Der beste Tag meines Lebenes (Elvanse Erstberührung Tag 1-5)

Vielleicht sollten wir jeweils für den anderen unseren Eltern und anderen Verwandten mal den Kopf waschen? :grinning:
Vielleicht helfen da mal ein paar Erfahrungen von einem Aussenstehenden.

Wobei… wenn die es verstehen wollen würden, dann bräuchten die sich ja bloß mal per Internet einzulesen :smirk:

ADHS wurde in den 90ern bei meinen Brüdern diagnostiziert. Dass meine Mutter es hatte, war auch irgendwie allen klar.

Vor allem meine Mutter war Feuer und Flamme für das Thema. Überall nur noch ADHS und Bücher und Infoveranstaltungen, Elternabende um andere und Lehrer aufzuklären. Damals gabs noch 56k Modem und AOL CDs mit Freiminuten… da wurden Chats besucht und sich Infos aus den USA besorgt, wo das Thema schon länger behandelt wurde. Sogar eine Website für die frühere Heimatstadt wurde erstellt :relieved:

Ich habe mich angepasst und war eben nicht der klassische Zappelphillip und fiel dadurch auch in der Schule nicht auf.

Dass es vererbbar war, das wussten die aber damals schon. Trotzdem wurde ich nicht getestet.

Meine Mutter lebt leider schon viele Jahre nicht mehr, aber ich kann ihr mit meinen heutigen Erkenntnissen so nachempfinden, wie sie sich ihr lebenlang gefühlt haben muss.
Auch, wie schlimm es für sie mit ihren Eltern und Brüdern während ihrer Kindheit und Jugend in den 50er bis 70er Jahren gewesen sein muss.

Schade drum.
Wir hätten uns heute viel zu erzählen.
Vor allem könnte ich nun offen über meine Gefühlswelt sprechen, was ich als Kind leider nicht gelernt habe.

Mein Vater ist vom Wesen her wie ich.
Würde sagen, ich bin eine Kopie von ihm und habe dazu dann eben noch die Empathie und Sensibilität meiner Mutter geerbt.

Aber er verstehts nicht, oder kann es nicht fühlen.
Dabei müsste er doch jetzt „nur“ mal mich sehen und realisieren, in welchem Zustand er feststeckt.

Beide Eltern waren damals überfordert.

Sie hatte wegen Missbrauch im Kindesalter eine diagnostizierte Persönlichkeitsstörung und war emotional instabil und impulsiv.

Er hatte ein Problem mit Alkohol und bekam nach der Arbeit immer den Stress obendrauf und war aggressiv dazu. Körperliche Gewalt kam auch vor, aber vor allem die Einschüchterung durch seine Aggressivität und typische militärische Art haben alles noch schlimmer gemacht.

Es war wahrscheinlich eine Ex-Berufs-Krankheit nach 12 Jahren militärischer Ordnung und wegen seines (meiner Meinung nach) narzisstischen Vaters und den Leistungsanforderungen an ihn in seiner Kindheit, dass er ebenfalls so wurde.

In meiner gescheiterten Ehe mit ihren zwei Kindern verlief es für mich leider sehr ähnlich.

Sie mit einer diagnostizierten Persönlichkeitsstörung,
bei ihrem Sohn wurde ADHS diagnostiziert.
Bingo - Jackpot - Alle Neune :upside_down_face:

Er wurde ihr gegenüber aggressiv und gewalttätig, was mich heftig getriggert hat. Ein Glück habe ich ihn nie geschlagen, aber ihn in die Ecke zu drücken und festzuhalten dürfte ihm schon nicht gutgetan haben (ADHS Paralyse und so) und das bereue ich heute, wo ich sein Verhalten und mich selbst besser verstehen kann.

Ich habe irgendwie das Leben meiner Eltern durchlebt, aber konnte das und mich selbst nicht erkennen.

Jetzt, wo ich das alles verstehe, kann ich wiederum nicht verstehen, warum mein Vater es nicht erkennen kann und das hat mich anfangs sehr frustriert.

Ich sehe ihn, er sich aber nicht und ich kann ihn nicht wachrütteln.

Als ich vor der Diagnose durchblicken ließ, dass vieles mit ihm und meiner Kindheit zu tun hat, war seine Reaktion „Mach mal eine Traumatherapie. Die hat mir auch geholfen. Ich hatte das alles schon und muss nie mehr zurück“.

Autsch… ab da wusste ich, dass ich nichts zu erwarten habe.

Er hat lediglich über eine Ex-Militärhilfe kurzzeitig mit einem „Psychologen“ per Online Angebot gesprochen, aber offensichtlich eher oberflächlich und sein Verhalten nie analysiert und therapieren lassen.

Einer der Brüder meiner Mutter rief mal an und fing sofort an, mir alles abzusprechen.
Ich hätte dieses Manische von meiner Mutter geerbt… puh, da habe ich aufgelegt.
Anschließend kam eine Email, ich müsste auch andere Meinungen zulassen und dass es später in der Therapie ein Dialog und kein Monolog wäre.

Als hätte ich nicht selber schon eine Psychotherapie hinter mir gehabt… :man_facepalming:

Einfach mal sein negatives Weltbild auf alle übertragen und alle über einen Kamm scheren…

Vor allem muss er mir was erzählen und „Tipps“ geben. Er mit seinen ganzen gescheiterten Therapien, Mobbingerfahrungen, Horrorkindheit und Langzeitarbeitslosigkeit… aber immer fein auf die Politiker schimpfend.

Als ich ihm versuchte, die Parallelen zwischen unseren Familienzweigen zu erklären, kam auch gleich Ablehnung.

Joa… da kann ich mich auch mit einem Wollpulli unterhalten.

Dann musste ich diese Energiefresser der Reihe nach ausschalten und die Türe zumachen.
Aber natürlich kommt das auch nach klarer Kommunikation nicht bei allen an und zu Geburtstag oder Weihnachten strecken sie wieder ihre Fingerchen aus… um dann von mir ignoriert zu werden. Hoffe, die schnallen es nach diesem Jahr dann doch noch :slight_smile:

Puh, das war wieder viel… aber irgendwie hilfts und ich empfinde der Familie gegenüber kein schlechtes Gewissen mehr :ok_hand:t2:

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