Antidepressivum und ADHS

Hallo,

ich suche nach einem Austausch bezüglich ADHS und Antidepressiva.
Kurz zu mir: ich bin frisch diagnostiziert mit ADS (ohne Hyperaktivität und Impusivität).

Seit einigen Jahren leide ich an chronischen Depressionen. Nun wurde mir in der Psychotherapie nahegelegt, ein Antidepressivum zu nehmen. Bei meinem Psychiater habe ich mir ein Rezept geholt, er hat mir Escitalopram (ein SSRI) verschrieben.
Da ich erstmal das Ergebnis der ADHS Diagnostik abwarten wollte, habe ich es noch nicht genommen, aber bereits aus der Apotheke abgeholt.
Die Psychiaterin in der ADHS-Sprechstunde habe ich nun gefragt, ob Escitalopram denn bei ADS geeignet ist. Erst sagte sie „ ja, können Sie nehmen“ und kurz darauf meinte sie „lieber Venlaflaxin“. Das hat mich irritiert, aber leider lehnt die Ärztin ein Telefonat mit Fragen dazu ab und verweist an den Arztbrief, der erst in mehreren Wochen bei meinem Psychiater ankommen soll. Sie sagt dort steht alles drin.
Gerne würde ich so bald wie möglich mit einem AD starten, um endlich weiterzukommen.
Über Venlaflaxin habe ich mich informiert und große Angst vor den Nebenwirkungen.
Meinen Psychiater sehe ich erst in 5 Wochen wieder und habe auch Sorge, dass er sich in seiner Kompetenz untergraben fühlt, wenn er im Arztbrief sieht, dass ich das Escitalopram in Frage gestellt habe.

Nun bin ich sehr ratlos und frage euch daher:
Habt ihr Erfahrungen mit Escitalopram oder Venlaflaxin und mögt berichten?

Kleine Info: nehme zur Zeit Medikinet adult 20 morgens und soll laut ADHS-Sprechstunde auf Ritalin adult umstellen.

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Hi, willkommen :slight_smile:

Seit wann nimmst Du Medikinet?

Hi, danke. :slight_smile: nehme es seit 4 Wochen.

Eventuell wäre ein Umstieg auf Elvanse eine Möglichkeit? Das wirkt auch antidepressiv / antriebssteigernd. Mich hatten Ritalin/Medikinet und Co. eher tiefer ins Loch geschubst :smiley: -

Grundsätzlich verstehe ich, dass bzgl. Antidepressiva eben nicht alle empfehlenswert bei ADHS sind. SSRIs wie Escitalopram weniger, stattdessen besser SSNRIs wie Venlaflaxin oder Duloxetin. Letzteres soll wohl von den Nebenwirkungen her nicht ganz so reinhauen. Auch eine Möglichkeit wäre eine Kombi mit Elontril (Bupropion). Ich kenne aber auch Beiträge hier im Forum, wo auf Escitalopram geschworen wird :wink: :wink: - in kleiner Dosierung.

Wahrscheinlich würdest du auch deine Stimulanziendosis etwas runterschrauben, wenn du z.B. Venla nehmen würdest.

Grundsätzlich denke ich, auf so Medikamente im Allgemeinen muss man sich einlassen und darf kein Allheilsmittel erwarten. Habe selbst aber keine Erfahrung mit ADs, nur derzeit auch viel in diesem Forum darüber gelesen (weil ich drüber nachdenke - habe jetzt auch eine Dose Elontril bei mir rumstehe, aber noch nicht angefangen → da ich erstmal DL-Amphetamin probieren möchte). Mein Thema ist hier v.a. der fehlende Tritt in den Tag und das ewige Prokrastinieren.

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Danke für deine Antwort! Mein Psychiater hat mir extra Escitalopram gegeben, weil man die als Tropfen so schön langsam eindosieren kann und ich große Angst vor Nebenwirkungen habe. Escitalopram hat wohl ein vergleichsweise kleineres Nebenwirkungsprofil als andere AD.
Die ADHS-Ärztin meinte aber, ich soll erstmal auf ritalin umsteigen und wenn das nicht besser hilft dann Elvanse. Und statt Escitalopram Venlaflaxin.
Bei mir ist auch das größte Problem der Antrieb, das nicht in den Tag starten und die massive!! Prokrastination wichtiger Aufgaben (die mich nicht interessieren).
Trotzdem weiß ich, dass ich mit einem AD starten sollte, denn ich mache mir viele Selbstvorwürfe, werte mich selbst ab, habe reichlich Gedankenkreisen und eine depressive Stimmung.

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Hallo liebe @Userin , dass Adhs und Depression sehr oft und häufig n Verbindung stehen ist heutzutage anscheinend nicht wirklich eine neue Erkenntnis, dennoch gibt es aus meiner ganz persönlichen Sicht, ohne Gewähr darauf ob meine Sicht „richtig“ ist, und die sich „nur“ auf meine ganz eigenen und sehr individuellen Erfahrungen bezieht, anscheinend gewisse „Unterschiede“ , die sich aber Fachpersonen oder wirklich interessierten erst erschlissen wenn sie sich ausführlich mit der Thematik von Adhs befassen, heisst dazu bereit sind vorgefasste Meinungen beiseite zu lassen und wirklich aus echtem Interesse tiefer in die Thematik von Adhs betroffen einzutauchen.
Denn Tatsache ist, je länger je mehr, und je mehr Menschen dazu bereit sind zuzugeben das sie sich in den Symtomen von Adhs wieder erkennen können, dass wir alle erst dann, diesem Phänomen, dieser vermeintlichen „Modekrankheit“ von Adhs auf den Leib rücken können.
Und damit meine ich NICHT, dass wir Menschen die überzeugt davon sind das sie Adhs „haben“ NICHT ernst nehmen, sondern das wir uns darum bemühen Adhs noch mehr und noch besser zu erforschen als es bisher der Fall ist.

@Userin

Hat sich in den 4 Wochen irgendetwas an Deiner Depression vetändert?

@UlBre nein, leider nicht. Es tritt auch unabhängig voneinander auf: im Sommer hatte ich zum Beispiel ein paar Depressionsfreie Wochen. Trotzdem hatte ich Probleme mit Ordnung und Organisation etc.
Habe seit vielen Jahren eine Dysthymie und es setzen sich immer wieder zusätzlich depressive Episoden drauf.
Seit Medikinet fällt mir zb Ordnung leichter, jedoch fehlt mir aufgrund der Depression oft der Antrieb, Dinge in Angriff zu nehmen oder überhaupt in den Tag zu starten. Daher sehe ich beide Medikamente zur Zeit als notwendig…
Hab aber keinerlei Erfahrungen mit AD.

Also die Kombination Methylphenidat und Escitalopram ist jedenfalls nicht unüblich und nicht einander widersprechend. Kann man machen, und wenn dein Arzt es verordnet hat, weil man es fein dosieren kann, ist das ja sehr umsichtig.

Was Medikinet Adult betrifft - du sagst du nimmst 20 mg morgens seit vier Wochen. Finde ich kurios, eigentlich sollte man 1. nicht einfach vier Wochen eine zufällige Dosis nehmen, sondern ungefähr wöchentlich steigern, um die richtige Dosis herauszufinden, wie willst du sonst wissen ob 20 mg richtig sind und nicht weniger oder mehr, und 2. reicht eine Kapsel nicht über den Tag, eine zweite solltest du mittelfristig schon nehmen.

Und warum will die Psychiaterin, wo wie gesagt die Dosisfindungsphase mit Medikinet nicht abgeschlossen ist, auf Ritalin umsteigen?

Wenn es wegen des Frühstücks ist, hätte sie recht - wenn du morgens nichts essen solltest ist Medikinet Adult das Falsche.

Jedenfalls lass dich nicht verunsichern. Klar könnte Ritalin Adult besser sein als Medikinet Adult oder Venlafaxin oder sonstwas besser als Escitalopram, aber mit irgendwas muss man schließlich anfangen. Ungünstig ist natürlich, gleichzeitig zwei Medikamente einzudosieren, weil es leicht passieren kann dass du nicht weißt, was von was kommt!

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Ok, das ist ein Hinweis.
Nimmst Du regelmäßig D3 von Oktober bis Mai?
Hat Dein Doc Deinen Vitamin-D3-Spiegel gemessen?

Bei mir war es auch so, dass ich erstmal durch sämtliche MPH-Präparate „durch musste“ :smiley: liegt vielleicht an der alten Leitlinie, wo Amphetamin-Medikamente wie Elvanse eben erst 2. Wahl nach MPH waren. Meiner Meinung nach sind sie viel besser als Ritalin und Co., weil sie nicht so negative Auswirkungen auf Kreativität haben. Also ich hab mich irgendwie wie ein seelenloser Roboter gefühlt mit MPH. Ist natürlich alles immer total subjektiv und kann für den einen so, für den anderen ganz anders sein.

Wenn Antrieb vor allem dein Thema ist… wäre vielleicht wirklich Elontril noch eine Möglichkeit. Ist auch ein Amphetaminderivat, aber nicht BTM. Mein Freund (hat auch ADHS) nimmt es und meinte, er braucht sonst eigentlich nix. Er hat noch Concerta (auch MPH) für „high performance“ Tage, nimmt das aber wirklich nur super selten.

Nein, als alleiniges Medikament gegen ADHS ist Elontril nicht geeignet. Wenn dein Freund damit auskommt will ich es ihm nicht schlecht reden.

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Ich nehme seit 4 Jahren Escitalopram (10mg), weil ich den Burnout hatte und eine mittelschwere Depression festgestellt wurde. Im Frühsommer habe ich es verpeilt rechtzeitig ein neues Rezept zu holen und war mehrere Tage ohne AD. Daraufhin verschwanden die Nebenwirkungen (Libidoverlust und Dämpfung) was ich zuerst als Erleichterung empfand.
ABER: gleichzeitig war ich zunehmend emotional völlig neben der Spur, habe mich sinnlos gestritten und zwei Freundschaften stehen dadurch auf der Kippe.
Mir geht es wie @Userin, ich komme morgens nicht hoch, trotz Vitamin D. Seit ich wieder Cipralex nehme (5mg) hat der fehlende morgenliche Antrieb sich sogar deutlich verschlimmert. Manchmal lege ich mich sogar wieder für 30min ins Bett, bevor ich zur Arbeit aufbrechen kann. Dafür bin ich nicht mehr ständig in Konflikten.
Ich teste ja demnächst Ritalin adult, dann kann ich meine Erfahrungen dazu mitteilen. Cipralex soll ich dann aber absetzen, aufgrund einer chronischen neurologischen Erkrankung. Da ist die Kombi wohl nicht so glücklich. Ich hoffe, dass ich nicht wieder so eine schlimme Wutschleuder werde.

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Ich habe Citalopram wg. einer falschen Diagnose sehr lange gehabt. Sofern ich weiss, Citalopram und Escitalopram sind sehr ähnlich aber Escitalopram ist wirksamer. Es hat mir bei 5-10mg nachts beim Schlafen sehr geholfen (paradoxe Wirkung, normalerweise es muss aktivieren, nicht sedieren). Und wie du auf adxs.org lesen kannst, mit Dysphorie auch geholfen. Aber: kognitive Funktionen sind darunter schlechter geworden, Aufmerksamkeit und Konzentration meine ich. Und Antrieb sehr wenig besser geworden.

Naja, mein Freund ist derzeit zwischen Bachelor und Masterstudium // muss also nicht so viel leisten :smiley: Kann gut sein, dass sich das bald ändert und er dann zusätzlich wieder Concerta nimmt.

Die sind gleich wirksam. Nur die Nebenwirkungen sind bei Escitalopram etwas geringer.

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Naja, ich habe vor 4 Wochen erstmal kurz mit 5 mg angefangen, dann auf 10 gesteigert usw. Nehme auch wenn ich es schaffe noch eine zweite Dosis. Bekomme das mit dem Tagesablauf aber leider überhaupt nicht regelmäßig hin, weshalb ich nicht selten erst um 11 aufstehe und wenn ich dann um 12 erst was esse ist es dann oft „zu spät“ für eine zweite Dosis.

Einen Vitamin D3 Mangel hatte ich in der Vergangenheit, habe ihn aber erfolgreich behandelt. Auch Selen, B12 und Eisen sind gut.

Das Ritalin kam ins Spiel weil ich der Ärztin erzählt habe, dass ich in der Wirkzeit tachykard bin (Ruhe ca 94-104 und leichte Tätigkeiten im Haushalt ca 120-140 spm). Sie sagte, das könne unter ritalin anders sein und ich soll nochmal langsam mit 5 mg anfangen. Sie sagte auch, dass der Wirkzeitraum länger ist als bei Medikinet. Die richtige Medikinet Dosis habe ich glaube ich noch nicht gefunden, da ich mich durch die Tachykardie nicht traue zu erhöhen. Mein Psychiater lässt mir freie Hand mit der Dosis, da er sagt, ich müsse es selbst ausprobieren und schauen wie es passt.

Bei dem Escitalopram geht es rein um meine Depression, die seit über 10 Jahren (mit unterschiedlich ausgeprägten Phasen) besteht.
Meine Therapeutin sieht, dass ich medikamentöse Unterstützung brauche, um überhaupt erstmal den Antrieb zu bekommen, etwas zu ändern. Auch gegen das ganze Gedankenkreisen.
Obwohl ich nie Medis genommen habe und Respekt davor habe, finde ich es sehr nachvollziehbar und sehe es genau so.

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Dass Elvanse etwas besser ist und auch gut Antrieb gibt, habe ich schon häufiger gelesen.
Hast du denn auch mit Depressionen zu tun?

Das tut mir leid, dass du Fehldiagnostiziert wurdest.
Mit dem schlafen habe ich eher das Problem, dass ich viel zu viel schlafen kann und auch meine Wecker nicht höre. In besonders depressiven oder anstrengenden Phasen habe ich fast nur geschlafen (auch tagsüber)

Ich hoffe, dass es dir bald besser geht!! Meinst du, dass sich deine Depression durch das Absetzen verschlimmert hat, weil du es zu schnell abgesetzt hast/ zu kurz genommen hast? Wie lange hast du das AD denn genommen?