Bedarfsmedikation schädlich? Ohne Medikamente? Was sind eure Gedanken zu Medikamenten?

@sonnenschein1

Ich nehme seit 3,5 Jahren Antidepressiva und seit 4,5 Monaten Medikinet.
Ich hatte vor der ersten Einnahme große Angst, aber die hat sich gelegt, als ich mit der Einnahme begonnen hatte.

Bei Medikamenten gilt immer: nicht dein Körper, nicht deine Erfahrung!

Ich brauche seeeeehr wenig Medikinet, gerade mal 5mg/10mg. Dafür ist mein Antidepressivum sehr hoch dosiert.
So viele Leute vertragen Pantoprazol, ich habe selbst bei der höchsten Dosis keine positiven Wirkungen, nur Magenschmerzen und ich werde depressiv.

Wenn die Leute, die du kennst, die Medikamente nur sporadisch nehmen, erklärt das einiges. Vorallem, wenn es Elvanse ist. Das ist meines Wissens nach ein Spiegelmedikament. Und die Nebenwirkungen aus den ersten Tagen verschwinden nach 1-2 Wochen auch wieder. Dafür muss man das Medikament aber auch erstmal so lange einnehmen.

Ich habe unretadiertes Medikinet als Bedarfsmedikation; heißt, ich kann es zusätzlich nehmen, wenn ich Abends noch was brauche oder über den Tag hinweg etwas mehr brauche.

Und ich kann sagen, ja, ich verstehe warum eine unretadierte Form abhängig machen kann. Es fühlt sich für mich anders und stärker an, weil die Menge direkt freigegeben wird. Ich bin aber auch Sucht(mittel)affin (nicht Suchtkrank!) und wurde auch dahingehend beraten und das Medikament passend ausgewählt.

Ich würde sagen: Augen zu und durch. Medikamente ausprobieren und den Pessimismus so gut es geht beiseite schieben.

Ich wünsch dir viel Erfolg! :hugs:

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Hallo Sonnenschein,

mir ist noch etwas eingefallen. Über einen längeren Zeitraum täglich dieselbe Dosis eines Medikamentes einnehmen (eventuell variiert je nach Zeitpunkt im Zyklus) ist genau das Gegenteil von Drogenkonsum.

Wer Drogen nimmt, tut dies je nach Stimmung, um ein bestimmtes Gefühl zu erlangen. Und die Dosis steigt tendenziell durch Gewöhnung.

Das kann ich nachvollziehen. Aber deine ADHS ist gerade nicht „du selbst“. Ich bin 58, nehme Methylphenidat seit ich 37 bin und fühle mich viel mehr ich selbst als vorher.

Das Leben ändern, um auch ohne Medikamente glücklich zu sein? Wenn wir keine ADHS hätten, könnte es funktionieren.

Oder anders gesagt, wenn du dein Leben ändern möchtest, um glücklich zu sein, wird es dir mit Medikament vielleicht gelingen.

Ich vermute, die ADHS-ler, die du im realen Leben gesprochen hast, sind im Durchschnitt jünger als ich, haben ihre Diagnose noch nicht so lange und probieren noch Vieles aus - wovon auch was in die Hose gehen kann, das ist ja normal.

Gib nicht zu schnell auf! Deine Mutter macht ja auch gute Erfahrungen mit ihrem Medikament.

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Das ist bei Amphetaminmedikamenten nicht der Fall.
Amphetamin als Droge kann abhängig machen.
Amphetamin als Medikament (Medikamentendosis und oral eingenommen) tut das definitiv nicht.

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Ich nehme Elvanse unter der Woche, am Wochenende nicht
Ich habe keine Probleme an den Tagen, wo ich es nicht nehme. Zum Glück habe ich auch keine starken Nebenwirkungen (selten tlw. leichte Kopfschmerzen, aber die positive Wirkung macht das wett).

@sonnenschein1 Nehme seit 9 Monaten AD und Concerta und bin nicht abhängig, im Gegenteil…

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Darf ich mal fragen, was die Ärzte zum Thema Sucht sagen?.?
Dennnich weiß zum Thema Abhängigkeit bei Morphium und Oxycodon (nehme ich viele Jahre schon), daß wenn man es braucht (starke chronische Schmerzen auch Erhöhungen nach Operationen und später wieder runter) und nach Anweisung es täglich nicht aus Erfahrungen keine Abhängigkeit auslösen, entgegen der früheren und teils noch eerrschenden Bedenken, nur wenn man es massiv missbraucht, die Erfahrung von Abhängigkeit auftritt.

Ist das bei der Combi auch so?

Neben den Infos im Kompendium, ist das hier von ADHS-Deuschland doch ganz einleuchtend, finde ich. Nach dem ersten Abschnitt kann ich es für mich schon mal mit „nicht süchtig“ abhaken:

https://www.adhs-deutschland.de/begleitstoerungen-sucht/adhs-und-sucht

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Hier noch ein paar passende Themen dazu auf adxs.org:

Klapptexte sind geil

Die Frage, ob ADHS-Medikamente abhängig oder süchtig machen, ist eine häufige Sorge bei Patienten und ihren Familien. Wissenschaftlich betrachtet, gibt es hierzu einige wichtige Punkte zu beachten:

  1. Stimulanzien und Abhängigkeit:
    Stimulanzien sind die am häufigsten verschriebenen Medikamente bei ADHS und umfassen Substanzen wie Methylphenidat und Lisdexamphetamin/Dexamphetamin

    Diese Medikamente haben ein gewisses Missbrauchspotenzial, jedoch ist das Risiko einer Abhängigkeit bei therapeutischer Anwendung unter ärztlicher Aufsicht gering. Tatsächlich zeigen Studien, dass die Wahrscheinlichkeit einer Suchtentwicklung bei ADHS-Patienten, die ihre Medikamente korrekt einnehmen, nicht höher ist als in der Allgemeinbevölkerung [1].

  2. Wirkmechanismus und Missbrauchspotenzial:
    Stimulanzien wirken, indem sie die Konzentration von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin im Gehirn erhöhen, was hilft, die Symptome von ADHS zu kontrollieren.

    Diese Medikamente haben ein Missbrauchspotenzial, insbesondere wenn sie in höheren Dosen als empfohlen oder auf andere Weise als verschrieben (z.B. nasal oder intravenös) eingenommen werden. Die kontrollierte Freisetzung und die genaue Dosierung sind entscheidend, um das Risiko zu minimieren [1][2].

  3. Nicht-Stimulanzien:
    Es gibt auch nicht-stimulierende Medikamente wie Atomoxetin (Strattera) und Guanfacin (Intuniv), die bei ADHS eingesetzt werden. Diese Medikamente haben ein geringeres Missbrauchspotenzial und sind daher in einigen Fällen eine bevorzugte Wahl, insbesondere bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Substanzmissbrauch [2]

  4. Selbstmedikation und Substanzmissbrauch:
    Es ist bekannt, dass manche ADHS-Patienten ohne Diagnose oder Behandlung zu Selbstmedikation mit illegalen Drogen oder Alkohol greifen, um ihre Symptome zu lindern.

    Richtig dosierte ADHS-Medikamente können diesen Drang zur Selbstmedikation verringern und somit indirekt das Risiko von Substanzmissbrauch senken [4].

  5. Langzeitstudien und Abhängigkeit:
    Langzeitstudien haben gezeigt, dass eine adäquate Behandlung von ADHS mit Medikamenten das Risiko von Substanzmissbrauch im späteren Leben tatsächlich verringern kann.

    Dies liegt daran, dass die Patienten besser in der Lage sind, ihre Impulse zu kontrollieren und sich sozial und schulisch besser zu integrieren [5]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei der korrekten Anwendung und unter ärztlicher Aufsicht das Risiko einer Abhängigkeit oder Suchtentwicklung durch ADHS-Medikamente gering ist.

Bei einigen Patienten können nicht-stimulierende Medikamente eine geeignete Alternative darstellen, um das Missbrauchspotenzial weiter zu minimieren. Es ist jedoch essenziell, dass die Medikation individuell angepasst und regelmäßig überwacht wird, um die beste Wirksamkeit und Sicherheit zu gewährleisten.

Quellen:
[1] Eindosierung von Medikamenten bei ADHS

[2] Geeignete Medikamente bei ADHS

[4] Substanzmissbrauch mit Selbstmedikationswirkung bei ADHS

[5] Wahl des Medikaments bei ADHS oder ADHS mit Komorbidität

Ach @sonnenschein1

Ich glaube, Du stehst Dir gerade am meisten selbst im Weg und das eigentliche Problem sind nicht die ADHS-Medikamente.

Bitte nicht falsch verstehen. Das soll nicht heißen, dass Du selbst schuld bist!
Du kannst anscheinend gerade nicht anders. Die Angst frisst Dich auf und blockiert Dich.

Du hast in Deinem anderen Thema schon so viele Tipps bekommen:
Soll ich Elvanse abbrechen? Hormone und Nebenwirkungen - ADHS - medizinisch, neurologisch, therapeutisch* / Medikamentöse Behandlung von ADHS* - ADHS-Forum von ADxS.org

Aber Du schaffst Du es nicht, davon etwas umzusetzen, sondern Deine Gedanken kreisen weiter um die Angst (vor Nebenwirkungen, Rebound, bleibenden Schäden, Abhängigkeit, Entzug…).

Du hast Stress, Schlafmangel, einen unregelmäßigen Tagesablauf, Hormonchaos, isst nicht ausreichend nach der Einnahme, machst nach der Einnahme mit leerem Magen auch noch Sport. Das sind alles Faktoren, die sich negativ auf die Wirkung der ADHS-Medis auswirken können. Vielleicht nimmst Du den Focus mal von den ADHS-Medis und schaust, dass Du erst mal in diesen Bereichen etwas positiv verändern kannst. Vielleicht kannst Du Dich auch besser auf die Medis einlassen, wenn der Rest besser „passt“.

Und nochmal als Ergänzung:
Die Medis machen -in therapeutischer Dosis genommen- nicht süchtig/abhängig und man macht keinen Entzug durch, wenn man sie absetzt.

Ach ja, zu den Themen-Fragen:
-Bedarfsmedikation ist nicht schädlich, reicht aber nicht jedem.
-Ohne Medikamente wäre für mich schädlich - weil es mich wegen ständiger Überforderung langsam aber stetig in den Burnout treiben würde.
-Medis sind nützliche Helfer, machen das Leben aber trotzdem nicht zum Selbstläufer.

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Elvanse ist kein Spiegelmedikament (wie z.B. Antidepressiva). Bei denen setzt die Wirkung erst ein, wenn ein gewisser Spiegel im Blut erreicht und konstant ist. Elvanse wirkt dagegen sofort.

Aber:
Elvanse hat eine Halbwertszeit von ca. 11 Stunden, was dazu führt, dass es nach 24 Stunden noch nicht komplett abgebaut ist wenn die nächste Dosis genommen wird. Der Rest vom Vortag addiert sich also zu der neuen Dosis. Bis man bei +/- 0 nach der Einnahme landet, dauert es 3-5 Tage. Dann ist immer so viel abgebaut, wie „nachgefüllt“ wird (nennt sich dann steady state).

Klick: Abbau von Elvanse vereinfacht erklärt

Der Abbau erfolgt nicht linear, sondern exponentiell. Das heißt, nach ca. 11 Stunden ist die Hälfte abgebaut, nach 22 Stunden ist aber nicht die zweite Hälfte abgebaut, sondern wiederum nur die Hälfte von der übrig gebliebenen Hälfte (1/4 der ursprünglichen Dosis) - und 1/4 ist immer noch im Körper.

So halbiert sich jeder verbliebene Rest alle 11 Stunden. Und wenn man nach 24 Stunden eine neue Dosis nimmt, addiert sich der Rest der vorherigen mit der neuen Dosis.

Je nachdem wie schnell oder langsam man verstoffwechselt, kann die individuelle Halbwertzeit auch länger oder kürzer sein.

An Tag 3-5 erreicht man dann den Punkt, an dem sich neue Dosen nicht mehr „aufaddieren“, weil gleichzeitig genau so viel abgebaut wird, wie dazu kommt.

Deswegen soll man 3-5 Tage warten, um die Wirksamkeit zu beurteilen. Wenn 30 mg am ersten Tag o.k. sind, kann es am 2. oder 3. Tag schon zu viel sein, weil eben mehr Wirkstoff im Körper ist, als man am Morgen genommen hat:

Beispielrechnung bei 30 mg (mit 12 Stunden Halbwertszeit gerechnet, weil einfacher):
Tag 1: 30 mg
Tag 2: 30 mg + 7,5 mg (=Rest von Tag 1) —> 37,5 mg
Tag 3: 30 mg + 7,5 mg (von Tag 2) + 1,875 mg (von Tag 1) —> 39,35 mg
Tag 4: 30 mg + 7,5 mg (Tag 3) + 1,875 mg (Tag 2) + 0,47 mg (Tag 1) —> 39,85 mg
Tag 5: 30 mg + 7,5 mg (Tag 4) + 1,875 mg (Tag 3) + 0,47 mg (Tag 2) + 0,12 mg (Tag 1) —> 39,97 mg
Tag 6: 30 mg + 7,5 mg (Tag 5) + 1,875 mg (Tag 4) + 0,47 mg (Tag 3) + 0,12 mg (Tag 2) + 0,06 mg (Tag 1) —> 40,03 mg
Tag 7: 30 mg + 7,5 mg (Tag 6) + 1,875 mg (Tag 5) + 0,47 mg (Tag 4) + 0,12 mg (Tag 3) + 0,06 mg (Tag 2) + 0,015 mg (Tag 1) —> 40,045 mg

Ab Tag 4-5 wird die Differenz so gering, dass kaum noch ein Unterschied zum Vortag zu merken ist (und bei den tatsächlichen 11 Stunden Halbwertszeit ist sie noch geringer). Manche spüren den Unterschied aber trotzdem und außerdem soll die Wirkung einer Dosis ausreichend beobachtet werden, bevor erhöht wird. Deswegen wird empfohlen, erst nach einer Woche die Dosis zu erhöhen.

Wegen der langen Halbwertzeit (im Vergleich zu MPH mit 2-3 Stunden) eignet sich Elvanse nicht unbedingt als Bedarfsmedikament, trotzdem kommen einige damit klar.

Wenn man Elvanse absetzt, dauert es halt einige Tage bis es komplett aus dem Körper raus ist und es kann negative Wirkungen auf den Körper geben.

Das hat aber nichts mit einem Entzug zu tun, sondern ist eine ganz normale Reaktion des Körpers beim Absetzen von Medikamenten mit langer Halbwertzeit. Das passiert auch bei Betablockern oder Antidepressiva. Bei denen sagt auch niemand, dass man abhängig ist oder einen Entzug macht, wenn man es absetzen (bzw. ausschleichen) will/muss.

Zum Absetzen nach einem Jahr. Das hat nichts mit einer Abhängigkeit oder Sucht zu tun:


Quelle: Elvanse 20 mg/30 mg/40 mg/50 mg/60 mg/70 mg Hartkapseln (fachinfo.de)

Es soll geprüft werden, ob die Medikation noch notwendig ist. Das nennt sich dann „Auslassversuch“.

Wird überwiegend von den Krankenkassen gefordert, weil die nicht ewig Medikamente bezahlen wollen, die man evl. gar nicht mehr braucht. Das wird auch auch bei anderen Medikamenten gemacht, z.B. bei der Pille, wenn sie wegen starker Menstruation genommen und von der Kasse bezahlt wird. Wenn man den Auslassversuch verweigert, wollen die Kassen nicht mehr zahlen.

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Ich war bei Atomoxetin :face_with_peeking_eye: mein Gehirn hat da wohl was durcheinander gebracht

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Und wird, wie Schusselflummi anmerkt, nicht gemacht weil es wirklich sinnvoll ist.

Denn die Vorstellung, dass jemand Stimulanzien nimmt, eigentlich aber nicht mehr braucht, aber das gar nicht merkt, ist doch irgendwie sonderbar, oder? :adxs_lol:

Ich warte noch darauf, dass hier jemand erzählt, dass es bei ihr oder ihm so war.

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