Das Problem
Kurz vorweg: Unsere forumstypischen „Spaß-Threads“, Tagebücher usw. sind hier nicht gemeint. Da soll sich jeder ausleben können.
Regelmäßig kommt es hier im Forum dazu, dass Hilfesuchenden in ihren Threads nicht geholfen werden kann und sie manchmal sogar deswegen das Forum oder zumindest den Thread verlassen. Das finde ich sehr schade. Ich teile die Verläufe mal grob in vier Phasen ein:
- Diskussion: Antworten sind noch themenbezogen und meistens konstruktiv.
- Divergenz: Aus den Antworten entspinnen sich assoziativ Nebendiskussionen, die den Thread verwässern und den Hilfesuchenden meist wenig bringen. An dieser Stelle ziehen sich bereits manche zurück.
- Taubenschach: Es entsteht ein emotional aufgeladener Konflikt, der sich hochschaukelt, auf den viele einsteigen und der völlig vom ursprünglichen Thema weggeht. Auslöser ist eine Äußerung aus emotionaler Überforderung, die als Angriff oder Beleidigung empfunden wird.
- Leberwurst Weitere ziehen sich zurück, evtl. auch die hilfesuchende Person. Die Konfliktbeteiligten fühlen sich schuldig, beschämt oder missverstanden, es rumort und schwelt weiterhin.
Wenn wir hier Verbesserungen und Lösungen wollen, müssen wir das Problem in konkrete Baustellen (Module) zerlegen. Und eine ziemlich relevante Baustelle sehe ich sowohl in der autistischen als auch in der autismusgerechten Kommunikation. Damit meine ich überhaupt nicht, dass AUtisten an allem schuld wären. Wie gesagt, Modularisierung. Aber man muss auch anerkennen, dass Inklusion und Toleranz nicht unendlich viel aushalten. Mitarbeit sollte also von beiden Seiten kommen. Um diese Baustelle soll es in diesen Thread gehen. Ich fände es gut, wenn wir in diesem Thread sammeln könnten, was konkret dabei helfen könnte, solchen Problemen, gegenseitiger emotionaler Überforderung und damit entstehenden Meltdowns vorzubeugen.
- Von Autisten wünsche ich mir, dass sie an ihren Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion und Kommunikation etwas arbeiten.
- Von den anderen und mir wünsche ich mir, das wir mit diesen Autisten so sprechen, dass sie überhaupt eine Chance dazu haben. Das ist nur fair.
Falls wir also mit Autisten und ihrer Kommunikation Probleme haben, sollten wir ihnen gegenüber fair sein und es ihnen so erklären, dass es nachvollziehbar ist und Unsicherheit herausnimmt.
- Autisten sind nicht dumm, sondern kommunizieren so, dass es häufig zu Missverständnissen kommt.
- Autisten sind meistens nicht „absichtlich manipulativ“ oder ziehen irgendwelche Dramen ab, die eher zu Persönlichkeitsstörungen gehören.
Dieser verzerrte Eindruck entsteht aber schnell durch die Kommunikationsprobleme und Missverständnisse. Das ging mir leider auch schon so.
Einfache Sprache
Ich mache hier mal den Anfang. Die Einfache Sprache ist eine Methode, nützliche Texte zu schreiben, die von möglichst vielen Menschen verstanden werden können. Sie könnte vielleicht eine Ausgangsgrundlage für alles weitere bilden. Text in einfacher Sprache …
- … enthält hauptsächlich relevante Informationen für die angesprochene Person.
- … macht diese Information leicht auffindbar.
- … ist in verständlicher, schlichter und direkter Sprache formuliert.
- … enthält konkrete Handlungsempfehlungen, damit die angesprochene Person auch etwas damit machen kann.
Konkretes Beispiel für Missverständnisse
Kommt ein Autist in einen Thread und fragt: „Worum geht es hier eigentlich?“
Mir fällt auf, dass diese Fragen oft ignoriert und nicht klar beantwortet werden. Das liegt daran, dass man das bei normalen Leuten schlicht für Trollerei halten würde und gemäß „Don’t feed the troll“ den Thread nicht noch mehr verwässern will. Es fühlt sich auch einfach nicht so wichtig an in dem Moment. Ich vermute mal, dass der Fragende seine Nachfrage aber schon ernst meint und nicht als Trollerei. Und im Unklaren gelassen zu bleiben, verstärkt die innere emotionale Anspannung.
Mein Lösungsvorschlag wäre, dass wir einen Support-Thread für solche Fragen einrichten, in den Autisten ihre Nachfragen schreiben und den betreffenden Thread oder Beitrag dort verlinken. Dann wird nichts verwässert und euch wird hoffentlich schnell weitergeholfen.
So, jetzt seid ihr dran, insb. diejenigen mit autistischer Auslenkung. Wie seht ihr das? Was würde euch helfen? Habe ich etwas falsch dargestellt? Was sind konkrete Probleme und Situationen bei der Kommunikation, die besser gelöst werden könnten?