Aufmerksamkeit von Thema weglenken

Hey zusammen,

mein aktuell größtes Problem ist, dass ich mich schnell in einem Thema oder einer Tätigkeit, manchmal auch einfach bloß im Nichtstun, so einraste. Das heißt irgendwie bin ich dann da drin und dann bleib ich da drin, egal was äußere Umstände angeht. Gedanklich bleibe ich da hängen und kann es nicht bewusst steuern mich gezielt auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich nehme mal an, dass das in Richtung Hyperfokus geht. Allerdings ist es sehr unangenehm und macht mir den Alltag schwer.

Ich wollte hier ganz gezielt fragen, was ihr macht, wenn ihr in so einem Zustand seid und es sich eben nicht schön anfühlt, wie es ja sonst mal beim Hyperfokus üblich ist. Ich würde diesen Zustand gerne unterbrechen können.

Hallo, @Chihiro.

Merkst Du es dann nicht, wenn Du so im Fluss bist? Oder merkst es, aber kannst Dich nicht losreißen?

Je nachdem: Wenn so eine Versenkung absehbar wird, könnte ich mir eine Handy-Wecker-Einstellung hilfreich vorstellen. Ich aktiviere zudem phasenweise jede Stunde einen kleinen Ton als Signal, der etwas den Tag strukturiert und immer mal „ein Signal von außen“ gibt, dass schon wieder eine Stunde um ist, z.B. mit der App „Chime“.

Und wenn es eher oder auch um das Losreißen geht: Vielleicht hilft eine Liste mit Möglichkeiten… mal eine Runde um den Block, Treppen rauf und runter, duschen. Dir wird einfallen, was Dir hilft. Und so ein in wachen und bewussten Zeiten vorbereitetes Optionen-Menu erhöht immerhin die Chancen, etwas davon in einer „wenn - dann“-Situation umzusetzen.

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Was Du beschreibst ist schon der Hyperfokus. Der ist schwer steuerbar.
Mich nervt er auch wie Sau.
Positiv ist er nur, wenn er in Richtung Flow geht - also wo der Kontrollverlust, den es letztlich darstellt, angenehm daherkommt.

Evtl. hilft die bewusste Konzentration auf etwas ganz anderes:

  • Rechenaufgaben durchführen…
  • im Kopf Schach spielen
  • Texte rückwärts laut lesen

    Auch gibt es Achtsamkeitsübungen (MBSR) gegenüber Gedanken, die immer wieder kommen.
    Das muss man aber trainieren.

Hier aus einem anderen Fred:

Aber - das wichtigste: es braucht alles Training.
Ich fasse mir da wieder an die eigene Nase… hab da lockergelassen und bin jetzt fast wieder am Anfang. Bei mir sind es momentan negative Gedanken, die blockieren und mich so gefangen nehmen, dass ich nahezu handlungsunfähig bin.

Auch stelle ich fest, dass ich den Hyperfokus unbewusst nutze um von wichtigen, notwendigen und angstbehafteten gedanklichen Tätigkeiten abzulenken.

Das ist einfach so lausig viel Arbeit. Aber hilft ja nichts.

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Ich selbst schaffe es manchmal den Hyperfocus positiv für die Arbeit zu nutzen.
Fällt mir zwar im Büro extrem schwer, wenn ich zuhause arbeite geht es deutlich leichter.
Da ich beruflich extrem viel mit Excel arbeite (Formeln und so) hilft mir das extrem bei der Problemlösung oder wenn es einfach darum geht manuell Formeln anzupassen die sich eben nicht automatisch anpassen lassen und ich einfach eine 0% Fehlertoleranz habe.
Kurzum: Da kann eine Marschkapelle durch den Raum ziehen und ich bekomme es nicht mit. Wenn das Telefon klingelt oder ich angesprochen werde bekomme ich es nicht mit. Habe in so einem zustand nicht nur einmal vergessen Mittagspause oder Feierabend zu machen! :sweat_smile:

Finde das ehrlich gesagt extrem faszinierend und kannte das vor meinem jetzigen Job auch nicht.

Das klingt gut!

Bei mir ist das emotionsabhängig.
Je stärker die Emotion, desto schlechter komm ich raus…

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Ist vielleicht ein Glücksfall im Glücksfall… Dass es so gut zu Deinem Job passt gerade - und evtl. auch, dass es Excel ist. (Wäre übrigens super, wenn Du mal einen Excel-Begeisterung-Ansteckungsthread starten könntest…)

Ich habe mal eine Weile in einer Powerpoint-begeisterten Truppe an einem Lehrstuhl gearbeitet. Wenn ich nicht aufpasse, erwischt mich das heute noch. Aber wenn ich mir überlege, wie viel Zeit da reingeflossen ist in Schriftarten- und Bilder-Suche… Auch, weil es da kein Ende im Sinne einer binären 0%-Fehlertoleranz gibt. Kontrollieren konnte ich das jedenfalls auch nicht.

Und Kontrollverlust ist eben Kontrollverlust. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Konzentration und Sich-Vertiefen schwer fällt, weil ich um dieses Risiko des Kontrollverlustes weiß. Eine Marschkapelle ist das eine. Überkochende Milch oder verpeilte Fristen oder abzuholende Kinder im Kindergarten sind da schon was anderes.

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Naja ich habe in den letzten 8 Jahren bei 6 verschiedenen Unternehmen gearbeitet… Mein aktueller Job ist der erste bei dem ich jetzt seit fast 2 Jahren bin und wo ich wirklich mit der Aufgabenstellung klar komme (liegt evtl. auch daran dass es eine neu geschaffene Position ohne präzise vorgaben / Strukturen war).
Weiß nur noch dass ich im (digitalen) Vorstellungsgespräch auf eine Frage zu meinen Excel Skills ganz begeistert gefragt hatte „heißt das ich darf den ganzen Tag mit Excel arbeiten? :star_struck:“.
Naja die Zusage kam dann kurz danach :wink:

Das mit dem Threat kann ich gerne machen :slight_smile:
Freue mich auch schon irgendwie wenn ich morgen wieder loslegen kann… Hab da noch verschiedene Projekte :sweat_smile: (Hab ich grade wirklich gesagt dass ich mich auf einen MONTAG freue? Glaub ich sollte dringend nochmal zum Arzt… :thinking:)

Ich will Dir das auch keinesfalls madig machen, im Gegenteil. Wenn Angebot und Nachfrage so gut zusammenpassen, sind alle Seiten glücklich. Never touch a running Excel system.

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Danke schonmal für diesen Tipp! Den werde ich in der nächsten Zeit implementieren. Und auch danke @Hibbelanna für die Ideen mit den Skills. Durch meine damalige (Fehl-)Diagnose mit Borderline habe ich an einer DBT-Gruppe teilgenommen, wo wir über Skills und Achtsamkeit gesprochen habe. Bei der Borderline-Anspannung, die ich ja nicht hatte, hat es nicht geholfen, aber was die Konzentration oder das Weglenken von festgefahrenen Gedanken anging schon ein wenig mehr. Leider habe ich das mit den Skills nach Therapieende sehr schnell sein gelassen, aber immer mal wieder Achtsamkeitsübungen gemacht. Ich denke da kann ich wieder ansetzen!

Was mir bisher einigermaßen hilft ist Sport. Vor allem beim Bogenschießen braucht man volle Konzentration. Meist fühle ich mich nach dem Training sehr fokussiert und entspannt.

Kennt ihr das nach Sport auch? Bzw. macht ihr auch eine bestimmte Sportart?

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@Chihiro Jap.
Joggen (Mittelstrecke als Training für Extrem Hindernisläufe), Klettern, Fels und Wand (Halle) und ich suche grade noch die Motivation wieder Kraftsport dazu zu nehmen :wink:
Grad beim Klettern ist absolute Konzentration gefragt!

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Fahrrad fahren, spazieren gehen und dabei den Kopf „auslüften“, funktioniert bei mir immer gut. :wink: