Blickkontakt und Gehen in der Öffentlichkeit

Ich habe ADHS (diagnostiziert) und würde hier gerne ein Problem meinerseits schildern und vielleicht erkennt sich hierin jemand wieder oder kann mir helfen, das Folgende allumfassender zu verstehen:
Vor allem im Bus oder der Straßenbahn (sitzend/stehend) und wenn ich auf der Straße in der Stadt unterwegs bin (gehend), weiß ich nicht, wo ich hinschauen und wie ich gehen soll.

Das läuft dann in etwa so ab: Ein oder mehrere Menschen (fremd oder bekannt ist hier in diesem Kontext recht egal) kommen sozusagen auf mich zu und ich
-BLICKKONTAKT: schaue die Person kurz direkt an (halte ich jedoch kaum aus - da entgleitet mir irgendwie alles in meinem Gesicht - schwer zu beschreiben, was da passiert. Irgendwie tränen meine Augen dann (was es noch einmal unangenehmer macht. Zusätzlich muss ich dadurch, aber auch generell, oft blinzeln) und es „blendet“ mich, sodass ich wieder wegschauen muss und währenddessen auch nicht normal schauen kann.)
-SEITLICH: als nächstes versuche ich erneuten Blickkontakt zu umgehen, indem ich seitlich irgendwohin schaue. Wenn da Schaufenster sind, kann ich meistens recht „natürlich“ wirkend diese betrachten. Tatsächlich befinde ich mich aber in einem immensen Stress und schauspielere dieses interessierte Betrachten lediglich.
-HANDY: kurz etwas am Handy nachschauen, aber oft kann ich mich gar nicht darauf fokussieren und tu auch hier wieder nur so als-ob.
-BLICKKONTAKT: dann schaue ich oft doch nochmal kurz hin – die Zeit vergeht gefühlt sehr langsam und die Person ist immer noch weit entfernt, ich verzweifle also etwas, weil mir langsam die Ideen (wohin schauen?) ausgehen.
-HANDY/BODEN/SEITLICH: Hier werde ich dann schon wirklich sehr nervös und es ist mir sehr unangenehm, weil die Person mein Dilemma auf die ein oder andere Art sicher (als seltsames Verhalten) mitbekommen hat.

Das alles sind großteils eher kurze und recht hektische Bewegungen. Ich kann meine Augen nicht ruhig/auf einen Punkt fixiert und entspannt halten und bin es auch selbst nicht, eher panisch erschrocken. Aber ich finde keine Richtung, die sich richtig anfühlt und wo mein Blick stabil hängen bleiben kann.

Währenddessen kommt auch noch der Faktor GEHEN hinzu: Ich kann meistens eben auch nicht normal gehen (nur, wenn ich allein daheim bin). Bewegungen und vor allem das Gehen fühlen sich unnatürlich für mich an und ich muss bei jedem Schritt mitdenken, wie das funktioniert und die Schritte manuell setzen. Gleichzeitig bekomme ich es doch nicht so richtig hin und komme mir wiederum seltsam vor.

Ich bin dann komplett überfordert, weil ich nicht weiß, wie gehen, nicht weiß wo und wie hinschauen und dann ist das eh schon der gesamte Körper, über den man keine Kontrolle mehr hat und trotzdem noch versuchen muss, halbwegs normal zu wirken. Es ist jedes Mal furchtbar qualvoll und das sind dann oft nur wenige Minuten bis eine halbe Stunde, in denen sich all das abspielt.
Je mehr ich währenddessen darüber nachdenke und es somit noch mehr zerdenke, desto schlimmer wird es natürlich. Bis ich irgendwann an dem Punkt bin, wo ich es gefühlt kaum noch normal schaffe und mich so schwach fühle, dass ich mich auch kaum mehr zusammenreißen kann. Würde dann am liebsten einfach stehen bleiben und erstmal an einen ruhigen Ort verschwinden.

Andere ähnliche Situationen (vor allem bezüglich Blickkontakt):
-Im Café jemanden getroffen, den ich nicht besonders gut kannte. Konnte ihm kaum in die Augen schauen. Irgendwie war das beinahe schmerzhaft und mich dazu zwingen ging nur schwer. Ich konnte meinen Blick (vor allem wie sonst gerne während dem Reden) auch nicht in die Umgebung flüchten/schweifen lassen, da ja überall Menschen (=Augenkontakt) saßen. Es gab auch generell viel zu viele wahrnehmbare Reize.
Wenn ich in so einer Situation aufstehe, um beispielsweise auf die Toilette zu gehen, funktioniert das Gehen ebenso wenig wie auf der Straße.

-Einmal war es besonders schlimm. Da habe ich einen Bekannten auf ein Eis getroffen, wir haben uns also vor allem draußen sitzend und gehend aufgehalten. Ich war davor auch einen Tag lang nur daheim, ohne rauszugehen (was ich sonst nie mache, weil ich weiß, dass es beim nächsten Mal unterwegs sein dann oft noch schlimmer als sonst wird). An und für sich ähnliche Abläufe wie oben bereits beschrieben. Gegen Ende wurde es jedoch so schlimm, dass ich aus meiner inneren Perspektive heraus betrachtet kaum mehr gehen konnte (war recht verwundert, dass sich meine Beine überhaupt bewegt haben, ich habe nämlich nicht mehr das Gefühl gehabt, die Kontrolle darüber zu haben). Ich habe mich wie in einem meiner Albträume gefühlt, wo ich mich nur in Zeitlupe und schwerfälligen Schritten fortbewege, als hätte ich Betonklötze an den Beinen. Meine Sicht war mehr wie im Nebel bzw. sehr unklar und wenig fokussiert.
Am Ende hat mein Körper dann zum Kribbeln und Brennen angefangen bzw. ist halb eingeschlafen. In dieser Intensität erlebe/reagiere/dissoziiere (auf Augenkontakt, Gehen, generelles Zuviel und gewisse Überforderung im Gespräch,…) ich zwar eher selten, aber wenn doch, ist das echt heftig.

Noch ein paar „Facts“:

  • Mit Musik ist es oft leichter, aber das hilft manchmal besser bis sehr gut und dann wieder kaum. Je nachdem, wie viel mir die Musik/der jeweilige Song in dem Moment gibt.

-Wenn ich Alkohol getrunken habe, ist es/ich endlich relativ normal und ich merke erst, wie befreiend es sein kann, wenn einen das nicht belastet. Mir ist generell vor ein paar Tagen aufgefallen, wie krass es eigentlich ist, dass es tatsächlich viele Menschen geben muss, die einfach raus gehen und sich über all das gar keine Gedanken machen. Die an so etwas gar nicht denken. Wirklich unvorstellbar.

  • Mit Elvanse (ich nehme es erst seit zwei Wochen, 30mg täglich und bin vermutlich noch nicht ganz passend eingestellt) ist das Ganze sogar viel schlimmer und bin noch mehr überfordert.

-Wenn jemand mit mir unterwegs ist, ist es meistens um einiges besser, da ich dann die meiste Zeit einen Fokuspunkt habe, der sich mit mir mitbewegt und nicht verzweifelt im Chaos der dynamischen Umgebung nach einem solchen suchen muss. Außerdem lenkt mich das Gespräch dann etwas ab.

-der Blick in die Augen einer anderen Person „haut mich oft komplett raus“. Teilweise einfach nur, dass ich mich dann nicht konzentrieren kann und mitten im Satz komplett den Faden verloren habe. Manchmal aber auch so, dass ich den Halt in der Realität verliere und dissoziiere. Auf eine sehr unangenehme, „eklige“ Art und Weise.

-ist nicht immer gleich schlimm und oft stärker im Zusammenhang mit fremden/fremderen Menschen, aber auch nicht immer. Also kann nicht ganz klar an etwas festmachen.

-eher noch besser in reizarmer und gewohnter Umgebung

Kennt das jemand von euch und wenn ja, in welchem Zusammenhang (Erkrankung/Neurodiversität)? Habt ihr Tipps, wodurch das besser werden könnte?
Ich würde gerne auf anderer Ebene verstehen, was da abläuft in mir, weil verstehe es an sich schon, aber mir fehlt die „wissenschaftliche/abstraktere“ Ebene.

Vielen Dank auf jeden Fall schon einmal!
Hoffe, man konnte trotz der vielen verschachtelten Sätze mehr oder weniger flüssig lesen, habe da leider meine Probleme, mich prägnanter auszudrücken oder zwischen mehreren Worten das passendste zu wählen, sowie zusätzliche (aus meiner Sicht unverzichtbare) Erläuterungen zu auszulassen. :wink:

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Same here! Ich hab das auch so, aber nur bei fremden Menschen. Vertrauten Personen schau ich sehr gern in die Augen.
Ich darf garnicht drüber nachdenken, wie oft ich schon beim Wandern/ Laufen im Wald, wenn mir Menschen von Weitem entgehen kommen, ins Unterholz geflüchtet bin,nur um der „Blickkonrakt-Situation“ zu entgehen.

Ich hab das aber auch wenn ich beim Arzt bin, diese Face to Face Situation lässt mich immer mit den Augen ausweichen, ganz schlimm…

Bislang dachte ich, das sei was Autistisches, aber offensichtlich haben wir Adhsler das auch. Dann bin ich nicht so allein damit :blush:

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Ernsthaft?

Ohrenstöpsel, Sonnenbrille, habe auch mal gehört das auf die Nase schauen hilft und so zutun als ob man in die Augen schaut, ich schaue aber lieber durch die Person hindurch oder lasse es ganz bleiben bzw. nur ganz flüchtig. Übung macht den Meister. Kann man sich aber auch von Therapeut*innen zeigen lassen, vielleicht auch vom Psychiater, einfach mal Nachfragen.

Das was du hier geschrieben hast, genau so deinem Behandelnden Arzt mitteilen.

Ist im übrigen Stress abhängig, deswegen wird’s leichter in Vertrauter Umgebung und bei Bekannten bzw. Verwandten. Hat was mit Reizüberflutung zutun von neuen Reizen glaube ich.

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Ja das mag ich auch nicht. Mich versteht man nie weil ich beim Sprechen die Person nie anschauen kann… :joy:
Mit Musik in der Ubahn geht schon, aber wenn ich mich beeilen muss (also IMMER :joy:) fällt mir dann auf das ich meinen eigenen Atem nicht höre. Das besorgt mich irgendwie, dass ich komisch oder laut atmen könnte.
Ich muss das immer checken… und dann brauch ich erstmal wieder ein paar Minuten um nicht zu ersticken.
Ich vergesse dann einfach wie ich das Bewusstsein dafür wieder ausmache… und wenn mich etwas ablenkt wird’s kurz unangenehm, geht danach aber wieder ….
Gott sei Dank leb ich in Deutschland… die meisten hier sind auch nicht so auf Gespräche aus früh morgens😅

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Ich schaue fremde Menschen überhaupt nicht an :no_mouth: einfach weil es mich nicht interessiert bzw ich nicht möchte :woman_shrugging: glaub ich. Als ich damals mit meinem Partner zusammen gekommen bin, hat er mir erzählt, dass es ihm total Spaß macht einfach fremde Mensch zu beobachten was die so machen. Das hab ich überhaupt nicht verstanden und ihm auch so mitgeteilt. Mir ist das völlig gleich was fremde Menschen machen :woman_shrugging::sweat_smile:

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Ja ich kenne das auch schlimmsten ist es in vollen.Verbrauermärkten ,in Bus und Bahn oder im.Wartezimmer beim Arzt .
Ich schaue die Menschen dann nur flüchtig an im Wartezimmer ist es wirklich sehr unangenehm.
Aber.esvhstbdivh bei.mir verbessert als Jugendlicher wsrves am schlimmsten.

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Beim Arzt hab ich das tatsächlich eher weniger.
Bin mir in meinem Fall nicht sicher, ob es nicht auch einen Zusammenhang mit Autimsus geben könnte. Habe dahingehend dann aber Anfang April einen Diagnostiktermin.

GENAU DAS habe ich auch. Einerseits brauche ich die Musik, andererseits wird dann eine neue Angst damit freigeschalten, eben dass man mich atmen oder andere Geräusche machen hört. Kriege dann oft auch keine Luft mehr. Ziemlich ähnlich vermutlich, wie du es beschreibst.

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Bin gespannt was du berichtest und drücke dir die Daumen :blush:
Bei mir wurde der Verdacht tatsächlich auch bereits in der Kindheit geäußert, meine Mum hat sich aber vehement gegeb diesen „Vorwurf“ gewehrt . Vielleicht sollte ich es auch nochmal angehen :woman_shrugging:

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Verkehrt wäre es sicher nicht :blush: :+1:

Bei mir ist es fast zu 100% genauso, und auch so stark ausgeprägt wie bei dir. Ich habe schon seit ich denken kann eine soziale Phobie, und es immer damit in Verbindung gebracht. Erst vor kurzem habe ich die Diagnose ADS bekommen, und zudem noch eine Verdachtsdiagnose auf Asperger-Autismus. Würde mich jetzt natürlich auch sehr interessieren, ob das mit dem ADS oder dem (eventuellen) Autismus zusammenhängen könnte :thinking:

Ich weiß ja nicht wie ihr das so macht, ich erzähle in der Regel alles meinen Behandelnden was meine merkwürdige Soziale Interaktion und Kommunikation angeht, war mir halt vor der Medikation nur nie so richtig bewusst, dass ich’s anders mach aber irgendwie schon ein wenig. Ich nehme doch das Medikament um das ADHS zu behandeln und wenn das Behandelt ist, zeigt sich des Öfteren was sonst noch so überlagert wurde, dass kann vieles sein, denn wie wir ja alle Wissen, kommt ADHS selten allein. Muss man dann aber auch schon ernst nehmen, wenn weiterhin Leidensdruck ( dazu zählt auch Unwissenheit, offene Fragen, Sorgen, Fragen über die eigene Identität…) da ist.

Die große Preisfrage ist nur warum man’s anders macht, kann halt vieles sein, vor allem wenn Angst eine Rolle spielt aber so wie’s beim Thread Ersteller klingt, scheint’s was anderes als Angst zu sein, die kann natürlich zusätzlich vorhanden sein, ich bin kein Neurologe, Psychiater aber die können euch bestimmt sagen, woran’s liegt.

Reizüberflutung durch Gesichter, nicht mehr richtig gehen können „unnatürlich“, überfordert, Dissoziation ähnliche Zustände, „furchtbar qualvoll“, „halbwegs normal wirken“, ich weiß ja nicht, klingt das für euch noch nach „nur“ ADHS?

Witziger weise gibt’s auch Menschen im Spektrum, die können sehr gut andere anschauen und auch gehen aber wie gesagt, bin kein Neurologe, Psychiater, eurer kann euch bestimmt weiterhelfen. Vielleicht mal eine Mail schicken oder zusätzlich beim Termin ansprechen.

Kann mir auch gut vorstellen, dass es eine Mischung aus allen drei/zwei Komponenten bei dir ist, das spielt sicher alles zusammen. Die Frage ist wahrscheinlich eher, welche die Hauptkomponente ist.

Bin mir bei mir teilweise total sicher, dass es auch Autismus bei mir ist und dann frage ich mich wieder, ob ich mir das nur einrede bzw. mir die Fakten passender mache, als sie es sind. Hoffe echt, dass mir der Diagnostiktermin dahingehend Klarheit verschaffen und ich das alles dann auch besser einordnen kann.

Meiner Psychotherapeutin erzähle ich das natürlich alles. Manchmal weiß sie da aber selber nicht weiter oder nicht so viel, dass es mich zufrieden stellt. Meinem Psychiater habe ich Letztens davon erzählt (nicht direkt von diesen Umständen hier, sondern dass ich das Gefühl habe, mit dem Medikament recht „autistisch“ zu sein. Mittlerweile bin ich mir da aber auch nicht mehr so sicher, ob ich mir das nur einbilde oder es z.B. einfach eine Art Nebenwirkung ist. Habe zu dem Thema mittlerweile nur „Nebel der Verwirrung und Unsicherheit“ in meinem Kopf). Er ist jedoch überhaupt nicht darauf eingegangen - tut er generell nicht bzw. ist sehr kurz angebunden. Ich gehe sowieso nur zu ihm, weil ich so zumindest die Medikamente bekomme, zwischenmenschlich passt es aber eben leider nicht so. Deswegen warte ich jetzt eben bis zum Autismus -Diagnostiktermin und hoffe dadurch auf mehr Klarheit.

Mein Psychiater hat mir damals, anfangs, gesagt, dass er diese „Nebenwirkungen“ von Elvanse nicht kennt. Dafür kannte er aber die Diagnosekriterien um mir ein Verdacht auf ASS zu stellen. War halt ein paar Monate später als ich vernünftig Eindosiert war.

Edit: Ist im übrigen auch ein kleines Problem mit ASS, man meint zwar alles und jeden immer zu verstehen, aber dem ist leider nicht bei jedem so. Daher die Diagnosekriterien, mit der Auffälligen Sozialen Interaktion und Kommunikation.

Viele hier im Forum kennen das doch, man hat den Verdacht auf eine ADHS, fängt an sich ein bisschen einzulesen, zweifelt daran es zu haben, manche sogar bis zum Schluss vor der Diagnose, das läuft so ziemlich gleich ab mit ASS, sollte diese zusätzlich vorliegen.

Ich selber habe meine feste Diagnose noch nicht, mein behandelndes Umfeld ist sich aber sehr sicher und eigentlich weiß ich’s schon lange selber aber Zweifel nach wie vor daran, weil ich immer wieder Fehler finde, die dann nicht in den Stereotyp „Autismus“ passen, vergesse dabei, dass ich aber nach wie vor noch eine ADHS habe, das ganze ein Spektrum ist, was dann ziemlich kompliziert aussieht bei der Symptomatik. Sollte ich im übrigen keine ASS haben dann wird’s was anderes sein, wird man rausfinden, bleibt aber nicht mehr wirklich viel übrig.

Wie das dann bei Menschen sein mag, die besser zurecht kommen als ich aber trotzdem eine noch nicht Diagnostizierte ASS haben, will ich mir ehrlich gesagt nicht ausmalen, wieviel Zweifel da hoch kommen trotz Leidensdruck.

@rowanfox was du beschreibst in deinem Eingangspost, ist bei mir, wenn ich sehr gestresst und nicht Achtsam bin, ebenso, vor allem am Anfang. Kann man mit umgehen lernen, ist nur am Anfang, so gings mir, extra Wild. Im übrigen können ja auch noch andere Komorbiditäten vorliegen, wie z.B. Angst…, die das ganze Anfangs noch verschlimmern, dann Akzentuiert sich das ganze Zeitweise, deine Therapeutin wird dir da aber bestimmt helfen. Das kann jede Therapeutin, denn auch ASSler sind ganz Normale Menschen mit, an manchen stellen Besonderen Problemen aber so ein paar Grundlegende Dinge sollte eigentlich jede Therapeutin angehen können an Komorbiditäten.

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Hallo @rowanfox,

das mit dem Blickkontakt halten kenne ich auch sehr gut.
Vor allem in stressigen oder unangenehmen Situationen mit mehreren Menschen kann ich schwer den Augenkontakt halten. Fühle mich dabei immer „komisch“ unwohl.
Wenn ich mit vertrauten Menschen rede, schaue ich meistens auf den Mund. Warum auch immer ? :laughing: Tiefer Augenkontakt gelingt mir nur selten.

Mit der passenden Medikation ist diese Schwierigkeit aber besser geworden.
Meine Vermutung mit den Jahren ist mittlerweile, dass es zwei Ursachen für fehlenden Augenkontakt gibt.

  1. Unsicherheit/Angst - Ergebnis aus langjähriger sozialer Schwierigkeiten
  2. Konzentrationsfähigkeit - Typisch ADHS

Bei mir ist es eine Mischung aus beidem.
Medikamente zumindest bei mir, lösen beide Probleme zu einem gewissen Grad.
Aufmerksamkeitsspanne für Gespräche ist etwas höher.
Außerdem bin ich in der Wirkungszeit weniger unsicher in meinem Verhalten und meiner Kommunkation. Dadurch fällt es mir leichter Leuten in die Augen zu schauen, ohne mich dabei komisch zu fühlen.

Grundsätzlich bin ich schon immer ein Beobachter, ich schaue alles und jeden an.
SOLANGE ich dabei nicht erwischt werde. :smiley:

Mein Vater hat mich als Kind deshalb immer geschimpft.
„warum glotzt du denn immer so?“ oder „mach doch deinen Mund zu“.
War immer am Tagträumen und in einer Paralyse wenn ich Andere so angestarrt habe.

VG
Chris

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Naja, eigentlich würde ich das gar nicht mal als Unsicherheit sehen, also bei mir zumindest…
Ich möchte nur auf gar keinen Fall so aussehen als wäre ich freundlich und eine Art emotionaler Mülleimer für Spontane… das ist schon immer so und ist auch so geblieben… Ich war richtig viel alleine unterwegs überall und wenn in der Ubahn jemand heult, betrunken ist oder irre … die sehen mich und dann läuft der Laberflash… ich geb mir wirklich richtig Mühe dabei so desinteressiert wie möglich zu wirken, weil direkt beleidigen immer so brutal wirkt in der Öffentlichkeit…
Ich bin draußen immer nur auf „Mission“ alles gezielt und möglichst effektiv. Ich bin echt beschäftigt. Es ist anstrengend und auch wenn ich da allein in der bahn sitze, ich habe zu tun…
Also das ist gar nicht so sehr wegen sozialer Situation, ich hab nur begriffen dass es mich nicht weiterbringt, sondern alles eher erschwert, wenn man sich immer um die Probleme anderer Leute kümmert. Und ich kümmere mich um alles, was mir leid tut, bzw muss mir das dann aus Höflichkeit anhören.
Also muss ich das volle Programm bieten an Abschreckung. Große, schlecht gedämmte Kopfhörer und irgendwas, das schrecklich klingt für genre-fremde. Und nen so großen Nasenring dass die meisten mich für gestört halten.
Und wenn es dann noch Leute gibt die mich trotzdem interessant finden und so… pseudo-indirekt-flirten oder wirklich starren, dann hab ich schon auch die verbale Vernichtung bereit. Macht meist niemand zweimal.

Und das mit dem Atmen… naja ich hör den sonst immer. Mit Musik ist das weg. Ich brauch dann irgendwie den sound noch um den körperlichen Zustand zu validieren. Danach wäre gut, wenn der Fokus vom Atmen wieder weg könnte…
Ich überprüfe alles was ich wahrnehme auf allen Ebenen.

Ich habe gar kein Angstgefühl bei Menschen im Alltag, die stören mich nur oft. Ich brauch so viel Energie um mein eigenes Zeug zu regeln, da bleibt mir nichts anderes übrig, da kann ich die nicht brauchen.

Klingt vielleicht unsympathisch, aber ich trau Menschen wirklich vieles zu. Vor allem Respektlosigkeit und Dummheit und Probleme.
Im Beruf gar kein Stress. Ich bin super souverän, aber auch nur weil ich dermaßen perfekt auf alles die Antwort habe, dass mich da rein gar nichts verunsichert.
Oh alles klar, ich hab halt ne Berufsmaske.
Aber die gilt auch immer nachdem die Haustür zu ist.
Ist nicht chillig, deswegen bitte keinerlei Kontaktversuche in der Öffentlichkeit, spontan, usw…

Komisch… manchmal hoffe ich fast ich könnte echt so stumpf sein, aber dann macht mir das Sorgen. :joy:

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Interessantes Thema…kenn die Problematik auch. Nicht so extrem aber für mich extrem genug, dass es mich schon immer stört. Ich habe das auch mit ASS in Verbindung gebracht, ein weiterer Grund weshalb ich gerade wieder nach einer Diagnostik Ausschau halte. Leider scheint hier dies aber aktuell nur übers Privatzahlen zu laufen.
So liebäugelt man, verwirft, liebäugelt und verwirft die Idee wieder…hin her, schwarz weiß…so ermüdend!!
Ich fahre seit Jahren kein Bus oder Bahn mehr, weils mir zuviel ist. Dann lieber aufs Bike und ab.
Was ganz selten mal geholfen hat, ist den Fokus versuchen bei sich zu halten, ruhiger, langsamer bewusster laufen…versuchen auf das, was andere denken könnte zu scheissen…wenns denn so einfach wäre.
Mich nervt es auch extrem, mich immer anpassen zu müssen! Immer wird erwartet in ein System zu passen. Ein Leben lang arbeitet man an sich und die Erfolge sind verschwindend gering.
Geh jetzt stark auf die 50 zu und muss sagen, mir reichts. Ich habe keinen Bock mehr mich zu verbiegen und sich immer unzulänglich zu fühlen.

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Ich war im Nachhinein betrachtet ein ziemlich verhaltensauffälliges Kind. Ich habe die Form des hypoaktiven ADS, war also auch extrem verträumt und in mich gekehrt. Ich erinnere mich ebenfalls, Leute wie in Paralyse oft ewig beobachtet und angestarrt zu haben. Auch in der Schule habe ich mich oft unbewusst in meine Phantasiewelt zurückgezogen, und dann nichts mehr um mich herum mitbekommen. Ich frage mich, ob das eine Art Dissoziation gewesen sein könnte? Ein Zurückziehen in die innere Welt, weil mich die äußere überforderte?

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