Autismus und ADHS bei Frauen

!!TW: Selbstmordgedanken, Depression!!

Liebe @Chaosqueen96 !

Ja, das Thema WUT ließ mich auch lange nicht ruhen.
„Wieso bekomme ich das nicht in den Griff? Wieso bin ich dann so böse und kalt zu meinem Umfeld? Wieso passiert mir das ständig? Sind das echt nur die Rebounds? Kann das sein? Ich hatte es doch auch, bevor ich Medikinet genommen habe…Vielleicht bin ich auch einfach nur ein A*schloch?“ usw…

Genau genommen ging das 41 Jahre lang so. Besonders stark und schmerzend in den letzten 8 Jahren, also seit Geburt meines Kindes. Also seitdem ich bei Überforderungen/Überreizungen nicht mehr wegrennen/mich zurückziehen konnte. Sondern der Situation ohne Ausweg ausgesetzt bin. Einem kleinen Kind kann man nicht sagen: brauche JETZT Ruhe, muss JETZT 5 km laufen/ schlafen/ Decke über den Kopf ziehen/ einfach weinen etc…

Jetzt, seit einer Woche, und nachdem ich 5 Wochen lang viel dazu recherchiert und mittlerweile ca 15 Stunden an Content via Podcasts und Hörbüchern zu dem Thema AuDHS intus habe, kann ich sagen:
es sind bei mir keine „klassischen“ Wutausbrüche, es sind Meltdowns, also autistische Zusammenbrüche.

Auf die dann meist große Erschöpfung, Scham, Trauer und stundenlanger, manchmal tagelanger, im schlimmsten Fall sogar ein monatelanger Shutdown folgt. Manchmal dann auch (bei zu häufigen Meltdowns, die sich übrigens nicht nur als „Explosion“ äußern, sondern auch „implodierend“ sein können, also als ein innerlicher, stiller „Vulkanausbruch“ vorkommen können) ein autistischer Burnout.

Seit 30 Jahren kann ich die Uhr danach stellen: jedes halbe Jahr gerate ich in diesen Burnout und damit in heftigste Depressionen. Manchmal sind sie abgeschwächter, passiert aber etwas wie Jobverlust, Beziehungsende o.ä. ist es heftig, sehr heftig.
Beginnend schleichend im März, stärker im April, unendlich schmerzend und hoffnungslos im Mai und Juni (inkl. Selbstmordgedanken) und ab Juli/August laaaangsam, ganz langsam besser werdend.

Und seitdem ich das weiß, kann ich mich und tausende Reaktionen und deren Folgen aus meiner Vergangenheit plötzlich einordnen und verstehen. Und jetzt schon anfangen mich zu schützen.

Die Beschäftigung mit dem Thema Autismus ist also nicht nur lebensverändernd, zum Positiven, sie ist in meinem Fall auch lebensrettend - auch wenn sich das jetzt für den einen oder die andere melodramatisch anhören mag ;-).
Lebensrettend, weil ich tatsächlich keine Ahnung habe, wie oft ich diesen Burnout noch überlebt hätte.
(Schließlich ist die Selbstmordrate bei autistischen Frauen im Gegensatz zu denen ohne Autismus um ein Vielfaches erhöht.)

Soll heißen: veilleicht sind es auch bei Dir „nur“ Meltdowns?

Herzlichst,
Eva-Maria

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Hallo @Chaosqueen96,

ich kenne diese Wutausbrüche auch. Und ich schäme mich danach immer ganz schrecklich. Es fühlt sich an, als würde mir mit einem Mal alles entgleiten.

Ich beschäftige mich mit der Möglichkeit einer ASS länger als mit ADHS. ADHS war quasi überraschender Beifang, aber da habe ich halt die Diagnose. ASS ist nur ein Verdacht, mit dem ich mich allerdings schon über 5 Jahre beschäftige.

Meistens dauert es, bis ich ausbreche. Das Vulkanbild passt da ganz gut. Meistens passiert das, nachdem ich schon mehrfach darum gebeten habe, mich in Ruhe zu lassen. Oder ich fühle mich in die Ecke gedrängt. Es ist dann einfach alles zu viel. Es fühlt sich an wie eine Welle, die über mir zusammenbricht und mich mit sich reißt.

Danach fühle ich mich ganz roh. Wie innerlich mit Schmirgelpapier bearbeitet. Und erschöpft. Nicht so sehr körperlich, sondern emotional.

Ich trommel dabei auch schon einmal mit den Fäusten gegen die Wand oder - wenn es ganz schlimm kommt - gegen meinen Kopf oder beiße mich in dem Versuch, die Welle zu stoppen. Inzwischen ist es mir zwei Mal gelungen, einen solchen Ausbruch anders auszuhalten. Ich kann es nicht stoppen oder aufhalten, aber ich habe zB mit den Füßen auf ein Kissen getrommelt oder bin ein anderes Mal einfach losgelaufen.

@Eva-Maria : Was du zu deinem „regelmäßigen Burnout“ schreibst, kommt mir ein bisschen bekannt vor. Ich habe vor ca. 4 Jahren das erste Mal eine ähnliche Situation erlebt. Ich saß morgens am Küchentisch und dachte „Ich stehe nicht auf. Ich kündige. Jetzt.“ Ich habe mich dann erst einmal zwei Wochen krank schreiben lassen, danach ging es wieder. Und seitdem… alle Jahre wieder.

Ich habe auch schon einmal überlegt, ob diese Wutausbrüche eher eine Art Meltdown sind… beim letzten Mal ist es mir im beruflichen Kontext passiert und von der Blamage habe ich mich immer noch nicht richtig erholt.

Ich habe noch kein Patentrezept, damit umzugehen. Es wäre natürlich super, vorher zu erkennen, worauf es hinausläuft. Daran arbeite ich noch. Immerhin gelingt es mir anscheinend ab und zu, während eines solchen Zusammenbruchs noch klar zu denken. Dann kann ich ein bisschen steuern, was ich tue. Aber abkürzen oder rausholen geht nicht. Einfach die Welle mitreiten…

VG
Lyshira

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Liebe @Eva-Maria, @Chaosqueen96 und @Lyshira,

ihr habt mir gerade echt die Augen geöffnet, mit dem, was ihr über die Wutausbrüche oder besser eben die Meltdowns geschrieben habt und wie ihr euch davor und danach gefühlt habt…

Es fällt mir immer noch schwer, so etwas bei mir direkt zu erkennen und einzuordnen. Aber durch eure Schilderungen sehe ich es nun zum Glück.

Auch ich habe seit ca 14 Jahren diese Meltdowns, alle halbe Jahre wieder.

Manchmal schlimm, eben mit selbst schlagen, manchmal weniger intensiv.

Bisher habe ich das immer auf Depression geschoben und versucht mich wieder positiv zu stimmen.

Jetzt merke ich, vorallem eben durch eure Worte, dass ich viel mehr prophylaktisch ran gehen muss.
UND GNÄDIG MIT MIR SELBST :pray:

Danke danke danke, dass ihr das mit uns geteilt habt!

Ich wünsche uns allen einen guten Wochenstart und dass wir noch besser auf uns Acht geben :green_heart:

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Zum Thema Hochbegabung, ADHS und ASS.
Unser Sohn hat eine ADHS-Diagnose, ist wahrscheinlich auch im ASS und hat ohne Medikamente einen IQ von 125, wobei das an der schlechten Verarbeitungsgeschwindigkeit liegt, sonst läge er in der Hochbegabung.

Es ist nicht so, dass unser Sohn den Eindruck macht, Einstein zu sein.
Der pendelt wild zwischen Genie und Toastbrot und das ganze mit Schulnoten, die durchschnittlich und ohne Medikamente im Bereich 3-4 liegen.
(An die haben wir uns bisher, in Absprache mit seiner Therapeutin, nicht dran getraut, u.a. auch weil ich die Befürchtung habe, dass seine ASS-Anteile dann stärker werden. Das kenne ich von einem Jugendlichen aus dem Bekanntenkreis und habe das auch schon öfter von Leuten gelesen, die von beidem betroffen sind.)

Ich selbst bin unserem Sohn sehr ähnlich. Seine Therapeutin vermutet bei mir das gleiche, diagnostiziert aber nur Kinder.
Bei mir ist es so, dass ich mir, wie Du, etwas dämlich vorkomme und gerade nicht besonders intelligent. Das liegt vermutlich daran, dass ich von intelligenten Menschen ohne Einschränkung umgeben bin, die komplett mitbekommen, was in Gesprächen gesagt wird und denen zuverlässig einfällt, was genau sie irgendwo gehört oder gelesen haben und nicht nur die Hälfte davon.
Oben drauf kommt, dass ich mich extrem schnell verunsichern lasse, besonders von Leuten, denen ich nicht wirklich vertraue, wie im Berufsleben. Dann weiß ich z.T. gerade noch, wie ich heiße, aber das war es dann auch.
Ich funktioniere nur wirklich gut, wenn mir niemand auf der Pelle hängt, ich mein Halbwissen noch mal überprüfen kann und Zeit habe.

Wenn Du einen neurotypischen Menschen mit Hochbegabung die ganze Zeit ablenken würdest und ihm Fakten nur ganz kurz und undeutlich mittteilen würdest, würde der auch nicht mehr besonders gut performen…
Intelligenz ist nicht gleich Leistungsstärke. Man muss die PS auch auf die Straße kriegen, und genau daran hapert es bei unsereins.

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Hallo Chaosqueen,

ich finde mich 1:1 in Deinen Darstellungen wieder. Mir macht die Komorbidität so sehr zu schaffen, dass ich nicht in der Lage bin, die Differenzen verbal oder schriftlich zu erfassen. Doch Du hast mir 1:1 aus der Seele gesprochen und ich kann jedes einzelne Wort für mich unterschreiben.
Ich bin Betriebswirtin mit Sozialarbeiterseele, bin 53 Jahre, spät diagnostizierte ADHSlerin mit der Komorbidität ASS… Für manche cool, für mich eine Höchststrafe!!!

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Hi! Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: ADHS in Verbindung mit ASS und das ohne Medikamente: Chaos pur.
Und ja: bei behandelter, medikamentös eingestellter ADHS wird der Autismus stärker. Was lediglich bedeutet: ENDLICH kann das volle Potential des Betroffenen/der Betroffenen ausgeschöpft werden. ENDLICH ist es möglich, Dinge zu Ende zu bringen und die Spezialinteressen zu leben.
ENDLICH kann ich ICH sein.
Mein Autismus ist nicht von mir zu trennen. Ich bin keine Person mit Autismus. Ich BIN Autistin. Und seit meine ADHS medikamentös eingestellt ist, also die biochemische Störung im Kopf, meine „Diabetes im Kopf“ behandelt wird, kann ich endlich die sein und leben die ich bin.
Ja, der Autismus wird stärker, soll heißen: die Persönlichkeit darf endlich gelebt werden. Und all die Freude, die Autismus in sich birgt. Das Reinfuchsen und Versinken in die Spezialgebiete, die Leidendchaften für diese Themen. Jetzt kann ich mehr und mehr in diesen Themen auch tatsächlich Spezialistin werden.
Und sensorische Empfindlichkeiten sind nicht nur negativ.Sie haben eine starke positive Seite, die ich jetzt endlich auch leben kann. Ich bin jetzt diejenige, die als einzige Erwachsene in der Gruppe sich in den Schnee wirft um einen Schneeengel zu machen und dabei die kalten Schneeflocken auf der warmen Haut genießt, die den Duft von frisch geriebener Kurkuma so fantastisch findet, dass sie es unbedingt sofort jemandem erzählen muss, die bei einem wunderschönen Sonnenuntergang vor Freude anfängt zu weinen….Und vor den anderen, ungewollten sensorischen Eindrücken kann ich lernen mich zu schützen. Bei unbehandelter ADHS sind die mir in dem ganzen Chaos nämlich gar nicht aufgefallen.
Also ja: Autismus kann sehr viel Leid beinhalten, aber auch nur, wenn er nicht gelebt werden darf.
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass Autismus weniger als Störung, sondern viel mehr als Bereicherung angesehen wird. Von den Betroffenen selbst, als auch von der Gesellschaft. Nicht ich bin diejenige, die „gestört“ ist. Es ist unser System und die Gesellschaft, die Vorurteile und der Ableismus, der mich in meinem Sein stört.

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Präsenter, zuweilen wird dieser auch akzentuiert, was zu einem „verstärkt werden“ Gefühl führt, durch den Stress, des neuen ungefilterten Erlebens. Diese Akzentuierung, geht aber nach einiger Zeit, wieder zurück und ist Teil des Stress. Der Autismus bleibt natürlich bestehen, denn dieser war, sofern es sich um den primären Autismus handelt, schon von Anfang an da, man hat es nur nicht gemerkt, aufgrund der Impulsivität und sonstigem, eines, darüber liegendem, ADHS.

Dies nehme ich ebenfalls so wahr, anfangs, zwar etwas ängstlich, doch mit der Zeit, mehr und mehr, Selbstbewusst und neu gestärkt, durch das erkennen und Wissen, des vermutlich, Autistischen selbst.

So ein, durch Medikament, aufgebauter Reizfilter, ist schon was tolles, wenn vorher, nur ein kaputter Vorlag, durch das ADHS. Man merkt dann, dass erste mal genau, was einen so stresst und auslaugt, und kann sich, eben vor diesem gezielt Schützen, ich empfehle Loop Earplugs oder ähnliches, und Sonnenbrille, bei bedarf.

Das Problem mit der Kategorialen Normalität, ein Mensch mit einer Länge von über 2 Metern ist, laut eben diesem Konstrukt, Krank. Niemand aber würde behaupten, dass ein Basketballspieler, mit dieser Länge Krank wäre oder gar, Entwicklungsgestört.

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Hallo alle zusammen, Ich (w22) habe tatsächlich die Doppeldiagnose AuDHD, bzw. ASS und ADHS, wenn auch erst seit kurzem!! Ich hatte den beginn des Beitrages und der Diskussion gelesen, gegen Ende war mir das aber zu viel um dann doch alles durchzulesen. Ich wollte meine Perspektive etwas teilen da ich ja bereits beide Diagnosen habe und sie auch zusammen bekommen habe. Bei mir verstärken sich die Symptome beide teilweise sehr während andere sich ausgleichen.
Verstärken tut sich zum Beispiel dass Aufgaben mich enorm überwältigen und überfordern. Mein ASS Hirn ob freiwillig oder nicht strukturiert meinen Tagesablauf bereits vor und ich brauche das um überhaupt erstmal in der Lage sein zu können die Aufgaben anzugehen. Der ADHS Teil wiederum zerstört die ganze Planung weil zu leicht abgelenkt, die Zeit nicht war genommen, und und und und wenn es damit einmal angefangen hat es das, Tag is im Eimer, ich kann nichts weiteres machen AUßER natürlich wenn das Adrenalin bei Dringlichkeiten kommt. Und das war Jahre Lang mein Alltag, insbesondere seit dem ich ausgezogen bin. Dazu gehörten Aufgaben wie einkaufen gehen, essen zu bereiten, Wäsche waschen, aufräumen, etc. Ich selber schreibe mir Regeln dafür vor, verpasse dann die „vorgeschriebene“ Zeitintervalle und muss es verschieben und verschieben und verschieben. Sehr viel Frust. Wenn ich aber jemanden an meiner Seite habe der mir Rhythmus und damit Struktur gibt gehe ich darin auf: Es geht mir viel besser und ich habe mich selber und mein leben mehr im Griff.
Was sich wiederum ausgleicht sind die ADHS Symptome in bestimmten Umfeldern wo ich andere Regeln einhalten muss, wie zum Beispiel Schule, Arbeit oder Universität. Mann muss pünktlich sein, vorbereitet sein und aufpassen. Dazu gehört für mich die „richtige“ Körperhaltung, die „richtige“ Mitarbeit, der „richtige“ Augenkontakt mit zb. Lehrperson etc. um nicht negativ aufzufallen und „mitzuspielen“. Das einhalten dieser Regel maskiert viele ADHS Symptome sehr gut, auch wenn sie nur in der Erscheinung maskiert sind wie zb. schlechtdurchdachte und schnell hingekrickelte Vorbereitung von der Bahnfahrt zum Seminar.
Ich empfinde es als sehr interessant wie ADHS und ASS zusammen agieren, sich ergänzen oder einem das leben noch schwerer machen.
Ich kam am besten klar als Leute mir geschildert haben wie die Symptome sich bei ihnen geäußert haben, also würde ich gerne meine Beispiele für die aufgezählten punkte von Chaosqueen nennen.

  • Strukturen sind ein muss, was nicht bedeutet dass ich alles wie ein Studenplan ausgearbeitet habe. Kann den Plan aber leider nicht einhalten weswegen alles danach dann zerfällt.
  • Überraschungen sind das schlimmste und das in verschiedenen arten und weisen. Ab und an verliere ich die Möglichkeit Gedanken zu formen und zu sprechen für mehrere Minuten. Das liegt daran dass ich die Situation verstehen muss um reagieren zu können und die Informationen die ich wahrnehme und durch meinen Kopf kreisen zu viel sind und einfach stillstand. Das kann sich natürlich noch länger ziehen. Allgemein ist es aber, weil ich nicht „natürlich“ handeln kann und Überraschungen mit viel Druck und Erwartungen bekommen. Man muss also richtig reagieren und das ist echt schwer ohne alle Informationen (die bei einer Überraschung natürlich fehlen)
  • Ordnung im Sinne von sortieren - es gibt einem eine Art Kick und macht einen glücklich, andererseits bekomm ich nen autistic meltdown wenn jemand meine Muss-Ordnung kaputt macht und dann geht eh nichts mehr. Ich habe das auch mit Essen. Auf meiner Gabel/ Löffel muss von allem was Teil der Speise ist etwas drauf sein ansonsten ess ich es nicht. Ich teil mit mein essen also so ein dass ich bis zum letzten Biss von allem was essen kann ansonsten muss ich nach legen oder esse nicht weite. das geht einfach nicht.
  • fehlende sozialkompetenzen - dieses „natürliche“ verhalten ist einfach nicht da von alleine, das hab ich erst angelernt durch Bücher, Filme und analysieren meiner Umgebung und trotzdem bekomm ich es nicht hin. Ich verstehe andere Menschen oft nicht und muss viele Nachfragen stellen um antworten zu können. Es ist halt wirklich alles Analyse abhängig weswegen es viel leichter wird wenn man die Menschen kennt und somit mehr Infos hat. Das geht einher mit Skripten - üben und planen von Konversationen. Bei oberflächlichen Kontakt „spiele“ ich das dann einfach ab. Es klingt vielleicht übertrieben wenn ich vom Analysieren rede, aber genau das ist es was mein Hirn benötigt. Alle relevanten Informationen um es logisch nachvollziehen zu können. Und das auch mit Körpersprache und blickkontakt. gib mir ein Strichwort und ich verhalte mich jedes mal gleich und nehme die antrainierte Körperhaltung und - man kann es nicht Blickkontakt nennen - starre dir in dein Linkes Auge mit seltenem bewussten wechseln für eine Sekunde ins rechte. Das ist alles sehr bewusst und mit Absicht. Ohne würde das nicht kommen.
  • introvertiert sein und wenig Energie - das wenig Energie haben kommt von den ganzen extra wegen die der Kopf gehen muss um sich anzupassen und mitzuhalten, egal wie schlecht wir es hinbekommen. Die ganze Zeit so gestresst und unsicher zu sein und alles analysieren zu müssen ist einfach anstrengend. Und dann kommen noch die ganzen Reize dazu… natürlich kann man sich davon am besten erholen wenn das alles einfach nicht präsent ist
  • sensorisch sensibel - heller Himmel und ich kann nur noch auf den Boden gucken, Schilder in der Kleidung oder unangenehme Stoffe (auch wenn andere die angenehm und wich finden???) und ich spüre es konstant die ganze Zeit und möchte mich häuten, Geräusche die andere nicht wahrnehmen machen mich verrückt, in Konversationen mir Hintergundgeräuschen versteh ich die Leute nicht weil ich zu viel gleichzeitig höre. Die Leute neben mir denken ich hab nicht zugehört weil sie alles verstanden haben und ich habe ein echt gutes Gehör. mache Texturen wie gemalte Wände, raues irgendwas etc. und ich ich könnte wirklich heulen und es schüttelt mich. Es tut mir wirklich körperlich weh und blockiert alle gedanken. All das schallt auch in meinem Bewusstsein noch Minuten lang nach auch wenn ich es nicht mehr in dem Moment körperlich spüre, der Leidensdruck ist da.
  • ich habe keine wilden Specialinteressen, sondern bei mir sind es schon immer normale Interessen gewesen wie Musikgruppen, Buch/Filmreihen, Computerspiele, Hobbies etc… Ich wollte aber schon immer alles dazu wissen und habe das wissen gesammelt und ganz von alleine auswendig gelernt. Als ich in der 5. Klasse war habe ich zb. Charaktere aufgelistet, ihre Beziehungen, ihren Charakter etc. und Bücher mit allen Infos angefertigt. jedes mal waren es Interessen die mich förmlich aufgezogen haben und Teil meiner Persönlichkeit geworden sind. Die Interessen hatten zwar leichte shifts wie zb. von der einen Band zu einer anderen, aber im Prinzip alles sehr konstant und langfristig

manche Punkte gehören meiner Meinung nach zusammen, deswegen sind es weniger. Ich habe mich zwar erst seit einem Jahr damit auseinandergesetzt, mir wurde aber während der ganzen Zeit regelmäßig gesagt dass ich sehr reflektiert bin und das ganze gut einordnen kann - mir selber helfen kann ich leider nicht hahaha. Bin offen für Rückfragen

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Herzlich willkommen @karoo!

Vielen Dank dafür. Sehr mutig und eindrucksvoll, dass und wie du dich beschreibst, gleich in deinem ersten Post.

Das geht sogar ohne ASS :upside_down_face:

Nimmst du Medikamente? Würdest du sagen, deine ASS reglementiert dein ADHS? Was sind deine Dopaminquellen, was belohnt dich?

Hallo und :heart: Willkommen @karoo :grinning:

Hallöchen,

ich hab mal quer gelesen hier und abgespeichert.

Im August letztes Jahr habe ich meine ADHS und ASS Diagnose bekommen. Das ADHS wunderte mich wenig, so verpeilt wie ich mein Leben lang immer schon war. Aber ich soll Autistin sein? Wie bitte? Selbst mein Therapeut fiel aus allen Wolken als ich mit dem Bericht vom Psychiater kam.

Aber ja, er hatte recht. Ist bin Autistin. Jetzt ergibt alles Sinn. Das Puzzle fügt sich nach und nach zusammen.

Aktuell struggle ich sehr damit. Ich erlebe eine Art Identitätskrise. Kennt das jemand? Ich habe den Eindruck nicht mehr zu wissen wer ich bin. Was Maske ist. Was Charakter ist… falls das jemand kennt, habt ihr Tipps?

LG

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Ja ist scheiße, zuweilen sehr anstrengend, beängstigen bis hin zum verzweifeln, ich hatte mal irgendwo gehört, dass man eigentlich auch ein wenig alles ist. Sprich teile der Maske/ Masken, man führt diese alle, im besten Fall, zusammen und entledigt sich dem nervenden, schädlichen Rest. Ich weiß gar nicht ob es eine Perfekte Lösung dafür gibt, ist sehr anstrengend.

Orientieren kann man sich an seinem, meist natürlichen Verhalten, dass man zeigt, wenn man sich selbst, in ruhe, zuhause ist, die Momente, wo es einem gut geht. Das ganze macht man natürlich mit einer riesigen Portion, Selbstakzeptanz und Zeit, ist wohl ein ziemlich langer Prozess, vielleicht geht’s auch bei manchen schneller. Ich wünsche dir viel Erfolg, bleib dran und du bist gut so wie du bist. :heart:

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Meine Tochter ist autistin und hat adhs… sie hat auch ein signifikant tieferes ergebnis beim räumliche visuellen denken. Dabei hab ich im Gefühl das müsste ausgeprägter sein bei autisten und adhs?
Bei räumliche visuell hat sie: 102 indexwert und bei Verarbeitungsgeschwindigkeit 108.
alle andern Werte lagen bei 133-145.

Kennt ihr euch da besser aus?

Ich habe dagegen einen Porsche im Kopf aber nur Fahrradbremsen und bin sehr sehr visuell veranlagt. Alles wirklich aaaaalleees sind bilder.
Bei Musik sehe ich farbige wellen. Bei klassischer Musik, einem Komplexen Stück überlagern sich zu viele Wellen. Da verschmilzt es dann zu einem Ganzen… allenfalls noch alzentuierungen anderer Instrumente bzw. Melodien oder Rhythmen.

Ich weiss nix über sinestesie… wie heisst / schreibt sich das?
:face_with_monocle:

Hi @LaBatti,

Nein, muss es nicht.

Es gibt Wort-, Struktur- und Bilderdenker - wiederum auf einem Spektrum.

Unter den Bilderdenkern gibt es welche, die Gegenstände nicht drehen aber spiegeln können und umgekehrt.

Manche können ihre Umgebung aus einer Vogelperspektive wie eine Landkarte sehen, andere wiederum können keine 2D Figuren erkennen, sondern sehen alles in 3D und wiederum andere haben ein so hervorragendes visuelles Vorstellungsvermögen, dass sie Objekte in ihrer Position bzw. ihre Außensicht ändern können und zudem in einen „Körper“ hineingehen können.

Synästhesie

VG

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So ein paar Sachen davon kann ich sogar. Tendiere aber leider Richtung Afantasie, was die Bildliche Vorstellung sehr einschränkt, wenn ich die Umriss/ Schemenhafte Bildgedanken aber manipuliere, drehe, umkreise sehe ich sie länger und etwas besser, auch kann ich ran Zoomen und so die Details besser erkennen aber es bleibt leider nur sehr unscharf. Wenn ich Situationen beschreibe, Baue ich diese mit offenen Augen nach und zeige dies mit den Händen wo was und wer, räumlich, ungefähr war, wie bei einem Modell. Gesichter kann ich mir gar nicht vorstellen, nicht mal die meiner nächsten Verwandten.

Ich probiere mich noch aus, Blicke da noch nicht so richtig durch, was „Normal“ ist und was anders…
Mustersuche, Räumliche Wahrnehmung ist wohl bei mir sehr gut, meinte meine Therapeutin mal. Gut ich stelle auch Gegenstände um, die nicht dort stehen, wo sie mal in der Vorstunde standen, wenn ich gestresst bin bei ihr. :grin: Kann’s nur empfehlen, beruhigt.

Edit: Hach total spannend, wusste bis vor 1 1/2 Jahren nicht mal das es sowas überhaupt gibt und es manche Menschen ein wenig anders machen als andere, was auch ok ist.

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Kannst du dir Gesichter generell gut oder schlecht merken?

Ich erkenne Personen in der Regel beim ersten mal wieder. :+1:

Mich interessiert das gerade total. Daher frage ich einfach mal ganz direkt: Einige hier formulieren, dass sie Autist:in sind und ADHS haben. Das eine wird zur Persönlichkeit gezählt, das andere eher pathologisch definiert. Warum ist das so? Wo liegt für euch das Unterscheidungsmerkmal? (Das frage ich komplett wertfrei, ich bin da einfach sehr neugierig, da mich das Konzept der Neurodiversität zum Beispiel auch fasziniert.)

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Für mich sind die Merkmale, die letzten Endes die Autismus-Diagnose ergeben haben, die, die mich zu einem großen Teil als Mensch ausmachen. Das bin ICH.
ADHS hingegen ist die schlecht sitzende Kleidung des besagten ICHs.

Deswegen war die ASS-Diagnostik eine viel persönlichere Sache für mich als die der ADHS.

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@yoshii Danke für die Erklärung.:pray: Ich muss ehrlich zugeben, dass ich es trotzdem nicht so ganz verstehe. Ich selbst habe aber auch nur eine ADHS-Diagnose. Und ich muss es auch nicht verstehen. Ich glaube Leuten wie dir, die es viel besser beurteilen können als ich, weil sie es beides kennen und entsprechend vergleichen können.

Edit: Damit meine ich explizit nicht, dass ich Autismus pathologisch sehe. Tue ich nicht. Sondern ADHS ist für mich persönlich (was individuell ist) ebenfalls ein Teil meiner Persönlichkeit, der mich mit ausmacht als Menschen. Das meine ich eher damit. Ich weiß, dass das viele kritisch sehen. Völlig in Ordnung. Mich interessiert die unterschiedliche Akzeptanz bei Autismus und ADHS halt nur total.

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