Liebe Leute,
vor Kurzem wurde mir mit Anfang 40 die Diagnose ADHS gestellt. Kurze Zeit später wurde mir Medikinet adult verschrieben, was ich seitdem einnehme und was mir tatsächlich hilft, meinen Alltag besser zu bewältigen. Das ist wirklich erfreulich!
Und trotzdem… die Diagnose hat einiges in mir ausgelöst. Einerseits empfinde ich große Erleichterung, weil ich ENDLICH eine Erklärung für meine ganzen „Besonderheiten“ habe, die mich doch insgesamt sehr einschränken. Andererseits bin ich sehr traurig, wenn ich an all die Dinge denke, die in meinem Leben wegen ADHS schiefgelaufen sind und für die ich mich jahrzehntelang selbst gequält und sehr geschämt habe, weil ich sie fälschlicherweise auf mein vermeintliches persönliches „Versagen“ zurückgeführt habe. Ich wusste es nicht besser. Niemals hätte ich ADHS als Ursache für meine „komischen“ Probleme in Betracht gezogen. (Zahlreiche Therapeut*innen, die mir ebenso zahlreiche Fehldiagnosen gestellt haben, übrigens auch nicht…) Jetzt mit der Diagnose aber ergibt einfach alles Sinn. Mein Gefühl ist gerade, dass ich sehr viel Zeit verloren habe. Und es gibt Tage, an denen mich dieser Gedanke sehr traurig macht.
Meistens überwiegt jedoch das Gefühl der Erleichterung und ich mache immer wieder die Erfahrung, dass ich mit einer anderen, auf dem neu erworbenen Wissen über ADHS basierenden Herangehensweise plötzlich Dinge schaffe, die früher unmöglich gewesen wären. Herauszufinden, welche neuen Strategien mir helfen können, meine vielfältigen Probleme besser in den Griff zu bekommen, ist zwar unglaublich anstrengend (oft bin ich sehr erschöpft) und ein langwieriger Prozess, wenn ich am Ende aber erfolgreich bin, macht mich das sehr glücklich. In den letzten Monaten habe ich - objektiv betrachtet - einiges zum Guten ändern können. Das reicht noch lange nicht, aber es ist ein Anfang.
Kurz, ich habe gerade das Gefühl, dass ich vielleicht doch noch einiges in meinem Leben ändern kann. (Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz einmal schreiben werde… ) Diese Zuversicht - sie ist noch nicht besonders ausgeprägt, aber sie ist da - hatte ich früher nie.
Nun kommt ihr ins Spiel: Geht es euch ähnlich? Hätte jemand von euch Lust auf regelmäßigen und motivierenden Austausch zum Thema „Neuanfang nach der Diagnose“? Ich würde mich sehr darüber freuen!
Vielen Dank und viele Grüße!