Autismus und ADHS bei Frauen

Liebes Forum!
Nachdem ich im vergangenen Jahr meine Adhs Diagnose erhalten habe, sich das Rätsel meiner Selbst aber dennoch nicht in aller Vollständigkeit erschlossen hat, bin ich kürzlich durch eine Netflix-Serie auf das Thema Autismus aufmerksam geworden. Zunächst wurde mir klar, dass mein Lebensgefährte deutliche Zeichen von ASS zeigt (er hat keine Diagnose, wurde aber als Kind mit Adhs diagnostiziert) … bei näherer Betrachtung (und Recherche, was bei Frauen als autistisch konnotiert gilt), fiel mir aber auf, dass ich durchaus auch Anzeichen habe. Bei mir äußert sich das in Kombination mit meinem Adhs wie folgt:

  • ich kann keine Strukturen etablieren, merke aber wie verdammt gut es tut, dass mein Partner feste Routinen hat, die ich mit übernehme
  • würde man mich fragen, ob ich mit Überraschungen gut zurechtkomme, würde ich intuitiv laut „ja!“ schreien, stünde aber jemand tatsächlich unangemeldet vor der Tür, würde mich das ehrlicherweise massiv unter Druck setzen (das äußert sich auch im Beruf, da ich zu abwechslungsreich anstrengend finde, zu routiniert aber auch)
  • ich schaffe es schwer Ordnung aufrecht zu erhalten, wenn ich aber doch mal aufräume, entwickle ich Kleider-Faltttechniken und komplizierteste Sortier-Systeme (die natürlich für den Alltag absolut zu umständlich sind, was auf Dauer wieder zur Ausgangssituation führt)
  • ich verstehe andere Menschen oft nicht, Redewendungen, die ich nicht kenne, verstehe ich oft wörtlich; ich komme mit den meisten Menschen nicht gut in eine kommunikative Schwingung und ich werde missverstanden bzw. missverstehe andere
  • ich kann extravertiert sein und bin zugleich im Kern sehr introvertiert; oft kann ich selbst nicht einschätzen, ob ich gerade Action oder Rückzug brauche → das führt bei mir tendenziell zu Problemen im Energiehaushalt und ich bin rasch erschöpft
  • ich bin sensorisch sensibel; trage im Winter Sonnenbrille und finde das Kratzen von Kleideretiketten oder Synthetik-Pullovern furchtbar; auch das morgens aufstehen oder duschen ist schlimm, da ich immer sofort schmerzhaft friere
  • laute Geräusche (z.B. Staubsauger etc.) schmerzen körperlich
  • ich habe ein kleines Datenfaible (schon seit Kindheit errechne ich Lebensalter von Menschen, wenn ich zB. über einen Friedhof gehe/ kann mir Daten sehr gut merken, da ich sie „farbig“ wahrnehme)
  • habe Spezialinteressen, die allerdings in der Fokussierung oft „wild“ aufeinanderfolgen (jedoch nicht ganz verschwinden, sondern in zeitlichen Abständen rekapituliert werden) → dabei bin ich schon auch ein bisschen kategorie-affin, was zB. medizinische Erkrankungen, literarische oder künstlerische Epochen etc. angeht
  • ich bin Literaturwissenschaftlerin und würde sagen, dass ich eine natürliche Begabung für analytische Prozesse habe; zugleich bin ich aber auch sehr kreativ und denke nicht stringent, sondern eher vernetzt und irgendwie parallel
  • ich fühle schmerzhaft und intensiv mit anderen mit, das funktioniert aber nur, wenn mir die Personen nahestehen oder das Leid Fremder mich moralisch empört bzw. meinen Gerechtigkeitssinn tangiert; es geschieht auch nur, wenn ich selbst nicht überreizt bin … bin ich erschöpft kann ich leider sehr ich-zentriert und unterkühlt sein; Sachen wie Blickkontakt etc. musste man mir als Kind beibringen, subtile Zeichen von nicht nahestehenden Personen verwirren mich oft

Ich habe auch den differentialdiagnostischen Test hier gemacht, bei dem gestern 34 Punkte herauskamen.
Habt ihr ähnliche Erlebnisse bzw. gibt es hier auch Personen mit Adhs, die auch autistisch sind? Es wäre toll, weitere Infos zu bekommen, wie diese beiden Phänomene zusammenwirken.

Glg Chaosqueen

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Nachtrag : Natürlich ist mir auch vollkommen bewusst, dass ein Fragebogen keine Diagnose ersetzt und dass gewisse Verhaltensbesonderheiten bei jedem in mehr oder weniger ausgeprägter Form vorhanden sind. Daher sind gerne auch Meinungen willkommen, meine geschilderten Punkte in einen realistischen Kontext zu rücken. Man liest ja immer viel und erkennt sich dann vielleicht auch wo wieder, wo man gar nicht hingehört. Ich dachte nur, meine sozialen Probleme seit Kindheit würden dadurch vermutlich ganz treffend erklärt.

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Hallo @Chaosqueen96

Ich kann dich sehr gut verstehen.
Ich bin auch erst seit kurzem mit ADHS diagnostiziert.
Zu Anfang war die Diagnose DIE Erlösung für mich und hat endlich mein Verhalten und meine Art zu Sein erklärt.

Ich habe im Frühjahr angefangen, Medikinet einzudosieren.
Am Schluss war ich bei 30/20/0 täglich.
In den ersten Tagen hatte ich eine spürbare Wirkung. Aber schon nach kurzer Zeit, habe ich davon nicht mehr wirklich viel gemerkt. Ich hatte aber auch (fast) keine Nebenwirkungen.

Da die gewünschte Wirkung nicht eintrat, bin ich im September auf Atomoxetin umgestiegen. Zunächst 25 mg täglich, später auf 50mg täglich erhöht.
Bei diesem Medikament habe ich weder Wirkung noch Nebenwirkung verspürt. Allerdings hat mich meine Frau als aggressiver in dieser Zeit empfunden. Es könnte aber sein, dass ich der (wenn auch nur sehr leichten) Wirkung des Medikinet nachgetrauert habe und deshalb gereizter war.

Derzeit nehme ich Elvanse und bin mittlerweile bei 50mg täglich.
In den ersten Tagen hatte ich auch hier, ähnlich wie bei Medikinet, eine wahrnehmbare Wirkung. Nebenwirkungen hatte ich in der ersten Woche auch, diese sind aber mittlerweile alle verschwunden.
Auch bei der Erhöhung von 30 mg auf 50 mg hatte ich keine Verbesserung festgestellt. Im Gegenteil wurde ich eher ein bisschen antriebslos (jetzt, wo ich das schreibe: Verdammt! Ist das eine Nebenwirkung?:frowning_with_open_mouth:)

Da die von mir getesteten Medikamente bei mir nicht die gewünschte Wirkung entfaltet haben, bin ich natürlich wieder am verzweifeln und bin auf der Suche nach einer Erklärung dafür.

Und nun kriege ich hoffentlich endlich die Kurve zu deinem Thema:
Bei meiner Suche bin ich natürlich auch auf ADHS in Kombination mit Autismus gestoßen und der Gedanke lässt mich nun nicht mehr los.

Ich bin zwar keine Chaosqueen, sondern ein Chaosking :wink:
aber deine oben genannten Punkte kann ich zum Großteil für mich eins zu eins bestätigen.
Verwunderlich finde ich das nicht. Denn auch, als ich angefangen habe, mich mit ADHS zu beschäftigen, konnte ich mich erst bei einem Artikel über „ADHS bei Frauen“ erkennen (vllt wurde ich deshalb schon öfter als Frauenversteher und typischer Mädchenpapa bezeichnet? :thinking:)

In meiner ADHS-Gruppentherapie geht es mir auch so, dass ich mich mit 1 oder 2 Personen identifizieren kann.
Bei den 9 anderen Personen denke ich mir jedesmal „DAS sind mal richtige Probleme. Die haben"richtiges“ ADHS." Und ich zweifele immer wieder an meiner Diagnose und fühle mich wie ein Hochstapler.
Echt blöd, wenn man sich bei den „Normalen“ nicht richtig fühlt, aber sich auch bei den ADHSlern irgendwie unverstanden oder störend empfindet :confused:

Bei den Online-Tests zu Autismus habe ich nie ein eindeutiges (positives) Ergebnis. Meistens steht dann am Ende „Sie liegen nicht im ASS“ oder „Ihr Ergebnis ist nicht eindeutig. Eine ASS könnte aufgrund ihrer Antworten vorliegen“, oder so ähnlich.

Mein Psychiater meint, ich solle mich erst Mal aufs ADHS konzentrieren. Nicht jeder Non-Responder sei automatisch ein Autist.

Ich habe für mich entschieden, dass ich mich noch bis zum Jahresende mit dem Thema „ADHS und Autismus“ beschäftigen werde. Sollte ich dann immer noch der Meinung sein, dass ASS bei mir vorliegen könnte, werde ich mich um eine Diagnostik bemühen.

Jetzt habe ich ja ziemlich viel geschrieben, helfen kann ich aber nicht :confused:

Dann lasse ich zumindest noch viele Grüße da.

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Hi, ich kann leider grade nicht ausführlicher schreiben, aber bist du schonmal über das Phänomen Synästhesie gestolpert?

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Hallo @Hruna - jep bin ich. Habe die Graphem-Farb-Synästhesie schon seit der Kindheit (bei Zahlen, Buchstaben und Wörtern) sowie eine Sequenz-Raum- und Mirror-Touch-Synästhesie. :smiley: Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich sehr kunstaffin bin und seit der Kindheit male. Auch hilft es mir, historische Daten abzuspeichern, weil die Jahrhunderte farbig sind und auf einer geschwungenen Linie angeordnet sind. Dachte immer, das hat jeder, hab das erst letztes Jahr durch Zufall in nem Artikel gelesen.

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@mwmb Ich kann dich absolut verstehen. Ich hatte zwar meine schwierigen Jahre, in denen ich äußerlich auch für jeden sichtbar, Chaos produzierte, aber halt auch nie so den kompletten Zusammenbruch, wo ich gar nichts mehr auf die Reihe gekriegt hätte. Rätselhaft waren bei der Adhs Diagnostik auch die Schulleistungen mit Abi und Studium im 1er Bereich, was bei einer reinen stark ausgeprägten Adhs halt auch eher unwahrscheinlich ist. Insbesondere bei meinem fehlenden Zeitmanagement, meiner Aufschieberitis und meiner latenten Faultier-Attitüde etc. :slight_smile:
Ich nehme auch Medikinet in der Dosierung 20-10 und ich muss sagen, dass ich eben ein bisschen Schlafprobleme habe und anfangs sehr wenig Appetit - allerdings spreche ich sonst auch nicht so wirklich darauf an. Hab momentan abgesetzt und kenne auch nicht wahnsinnig viel Unterschied zu vorher. Auf jeden Fall interessant, dass sich die Wirkweise entsprechend unterscheidet, je nachdem ob ASS zusätzlich vorliegt oder nicht.

Bei mir fühlt es sich oft an, als ob man aus so unvereinbaren Gegensätzen besteht und sich deshalb einfach selbst nicht gut einschätzen kann. Für alle anderen scheint immer alles so klar zu sein, das war mir schon immer ein Rätsel.

Vielleicht spricht es auch allein schon für ASS, dass man nach einer Kategorie sucht, in der man sich endlich sicher einsortieren kann. :sweat_smile:

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Hi @Chaosqueen96
mich beschäftigt diese Frage zur Zeit auch, da ich mich aufgrund meines Kindes mit ASS beschäftige. Dabei bin ich immer wieder über das Thema Frauen im ASS gestolpert und sehe viele Ähnlichkeiten.

Da AD(H)S jedoch ein Spektrum mit vielen Klangfarben ist, bin ich unsicher, ob ich mich betreffend weiter forschen soll. Aber der Gedanke lässt mich einfach nicht mehr los! Irgendwie erklärt AD(H)S nicht alles.

Die meisten Punkte Deiner Liste treffen auch auf mich zu, nur Synästhesie habe ich nicht. Ich leide am meisten unter den mich überrollenden Reizen. Ich hatte auch schon mehrfach Meltdowns. Zuerst werde ich gereizt ärgerlich, vor allem bei Geräuschen. Dann werde ich emotional und beginne zu weinen. Die Meltdowns sind Ausnahmezustände, die ich zum Glück nicht oft erlebe und weit über das Weinen hinaus gehen (ich brülle mir die Lunge raus). Ich fühle mich dann wie in viele Stücke zersprungen. Ich kann Hitze und helles Licht nicht ertragen (ich schwitze auch kaum) und wenn ich ein mir unerträgliches Parfum rieche, muss ich den Ort verlassen. Ich kann diese Reize auch nicht ausblenden. Ganz schlimm ist für mich Zigarettenrauch. Ich werde nachts wach, wenn ein Hauch davon ins Zimmer zieht.

Stetig gleiche Berührungen (wie andauerndes Streicheln über den Arm) lösen bei mir Schmerzen aus. Und ich gestalte meinen Alltag in festen Abläufen und habe wenig Mühe, diese Strukturen aufrecht zu halten. Mein Fahrplan steht sozusagen und fordernd ist es für mich, wenn jeder Tag anders ist und ich mich umstellen muss.

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Hast du deine Antwort damit nicht eigentlich schon? :slightly_smiling_face:Manchmal hilft allein das Wissen darüber sowie Gewissheit und manchmal kann auch eine „diagnostische Schublade“ aufgrund der Klarheit schon helfen.

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Hi @Chaosqueen96,

warum in den letzten Jahren so viel von ADHS und/oder ASS bei Frauen gesprochen wird, verstehe ich aufgrund meines ASS wohl nicht.

Aus der ADHS-Literatur weiß ich, dass hypoaktive ADSler stark vernachlässigt werden. In der ASS-Literatur scheint es andersherum zu sein. Wenn von lauten, aggressiven ASSlern gesprochen wird, geht damit meistens eine Intelligenzminderung einher.

So wie ich das sehe, gibt es sowohl männliche hypoaktive als auch weibliche hyperaktive ADHSler und bei ASSlern genauso, natürlich auch anders herum.

Du könntest an einer ASS-SHG teilnehmen.

Erstens kann du dann auch andere Vergleiche anstellen.
Zweitens wird in einer ASS-SHG nichts anderes als in einem ATZ gemacht.

(Viele ATZs besitzen keine Standardisierung - entgegen der Annahme von ASS-Spezialisten eine individuell angepasste Therapie zu erhalten, sind dort (Heil-)Pädagogen mit 200h-Fortbildung)

Wenn du eine Therapie von einem Psychotherapeuten oder Mediziner willst, der beide Störungskomplexe beherrscht, wirst du wohl nicht fündig werden.

VG

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Asperger und ADxS verstärken sich in manchen Symptomen und manche gleichen sich etwas aus. Am anstrengendsten finde ich die fast ganz fehlende Abgrenzung nach außen (Geräusche besonders) und die Unfähigkeit „einfach“ was zu entscheiden oder anzufangen.

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Die Abgrenzung, die in der Differentialdiagnostik Tabelle steht ist, dass ADHSler Reize z.B. Geräusche Anziehend/ Willkommende Abwechslung finden und Autisten Aversiv erleben.

Soweit ich das Verstanden habe, hilft Elvanse zum Beispiel manchen Doppeldiagnoslern genau das dann zu unterscheiden, was aber bei manchen dazu führt, dass sie ziemlich gestresst werden, weil es Angst macht, auf einmal, zu merken, wie Laut diese chaotische Welt um sie herum ist. Es baut einen Gewissen Filter auf. Man muss dann halt lernen sich zu schützen, Ohrenstöpsel etc… Das ganze laugt auch aus und macht müde. usw. usw. ( Nagelt mich jetzt nicht drauf fest, da steige ich noch nicht ganz durch. )

Ach ja und dann kommt noch dazu, dass die Symptomatik vom Autismus (Reizoffenheit ) und ADHS (Chaotisch ) verstärkt werden können unter Stress, was das dann bedeutet kann man sich ja denken. Dann ist erstmal Alarm im Ohr und im Kopf.

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Guten Abend,

Ich bin mit Asperger diagnostiziert und habe darüber auch schon geschrieben, vor allem über meine Eigenschaften. Einiges erkenne ich wieder, würde das aber nicht alles einer möglichen ASS zuschreiben, sondern einer möglichen Hochbegabung resp. Höchstbegabung. Bei mir steht ADHS im Raum, aber irgendwie komme ich da nicht auf den finalen Punkt, ja, es gibt einige Anzeichen, aber dann auch wieder welche, die auf Höchstbegabung abzielen. Ich habe heute im Internet eine Arbeit einer Psychologin gefunden. In dieser sind Zitate getesteter Menschen drin und es war für mich wie eine Erleuchtung. Die zitierten Sätze hätten allesamt von mir stammen können.

Synästhesien habe ich auch: Zahlen, Buchstaben und Wochentage sind farbig und angeordnet wie eine Uhr, wenn jemand mit mir spricht oder ich selbst es tue, kommt die Ticker-Tape-Synästhesie am unteren Bildrand.

Ich lasse gerade anhand von Arbeits- und Schulzeugnissen sowie anderer Unterlagen meine Vita von einem Psychiater checken. Ich habe für den Termin nächste Woche auch ADHS-Fragebögen bekommen. Dann weiß ich hoffentlich mehr.

Sollte sich die ADHS-Diagnose bestätigen, werde ich ihn auch auf Hochbegabung ansprechen.

Anbei die tolle Arbeit. Wenn du Fragen hast, frag mich. :point_up:

studie-hoechstbegabte-erwachsene-christina-heil-2021.pdf (764,2 KB)

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Hallo Lisa! Ist ja witzig, so eine Art Ticker-Tape-Synästhesie habe ich auch, allerdings ist es bei mir bei Gesprächen so, dass ich so Nezwerke oder Ideen-Bubbles vor meinem geistigen Auge habe - in denen sind dann Bilder oder „Videosequenzen“ von dem was ich gerade erzählt bekomme oder erzähle.
Zum Thema Hochbegabung/ Höchstbegabung habe ich mich auch schon informiert, finde mich auch in den Beschreibungen gut wieder. Meiner Meinung nach „zu gut“, sodass ich eher skeptisch bin, mir tatsächlich so etwas zuzuschreiben. Mein Umfeld attestiert mir zwar, dass ich wohl intelligent bin, in vielfacher Hinsicht schätze ich mich aber eher als etwas doof/ begriffsstutzig ein. Hatte Anfang des Jahres auch einen IQ-Test, in welchem zwar eine überdurchschnittliche Verarbeitungsgeschwindigkeit festgestellt wurde, der aber insgesamt sehr heterogen ausfiel (etwa 43 Punkte zwischen bestem und schlechtestem Teilwert), sodass daraus eigentlich nichts Einschlägiges abgeleitet werden konnte … außer dass der IQ wohl mindestens 105 beträgt (das kam nämlich als Ergebnis heraus). Von daher denke ich mir eher: Wenn eine HB schon auf jemanden wie mich zutreffen könnte, dann dürfte Einstein definitiv nicht mehr in die simple Kategorie „Mensch“ fallen :sweat_smile:
Problematisch für mich sind halt vor allem soziale Interaktion/ Smalltalk und solche Sachen. Das kostet sehr viel Energie, da ich mich meistens verstelle, um nicht negativ aufzufallen. Ich bin entweder zu ruhig oder zu laut, aber definitiv immer zu viel von irgendetwas, deshalb zensiere ich mich quasi selbst gegenüber den meisten anderen Menschen. Auch weil ich das Gefühl habe, die meisten Menschen haben recht stereotype Interessen (oder halt gar keine), und wenn ich mich mit jemandem unterhalte, interessiert mich ja, was ihn interessiert, will einen neuen Blickwinkel etc. Bei vielen erschöpft sich an diesem Punkt bereits die Konversation.
Ein weiteres Problem sind die Wutanfälle, die wohl zum einen durch meine niedrige Frustrationstoleranz (Adhs), zum anderen durch Überreizung und Sich-unter-Druck-gesetzt-fühlen entstehen. Ich werde dann manchmal selbstverletzend (hauptsächlich selber schlagen, Haare reißen) und schäme mich danach … allerdings habe ich noch keine Strategie gefunden, da Prophylaxe zu betreiben. Häufig passieren diese Anfälle, wenn ich viel unterwegs bin und dadurch den Kontakt zu mir selbst irgendwie verliere. Oder mich jemand für etwas kritisiert, das ich bereits selbstkritisch für mich durchgespielt habe. Wenn ich mir eines wegwünschen könnte, dann definitiv mein Wut-Problem.

Die Studie lese ich mir gerne mal durch, danke für den Link! :slight_smile:

Lg Chaosqueen

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Hi @Lisa1182 ja die Arbeiten von Frau Heil fand ich sehr hilfreich.
@Chaosqueen96 zwischen meinen besten und meinem schlechtesten Teilbereich liegen 55 Punkte (Würfelaufgaben - ich besitze kein räumliches Vorstellungsvermögen und praktisches Rechnen / Wörter eingruppieren - der Test ging nicht höher als 145).

Würdet ihr die Synästhesien als einschränkend oder eher als hilfreich empfinden?
VG

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Für mich empfinde ich es eher als hilfreich, da ich mir dadurch Dinge gut merken kann bzw. vermute ich, dass daher ein großer Teil meiner künstlerischen Ader herrührt. :slight_smile:
Lg Chaosqueen

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Nur kurz, nachher ausführlicher, da ich gleich noch Aufgaben habe. Danke @Chaosqueen96 für den äußerst sympathischen Beitrag!

Ich habe den KAI-N gemacht, den Kurztest für allgemeine Intelligenz und dabei kamen hohe und sehr hohe Werte heraus. Die Uni Bochum hat „hoch“ und „sehr hoch“ in Korrelation zu IQ-Werten gesetzt und den Screen zeige ich dir. Bei mir wäre es demnach bei 125 und 128. Im CFT 20-R war ich bei 106. Aber da geht es eben um nichtsprachliche Aufgaben. Jede/-r hat da so sein Spezialgebiet. Ich kann zum Beispiel nicht rechnen… Intelligenz ist nicht DER IQ-Test, das ist eigentlich viel mehr!



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Hi

Ich habe gerade nur den Hauptbeitrag gelesen.
Fast alles was du beschreibst (@Chaosqueen96), trifft fast haargenau auf mich zu, als hätte ich es selbst vor 2 Jahren geschrieben. Ich hab die ADHS Diagnose erst seit ca 3 Jahren. Ich litt vor allem an den „Komorbiditäten“.

Doch vor ca 2 Jahren erhielt ich dann eine „sehr deutliche“ und „wasserdichte“ ASS Diagnose.
Ich war geschockt und es hat mich lange Zeit verwirrt. Weil ich einfach so gar nicht dem gängigen ASS Klischee entspreche. Wohl auch noch wegen zusätzlichem ADHS.

Jetzt bekomme ich 60% Invalidenrente wegen ASS.
Seither geht es mir jedes Jahr besser. Langsam verstehe ich mich.

Ich empfehle dir auf jeden Fall eine ordentliche ASS Abklärung. Aber Versuch da hin zu gehen ohne eine Erwartungshaltung.

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Heyhey!
Ich bin neu hier, wurde vor 5 1/2 Jahren mit ADHS diagnostiziert (da war ich 36 Jahre alt), nehme seitdem Medikinet adult. Habe als größte und nervigste Nebenwirkung heftige Rebounds, die ich aber mittlerweile gut „vorhersehen“ kann, weshalb ich weiterhin Medikinet nehme. Die positiven Affekte (Motivation) überwiegen.
Was mich allerdings nicht losgelassen hat die letzten Jahre seit der Diagnose ist die Frage, warum ich mit einigen Dingen dennoch so stark struggle.
Das fehlende Puzzleteil war ein Post von @chaarlottchen auf Instagram vor ca 5 Wochen. Sie ist mit ADHS diagnostiziert und hat jetzt zusätzlich ihre Autismus-Diagnose erhalten. Und da fiel der Groschen. 50% aller Autisten haben auch ADHS, bis zu 70% aller ADHSler können auf dem Autismus-Spektrum liegen. WARUM hat mir meine Psychiaterin das nicht gesagt?!
Seit 5 Wochen sauge ich alles zu dem Thema auf: Artikel, Podcasts, Bücher. Und das kann ich nur, weil es mit mir resoniert. D.h.: ich als ADHSlerin kann mich gar nicht mit Dingen beschäftigen, die nichts mit mir zu tun haben! Somit sind , so sagen zumindest einige Expert*innen, Selbstdiagnosen schon recht valide. Und je mehr ich darüber erfahre, desto sicherer bin ich mir: ich bin autistische ADHSlerin. Ob ich es jetzt bei mir offiziell diagnostizieren lassen werde , weiß ich nicht. Aber jetzt wo ich weiß, dass ich auf dem autistischen Spektrum liege, kann ich sagen: das Medikinet, das mir hilft, die störenden Aspekte meines ADHS „in den Griff“ zu bekommen, das habe ich und gegen Autismus gibt es keine Medikamente.
Und wenn, würde ich sie auch nicht nehmen wollen. Denn dadurch, dass ich mein ADHS „im Griff“ habe, kann ich, jetzt wo ich es weiß und auch Begriffe für mein Verhalten und meine Bedürfnisse habe, meinen Autismus tatsächlich GENIESSEN. Nicht zuletzt, weil ich mich selbst jetzt besser verstehe und mich schütze und unmaske.
Ich bin eine autistische Person. Das macht mich aus: das Wahrnehmen der Welt durch meine persönliche autistische Brille. Und das macht mich anders als den neurotypischen Durchschnittsmenschen. Was nicht besser ist, aber eben - und das ist für mich die wichtigste Aussage - auch nicht schlechter! Sondern lediglich einfach anders.
Ich hole soweit aus, weil ich Dich und die, die das hier mitlesen, motivieren will dem weiter nachzugehen. Es IST livechanging! Zum absolut Positiven! Große Empfehlung an dieser Stelle: der Podcast NEURODIVERDINGS von besagter Charlotte und einer Lisa. Lisa hat ADHS, Charlotte AuDHS. Witzig, informativ und hin und wieder sehr augenöffnend (unbezahlte Werbung;-)). Herzlichst, Eva-Maria

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@Eva-Maria

Krass! Was du über den AHA-Moment schreibst und alles davor und danach :joy: habe ich auch seit ein paar Wochen genauso durch gemacht/ erkennen dürfen!

Auch der Podcast hat mir viel geholfen!

Es ist erstaunlich, wie ähnlich es bei so vielen neurodiversen abläuft.
Seitdem der Autismus mit an Board ist (bin noch nicht offiziell diagnostiziert, aber wie du sagst, wenn man sich so sehr damit identifizieren kann, ist es schon sehr sicher) zurück zu vor den Klammern :sweat_smile: … fange ich auch an, so viele Eigenschaften und Verhaltensweisen an mir zu schätzen, die ich vorher nur anders haben wollte.

Ich wünsche dir, mir und allen anderen, dass wir unser volles Potential endlich erkennen und ausleben können :green_heart:

Liebe Grüße!

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Heyhey! :slightly_smiling_face:
Hab mich sehr über Deine ( @MsBrightside )Antwort zu meiner ersten :partying_face: :wink: Nachricht hier gefreut!
Und freue mich mit Dir!
Herzlichst,
Eva-Maria :slight_smile:

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