Überdiagnostik von ADHS

Schaue gerade auf ZDF, warum heute jeder ADHS hat.

Ist auch ein bisschen mein Gefühl, dass jedes Problem heute mit einer psychischen Störung erklärt wird.

Wenn man unauffällig und erfolgreich durchs Leben kommt, ist das für mich irgendwie schon kein echtes starkes ADHS.

Nehme ich mich selbst, konnte man das schon in jüngsten Jahren feststellen und es gab keinen Tag im Leben, wo ich nicht ohne Ende gelitten habe und mir nicht jeden Tag gewünscht hätte, dass ich am nächsten Morgen ohne diesen Wahnsinn aufwache. Eltern schleppten einen von Therapie zu Therapie, überall eckte man an.

Also ich finde genau wie der Professor in der ZDF Sendung, dass nicht jedes Problemchen mit ADHS erklärt werden muss. Wer erfolgreich durchs Leben kommt, ist nicht krank.

Wenn man aber durch die Schule geprügelt werden muss und einen Burnout nach dem nächsten hat in Jugend und Erwachsenenalter, kann man wohl davon ausgehen, dass es eine Störung gibt.

Dann ist aber auch jede Facette des Lebens und jede Sekunde im Leben davon bestimmt.

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Tendenziell gibt es Leute mit schwerer und leichterer Symptomatik, das heißt nicht, dass ADHSler ohne schwere Symptomatik kein ADHS haben. Intelligenz korreliert bspw. mit einer leichteren Symptomatik. Ich meine auch gelesen zu haben, dass es Hinweise gibt, dass ADHS bspw. bei etwas lebhafteren Jungs zu früh diagnostiziert wird. Zudem ist der Anstieg von ADHS-Diagnosen in den letzten Jahren wohl größtenteils auf Betroffene mit milder Symptomatik zurückzuführen.

Ich habe gerade nochmal geschaut und meinte diese Untersuchung von über 100 Studien: ADHS-Überdiagnose bei Kindern und Jugendlichen | Gelbe Liste Es gibt aber wohl auch eine im Ärzteblatt beschriebene Untersuchung: ADHS: Zu häufig diagnostiziert – Deutsches Ärzteblatt Diese zeigt, dass 16,7 Prozent der Therapeuten eine ADHS-Diagnose vergaben, wenn kein ADHS vorlag.

Ich stimme aber nicht ganz zu, ich bin auch bis letztes Jahr von außen eher unauffällig und erfolgreich durchs Leben gekommen. Ich habe in diesem Forum viele solcher Geschichten gelesen und dass es dann plötzlich nicht mehr funktioniert hat, wenn die Lebensumstände sich änderten (bspw. durch das Eltern werden), auch wenn die Symptome immer da waren. Ich kann mir vorstellen, dass manche einfach Glück haben können und sich die Lebensumstände nie so dramatisch ändern, dass die ADHS Symptomatik zu einem solch starken Problem wird.

EDIT: Aber ich stimme dir schon zu, dass heutzutage v.a. auf Social Media Menschen dazu tendieren, sich selbst und normale Verhaltensweisen als ADHS und Autismus zu betiteln. Dass man mal vergisst, was man machen wollte, wenn man in einen anderen Raum geht oder leicht sozial awkward ist oder mal Sarkasmus nicht versteht, wird dann direkt mit ADHS oder Autismus erklärt. 70% Prozent der Studenten, mit denen ich in meinem ERASMUS Semester geredet habe, haben sich selbst mit ADHS oder/und Autismus aus solchen Gründen (also nicht nach diagnostischen Kriterien) diagnostiziert oder es zumindest in den Raum geworfen, obwohl sie im Vergleich zu bspw. mir problemlos durch das Leben zu kommen scheinen und auch keine Anstalten machten, sich eine Diagnose zu suchen (so groß schien der Leidensdruck wohl nicht zu sein).

Dazu gab es auch eine Untersuchung von Tiktok Inhalten, die ich mal in diesem Forum verlinkt habe. Es schadet halt ADHSlern, die sich deswegen keine Diagnose suchen (da vermeintliche “Modediagnose”). Ich mache mir nur Sorge, dass eine solche Einstellung dafür sorgen könnte, dass ADHSler mit leichterer, aber beeinträchtigender Symptomatik oder (Über-)Kompensationsstrategien sich keine Hilfe suchen, da sie kein “echtes starkes ADHS” hätten.Selbst wenn man aktuell noch irgendwie klarkommt, kann es auch ggf. in der Zukunft potentiell zu einem Problem werden, wenn sich die Lebensumstände ändern und z.B. mehr Selbstorganisation erfordert wird.

EDIT 2: ADHD zu ADHS korrigiert

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Hallo androidler,

Danke für den Hinweis auf die Sendung. Ich werde mir diese noch mal anschauen.

Zwei Aussagen in deinem Beitrag berühren mich unangenehm.

Zum einen die Formulierung “Problemchen”.

Wieviel Leid ein Mensch durchgemacht hat, auch wenn er erfolgreich durchs Leben gekommen ist (zum Beispiel ich) kann ein Außenstehender nicht wirklich beurteilen. Und sollte es schon gar nicht so als “Problemchen” abqualifizieren.

Zum anderen “jede Facette” und “jede Sekunde”.

Ich verstehe das so, dass nach deiner Meinung nur dann, wenn ein Mensch so eine harte Vergangenheit hatte, wie du sie beschreibst, dieser Mensch “echtes starkes ADHS” hätte. Und im Umkehrschluss dann eben nicht???

Vielleicht ist bis heute dein schweres Schicksal nicht ausreichend gewürdigt oder bedauert worden?

Jedenfalls denke ich, dass es dir - bei allem von dir erlebten Leid - nicht zusteht, das, was andere mit ihrem ADHS leidvoll erlebt haben, herunterzuspielen.

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Ein Individuum hat viele Facetten, die zusammenwirken. In deinem Text sehe ich einige Denkfehler, und es wirkt, als würdest du ADHS nur aus eigener Erfahrung beurteilen. Empathie wird aus eigener Unsicherheit gefühlt durch Frustration sowie ggf. Neid und Missgunst ersetzt? Erkennbar für mich an den Abwertungen „kein echtes ADHS“, „Problemchen“.

Ich möchte darauf nicht ausführlich eingehen, führt zu nichts und ich bin in dem Fall lieber die helle Energiesparleuchte.

Survivorship Bias, Vernachlässigung der Kompensation

All-or-Nothing-Denken, falsche Kausalität

Subjektive Validierung/Anekdotische Evidenz

Vereinfachung/Einseitigkeit/Tendenz zur Generalisierung

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Sag mal verwechselst du hier nicht ein paar Dinge zu deutlich? ? ?
Ein schwer diagnostiziertes Adhs - was als Diagnose/ Bewinträchtigung festgestellt wird und auch die dazugehörige deutliche Benennung und die Feststellung einer Krankheit? ? ?
Alleine das Wissen darum, ggf. auch die Möglichkeit sich zu informieren und auch in schlechteren Zeiten mit Twchniken borbeigen können oder durch Adhs und dem nicht gegengesteuert bekommen in die Erschöpfung, Depression, Angststörung und Co hineingelaufwne Ausprägung siq definitiv eine Krankheit ist und zwingend einer Behandlung bedarf? ? ?

Die bessere Frage, wenn dich deine Eltern durch alle möglichen Therapien geschleift haben, warum läßt das System zu, daß „nicht therapierbare“ Menschen ewig in Therapien gehalten werden können.

Ich meine ich kenne das auch und kann erst heute dazu eine Haltung haben, zumal so vieles so schief und falsch gelaufen ist. Der Psychologo als ich im Kindergarten war, was der gemacht oder bewegt haben wollte ist mir bis heute völlig unklar. Danach war ich bei "Schulpsychologen* kam der Klopps das es nichts gebracht hat, ich nicht schlauer war und als ich diese mit 19 zur Rede stellte, hieß es sie hätten die Vermutung von xyz gebt → wußten weder meine Eltern was von noch ich. Ich hatte auch eine Therapeutin die wollte immer irgendwas und sprach vom kleinen Kind liebhaben, da ging ich irgendwann weil ich dort weder Erfolg noch Zukunft sah, doch auch aus heutiger Sicht sie lediglich ein Störgefühl hatte, doch weder darüber reden wollte noch es produktiv war. Dafür haben die Kassen aber teures Geld rausgeworfen für nichts, worüber ich sauer bin, denn es waren völlig unfähige Leute. Ich weiß das beim Gesundheitsamt die Unterstützung auch eher fragwürdig war, zumindest von der Psychiaterin dort - aber auch aus heutiger Sicht über die komplexen Kombination an Diagnosen eher noch in der richtigen Richtung unterwegs war und dann gab es eine die von einem Verein getragen wurde, die mich in der tiefsten Zeit aufgefangen und in einer eigenen Weise stabilisiert hat und irgendwann überfordert war und mich dann in die passenden Therapien für die Traumata gedrängt hat, wodurch es wirklich aufwärts ging und irgendwann dann aber keine Fortschritte gab und dann nur durch eingene Motivation dann der Verdacht von Adhs aufkam, dem ich mit Nachdruck nachgegangen bin und auch sehr gut von meiner Therapeutin unterstützt wurde und werde und mit Ergo auch entsprechende Fortschritte mache.

Doch nicht jeder brauch immer alles in vollen Zügen, was Fachärzte aber anders verkaufen und statt mitzugeben was es alles gibt und was man sich sollte es schlechter/schlecht werden/ man Probleme bekommen noch vor dem Absturz dann auf diese Angebote zurückkommen kann um frühzeitig kurz stabilisierend dann einzugreifen.

Das große Problem ist ja nicht die Adhs meist ja der Knall/Crash der irgendwann kommt weil man nicht frühzeitig ein wenig Hilfe/Unterstützung bekommt, meist erst wenn nichts mehr geht.

Deutschland ist zu wenig präventiv, weil das angeblich alles nur Geld kostet, sowas kam auch in der Zahnbehandlungsdoku mit Doc Esser und es ist scheinbar alles billiger was gemacht wird, doch die Materialien halten kürzer, man nimmt mehr schäden in Kauf und kommt mit 1 1/3 bis 1 1/2 mal den Kosten min 10 Jahre aus statt alle 2 Jahre aktiv zu werden…

Das ist auch mit der Psyche und mit allem anderen wo man sagen kann, wenn es gebracht wird und noch nicht zu schlimm ist hilft wenig mehr und wird wahrscheinlich die ganz schlimmen Abstürze oder Krisen verhindern und damit unterm Strich auf 10 bis 20 Jahren viel, viel günstiger werden

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Hallo Nea,

Ich stimme dir zu. Ich unterscheide zwischen einer Modeerscheinung und Modediagnose. Wenn viele wegen der socilmedia-flutmeinen, behaupten zu müssen, sie hätten ADHS, dann nenne ich das Moderescheinung, um sich wichtig zu machen. Beim Begriff Modediagnose klappen sich mir die Fußnägel hoch. Da wird jegliche qualifizierte ADHS-Diagnose abgewertet und in Zweifel gezogen. Und, noch schlimmer, die betroffenen Menschen werden nicht ernst genommen und abqualifiziert. Und noch viel schlimmer, ADHS-Menschen trauen sich nicht, sich testen zu lassen, um nicht eine Modediagnose zu bekommen.

Ich bin auch (scheinbar) erfolgreich die ersten Jahrzehnte meines Lebens gekommen - gut maskiert und kompensiert. Meine gesicherte Diagnose habe ich erst im letzten Juli bekommen. Jetzt weiß ich meinem Bedauern, dass nicht nur ich, sondern Frau und Tochter jahrzehntelang unter meinen Symptomen litten.

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Hallo tiefblau,

Das hast du, finde ich, sehr gut fehler-analysiert. Daumen hoch!

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Na ja, will niemandem die Diagnose absprechen.

Aber da fragen die im TV Leute, ob sie ihr ADHS loswerden wollen würden und einige sagen nein.

Mich wundert das einfach nur.

Also bei den eindeutigen Fällen wären alle heilfroh, wenn sie gesund wären. Ein Teil hat Alkoholsucht , Depressionen , Suizidversuche etc. hinter sich.

Ich selbst kenne zahllose Symptome von schlimmster Unruhe, Depressionen, panikattacken, Zwangsstörung etc etc. durch den zusätzlichen Autismus usw.

Ich würde keine Millisekunde zögern, es gegen ein gesundes Leben einzutauschen. Man hat zahllose Beschwerden, kein Tag ist einfach. Man lebt von Stunde zu Stunde und ist froh, wenn man es irgendwie durchsteht.

Hallo,

die im Ärzteblatt zitierte Untersuchung von 2012 (!) war eine selbst erfüllende Prophezeihung. Ärzt/innen wurden Fallbeschreibungen vorgelegt, nach denen sie beurteilen sollten, ob wahrscheinlich eine ADHS vorliege oder nicht.

Es wurde also quasi Prüfungswissen abgefragt. Ein möglicher Schluss wäre, die Ärzte „diagnostizierten“ zu großzügig, denn es lag ja keine ADHS vor - laut Richtlinie.

Ein anderer möglicher Schluss wäre, dass die Richtlinie zu eng ist, und die Ärztinnen wussten aus Erfahrung, dass die geschilderten Patient/innen doch ADHS haben könnten und von einer Behandlung möglicherweise profitieren würden. Genau das liest man ja immer wieder hier im Forum - Menschen, die keine Diagnose erhalten, weil die „Punkte“ laut Richtlinie nicht reichen. Und das betrifft interessanterweise vor allem Frauen.

Die schwersten Betroffenen werden schon lange behandelt und die neu Hinzugekommenen sind nur „leichte Fälle“? Das ist nicht so.

Ich glaube im Gegenteil, dass noch immer in Deutschland die schwersten Fälle meistens undiagnostiziert und unbehandelt bleiben. Die schwer suchtkrank werden oder in der der Regelschule scheitern oder straffällig werden und im Knast landen. Und dann wird die Sucht behandelt, oder die Straffälligkeit oder die Intelligenzminderung, und die ADHS, die entweder ursächlich dahinter steckt oder die zusätzlich vorliegt und alles verschlimmert, wird übersehen.

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Komisches Wort.

Weil der Anspruch an das Leben so rasant gestiegen ist. Da kommen auch die “leichteren Fälle” mit gesundem Sozialem Backround und intelligenter Reflexion irgendwann an die Leistungsgrenze der Kompensation. Und jede Epoche hat ihre “Neurosen”, Krankheiten, die bei Menschen die empfänglich für die Herausforderungen des derzeitigem Lebens zu Problemen führt.

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Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber dafür umso mehr für mich.

Ich wurde vor einigen Monaten mit 35 Jahren diagnostiziert. Warum bin ich zur Diagnose gegangen? Weil ich mein Leben lang darunter leide, das Gefühl zu haben, anders zu sein. Ich denke anders, ich empfinde intensiver, ich bin impulsiver, ich bin unkonzentriert und habe in sozialen Begegnungen immer wieder Probleme gehabt. Das wurde die letzten Jahre immer schlimmer, vor Allem die Impulsivität und emotionale Instabilität und Reizbarkeit und das Chaos das ich um mich herum schaffe und ich hatte das Gefühl, die Kontrolle über mich und mein Leben zu verlieren und ich wollte endlich eine Erklärung, warum ich so schwer durchs Leben komme und viel wichtiger: Hilfe! Jetzt nehme ich Medikamente und die lösen nicht alle Probleme, aber sie helfen mir und bereits die erste Einnahme hat mich zu Tränen gerührt, weil ich Ruhe gefunden habe. Ruhe in meinem Körper, Ruhe in meinem Kopf. Aus Tausenden Gedanken die gleichzeitig wie ein Gewitter auf mich eingedonnert sind, wurden 2 oder 3. Und der Nebel im Kopf verschwand, der mir das Gefühl gab, von diesen tausenden Gedanken keinen so wirklich fassen zu können. Ich hatte Zeiten, da saß ich Stundenlang da und versuchte, die Gedanken im Kopf zu sortieren wie bunte Perlen die man versucht aufzufädeln aber ich habe nie den Faden durch die Perlen bekommen und keine Perlenschnur wurde vollständig, einheitlich und kein Gedanke wurde denkbar. Das macht einen wahnsinnig!

So, jetzt bin ich aber 35 Jahre durch mein Leben gekommen, ohne eine schlimme Suchterkrankung (Außer Rauchen), ohne Suizidversuche (Gedanken hatte ich mehr als genug), habe einen guten Job und mache Karriere, habe eine Tochter, hatte eine lange Beziehung, ein Dach über dem Kopf, ein Konto was bisher noch nicht gesperrt ist, da ich es immer wieder schaffe auszugleichen, noch keinen Autounfall verursacht, mache zwar Bingeeating - sehe aber nicht so aus. Also alles in allem finden andere Menschen, ich sei doch ganz erfolgreich, würde super im Leben klar kommen und ADHS und ich? Neeeeein! Niemals!! Du hast doch kein ADHS, sagen die Leute zu mir. Und warum? Weil keiner von diesen Menschen weiß, welchen Kampf ich Tag für Tag in mir drin kämpfe, und dazu gehört auch die Anstrengung, nach außen hin “normal” zu wirken und zu funktionieren. Ich hatte schon so häufig Suizidgedanken, aber das weiß niemand in meinem Umfeld und von meinen Depressionen auch nicht. Packen wir noch ein fettes Trauma oben drauf und eine lieblose Kindheit.

Ich sage es dir, wie es ist: wenn jemand nicht dauerhaft rumzappelt und mega laut ist, würden die Leute nicht darauf kommen, dass derjenige ADHS hat. Und warum? Weil wir Meister im Verstecken sind.

Und warum so viele heute diagnostiziert werden? Weil man früher dachte, nur Jungs haben das und das würde sich “verwachsen”. Ein Großteil der spät diagnostizierten ist meinem Eindruck nach weiblich. Ja ich glaube auch, dass die heutige Welt es uns Menschen schwieriger macht, mit Reizen klarzukommen. Wir sind einer dauernden Reizüberflutung ausgesetzt und irgendwann können wir nicht mehr ohne diese Reize und nichts anderes ist am Ende wohl auch ADHS. Unsere Gehirne können Dopamin nicht mehr so aufnehmen wie sie es sollen und wir wissen nicht mehr, wie wir mit Reizen richtig umgehen sollen.

Und ja, die Bezeichnung ADHS wird auch schnell mal in den Raum geworfen, wenn Kinder etwas aktiver und lauter sind als andere, wenn sie einfach mehr Energie haben.

Übrigens geht eine ADHS sehr häufig mit Depressionen einher und bei vielen wurde dann immer “nur” die Depression diagnostiziert. Meine Mutter ist das beste Beispiel dafür. Jetzt wissen wir, dass bei ihr wohl auch die ADHS einen Großteil dazu beiträgt. Sie lässt sich aber nicht offiziell diagnostizieren, da sie mit der in Behandlung stehenden Depression gut klar kommt mittlerweile.

Und ganz am Rande: ja, meine ADHS belastet mich sehr, aber!!! ich will sie nicht loswerden. Nicht komplett. Ich möchte sie steuern können, was ich mit Medikamenten und ein paar Alltagsstrategien gerade lerne und eine Besserung sehe. Warum? Verdammt, das ist mega krasser scheiß! Ich habe eine Superkraft, für die mich viele beneiden. Was mein Gehirn hervorbringt ist zum Teil Hochbegabung und zum Teil ADHS. Wobei vielleicht die ADHS auch der Grund für die Hochbegabung ist oder anders herum?! Ich denke in Sekundenbruchteilen um 20 Ecken und kann logische Konstrukte aufdröseln und Zusammenhänge erkennen, wo andere sich noch Fragen, warum der Himmel eigentlich blau ist. Ich habe eine solch starke Leidenschaft für Dinge die mir wichtig sind, spüre Liebe und Zuneigung intensiver als andere und schenke auch ebenso viel davon anderen. Meinen heutigen Job hätte ich nicht, ohne meine ADHS. Dann hätte ich damals zwar ein besseres Abi gehabt und irgendwas studiert, aber ich wäre bestimmt nicht mit so viel Leidenschaft und Herzblut dabei, wie ich es in meinem jetzigen Job bin, den ich meiner Leidenschaft, meinem kreativen Denken, meinem Hyperfokus verdanke.

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Mmm ja, Frauen und AD(H)S ist nochmal ein eigenes Kapitel, das ist wohl wahr.

Aber wenn ich zum Beispiel lese, dass Autisten Kinder und Familie haben, dann bin ich echt sehr irritiert. Das wiederspricht vollkommen meinem Bild von Autismus.

Ich mag Kinder zwar auch, aber das würde niemals gehen. Ein paar Stunden ja, aber niemals dauerhaft.

Mir kommts halt so vor, als würde jeder Nerd oder jemand mit sozialen Problemen gleich mit Autismus diagnostiziert.

Also ich habe da mit tausend Symptomen zu kämpfen und finde, dass ist eine sehr schwere Behinderung und keine Modediagnose. Von Zwängen, Routinen, Abschottung, Depressionen, Ängsten , Sozialphobie, Spezialinteressen ohne Ende ist die Liste gigantisch

Und ich bin noch ein harmloser Fall mit hoher Intelligenz, der sehr gut maskieren kann. Viele Fälle sind noch deutlich schlimmer dran.

Aber mein Autismus bestimmt trotzdem mein ganzes Leben und man hat überall nur Probleme und kämpft mit unendlich vielen Beschwerden. Außerdem lebt man vollkommen in seiner eigenen Welt, Kinder wären da eine völlige Überforderung und man würde sich auch niemals ständig um sie kümmern wollen. Wiederspricht völlig dem autistischen Verhalten.

Für mich hat nicht jeder Bill Gates oder jeder Nerd gleich Autismus.

Hallo nochmal derAndroidler,

Glückwunsch. Du hast es geschafft, ziemlich zu verwirren.

Was willst du eigentlich? Was sollen andere ADHS-Menschen mit deinen Texten anfangen? Welchen Zweck verfolgt du? Möchtest du ganz doll bemitleidet werden?

Es erinnert mich an das alte Kindersandkastenspiel “mein Schippchen ist größer als dein Schippchen…… mein Förmchen ist schöner als dein Förmchen”. Deine Beiträge signalisieren “mein ADHS ist echter als dein ADHS”, “mein Autismus ist stärker als dein Autismus”, generell: “Mein Leid ist größer als dein Leid”.

Das spiele ich nicht mit. Kinderkram. Icb bin raus hier.

Ich wünsche alles Gute, wirklich.

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Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht genau, was ich will.

Man ist seit der Grundschule jeden Tag völlig verzweifelt und weiß nicht weiter und es gibt keinerlei Lösung.

Vielleicht ist das einfach nur der Frust und man hat keine Ahnung, was man tun kann. Das ist ziemlich schwer auszuhalten.

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Zumindest führt das häufige Diagnostizieren und auch das Aufnehmen von leichten Fällen dazu, dass die Bevölkerung das nicht mehr ernst nimmt und ADHS als Ausrede für Faulheit interpretiert wird.

Wenn ich leichte Fälle dazu zähle, finde ich in Verwandtschaft und Bekanntschaft unzählige Fälle mit Auffälligkeiten.

In der Uni in Informatik findet man dann vermutlich nur Autisten usw. Das sind für mich halt eher Nerds, die haben alle Probleme, aber vermutlich keiner von denen hat jeden Tag autistische Burn Outs oder rennt in der Wohnung auf und ab vor Stress

Ich habe stark das Gefühl hier geht es darum Leuten, die nach Deiner Meinung “leichte Fälle” sind ihre Diagnose abzusprechen oder ihren Leidensdruck.

Das ADHS in den asozialen Hetzwerken derzeit von vielen ohne Diagnose hergenommen wird um irgendwelche Verhaltensweisen zu erklären oder zu rechtfertigen ist der gesamten Sache abträglich.

ADHS ist ein Spektrum. Das heißt, das bestimmte Symptome unterschiedlich ausgeprägt sind. Wenn man dann noch weiblich ist, mit hohem IQ und extremem Masking, dann wirkt man unter Umständen nahezu neurotypisch. Aber zu welchem Preis?

Jede ADHS Diagnose ist zunächst einmal als valide anzusehen. Sie wurde immerhin von jemandem durchgeführt der sich damit auskennt (das es auch unfähige Ärzte gibt, wissen wir glaube ich alle).

Ich finde es nicht okay herzugehen und einen Wettbewerb aufzumachen dergestalt, “aber ich bin stärker betroffen als Du”.

Du weißt nicht, wie die Person zu Hause ist. Wieviel gekämpft werden muss um morgens überhaupt aus dem Bett zu kommen.

Man sagt ja auch zu einem Kind, welches sich das Knie geschürft hat auch nicht ”hab Dich nicht so, schau das Kind da drüben ist schlechter dran, das hat sich den Arm gebrochen“.

Jeder Leidensdruck ist erstmal anzuerkennen.

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Hallo DerAndroidler,
das war eine ehrliche Antwort, deswegen nehme ich den Gesprächsfaden nochmal auf mit ein paar Fragen.

Bist du in psychiatrischer Behandlung? Was wurde diagnostiziert? Wofür oder wogegen erhältst du Medikamente?

Hast du mit dem Wörtchen “man” Dich gemeint? Dann schreib mir lieber in der Ich-Form; das wirkt auf mich persönlicher als ein für zu verallgemeinerndes “man”.

Bis bald

Uff… ja ich glaube auch, es ist dein Frust und deine Angst, nicht mehr ernst genommen zu werden. Ich bin ja noch ziemlich frisch in dieser Welt der Neurodivergenz. Ich wusste vorher nur, dass ich Hochbegabt bin und dachte immer deswegen anders zu sein. Und ja, ich habe das gerne einfließen lassen, um verstanden zu werden, um akzeptiert zu werden.

Was du aber nicht vergessen darfst bitte, für dich und für die vielen anderen da draußen:

Niemand von uns allen ist besser oder schlechter dran. Wie wir damit umgehen ist bei jedem anders und die Toleranzgrenzen sind bei jedem Menschen anders. Wenn sich bei mir einer ausheult, weil sie sich mit ihrem Freund gestritten hat und wie furchtbar doch ihr leben ist, dann schüttel ich innerlich mit dem Kopf und denke: Alter, deine Probleme will ich erstmal haben! Ich könnte dann alles raushauen, was in meinem Leben so abgelaufen ist und was mir furchtbares widerfahren ist, aber: Das würde gar nichts ändern, außer dass der andere sich dann schlecht fühlt.

Wir alle nehmen das was uns widerfährt anders wahr und jeder kann anders damit umgehen. Was für den einen ein furchtbares Trauma darstellen würde, ist für den anderen ein schlechter Tag. Und dessen musst du dir bewusst sein.

Was für dich wichtig sein sollte, ist, wie es dir geht, wie du damit klarkommst, was dir hilft. Und dann darf man auch mal schauen, was anderen hilft. Man darf auch mal vergleichen, aber das sollte nicht so aussehen, dass man dann sagt: oh, was hat der denn bitte? Dem geht es doch viel besser, der hat doch viel leichtere Symptome. Der ist doch gar nicht so schlimm dran. Sondern: Okay, der kommt besser damit klar. Woran liegt das? Hat der Tipps für mich? Schön, dass es anderen Menschen nicht so schlecht geht wie mir. Ich habe die Stärke, damit umzugehen, das auszuhalten, andere haben die Stärke vielleicht nicht und würden daran komplett zerbrechen.

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Sehr schöner Beitrag von JujuChaos. Danke dafür

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Ja, es ist sicherlich der Frust und das Gefühl, es geht allen besser als mir.

Danke für eure Einsichten

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