Das Problem mit nicht schlafen können habe ich gelegentlich. Aber mein eigentliches Problem mit dem Schlaf scheint nicht ganz adhs typisch zu sein.
Kurz gesagt: Ich schlafe immer und überall…
Es hat etwas gedauert das heraus zu finden aber nachdem ich mit menschen in meinem Umfeld geredet habe, bin ich zu der Erkenntnis gekommen dass ich im Durchschnitt ohne Medikamente pro tag mindestens 12 bis 14 Stunden schlafe.
An manchen Tagen auch 18h oder mehr.
Ich habe das überhaupt nicht realisiert. Erst durch medikamente die ich seit über 9 Monaten nehme kommen so langsam die erinnerungen an früher.
An was ich mich bisher erinnern kann:
Zur Kindergarten und Grundschulzeit kannte ich in jedem Geschäft bei uns im Ort einen unbeobachteten platz wo ich mich z.b. unter einem Regal oder hinter einer Couch zum schlafen hinlegen konnte, während meine Mutter oder Oma eingekauft hat.
Selbst in großen Kaufhäusern war bereits das warten auf die Kleideranprobe meiner Eltern zu lang und ich schlief irgendwo unter einem Kleiderständer.
Zu Realschulzeit habe ich sogar oft während dem Unterricht geschlafen. Immer nur kurz, und das auch fast immer unbemerkt. Wenn ich dann plötzlich aufgerufen wurde, konnte ich durch meine extrem schnelle auffassungsgabe recht schnell herausfinden, um was es gerade ging und meist trotzdem richtig antworten. So ist das überhaupt nicht aufgefallen.
In der Pause gab es die ein oder andere stelle auf dem Pausenhof wo ich mich einfach hinstellen und im stehen ein kurzes nickerchen machen konnte.
In der Berufsschule war es ähnlich. Durch etwas höherem Interesse an dem ganzen war es nicht so schlimm… Aber ich war der erste im Unterrichtszimmer und das nur, um möglichst schnell sirzen und dösen zu können bis der znterricht tatsächlich los ging. Nach dem Unterricht auf der Heimfahrt im Bus hatte ich immer einen Timer gestellt damit ich vor der Ankunft an meiner Haltestelle geweckt werde.
Später mit dem eigenen Auto, war ich bei disko besuchen so gut wie immer der fahrer. Der Grund war einfach… Um 20 oder 21 Uhr sind wir meist los gefahren. Um 22 Uhr in der Disko… so gegen 23 Uhr wurde ich dann meist müde und um es nicht all zu auffällig zu machen täuschte ich meist ab mitternacht Kopfschmerzen vor und ging zum Auto zum schlafen. Hatte deswegen natürlich Decke und alles immer mit dabei.
Und sonst war mein üblicher tagesablauf als ich noch alleine war, also bis 35 Jahre… Den Tag auf der Arbeit einigermaßen überleben… Dann nach hause. Dort meist erst mal eine weile schlafen. Gegen 22 Uhr dann entgültig ins bett und gegen 6 Uhr wieder raus sofern ich zumindest einen der 6 gestellten Wecker nicht überhört hatte.
Wie benebelt was frühstücken und danach Zombieartig auf die Mitfahrgelegenheit zur Arbeit warten um dort im Auto nochmal etwas weiter zu dösen.
Nach der Ausbildung begann dann die Arbeit im eigenen Betrieb der Eltern… Einschlafen an der Maschine während der Arbeit war an der Tagesordnung. Dann hieß es immer ich solle die nacht nicht durch machen. Ich wusste einfach nicht was ich darauf antworten sollte und dachte dass es am spät um 22 Uhr schlafen gehen liegt. Aber früher konnte ich meist nicht einschlafen… Nach der Arbeit gegen 16 Uhr erst mal 2h schlafen, dann an Pc… mit etwas glück bis 20 oder 21 Ihr noch etwas wach… Danach schlief ich meist im stuhl ein und kämpfte mich dann gegen 22 Uhr richtung bett. Manchmal ohne erfolg. Was bedeutet dass ich das ein oder andere mal im Flur richtung schlafzimmer auf dem Boden aufgewacht bin weil das Schlafzimmer nun doch zu weit weg war.
Meine Ernährung wurde dadurch auch mehr und mehr fast food lastig. Meist habe ich nur ein mal am Tag gegessen. Oft wartete ich in der küche auf die tiefkühlpizza im Ofen, umwickelt mit einer Decke, sitzend vor dem Ofen und angelehnt mit dem Kopf an die Wand des Ofens um das klingeln der fertigen Pizza während dem schlafen nicht zu verpassen. Ich muss wohl nicht erwähnen dass der ofen eine abschaltautomatik hatte. Nachdem ich mal 8h ne pizza im Ofen vergesse hatte weil ich davor eingeschlafen war, hatte ich nur noch geräte die selbst abschalten.
So zur Info: Nach 8h kann man ne pizza definitiv nicht mehr essen und Pommes nach 6h in der Fritöse auch nicht mehr.
Und die Abschaltautomatik ist zwar hilfreich dass nichts verbrennt, aber mehr als 2x kann man das mot der gleichen Pizza auch nicht machen, wenn man erst aufwacht wenn sie schon wieder kalt ist.
Irgend wann habe ich mich beruflich selbständig gemacht weil ich im normalen Umfeld nicht mehr klar gekommen bin. Meine reguläre schlafenszeit war dann von 23Uhr bis 9 Uhr. Dann direkt zum ersten Kundentermin. Mot etwas glück vor 12 Ihr wieder zuhause, dann bis 14 Uhr geschlafen. Mit etwas glück zum nächsten Geschäftstermin. Aber die Kunden wussten schon nach kurzer Zeit dass es auch mal sein kann dass ich nicht zum Termin komme. Erzählt habe ich dann immer dass ein Problem bei einem anderen Kunde aufgetreten ist oder dass der vorherige Termin länger gegangen ist. Tatsächlich habe ich aber einfach geschlafen.
Wobei ich es nicht „Schlaf“ nennen würde. Es ist eher so ein dösen bei dem man ständig kurz wach ist, aber einfach zu erschöpft und müde um aufzustehen. Also eher vergleichbar mit dem verzweifelten Versuch nach einer Narkose wach zu werden wenn die wirkung der Narkose noch nicht ganz nachgelassen hat. Man will aufstehen, aber kann sich einfach nicht. Nicht weil es wirklich nicht gehen würde, aber weil die anstrengung so groß wäre, dass ich es nur um absoluten notfall hinbekommen habe.
So habe ich auch bereits mehr als 30h bis 70h am stück geschlafen. Durchaus war es möglich am Freitag Nachmittag schlafen zu gehen und Montags früh um 9 Uhr aufzustehen… Mit etwas glück mit ein oder zwei unterbrechungen richtung toilette, wo ich natürlich auch erst mal ne stunde sitzend, in eine Decke gewickelt, vor dem rückweg geschlafen habe. Da sind aber meist mehrere stunden schon vergangen in denen ich verzweifelt zwischen dem drang zur Toilette und dem weiterschlafen abgewägt habe. Gegessen habe ich in diesem Zeitraum nichts und getrunken nur wenn der drang schon so stark war dass ich mich wie betrunken richtung küche geschleppt habe. Meist habe ich dann nur wasser aus dem wasserhahn getrunken da dies am schnellsten ging und ich 2 bis 3 gläser auf ex trinken konnte.
Also durchaus gute 70h geschlafen mit vielleicht 4 unterbrechungen von 10 minuten und das ganze so etwa 1x im Monat zusätzlich zu den sonstigen 14h schlaf am tag.
Und nun… kommt die Erkenntnis dass ich 40 Jahre gebraucht habe um zu merken dass das vermutlich nicht ganz normal ist. Und zusätzlich ritalin um sich überhaupt nach und nach daran zu erinnern, dass das ja noch immer ohne Medikamente so ist.
Und was mache ich jetzt??? Der Arzt weiß noch garnichts davon, weil ich an das schlafen überhaupt nicht bei den gesprächen gedacht hatte. Überhaupt erst durch monate mit ritalin fällt mir auf, dass es vielleicht erwähnenswert wäre.
Derzeit nehme ich 80mg am Tag, verteilt unretardiert über 16h aber schon seit längerem merke ich dass dies nicht passt. Vor einigen Wochen habe ich mich dann nach dem durchlesen dutzender studien dazu entschlossen die richtige dosis herauszufinden… Nun scheint mit 80mg Retard für 8 Stunden alles zu funktionieren. Erst ab 80mg hält bei mir die retard überhaupt ohne zwischendurch auszusetzen.
Dafür ist in diesen 8 stunden aber alles so, wie es normal sein sollte. Zumindest fühlt es sich „richtig“ an und entspricht auch am ehesten dem, was ich durch gesprächen mit „normalen“ menschen als „normal“ bezeichnen würde.
Falls jemand rechnen kann wird sicher aufgefallen sein dass der Tag nach 8h mit 80mg aber nicht zu ende ist. Nur kann oder wird der Arzt mehr verschreiben?
Bis vor kurzem habe ich auch überhaupt nicht verstanden wieso alle von schlafproblemen mit mph oder elvanse reden… Für mich ist der beste schlaf, wenn ich 2 stunden vor dem schlafen gehen 80mg retard nehme… So gut wie danach habe ich noch nie geschlafen. Sobald morgens die wirkung der retard nachlässt bin ich hell wach und zum ersten mal in meinem Leben gut ausgeruht…
Also hier ist definitiv alles anders als normal. Oder wer hat schon jemals weil er nicht einschlafen konnte 40mg unretardiertes MPH genommen und 30 minuten später ganz großartig geschlafen?
Also nicht dass jemand denkt ich schütte mich hier mit mph zu… Aber mehrere Tage aufsparen für einen einzelnen Tagesversuch war es mir dennoch wert: Zum aufstehen 80mg, nach 8h noch mal 80mg und zum schlafen noch mal 80mg und es ging mir noch nie so „normal“…
Ich nenne es extra „Normal“ und nicht großartig oder supper, denn so etwas passiert da einfach nicht, sondern ich bin so nahe an etwas wo sich „normal“ anfühlt wie es nur sein kann.
Aber wer kann da wirklich was objektiv dazu sagen? Ich kann ja schlecht 24 stunden nen arzt hinter mir her schleppen der das beurteilt, und ein 24 stunden video sieht sich doch auch keiner an.
Selbst stationär sehen alle doch nur eine momentaufnahme… Ganz abgesehen davon dass ich kein freund von medikamenten mit fragwürdiger wirkung bin, sehe ich immer wieder, dass ärzte lieber viele verschiedene Medikamente kombinieren nur damit sie nicht bei einem die empfohlene maximaldosis überschreiten. Aber macht es das besser mit mehreren medis an die obergrenze wo man die wirkung eher vermutet oder erhofft, oder mit einem medi über die empfehlung hinaus weil man weiß dass es passt?
Alles gar nicht so einfach und auch extrem schwierig einem Arzt das hier zu erklären wenn man vielleicht 15minuten alle 3 monate in seiner Praxis verbringt. Mit ergebnissen wie z.b. „versuchen sie das mal… und der nächste termin ist in 3 Monaten…“ Klar, weil die Kasse nur 1x pro Quartal für die kosten aufkommt oder was genau läuft hier?
So dauert es ja noch Jahre nur um die richtigen medis / dosis zu finden, und das obwohl man ja eigentlich schon ne richtung herausgefunden hat die aber leider ausserhalb der empfehlung liegt und somit der arzt tatsächlich haftbar wäre… Falls das noch keiner wusste: Der arzt kann praktisch so gut wie alles verschreiben solange er in der empfohlenen dosis bleibt und wenn was passiert ist das nicht sein problem. Ich habe schon von einigen gehört die es so machen wie es sein sollte: Nutzen risiko abwägen… aber mein Arzt läuft da eher in einem anderen Modus: Bis empfohlenes maximum ist kein problem, fragen stellt er eh nicht, macht den eindruck als hofft er beim gespräch auf keine Fragen vom Patient und andere medis am besten im internet bestellen im ausland da man z.b. melatonin ja ganz problemlos seit ner gesetzesänderung mit 10mg im ausland kaufen darf… Aber rezept für ein präparat an der deutschen apotheke ist eher nicht so seine baustelle.
Kein plan wie der reagiert wenn ich jetzt mit sowas wie oben komme, und vor allem, wie quetsche ich das in ein 15min Gespräch mit sinnvollem Ausgang?
Das ist echt frustrierend.
Eine wirkliche antwort erwarte ich nicht mal auf meine Fragen… Das hier ist eher zur selbstreflektion und erschien mir sinnvoller wie ne textdatei am pc die niemand sieht.