einmal professionell prüfen lassen…

Danke! Der ist deutlich ausführlicher, als der Test, den ich woanders gefunden hatte. Leider liessen sich die Ergebnisse nicht absenden – vll. weil ich die Fragen Etappenweise mit Pausen beantwortet hatte… Jetzt muss ich wieder von vorne anfangen :see_no_evil:…es bleibt spannend…

Den Test habe ich woanders auch einmal gemacht. Das Ergebnis war erwartungsgemäß eindeutig :grin:, mit dem Label „hochsensibel“ kann ich aber persönlich wenig anfangen. Ich weiß ja bereits, dass ich empfindlicher bin, als mein Umfeld. Das ändert für mich nichts daran, dass weitere „Anomalien“ vorliegen könnten, und ich eine Lösung für meine Probleme finden muss.

Nein – hole ich aber nach! Danke für den Tipp!

Ja, ich habe mir so ein Teil gekauft, das aussieht wie ein kleines Radio und weißes Rauschen in verschiedenen Versionen erzeugt. Ich wache leider trotzdem von Allem sonst auf. Evtl. bin ich schon zu fixiert auf Geräusche, die mich wecken. Ich bin sogar einmal von meinem eigenen Herzschlag aus dem Schlaf aufgeschreckt, weil ich Ohrenstöpsel trug, und ihn mit Trittschall verwechselt hatte :crazy_face:. Den Rauscher benutze ich trotzdem manchmal. Er mindert ein bisschen die Angst vor Umgebungsgeräuschen, auch wenn ich das nicht so richtig erklären kann.

Klasse! Meine Hoffnung auf eine Diagnostik ist damit offiziell wiederbelebt! Danke!!! Die Webseite sieht auch sehr gut aus… hatte ich mir noch gar nicht richtig angesehen…

Das ist halt die übliche Pauschalisierung. ADHSler können ja auch nicht ruhig auf einem Stuhl sitzen und haben daher kein ADHS…

Genau deswegen schrieb ich auch Autismusspektrum, das Gebiet ist sehr vielfältig.

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Bitte nicht!
Fang langsam an, 0,5 mg reicht.
Wenn es nicht (ausreichend) wirkt, kannst du immer noch höher gehen. (Gleich noch ne Großpackung Geduld mit shoppen).
Es gibt auch Leute, denen Melatonin nicht gut bekommt.

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Ja. Die Tests brauchen eine durchgehende Internetverbindung.
Vielleicht schaffen wir es irgendwann, das zu umgehen, aber vorerst isses so…

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Ich dachte, Non–Verbales nicht zu verstehen, ohne es vorher trainiert zu haben wäre ein eher einheitliches Symptom bei Autismus, aber tatsächlich habe ich hauptsächlich Berichte von einzelnen Asperger–Autisten gehört bzw. deren Verhalten miterlebt. Also evtl. doch zu schnell pauschalisiert… danke für den Hinweis.

Oh, o.k… Danke für den Hinweis. Ich werde mich langsam rantasten :black_cat:.

Der Symptomtest hat jetzt auch geklappt, aber jetzt bin ich verwirrter, als vorher :joy:. Ich weise wohl eine deutliche ADS–Symptomatik auf, rutsche aber knapp an der DSM–Klassifizierung vorbei…

Aus diesem Grund sind 2022 die Diagnose-Codes beim Autismus-Spektrum (ASS) endlich reformiert worden, den Asperger Autismus gibt’s nicht mehr. Das war ein Irrweg.

Denn es gibt nicht irgendwelche Subtypen, da es häufig Mischformen gibt oder eine konkrete Diagnose einfach unmöglich ist. Und gerade die Kombination ADHS und ASS kommt sehr häufig vor (mit jeweils anderen Ausprägungen) oder beide Sachen werden bei der Diagnostik durcheinander gebracht. Das passiert gerne bei Frauen, die passen sich durch die gesellschaftlichen Normen und Zwänge eher an, da wird auch unbewusst abgeschaut. Ich hoffe, dass der ADHS-Begriff reformiert wird, da er einfach unzutreffend wird. Soll Leute geben, die behaupten, dass ADHSler ein Defizit an Aufmerksamkeit durch andere Person haben und deswegen Hyperaktiv sein sollen…

Ich habe selbst eine gewisse ASS-Komponente, aber an sich würde mir eine Diagnose wirklich nichts bringen. Bei Selbsttests war ich immer im Bereich der Schwelle ja/nein. Gott bin ich froh, dass es keine tickenden Wecker und Uhren gibt. :see_no_evil:

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Hallo @Fliederieke und herzlich willkommen!
Hast du andere Symptome, die auf Adxs passen könnten? Denn „nur“ Geräuschempfindlichkeit kann viele andere Ursachen haben, wie z.B. großer Stress bedingt durch äußere Umstände oder etwas was mit den Nebennieren.

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Welcome @Fliederieke :heartpulse:
Ich gebe @BrainBuzz Recht. ASS & ADHS haben teilweise Symptomüberlappungen.

Als Kind hab ich häufig bei Druck mit Autismus Symptomen reagiert (Oberkörper wippen, gefühlt stundenlang mit den kleinen Händen die gleichen Bewegungen ausgeführt/ klatschen, an die Wände hauen usw). Ich konnte nicht lesen, was die Menschen von mir wollten. Zudem konnte und kann ich bis heute Menschen nicht gut in die Augen schauen.

Der Kinderarzt hatte damals Adhs und autistische Züge diagnostiziert, meine Eltern haben das aber nicht verfolgt und nicht ernst genommen , ich war ja ansonsten fröhlich und lebhaft. Es war auch einfach eine andere Zeit, heute reagieren Eltern da sehr viel sensitiver.

Tests als Erwachsene habe ich nur für Adhs gemacht, mit höchster Ausprägung, wie zu erwarten. Autistisch sehe ich mich nicht, ich verfolge es auch nicht weiter , da ADHS bei mir dominierend ist und mich stark einschränkt.

Ich bin ebenfalls stark geräuschempfindlich. Ich laufe jeden Tag an einer viel befahrenen Straße entlang, die Geräusche tun mir körperlich richtig weh. Es ist leider normal für mich, das so zu fühlen. Ich akzeptiere das, kenne es nicht anders. Meist hab ich Kopfhörer mit noise canceling dabei.

Ich kann dir aus meiner Erfahrung nur raten: mach den Symptomtest auf adxs.org und überlege mal für dich, welche Einschränkung du als Kind bereits hattet. Das ist ein wichtiger Bestandteil bei Adhs, die Symptome bestanden bereits in der Kindheit. Nur Geräuschempfindlichkeit ist sicherlich kein alleiniger Fingerzeig Richtung Adhs, es ist eher ein Nebensymptom aufgrund des nicht bestehenden Reiz- und Stressfilters bei Adhs.

Ich wünsche dir ganz viel Glück :sunny:

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Hallöchen und lieben Dank allmighty und Lea für die lieben Willkommensgrüße :heartpulse:!

Das wusste ich nicht. Gibt es denn irgendwelche grundsätzlichen Charakteristika von Autismus oder häufige Auffälligkeiten? Das Spektrum scheint ja doch sehr divers zu sein.

Da bin ich ja beruhigt, dass das nicht nur bei mir so ist. Ich passe irgendwie nirgends so 100%ig sicher rein, fühle mich aber auch nicht „normal“. Auch Kollegen und Freunde haben mir schon erzählt, ich sei „anders“, oder sie hätten meine Art anfangs nicht so richtig einschätzen können. Was sie mit „anders–Sein“ meinen, konnten sie aber leider nicht konkretisieren, als ich nachgehakt habe :roll_eyes:. Ich finde es schwierig, Persönlichkeitsmerkmale von neurologischen und psychologischen Auffälligkeiten abzugrenzen, und dass die Grenzen fliessend sind, macht es nicht gerade einfacher. Trotzdem wäre ich froh, zumindest eine „Kategorie“ zu finden, mit der ich mich identifizieren kann und die mir Hinweise auf erfolgsversprechende Therapieansätze geben kann. Bis jetzt war das am ehesten bei Beschreibungen zu ADHS der Fall.

Trifft leider beides zu. Ich habe z. B. große Probleme damit, Konferenzen und Vorträgen zu folgen, die nicht unmittelbar bahnbrechend wichtig und interessant sind. Geistig drifte ich permanent ab, wenn ich versuche zu arbeiten, aber wenn mich etwas interessiert – gibt es vorübergehend nichts Wichtigeres im Leben :laughing:. Belohnungsaufschub und Prokrastination sind auch zwei sehr präsente Themen. Und in der Schule bzw. im Studium habe ich vom Unterricht bzw. von den Vorlesungen nichts mitbekommen. Ich wusste noch nicht mal, welche Themen wir gerade durchgegangen sind, weil ich geistig immer irgendwo anders unterwegs war. Den ganzen Kram habe ich mir kurz vor den Klausuren selbst beigebracht – meist nachts mit Ohrenstöpseln in einer stillen Umgebung :see_no_evil:. Am deutlichsten von der Norm weiche ich aber vermutlich bzgl. meiner emotionalen Labilität ab :flushed:. Ich nehme Vieles extrem persönlich und wörtlich und meine Stimmung kann binnen Minuten komplett in einen anderen Zustand kippen. Das ist sehr anstrengend und oft auch unangenehm, z. B. wenn ich vor Wut meinen Vorgesetzten anheule oder in unnötige Konfliktsituationen gerate :grimacing:.

Trotzdem scheinen auch persönliche Erfahrungen eine Rolle zu spielen. Die Geräuschempfindlichkeit war immer da, ist aber erst so richtig problematisch geworden, als ich in eine Lebensphase geraten bin, die offenbar Spuren hinterlassen hat. Und während mich sehr leiser Trittschall oder ein summender Kühlschrank zur Weißglut treiben, konnte ich Phasenweise bei Gewitter super schlafen oder höre mit Kopfhörern laut Musik, ohne dass mich das stört. Scheint also auch psychologisch bedingt zu sein. Geräusche anderer Menschen sind grundsätzlich am Schlimmsten. Da ist immer eine gewisse Angst im Spiel. Vll. wäre ein Umzug in die Wildnis eine Lösung…obwohl…da gibt es zwitschernde Vögel :face_with_peeking_eye:….

Solche habe ich mir jetzt auch bestellt :grin:. Respekt, dass Du die Geräuschempfindlichkeit akzeptieren kannst – das erfordert sicherlich eine Menge Arbeit an sich selbst. Und danke für Deine Tipps und Hinweise :sunflower:!

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Autismus und ICD-11

Da findest du die Differenzierungen. Die Grenzen können dennoch fließend sein.

Es gibt halt die typischen, sehr bekannten Dinge, aber gerade die unterschwelligen Dinge fallen gerne nicht auf, weil man sie bei sich als normal ansieht und andere als Eigenart. Die Frage ist dann eher, ob man selbst darunter leidet. Wenn man was entdeckt, kann man selbst gucken was man „dagegen“ machen kann oder will.

Kenn ich. Kann am Masking liegen? Man will sich anpassen und zieht die Maske an? ADHSler und Autisten schauen sich Verhalten gerne ab und imitieren es, wirkt oft unnatürlich.:sweat:

Damit haben auch Personen zu kämpfen, die lange studiert haben und sich spezialisiert haben. Also kein Grund sich da einen Kopf zu machen. Ich glaube, es hilft am meisten den neuro-psychologischen Schwerpunkt des „anders seins“ zu finden. :smiley:

LG
Pedro

Gerade da wäre für jemanden wie mich mal ein konkretes Feedback von außen hilfreich. Vielleicht sollte ich mal einen Kollegen und einen Freund bitten, mich darauf hinzuweisen, wenn sie etwas an meinem Verhalten unnormal oder schräg finden :nerd_face:.

Weiß nicht…wenn ich länger mit Menschen zu tun habe, gebe ich mir meistens gar keine Mühe, zu verbergen, was in mir vorgeht – ich glaube ich teile da eher zu viel davon und agiere direkter, als ich vll. sollte :face_with_hand_over_mouth:. Nonverbale Kommunikation läuft bei mir auch intuitiv ab und ich kann zur Not wunderbar schauspielern. Will ich kurzfristig fröhlich und beschwingt wirken, oder so, als ob mich etwas Belangloses total interessieren würde, kauft mir das mein Gegenüber i. d. R. ab. Ich weiß, wann ich lächeln oder betreten den Mund verziehen muss u.s.w., ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Deswegen dachte ich auch bis jetzt, ich könne nicht autistisch sein, da das eher untypisch wäre.

Meinst Du damit eine Konzentration auf die Auffälligkeiten, die relevant für das persönliche Wohlbefinden und soziale Beziehungen sind, herausfinden, was die Ursache für diese Auffälligkeiten sind, und nach zielgerichteten Lösungen oder Ansatzpunkten suchen?

LG

Bzgl. den neuen Diagnosecodes sollte man noch berücksichtigen, dass es eine 5 Jahre lange Übergangszeit gibt, in denen Ärzte noch nach dem ICD-10 diagnostizieren dürfen. Also: „mileage may vary“ und im Zweifelsfall gilt das erst in 4 Jahren. Es ist anscheinend nämlich gar nicht so einfach, diese ganzen Systeme etc. upzudaten…

Aber es ist sehr gut, dass das überarbeitet wurde.

Exakt!

Idealerweise schriftlich:

  1. Erkenntnis und Beschreibung: Was für ein Problem habe ich und wie beschreibe ich es für mich selbst?

  2. Analyse: Warum habe ich dieses Problem und wie wirkt es sich aus und wie fühlt es sich an?

  3. Wunsch und Ziel: Welchen Vorteil bringt es mir, dieses Problem zu lösen? (Dient der Eigenmotivation)

4: Bisherige Funktionsweisw: Was habe ich bisher getan wenn es zu dem Problem kam und warum hat das nicht funktioniert bzw. war suboptimal?

5: Lösung: Welche Wege kann ich anhand der vorigen Schritte gehen um das Problem zu lösen?

6: Suche nach dem Weg: Welcher diese Wege funktioniert für mich am besten und ist nicht zu kompliziert?

7: Bewusst Ausprobieren

Zur Unterstützung kann man sich da jemanden dazu nehmen, der einen kennt, mag und nicht verurteilt. :grinning:

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Klingt vll. seltsam aber ich finde schon Schritt eins gar nicht so einfach :laughing:. Ich sehe z. B. Komponenten meines Problems, aber immer wenn ich eine Lösung finde, verschiebt sich die Symptomatik. Herauszufinden, woher das Ganze kommt, finde ich daher sehr wichtig. Manchmal entpuppt sich das vermeintliche Problem dann als Symptom des eigentlichen Problems…

Und um Punkt zwei beantworten zu können brauche ich für mich persönlich eine psychologisch oder psychiatrisch versierte Fachkraft, die mir hilft, mein Hirn zu verstehen :face_with_monocle:. Bis dato wurde ich pauschal abgefertigt oder weitergereicht. Meine Hypnosetherapeutin scheint sich jetzt meiner Psyche widmen zu wollen, obwohl es eigentlich gar nicht von mir geplant war, dass sie sich fundiert mit meinem Werdegang befasst. Das fühlt sich wirklich gut an, trotzdem will ich mich aber lieber nicht zu früh freuen…

Ich gebe dir Recht. Mit professioneller Unterstützung geht es einfacher, da wird man gewissermaßen an der Hand genommen und begleitet.

Man lernt es dabei und kann es später selbst einsetzen. Vieles ist auch nicht linear und hängt stark miteinander zusammen. Wir Menschen sind halt ein komplexes Gefüge.

Ich tu mich selbst oft schwer meine Emotionen beim Namen zu nennen, ich kann sie nicht richtig zuordnen.