Autismusverdacht abklären lassen?

Hallo ihr Lieben, ich hatte den Text erst in einem alten Thread untergebracht, aber ich schätze, dass ich da keine Reaktion drauf bekommen werde. Also hier ein neuer Thread. Ich war erst unsicher, wo ich das Thema unterbringen soll, weil es nicht um ADHS geht. Also hier mein Text:

Dazu kurz noch der Fakt, dass ich und auch mein Mann sehr wahrscheinlich ADHS sowie Autismus haben.
Ich habe zwei Töchter, 7 und 5 Jahre. Die Große ist in der zweiten Klasse und seit der Schule haben große Probleme ergeben, wenn sie kein ADHS nach Lehrbuch hat, fresse ich einen Besen! Zappelphillip vor dem Herren! Hat aber auch autismusartige Meltdowns. Also bei ihr ist so oder so klar, wir brauchen Hilfe, sind mit Lehrerin und Schulpsychologin in Kontakt und haben da nächste Woche einen Gesprächstermin, außerdem haben wir diesen Freitag einen Termin beim Kinderarzt, dem ich vorab per Mail die Problematik geschildert habe.

Nun habe ich aber auch eine Vermutung in Richtung Autismus bei der Kleinen, ADHS würde ich bei ihr nicht vermuten. Sie ist längst nicht so auffällig, wie die Große und seit kurzem, spielt sie auch ab und zu mit anderen Kindern im Kiga. Ich schätze dad Kiga Personal würde nicht sagen, dass es Probleme gibt und auch zuhause ist sie oft eher unkompliziert, aber nicht unauffällig. Meine Überlegung ist, ob eine Diagnostik überhaupt sinnvoll ist und ob sie auffällig genug wäre, um eine Diagnostik anstreben zu können und nicht abgelehnt zu werden.
Mein Verdacht beruht auf fehlendes soziales Interesse, anscheinend komplette Unfähigkeit Stimmungen von uns wahrzunehmen und zu berücksichtigen. Zb:

  • Sie fordert oft hartnäckig Dinge ein, die ich ihr nicht geben kann, weil nicht vorhanden und auch wenn ich verzweifle und weine hört sie nicht auf.
  • Sie findet Dinge unangebracht witzig, obwohl ihr klipp und klar vermittelt wird, dass es ernst ist, zum Beispiel, wenn ihre Schwester vor ihr wegrennt, weil sie etwas nicht möchte, rennt sie lachend hinterher, während die Große teils weinen muss.
  • Sie hat Phasen, vor allem nachts, wenn sie mal aufwacht, in denen sie penetrant bestimmen will, wie ich zu liegen habe, wo mein Arm nicht sein darf (ob angewachsen oder nicht) und wie die Decke auf ihr zu liegen hat, wobei ich sowieso alles nur falsch machen kann. Diese Phasen haben zum Glück mit zunehmendem Alter rapide abgenommen, kommen aber immernoch ein paar mal im Jahr vor.
  • Sie hat lange Phasen in denen sie auf Themen oder Beschäftigungen fixiert ist. Lange war es puzzeln, wobei sie mit 2 auch schon Puzzle für 4 bis 5 Jährige schnell beendet hat. Dann haben wir ca ein Jahr jeden Abend Yakari als Hörspiel hören müssen, oft auch immer wieder gleiche Folgen hintereinander, momentan ist es Dragons, auch bald ein Jahr lang und über Wochen immer dieselbe Folge.
  • Sie kratzt vor allem im Bett immet an ihrem Bauchnabel rum (stimming) und das hat schon sehr früh angefangen, ich wüsste nicht, wann sie das nicht gemacht hätte.

Keine Ahnung, ob es relevant ist, aber ich würde auch sagen, dass sie überdurchschnittlich intelligent ist, vor allem vom sprachlichen Aspekt her, mit 20 Monaten hat sie bereits komplette, grammatikalisch meist richtige Sätze verwendet, sie benutzt auch schon immer die ich-Form und hat nie über sich in der dritten Person gesprochen. Sprachlich drückt sie sich sehr gewählt aus und verzaubert alle mit ihren erwachsenen Ausdrucksweisen (ist zugegeben auch echt niedlich, wenn ein kleines Kind mit süßer Piepsestimme wie eine Große redet).
Allerdings hat sie einen guten Humor, versteht Scherze, macht Scherze und weiß auch wann wir Ironie/Sarkasmus anwenden bzw erkennt sie, dass das quatsch ist, was wir sagen und es doch anderweitig der Fall ist. Das kann die Große nicht, da müssen wir immer direkt sagen, dass wir quatsch erzählt haben und der Gegenteil der Fall ist.

Die zwei sind eh komplett unterschiedlich, die Große ist mega empathisch und mega sensibel und die Kleine halt echt gar nicht, die zwei können aber auch wunderbar miteinander Rollenspiele spielen. Wobei die Kleine oft den Ton angeben will und die Große oft nachgibt um der Harmonie willen…

Womöglich bin ich eben etwas ausgeschweift :sweat_smile:.
Ich brauche jetzt nur Argumente für und gegen eine Diagnostik bei der Kleinen und vielleicht auch Tipps, wie ich das am Besten angehe, um nicht abgewiesen zu werden.

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Hallo,

mir fallem irgendwie nie Argumente ein, die gegen eine Diagnostik sprechen würden. Denn ich bin großer Fan von Klarheit. Ich selber habe meine Diagnose auch erst mit 40 bekommen (adhs)und war zeitweise traurig es nicht eher gewusst zu haben. Es hätte mir als Kind und Schülerin einiges erleichtert. Mein Sohn ist vermutlich auch von Adhs betroffen und wir haben im Dezember einen Termin bei einer Kinder-und Jugendpsychiaterin.
Für mich sind vollgende Argumente wichtig:

  • gezielte Therapieformen (ergo, verhaltenstherapie)
  • Verständnis im Umfeld
  • Schule ist informiert (wäre informiert)
  • Nachteilsausgleich
  • gezielte Hilfsmittel
  • Kind kann man erklären, warum das Leben manchmal schwierig ist und das das Kind vielleicht anders ist als andere aber anders sein auch richtig toll sein kann

Mal abgesehen davon, kann auch ich meine Erziehung und meinen Umgang immer wieder anpassen und weiß, dass mein Sohn manchmal einfach nicht anders kann.
Ich hätte mir all das damals gewünscht.

Ich arbeite mit Kindern, bei denen ich häufig auch Elterngespräche führen muss um deren Entwicklung zu unterstützen. Manche Eltern haben Angst,dass das Kind einen Stempel bekommt den es nie wieder los wird. Solche Gedanken, werden oft von Ärzten gepflanzt. Ich finde das sehr traurig. Denn man erspart dem Kind nun mal auch einen Leidensweg in meinen Augen. Ich weiß aber auch tatsächlich nicht,ob es mit einer Diagnose später Schwierigkeiten bei den formellen Dingen im leben haben könnte. Sowas wie Berufswahl, Versicherungen, etc. Also wahrscheinlich schon hätte für mich aber keine Priorität.

Liebe Grüße Frieda

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Ich danke dir. Ich hab nur Angst, dass wir belächelt werden wegen des Verdachts und man uns eben nicht hilft. Vielleicht liege ich ja falsch mit dem Verdacht, deswegen wäre es für meine Gewissheit wichtig zu wissen, ob hier auch andere bei den Punkten sagen würden, dass es möglich wäre. Ja eigentlich dumm zu fragen ob, oder ob nicht. Ich weiß ja selber, wie belastend es ist unerkannt im Spektrum zu sein. Aber ich bin durch eigene Erfahrungen bei der Therapiesuche sehr verunsichert.
Wir haben heute wegen der Großen einen Kinderarzttermin, ich denke ich spreche meinen Verdacht bei der Kleinen auch mal an.

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Ich arbeite in einer Frühförderstelle und wir haben ein paar Kinder, die wir wir im Spektrum vermuten. Wir empfehlen den Eltern immer eine Abklärung, denn nur so können wir im interdisziplinären Team das Kind gezielter fördern, den Eltern weitere Informationen, Institutionen und Hilfestellung an die Hand geben. Mein Tipp wäre erst mal noch nicht das Wort Autismus in den Mund zu nehmen bei Ärzten. Die reagieren manchmal etwas empfindlich darauf. Aber ich würde mir alles aufschreiben, was du beobachtet hast. Den Zettel würde ich mitnehmen. Du beschreibst den Leidensdruck deines Kindes, den Leidensdruck des familienlebens. Und die Besonderheiten deines Kindes. Und das du jetzt der Ursache auf den Grund gehen möchtest und fragst den Arzt, was man tun kann.

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Leidensdruck hat sie selber nicht und wir nur in diesen bestimmten Situationen, welche nicht so oft vorkommen. Bei der Großen hingegen haben wir täglich, mehrere Male richtig Probleme und großen Leidensdruck auf beiden Seiten. Das ist es ja, was mich zögerlich macht. Ich kann so schlecht zum Arzt gehen und sagen, wir haben keinerlei Probleme, aber ein paar Dinge sind seltsam.

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Ja unbedingt alle Probleme ansprechen… aber eben auch die Besonderheiten (puzzle, Intelligenz etc. )

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Danke, mal schauen, was er dazu sagt.

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Hallo Feloidea,

ich hatte bei unseren Kindern phasenweise auch schon den Verdacht, dass sie auch im ASS-Spektrum liegen könnten. Wir hatten wie ihr Situationen, bei denen wir nicht glauben konnten, dass die Kinder sich so schlecht in andere einfühlen können und die Intentionen anderer so falsch verstehen. Sie hatten oft und lang ihren Fokus nur auf einem Thema. Und es kamen noch Reizüberflutung, auffälliges Verhalten beim Essen / Kleidung und teils extreme Wutanfälle dazu.

Inzwischen denke ich eher, dass sie durch ihr ADHS nicht immer in der Lage sind, empathisch zu sein oder die Absichten und Gefühle anderer richtig einzuordnen. Auch bei ADHS gibt es Reizüberflutung, Stimming, höhere Sensibilität und einen Hyperfokus auf Themen / Spiele mit dann hoher Konzentration. Reizüberflutung, emotionale Dysregulation und Impulsivität können zu Situationen führen, die mit einem autistichen Meltdown verwechselt werden können.
Und neurodivergente Kinder haben häufig insgesamt eine verzögerte Entwicklung, soweit ich weiß auch im emotionalen Bereich.
Unser Jüngster nimmt seit einigen Wochen Methylphenidat und es tut ihm während der Wirkzeit sehr gut, vor allem was seine emotionale Steuerungsfähigkeit und Einschätzung von Situationen angeht.

Ich hatte mich viel damit beschäftigt, wie man Kinder mit ASS als Eltern unterstützen kann und einige Methoden bei uns eingeführt. Und tatsächlich scheinen sie den Kinder auch zu helfen, dem einen mehr, dem anderen weniger.

Wir haben hier Wochenpläne (Vorlagen z.B. bei Etsy), damit die Kinder wissen, welche Termine in der Woche auf sie zu kommen.

Wenn die Kinder soziale Situationen völlig falsch einschätzen, benutzen wir die Idee der Social Stories von Carol Gray. Man spielt (legt oder zeichnet) dabei mit Comic-Figuren die Situation nach und überlegt gemeinsam, was der andere in der Situation gedacht haben könnte, bzw. wie er sich gefühlt hat.

Oft hilft es in Verweigerungssituationen die 2 Wege zu beschreiben, die das Kind wählen kann und welche Konsequenzen sie haben (positiv und negativ).
Z.B. von Thomas Girsberger gibt es gute Bücher zu praktischen Hilfen für Kinder im Autismus-Spektrum.

Bei der Diagnostik beim Kinderpsychiater wurde auch vom Psychiater der Verdacht auf ASS geäußert und wir sollten die Marburger Beurteilungsskala zum Asperger-Syndrom ausfüllen. Er wird dort als Screening verwendet, um zu sehen, ob eine weitergehende Diagnostik sinnvoll wäre. Wir lagen weit unterhalb des Cut-Offs in allen Bereichen, was mich sehr erleichtert hat. Den Fragebogen und mit etwas Suche auch die Auswerteregeln findet man online.
Interessant fand ich die Aussage vom Kinderpsychiater, dass Autismus eine tiefgreifende Entwicklungsstörung sei, die nicht mal schlechter, mal besser ist. Unsere Kinder haben und hatten immer schon sehr gute Tage, an denen sie sehr sozial und empathisch sind und auf andere offen zugehen können.

Zu deiner Frage, ob Diagnostik oder nicht. Ich hätte mir auf der einen Seite gewünscht, dass ich früher hartnäckiger an einer Diagnose drangeblieben wäre, weil bei uns irgendwann der Leidensdruck als Familie sehr hoch wurde und die Wartezeiten teils ewig lang sind.
Auf der anderen Seite ist eine Diagnostik für ein Kind auch kein Zuckerschlecken. Es fragt sich, warum es jetzt schon wieder irgendwo hin muss, um irgendwelche Tests zu machen und fühlt sich dabei auch nicht unbedingt wohl. Zurück bleibt je nach Kind trotz Erklärungen auch das Gefühl, irgendetwas stimmt mit mir wohl nicht.

Ich würde außerdem davon ausgehen, dass es ohne Leidensdruck und bei leichten Auffälligkeiten keine so schwerwiegende Diagnose bei einem so jungen Kind geben wird. Für mich ist sie gerade für ein Kind schwerwiegend, weil sie einmal gestellt, bleibt und zumindest in Deutschland als Behinderung gilt. Und tatsächlich gibt es dadurch Nachteile in Bezug auf Versicherungen oder Berufswahl.
Es ist also wichtig, abzuwägen, ob die Diagnose dem Kind einen Vorteil bringt. Bei ADHS gibt es Stimulanzien und Therapien, bei ASS mit Glück passende Verhaltenstherapie, bei uns in der Region wohl nur Eltern-Coaching für ASS, auch mit sehr langen Wartezeiten.
Viele Anlaufstellen diagnostizieren bei jungen Kindern auch höchstens einen Verdacht.

Ist deine Tochter denn schon in der Schule oder Vorschule? Bei uns hatten sich bei einem Kind Probleme mit der Aufmerksamkeit erst in der Schule gezeigt, beim anderen in der Vorschule, bei einem von Anfang an. Mein Ratschlag wäre also eher, noch etwas abzuwarten, wie sich deine Tochter weiter entwickelt, und dann gegebenenfalls eine Diagnostik zu machen, wenn sich weitere Probleme zeigen.

Aber wie du an Friedalines Antwort siehst, gehen die Meinungen da weit auseinander :smile:. Ich hoffe, du findest in unseren Antworten gute Gedankenanstöße, um für euch die richtige Entscheidung zu treffen.

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Danke dir.
Diese auseinandergehenden Meinungen sind auch genau die, welche in mir kämpfen. Sie ist jetzt in der Vorschule. Im Gegensatz zu meiner Großen, macht sie halt so gar nicht den Eindruck unkonzentriert zu sein oder hibbelig. Bei der Großen war das schon in der Kindergartenzeit recht auffällig, wo mein Mann und ich immer scherzhaft meinten „ADHS“, aber ich war damals nicht gut informiert und wusste nur, dass die Diagnose bei aufgeweckten Kindern eh oft zu schnell fällt und daher haben wir das nicht wirklich gedacht. Dasselbe haben wir schon immer mit der Kleinen aber in Richtung Autismus. Aber womöglich war ich als Kind genauso wie die Kleine.

Ich werde es heute mal ansprechen und den Kinderarzt nach einer Einschätzung fragen.

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Vielleicht noch mal im Blick halten , dass bei einem Geschwisterkind mit sehr auffälligen und anstrengenden Verhaltensweisen das andere schnell unter dem Radar fällt.

Habe hier schon öfter gelesen, dass Erwachsene mit später Diagnose berichten das ein Geschwisterteil eine Diagnose hatte. Dieses Geschwisterteil sei dann so auffällig gewesen und immer im Fokus und somit alles was weniger auffällig war unbewusst als „nicht Diagnose notwendig „ gesehen wurde.

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Danke, das stimmt. Für uns sind auch viele Dinge normal. Die für andere schon sehr auffällig sind. Habe ich gemerkt, als ich bei den Hausis ein Video gemacht habe und dachte… puh, heute ist sie sehr umgänglich, ob dad überhaupt Aussagekraft hat? Und ich habe es zwei Freundinnen gesendet und denen ist es sehr klar aufgefallen, wie schwerwiegend das ist. Ich habe ein Video von der einen zurückbekommen von der Hausisituation ihres Kindes und boah, das ist ein Unterschied von Tag und Nacht, sie bewegt sich gar nicht in den 2 Minuten und ist konzentriert an ihrer Aufgabe :sweat_smile:.

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Mein Kind (schon bald nicht mehr) im ASS hat da eine ganz klare Haltung. Je früher es Möglichkeiten gibt Hilfe zu erhalten, desto besser. Wir haben die Diagnose erst in der weiterführenden Schule erhalten.
Wäre es eine körperliche Beschwerde würden wir doch auch zum Arzt gehen und das abklären lassen.

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Hallo Feloidea :hugs:

in großen Teilen beschreibst du meine Tochter, die ebenfalls zur Zeit in die Vorschule geht. Bei ihr kommt nur hinzu, das sie ein starkes oppositionelles Verhalten in der Vorschule zeigt, weshalb sie bereits in der Diagnostik ist.

Verschiedene Seiten (Psychiaterin, Erzieher) haben auch schon vorsichtig in Richtung Autismus Andeutungen gemacht (zusätzlich zu ADHS und Hochbegabung). Da sie, wie deine Tochter schon immer gut Ironie versteht, aber auch ein absoluter Chaosmensch ist und Veränderungen/ Neues liebt, glaube ich nicht so ganz dran. Die Schnittmenge von ADHS und ASS ist halt auch recht groß und das eine kann von anderen kaum abgegrenzt werden.

Worauf ich aber eigentlich hinauswollte, sind zwei sehr interessante Dinge, die die jetzige Psychiaterin in der Diagnostik angesprochen hat:

  1. Kommt es wohl häufig vor, dass es bei sehr intelligenten Kindern eine große Diskrepanz zwischen emotionaler und kognitiver Entwicklung gibt. Die emotionale Entwicklung wird i.d.R. aber wieder aufgeholt.
  2. glaubt sie, das es in 20 Jahren die Diagnose „Autismus“ und „ADHS“ so nicht mehr gibt. Sie könnten sich stattdessen in verschiedene Diagnosen aufsplitten, da 5 (?) verschiedene „Schaltkreise“ im Gehirn betroffen sind und „Fehlschaltungen“ in verschiedenen Kombinationen dieser Schaltkreise auftreten können. Deswegen kann es sein, das nur einige autistische Bereiche bei einem Kind ausgeprägt sind.

Zu dem 2. Punkt habe ich leider nirgends Informationen gefunden. Deswegen mache ich ein fettes Fragezeichen dahinter. Vielleicht weiß hier jemand etwas von diesem Ansatz? Finde es mega spannend…

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Ich danke dir. Natürlich könnte auch ihre wahrscheinlich höhere Intelligenz damit zu tun haben, mit dem Thema habe ich mich noch nicht auseinandergesetzt.

Wir hatten jetzt den Termin, er hat sehr stark anmerken lassen, dass er bei dem ADHS Verdacht konform geht, aussprechen darf er da allerdings nichts als Kinderarzt. Er meinte auch, dass er da auch eine sehr hohe Intelligenz sieht bei ihr, aufgrund ihrer Auffassungsgabe etc jetzt beim Termin. Doof isse nicht, das wissen wir, nur neben der Kleinen, hätte ich sie eher als vielleicht etwas intelligenter als der Durchschnitt gesehen. Aber ich habe so auch kaum Vergleichsmöglichkeiten.

Wegen der Kleinen sollen wir mal mit dem Kindergarten reden, wie sie sie einschätzen, ob und welche Problematiken es gibt und dann können wir gerne noch einmal ein Termin mit ihm und der Kleinen vereinbaren.

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Mir kommt das, was du beschreibst irgendwie bekannt vor…
Hierzu was mir eingefallen ist:
In manchen (guten) Kliniken machen sie keine Diagnostik vor ca. 7 Jahren wegen der kognitiven Entwicklung (Intelligenz Testung).
Ich würde allerdings auch früh testen lassen. ABER: Wir haben es damals so gemacht: Privat bei einer Psychologin testen lassen. Die Diagnose bekamen dann nur wir. Mit der Diagnose kann man dann machen was man will, ist ja sozusagen nicht offiziell, aber selber weiß man schon mal Bescheid.
Unser Sohn zb., da dachte ich auch er hat etwas mit Autismus. Mit 2 Jahren ausgezeichnet gesprochen, und ähnliches wie du oben beschreibst.
Daher ließen wir dann 2 Jahre später noch eine Differentialdiagnostik machen. Es stellte sich dann raus, es ist „nur“ ADS und ein recht hoher IQ.
Also trotzdem gut die Vor- und Nachteile abwägen. Die Ärztin bei der Differentialdiagnostik meinte, als ich ihr die autistischen Auffälligkeiten schilderte, „ein paar Punkte bringt ein jeder zusammen, aber er hat keinen Autismus“. :sweat_smile:

Ich möchte hier auch nochmal das Thema Hochbegabung ansprechen. Diese Kinder wirken oft so, als seien sie im Spektum, sind sie vielleicht auch ein bisschen.

Zum Thema ASS Diagnostik möchte ich noch die langen Wartezeiten in den Raum werfen.
„Einfache“ Diagnostik mit den alten Fragebögen bekommt man relativ schnell, also innerhalb eines Jahres. Will man aber eine Diagnostik mit mehreren Beobachtungsterminen, können da gerne mal 2 Jahre bis zur Diagnose ins Land gehen.
Hast du also den Verdacht auf ASS, dann schau dich mal nach Diagnostikstellen um und frage gezielt nach den Diagnostikmitteln, also welche Fragebögen angewendet werden und ob es mehrere Beobachtungstermine gibt. Dann kannst du unter Umständen auf eine Warteliste kommen und einen Termin machen. Meist liegen die weit in der Zukunft. Sollte bis dahin kein Verdacht mehr sein und du z.B. eher eine Hochbegabung sehen, kannst du die Termine ja auch wieder absagen. Oder eben fragen, ob auch in Richtung Hochbegabung geschaut werden kann.

Bis dahin hast du noch Zeit, genauer hinzuschauen.
Übrigens hat unser Kindergarten zwar bei beiden Kindern Besonderheiten gesehen, aber das Personal hat kein Wissen zu ASS und konnte daher auch keine Hinweise in dieser Richtung geben. Da muss man selber zwischen den Zeilen lesen oder gezielt nachfragen, ob das Kind dieses oder jenes tut und wie. Hier kommt dann noch erschwerend hinzu, dass gerade intelligente Kinder gut maskieren können. Sie sind dann außerhalb der Familie bemerkenswert unauffällig, geraten dann zu Hause aber komplett aus den Fugen.

Edit: bei einem 5-jährigen Kind muss man vielleicht auch nicht den Eindruck erwecken, es sei was nicht in Ordnung. Man verkauft die Testungen einfach als normale Vorsorgeuntersuchung. So wie man regelmäßig zum Zahnarzt geht gibt es eben auch Untersuchungen für Geist und Seele. So gesehen wäre das ja eigentlich auch in einer idealen Welt so.

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Habe zufällig gerade das Kapitel zur Frage, ob und wann Diagnostik sinnvoll ist in „Ein Kopf voll Gold“ von Saskia Niechzial gelesen (soweit bisher gelesen empfehlenswertes Buch für Eltern und Lehrer). Sie beschreibt, warum eine Diagnose aus ihrer Sicht immer sinnvoll ist, aber auch, dass man den richtigen Zeitpunkt für eine Diagnostik finden muss.
Das trifft es für mich sehr gut. Hängt aber auch mit unserer Erfahrung zusammen, dass eine frühe Diagnose schwer zu kriegen ist. Vielleicht hätten unsere Diagnostiker aber auch später keine Diagnose gestellt.

Wir haben für unser am eindeutigsten von ADS betroffenes Kind bereits 2 Arztberichte, dass er keine Aufmerksamkeitsprobleme in der Testsituation, also kein ADHS, habe. Das entspricht nur leider nicht seinem Alltag. Mal sehen, was die dritte Diagnostik, dieses mal beim Kinderpsychiater, bringt.

Zu unserem Jüngsten, zu der Zeit fast 6, sagte die Kinderpsychologin gleich, sie stelle in dem Alter höchstens eine Verdachtsdiagnose auf ADHS, bei besonders eindeutigen Fällen. Man müsse den Kindern auch Zeit für Ihre Entwicklung geben. Daher haben wir die Diagnostik dort gar nicht erst angefangen. Für ihn haben wir jetzt eine Diagnose vom Kinderpsychiater und wie gesagt gute Erfolge mit MPH.

Also würde ich bei der Anlaufstelle ggf. gleich nachfragen, ab welchem Alter sie diagnostizieren, falls ihr euch für einen Termin entscheidet.

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Ich bin etwas von den ganzen Antworten erschlagen heute und generell gerade nicht so schreibfreudig, daher fasse ich mich kurz.

Danke, ich werde da mal schauen, aber vorher mit dem Kindergarten Rücksprache halten, zwecks Auffälligkeiten.

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Auch dir vielen Dank. Mir hilft der Input hier schon sehr!

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