Blickkontakt und Gehen in der Öffentlichkeit

Um nett zu wirken, da ich des Öfteren angeeckt bin, weil ich wohl so ernst schaue ( liegt am Licht, ich kneif leicht die Augen zusammen und habe meist Falten auf der Stirn. Auch war ich immer einer von den „uncoolen“ Jugendlichen und wurde oft deswegen ausgeschlossen von Gruppen, irgendwann begann die Identitätssuche, nenne ich das mal. Deswegen habe ich das denke ich gemacht, mit Anfang 20 liefs dann auch recht gut in Verbindung mit Alkohol natürlich.

Dieses „Schauspiel“ Teste ich schon seit Fast einem Jahr, meist abends wenn die Medikamentenwirkung raus ist um mich immer wieder selbst zu bestätigen das ich Maskieren kann, unter dem Medikament viel mir das Anfangs sehr schwer.

Meine Erkenntnis ist, dass es mir Sicherheit gibt aber ich leider dadurch nicht Authentisch bin, ich fühle mich dann wie ein Chameleon und Lügner, sau anstrengend ist es dazu. Ich habe das vorher schon unbewusst, glaube ich, gemacht, erst mit Elvanse habe ich es richtig gemerkt. Ob man da schon von Dissoziation ähnlichen Zustand spricht, kann ich nicht sagen, ich hatte dieses Gefühl anfangs, als ob Elvanse mich in die „Realität“ schießt.

Stück für Stück versuche ich jetzt meine Stereotypie in der Öffentlichkeit nicht mehr zu Unterdrücken und weniger zu maskieren, die brauch ich um Konzentriert zuhören zu können und mir bei Reizüberflutung aus zu helfen, bei mir ist’s leider mit ein bisschen Fingerreiben nicht getan wenn ich in Stress gerate. Das ist aber noch ein Langer weg, bisher mache ich dies nur im Geschützten raum, wie Ergo und VT, beim letzteren geht es auch nicht anders, da ich bei Stress auf Stereotypie zurückgreifen muss, sonst geht überhaupt nichts mehr. Dann stumpfe ich ab und mir wird alles egal, ich bin jetzt 41, da muss ich eine menge aufarbeiten und lernen, was, so ist der Plan der Behandelnden dann zukünftig, erst mit speziellen ASS Therapien möglich wird.

Edit: zu akzeptieren das man ein Mensch mit Behinderung ist, Verhaltensauffälligkeiten hat, die man aber brauch um klar zu kommen, ist schwer, vor allem wenn man das nie richtig gelernt hat damit umzugehen.

Ich hätte vielleicht einen Ansatz. Willst du ihn lesen?

1 „Gefällt mir“

Gerne, ich denke dieser wird ja nicht nur für mich Hilfreich sein.

So gesehen ermöglicht unsere Vergangenheit einen Blick auf unsere Erfahrungen und Werte. Identität ist das, was du als Hobby hast oder Sachen magst oder nicht magst. Der sehr analytische Blick hat mir in der Vergangenheit immer irgendwo ein Bein gestellt. Sprich, zu viele Gedanken und etwas viel Arroganz. Sehr nervig für mich und andere. Ich denke du begehst da den Denkfehler, abends dir immer wieder zu bestätigen, wie gut du maskieren kannst, was dazu führt, das du da steckenbleibst. Ist ein Teufelskreis, den du durchbrechen kannst, indem du nicht jedem Gullideckel anhebst, der dich schief anlächelt. Authentizität ist etwas, das du nicht erschaffst, die Leute um dich herum bewerten. Das ist nicht unter deinem Einfluss und ist denen überlassen. Ich könnte wetten, dass tief irgendwo in dir, dich dass frustiert, oder? Das Einzige in meinen Augen, was du tun kannst, einfach zu deinen Aussagen zu stehen. Ein Lächeln und ein „Hi!“ nicht vergessen. Einfach mal durchziehen! :wink:
Und glaub mir, die meisten Leute meinen es nicht böse.

ich mache das weil ich mir so verrückt vorkam, als ich geschnallt habe das sowas eben nicht „normal“ ist, in diesem Maßstab wie ich das tue, dazu kommt noch die Komplexität der ADHS dazu inwieweit die eine Rolle spielt, wieso geht es unter Medikament so schwer und abends so einfach. Wobei ich da aber nicht bedacht habe das ich abends mir einen Kontrollierten Ort raussuche der auch nicht so Reizüberflutet ist.

Das nächste wäre tatsächlich die Frage, wenn denn man das wirklich nach so langer Zeit unbewusst macht und dann auf einmal merkt, dass man manchmal ein Beifahrer in diesen Momenten ist, habe ich mittlerweile im übrigen kaum noch. Ich kann mich jetzt meistens bewusst dazu entscheiden es zu tun, was natürlich sehr anstrengend ist, dennoch kommt es ab und an vor, dass ich Automatisch in eine passende Rolle schlüpfe je nach Situation und dann kurzzeitig Beifahrer bin und mich danach wunder wie Reibungslos die Soziale Interaktion lief.

Was mich aber am meisten frustriert ist die Tatsache, dass ich nicht so richtig weiß wer ich bin und wer ich sein will, nach all den Jahren der Anpassung und Leugnung meiner selbst. Ich sehe aber gerade da gibt es sogar einen eigene Thread hier im Forum dazu. Da werde ich mich mal einlesen.

Edit: Ich danke dir auf jeden Fall für deinen Ansatz, ich muss diesen aber erstmal reflektieren und verstehen. :+1:

3 „Gefällt mir“

Wow, erkenne hier einige Parallelen.
Was mich beim Medikament auch sehr irritiert hat, ist nämlich, dass ich es nicht schaffe, so zu sein, wie ich es sonst bin. Ganz im Gegenteil: Ich bin extrem unsozial und habe sogar Angst davor, angesprochen und dadurch mit der Außenwelt konfrontiert zu werden. Ich bin mir jedoch auch nicht sicher, ob das alles Masking ist (würde an sich aber übereinstimmen mit deiner Erfahrung), weil ich das großteils ja anscheinend schon automatisch mache. Andererseits (und auch weil ich wenig Erinnerung daran habe, wie ich „ohne“ war) stelle ich dann aber in Frage, ob ich mir das nicht nur einbilde und „übertreibe“. Gleichzeitig und in Anbetracht der Retrospektive werde ich mir dann aber zumindest teilweise eines Gesamtbildes bewusst, durch das ich mir dann sicher bin, dass ich mich auch auf diesem Spektrum befinde.
Aber ich mag dieses Bild, das entsteht, nicht. Und auch nicht die mögliche Erkenntnis, wie autistisch(unter Medikation, „ohne“ ADHS sozusagen) ich eigentlich bin und wie sehr ich umgekehrt (vor allem im sozialen Bereich) von der ausgleichenden Wirkung der ADHS abhängig bin. Das ist zusätzlich deprimierend, weil ich das „ADHS-freie-Erlebnis“ so nie vollumfänglich erfahren können werde, weil sich stattdessen einfach etwas anderes vorschiebt.

Andererseits weiß ich auch nicht, wie „ich“ mich natürlich verhalten würde. Selbst, wenn ich bewusst versuche so zu sein, funktioniert das irgendwie nicht bzw. kommt mir vor, dass ich gar nicht so sein will und mir das keine Freude macht „ich“ zu sein.

Das kommt mir bekannt vor. Habe das letztens in der Therapie so beschrieben: „Es fühlt sich an, als hätte mein Kopf mich rausgeschmissen und ich befinde mich nun schutzlos während eines Unwetters in der Außenwelt und er lässt mich aber nicht mehr rein.“
Wenn du „anfangs“ sagst: ist das bei dir besser geworden und wenn ja, wie?

1 „Gefällt mir“

Natürlich :+1:, du erlebst, vermutlich, momentan enormen Stress und kannst den nicht richtig einordnen. Der Mist Akzentuiert sich bei Stress, deswegen fühlt sich das so an, bekommst das jetzt halt voll mit. „Willkommen in der Reizüberfluteten Realität“.

Therapie, Mut, Üben, Reflektieren. Ich weiß ja nicht was sich bei dir so angestaut hat über die Jahre im, ich nenn’s mal „Nebel“ das muss jetzt Therapiert werden, dass wird richtig anstrengend aber wie gesagt, bei mir hat sich so vieles wesentlich verbessert, vor allem im Vergleich vor der Medikation und Behandlung. Das geht aber nicht von heut auf Morgen, Achtsamkeit ist sehr wichtig, Dinge finden die einem Gut tun und Sozialer Rückzug ist keine Option aber natürlich auch nicht in die vollen gehen, dass mit der Reizüberflutung bessert sich natürlich, man lernt ja auch damit umzugehen und sich zu schützen.

2 „Gefällt mir“

Jeder kann wohl von sich sagen, warum ein Blickkontakt unangenehm sein kann…
Was sicher zu sagen und interessant ist, ein Blickkontakt sehr „verbindlich“ ist, das sieht man z.B. wenn der Hund einem beim Spaziergang immer wieder anschaut. Dass man überhaupt merkt, dass da eine Verbindung ist…
Ich schaue Menschen i.a gerne in die Augen. Was ich allerdings auch sagen muss, manchmal ertrage ich es gar nicht. Insofern kann ich verstehen, wenn Leute jeglichen Blickkontakt meiden, und „wie Zombies“ durch die Gegend marschieren. Zum Teil finde ich etwas zwar befremdend, aber zum andern ist es halt ein Selbstschutz. Allerdings, was ich persönlich schade finde, dass die Leute dann eben nicht kommunizieren.
ich bin nun eher mit dem Hund untewegs, und suche generell Kontakte.
Es ist klar, beim Pendeln,und 6:00 morgen, ist das eine anderes Situation, wo man gerne seine Ruhe hat. oder das halt als sehr unangenehm empfindet. Bei mir kommt es sehr auf die Stimmung drauf an, wo ich grosse Schwankungen habe, die auch auf meine Verletzlichkeit stark erhöhen.
Effektiv - ein Hund schaut einem anderen Hund nie direkt in die Augen - es würde als Agression interpretiert. Solches erlebt man manchmal selbst, wenn man Leute in die Augen schaut, dass sie agressiv werden können - und das ist interessant - der Mitmensch spürt genau, wie man drauf ist, und somit triggert.

Danke liebe Lea.

Liebe Grüße Tilla

1 „Gefällt mir“

Wovor versteckst du dich? Warum machst du es nicht persönlich?

Ein oder zwei Sachen hätte ich noch. Du ziehst dich einfach in deinen persönlichen Schutzraum zurück. Völlig normal. Ansonten ist das was für die Therapie. :slight_smile:

Was meinst du?

Dir ist schon klar das wir hier vermutlich, von einem Dissoziationsähnlichen Zustand sprechen? Da gibt’s nicht soviel selbst zu entscheiden…

Bin ich schon seit einem Jahr.

Berichte gerne mal wie die Diagnostik gelaufen ist und was dabei raus gekommen ist.
Ich hab weniger Probleme mit Blickkontakt, aber bin gerade auch in der ASS-Diagnostik.

Gönn dir Auszeiten, nutze Hilfsmittel, du musst es nicht jedem Recht machen, tue das was dur gut tut, sag den Leuten wie es dir geht und sprich auch mal mit deinen Ärzten/Therapeuten über das Thema!

Liebe Grüße
Nora

2 „Gefällt mir“

Mir geht es seit fast einem Jahr genauso, ich bin 17 Jahre alt und habe ADS mit einer sozialen Phobie diagnostiziert bekommen, ich lasse mich aber auch nocheinmal auf ASS testen.Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe,dann habe ich immer komischen Blickkontakt wenn ich an Leuten vorbeilaufe,weil mein ganzer Körper in dem Moment verkrampft und ich dann irgendwie keine Kontrolle mehr über meinen Körper habe.Das mit dem Laufen habe ich auch sehr stark und natürlich treten die Symtome in öffentlichen Plätzen wie in der Schule noch stärker auf.Ich kann selbst meine Lehrer im Unterricht nicht anschauen weil ich dann immer komisch gucke oder irgendwie anfange im Gesicht zu Zucken ,Zittern.Deshalb kann ich auch schlecht von der Tafel abschreiben und weil ich nicht komisch rüberkommen möchte,lasse ich das dann meistends auch.Im Unterricht kann ich allgemein nicht richtig aufpassen weil ich die ganze Zeit angespannt bin,aus Angst dass mein Hals,wenn ich mich umschaue anfängt zu zittern oder ich irgendwie komisch gucke.Ich dissoziiere auch sehr stark und bekomme meistends im Unterricht kaum Luft und habe gefühlt durchgängig eine stille Panikattake.Wenn ich alleine durch die Aula oder durchs Schulgebäude laufen muss ist das für mich auch immer eine Qual.Ich habe bis jetzt versucht immer sowenig wie möglich daran zu denken weil ich nicht möchte dass so etwas mein Leben so stark einschränkt.Ich bin auch in den Sommerferien mit meinem Hund nurnoch auf den belebtesten Wegen spazieren gegangen um dass etwas zu üben,es hat aber trotzdem nicht viel gebracht.Ich bin dieses Schuljahr auf die FOS gekommen und alles geht wieder von vorne los.Ich weiß echt nicht mehr was ich machen soll,hat jemand von euch vielleicht bereits geschafft das zu überwinden und kann mir irgendwelche Tipps geben?

1 „Gefällt mir“

Diesen Stand-By-Modus kenne ich auch. Wenn ich im Gespräch bin, starre ich Gedankenverloren meiner Gesprächspartnerin auf das Dekolleté. Ohne Sexuelle Absicht und ich merke es nicht mal dass es unpassend ist, weil ich ja nicht den Busen anstarre, sondern ins leere starre.

@rowanfox
Vielleicht bist du zu selbstfixiert wie du wirkst. Geht es nicht besser, wenn du dir im Kopf rechenaufgaben stellst?
Wenn ich abgelenkt bin, bin ich fast null Soziophobisch. Und wenn es mir sehr dreckig geht, nehme ich auf sowas keine rücksicht.

Ansonsten checke ich Entgegenkommende Fremde kurz, aha, Gegenverkehr, kurzer Augenkontakt und gut ist. Klar, ein Gefühl der Spannung kommt auf, vergeht aber gleich wieder.
Also, ablenken und an eigene Probleme denken. Die anderen sind auch meist nur mit sich selbst beschäftigt und beachten dich kaum.

Tipp: Beobachte die Menschen um dich herum. Wenn du ihnen nicht ins Gesicht schauen magst, beobachte ihre Hände, Füße, was sie tun, die Lichtverhältnisse, was sie sagen und erzähle dir in deinen Gedanken was du siehst.
Das lenkt deine Aufmerksamkeit von dir weg in den Raum. Schau mal ob du in solchen Momenten etwas Ruhe in dein Systhem bekommst.
Das was du beschreibst ist kein Zustand für einen längeren Zeitraum.