Diagnose late-onset AD(H)S? Hat jemand Erfahrung?

Hallo und herzlich Willkommen, @friedab !

Wenn ich mir das so durchlese - kommt mir das doch seehr vertraut vor…
Ich habe exakt dieselben Erfahrungen gemacht in meinem Studium - und zwischen Abi und Studienbeginn lagen bei mir genau 28 Jahre…
Nach 3 Jahren (ich habe Teilzeit studiert) wurde bei mir dann ADHS diagnostiziert. Allerdings haben meine Grundschulzeugnisse und meine Erinnerungen diese Diagnose recht eindeutig bestätigt, auch wenn ich eine gute Schülerin war.

Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sich bei den von Dir genannten Symptomen nicht unbedingt um ADHS-Symptome handeln muss. Dann gehen die Symptome mit Medikation nicht weg - ganz im Gegenteil: Stress und Angst bleiben und müssen trotzdem bearbeitet werden.

… daher werfe ich noch ein paar andere Möglichkeiten in den Ring (alles andere hat @Elementary ja schon beschrieben):

Es kann auch sein, dass Du doch in einigen Bereichen leichte Probleme hast - die aber in der Schule noch nicht so relevant waren.

Dadurch, dass das Dein Selbstbild als gute Schülerin stört, schaust Du aber nicht so genau hin.
Das KANN ADHS sein, kann aber auch etwas anderes sein. Stattdessen wiederholst Du Deine „Fehler“ immer wieder - obwohl sie im Studium wirklich bedeutend sind - bis die Situation aversiv wird und Du total blockierst. Blockaden und Prokrastination werden als totaler Kontrollverlust empfunden, was widerum zu Angst und Stress führt.

Bei mir waren es Leseprobleme, die allerdings m.E. aus dem ADHS kamen, s. hier: <URL url="visuelle Wahrnehmungsstörungen bei ADHS text=„viewtopic.php?f=5&t=425“>visuelle Wahrnehmungsstörungen bei ADHS <URL url="LRS, ADHS und … , verstecktes Schielen, latentes Schielen, Winkelfehlsichtigkeit, Sehfeldfehler, visuelle Wahrnehmungsst text=„viewtopic.php?f=17&t=1879“>LRS, ADHS und … , verstecktes Schielen, latentes Schielen, Winkelfehlsichtigkeit, Sehfeldfehler, visuelle Wahrnehmungsst

Es könnte aber auch sein, dass Du im Studium zu wenig Bewegung und Sonne hattest - und einen Vitamin D Mangel entwickelt hattest. Die Folgen sind ähnlich: Konzentrationsstörungen, Fokusprobleme → Angst / Stress → Konzentrationsprobleme, die sich über die Angst verfestigen. Die Ursache ist evtl. beseitigt, die Folgen bleiben.

Oder Schilddrüsenprobleme…
Auch die oben geschilderten Leseprobleme können sich schleichend im jungen Erwachsenenalter entwickeln. Gerade da ändern sich Sehstärken und -winkel, es kann z.B. sein, dass Du leicht schielst, Lesen für Dich aversiv wird - was sich aber nach „Konzentrationsstörung“ anfühlt.

All das sind Ursachen für Prokrastination - und Prokrastination führt zu Angst und Stress - und damit rein in die Spirale, unter der Du so sehr gelitten hast und noch leidest.

Konzentrationsstörungen unter Stress und Angst sind normal und nicht pathologisch, das hat die Natur so eingerichtet.
Daher müssen die Ursachen beseitigt werden - die sind hier interessant, nicht die Symptome.

Es macht daher durchaus Sinn, (dann) einmal in Ruhe Deine Arbeitsprozesse zu rekapitulieren und genau abzuspüren, was Dir genau Probleme machte.
Auch mit Medikation würde Dir das nicht erspart bleiben. Nur - leider hilft Dir das auf die Schnelle nicht weiter.


Das geht in die Richtung von der ich schreibe: Potential und Leistung stimmen nicht überein.

Jetzt halte ich Dir ersteinmal die Daumen, dass Du das Ganze jetzt noch irgendwie gut über die Bühne bekommst!

LG, Anna