Beschreibung AD(H)S ZDF TerraExplore

Hallo liebe Gemeinschaft,

Ich habe gerade auf ZDF eine Dokumentation zum Thema AD(H)S verfolgt. Titel „Haben jetzt Alle AD(H)S. Und bin einigermaßen verschnupft. In dieser Dokumentation wurde so eine Art Klischeee AD(H)Sler dargestellt. Primär schien es darum zu gehen, das Erscheinungsbild für Laien greifbar zu machen, Soweit. so gut. Ich empfand sie allerdings ausgesprochen oberflächlich/einseitig. ADHS erscheint mir niemals als reiner Symptomkomplex. Dargestellte Alltagseinschränkungen kamen mir eher nicht so vor, dass ein Leidensdruck erkennbar wurde. Diese langjährige Expertin, die von „Superkraft“ sprach und fröhlich lachend einen Betroffenen darauf hinwies, kam mir vor, als schlüge sie einem mitten ins Gesicht. Die klischee betroffenen können eventuell vorhandene Kreativität o.ä. vielleicht a la Will Smith nutzen, aber es gehört mehr dazu, als kreativ zu sein, um positive, erfolgreiche Lebensgestaltung aufzubauen. Es wurde mal so garnicht darauf eingegangen, dass ADHS in vielerlei Hinsicht die persönliche Entwicklung beeinflussen kann im Sinne von Reifeprozessen im entwicklungspsychologischen Sinn, was dann wiederum diverse verschachtelte Problemstellungen bewirkt. Die Frage „ist ADHS“ als neurochemisches Ungleichgewicht Ursache oder Wirkung wurde überhaupt nicht erörtert. Die Komplexität , Vielschichtigkeit und verbundene Schwierigkeiten und Nöte wurden absolut nicht deutlich. Die Diagnose wurde dargestellt, wie ein Herzinfarkt, der ganz klassisch therapiert wird. Sozusagen aus a folgt b. Das ist aber nicht der Fall. Die Persönlivhkeit ist dermaßen vielgestaltet, dass die isolierte Dopamingesvhichte doch nur ein winziger Teil ist. Was als sogenannte Komorbiditäten steril medizinisch definiert ist, sie definiert niemals den Fluss, die Gesamtheit des Menschens.

Nicht umsonst gibt es soviele sehr schwierige Diagnosen, oder besser Seinsformen , Charakterzüge, wie z.B. extremes Gerechtigkeitsgefühl, nicht ADHS bezogene intrinsische Strukturen. In der Dokumentation jedoch schien es so einseitig. Die Not, die Folgen einer ständigen Überreizung, fixierter Gedankengänge , wie in einem Dominospiel in Unterformen aufgrund Überlastung, fehlender Selbstwirksamkeitsmöglichkeiten, damit verbundene Depressionen, Beziehungsprobleme etc. kamen überhaupt nicht zur Sprache. Auch nicht, dass es sich um ein Geflecht handelt mit vielen möglichen schlimmen Auswirkungen im Innen und Außen. Auch wurde nicht darauf eingegangen, dass andere psychische Problemstellungen, z.B. komplexe PTBS mit ADHS assoziiert sein können, (ich weiß, einige Diagnosen überlappen im Symptomkomplex). Die Frage, ob ADHS als Modediagnose betrachtet werden muss, bzw. die oberflächlichen Äußerungen dazu, sind schon fast peinlich und sind eher gesellschaftlich begründet, als psychologisch. Bessere Aufmerksamkeit in dieser Hinsicht ist eine Seite, Anspruchsverhalten und Pathologisierung persönlichen Versagens zwecks Verleugnung persönlicher Grenzen eine andere. Ein weites, sehr komplexes Feld der modernen Zeit. Vielleicht auch ein Problem der rein verhaltensfokussierten Betrachtung vielfältiger Seinsformen unter Ausschluss gesellschaftlicher Perspektiven. Ich wüsste gern, was ihr, als Mitglieder dieses Forums mit vielfältigen persönlichen Erfahrungen und Lebenswirklichkeiten dazu sagt. Liebe Grüße

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