Diagnostik - besser vorbereitet oder unvorbereitet?

Hallo in die Runde. Ich, weiblich, bin 55, habe den Verdacht, ADHS zu haben und komme gerade von einem ersten Diagnostik-Termin in einer Klinik in meiner Nähe (Abteilung für Klinische Psychologie und Neuropsychologie).

Dass ich den Termin überhaupt bekommen habe, grenzt für mich immer noch an ein Wunder. Im Juni habe bekam ich den Termin, mir wurden ein Patientenfragebogen der Klinik plus drei andere Fragebögen (WURS-K, ADHS-SB, BDI-II) zugeschickt und heute hatte ich dann ein einstündiges Gespräch mit einer Psychologin.

In zwei Wochen folgt eine Diagnostik „am Computer“. Und hier habe ich Fragen:

Ich würde ja einerseits gerne wissen, was genau da getestet wird. Andererseits frage ich mich, ob es nicht vielleicht besser ist, völlig unvorbereitet in so eine Testung zu gehen, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.

Was tue ich nun? Suche ich nach Infos, um meine Neugier zu stillen - und ist das womöglich sogar gut? Oder lasse ich es?

(Ich habe die Frage der Psychologin heute, was für mich schlimmer wäre: ADHS oder kein ADHS diagnostiziert zu bekommen, sehr wahrheitsgemäß beantwortet. Nämlich, dass „kein ADHS“ das schlimmere Ergebnis wäre. Und komme mir dabei schon wieder komplett doof vor. )

5 „Gefällt mir“

:adxs_winy: @susanna Herzlich Willkommen hier in dem bunten Haufen…

Es gibt so viele verschiedene Wege zur Diagnose…

Darf ich dich trotzdem auch fragen, weshalb dir perönlich die Bestätigung so wichtig wäre…

Vorbereitung, wie sähe die denn aus? Computersachen habe ich gar nicht machen müssen, da kann ich dir gar nichts zu sagen.

Neugier :adxs_zwinker: natürlich würde ich meine Neugier stillen wollen, ich könnte gar nicht anders…

Alles Gute für dich :four_leaf_clover:

3 „Gefällt mir“

Hi @susanna

Was genau da getestet wird, wirst Du wohl erst sehen, wenn Du in der Praxis vor dem Bildschirm hockst. Es gibt ja nicht den Test, sondern verschiedene Möglichkeiten.

Bei mir gabs keinen Computertest, sondern ganz oldschool einen Konzentrations-/Aufmerksamkeitstest mit Papier und Stift. :sunglasses:
Ich habe mich ganz bewusst entschieden, vorher nicht zu recherchieren, um komplett unbefangen den Test machen zu können.

4 „Gefällt mir“

Danke für deine Antwort und das Willkommen, Silberlocke! :grinning: :blush:
Die Bestätigung wäre mir wichtig, weil ich mich in den gefühlt tausend gehörten Podcasts und Dutzenden Büchern zu ADHS so dermaßen wiederfinde - aber gleichzeitig nicht glauben kann, dass sich irgendjemand darin nicht wiederfindet.

Ich will nicht überdramatisieren, aber rückblickend habe ich das Gefühl, dass ich so oft gehört habe, irgendwas, was ich tue, sei falsch, peinlich, übertrieben, doof - und dann immer versucht habe, mich anzupassen, statt einmal die Kritik infrage zu stellen - dass ich heute nicht mehr weiß, was ich eigentlich möchte und bin. Und meinem Empfinden absolut nicht trauen kann.

Bei den Berichten zu ADHS finde ich mich ganz besonders beim Thema Rejection Sensitive Disphoria wieder. Beim sich ständig für irgendwas schuldig und immer falsch fühlen.

"The overriding sense of having the condition is like (…) having a giant foam finger pointing at my forehead saying, „You Are Wrong!“

Genau so.

Jedenfalls fühle ich mich nie irgendwo richtig, ohne dass das jemand von außen bestätigt hat. Würde ich einfach aus meinem Gefühl heraus sagen, ich habe ADHS, könnte ich es selbst nicht glauben und schon gar nicht vor jemand anderem vertreten.

Bin jedenfalls ein bisschen froh, mich jetzt hier angemeldet zu haben. :slightly_smiling_face:

7 „Gefällt mir“

Danke, @Schusselflummi!
Ich glaube fast, ich belasse es auch einfach dabei …

1 „Gefällt mir“

Ich gestalte meine Antwort nüchtern:

Über die Gesamtbevölkerung verteilt wird jeder ein unterschiedliches Indiz oder Symptom für ADHS haben. Aber nicht jeder hat die Masse an Symptomen die für eine ADHS-Diagnose sprechen.

Das sind dann die Leute die einen ADHSler verunsichern mit Sprüchen wie “Ich bin auch mal vergesslich” oder “Ich bin auch mal impulsiv und kaufe etwas was ich gar nicht brauche”.

Grafisch mit der Normalverteilung dargestellt:

Auf der y-Achse (vertikal) sehen wir die Zahl der Symptome. Ab 0,1 aufwärts sehen wir eine Menge an Symptomen die für ADHS sprechen und für eine Diagnose notwendig sind.

Auf der x-Achse (horizontal) sehen wir die Gesamtmenge der Personen die eine ADHS-Diagnostik durchlaufen sind. Von 0-4 sowie von 8-11 haben die Leute zu wenig Symptome für die Diagnose von ADHS.

Die Grafik ist ein exemplarisch als Muster, die darin eingetragenen Werte sind in dem grafischen Muster unwichtig.

4 „Gefällt mir“

:adxs_wink: @susanna das hätte auch von mir sein können :adxs_daumen: ich bin ja einfach drauf los, hatte jetzt aber auch keine großen Erwartungen, aber war/ist vielleicht auch der eigenen Müdigkeit geschuldet damals.

Ist ja schließlich überhaupt ein langer Weg, auf der Suche nach…ja nach was überhaupt, damit geht es ja schon los.

Schön, das du uns gefunden hast, hier gibt es immer etwas zu quatschen und so viele Infos…

Ich staune immer noch über Sachen, die plötzlich sogar einen Namen haben, wie eben das von dir erwähnte Rejection Sensitivity und es gibt noch mehr :adxs_woo:

2 „Gefällt mir“

Hallo @susanna,
willkommen in der quietschbunten, illustren Runde!

Wie schon gesagt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, welchen Test du da letztendlich vorgesetzt bekommst, und nach welchen Kriterien genau der ausgewertet wird. Also sag ich stattdessen was dazu:

Das ist kein Überdramatisieren. Du wolltest von anderen gemocht werden und akzeptiert - ein komplett verständlicher Wunsch. Stattdessen bekommst du zu hören, dass du falsch oder peinlich bist. Logisch tut das weh. Vielleicht hast du einfach nicht in dein Umfeld gepasst und bist deswegen angeeckt. So oder so fühlst du dich jetzt unsicher und stellst dein eigenes Empfinden infrage. Erkennst dich in den Podcasts und Büchern extrem wieder, und zweifelst dann doch wieder daran, ob das schon ausreicht. Ja, tut es.

Warum?

Du wirst hier tolle Menschen kennenlernen. Mitfühlende, kreative, alberne und interessante Menschen, die sich teils mit extrem ähnlichen Problemen rumschlagen wie du. Vielleicht lernst du sogar dich selbst wieder ein bißchen besser kennen.

Also bist du hier richtig. :wink:

7 „Gefällt mir“

Wow. Danke! :slightly_smiling_face::dizzy:

1 „Gefällt mir“

Hallo @susanna ich persönlich bin „old School“, gehe länger je mehr auf die 60 zu.

Ich selbst hatte das grosse Glück das ich an eine Frau geraten bin die sehr viel Erfahrung mit ADHS hat, und zu meiner Zeit als ich meine Diagnose von ihr bekam ihre ADHS Testung auch noch vollkommen ohne Computer Bogen mit mir gemacht hatte.

Wie sie das heute inzwischen macht weiss ich selbstverständlich nicht, da ich seit Corona leider keine Termine mehr bei ihr hatte.

Andererseits ist es bei mir heute so das ich keine Therapie mehr benötige, was eine erneute Medikation anginge sieht das eventuell anders aus.

Aber dafür bräuchte ich derzeit dann die Hilfe einer Psychiaterin, was meine ADHS Spezialistin aber leider nicht ist, sondern eine Psychologin, und mir deshalb leider keine Medikamente verschreiben darf, und das obwohl sie sich wirklich gut mit ADHS Medikamenten auskennt, aber so ist es halt.

Wie auch immer, jedenfalls hatte ich mit meiner Psychologin, die wie gesagt auf ADHS spezialisiert ist, vor allem zuerst mal gründliche und ausführliche Gespräche über mein gesamtes vergangenes Leben.

Und erst nachdem sie mich gründlich kennengelernt hatte, übrigens nach ziemlich vielen Gesprächsterminen, machten wir dann zusammen eine ADHS Testung in verschiedenen Formen.

Erstens waren da schriftliche Fragebogen bei denen ich ankreuzen musste was auf mich am besten zutrifft, halt so auf die bekannten Symptome von ADHS bezogen.

Zweitens musste ich mir Tonbänder anhören und dann wiedergegeben an was ich mich aus dem Text noch erinnern konnte.

Ausserdem musste ich Zahlenreihen fortsetzen, geometrische Formen erkennen und fortsetzen, oder mein räumliches Vorstellungsvermögen beweisen, (was da alles in den Einzelheiten dabei war weiss ich heute aber leider nicht mehr genau), aber im Prinzip ging es vermutlich bei diesen Aufgaben unter anderem darum um meinen IQ zu ermitteln.

Ausserdem wurden meine sprachlichen Fähigkeiten getestet, wie ich Sachen verstehe oder wiedergebe.

Im grossen und ganzen ist es das an was ich mich im Moment erinnere was dort vorkam.

Jedenfalls war meine Diagnose also alles in allem ehr aufwendig und mit vielen Kontakten durch persönliche Gespräche mit meiner Psychologin verbunden, was meiner persönlichen Meinung nach auch absolut richtig und wichtig war um eine gesicherte Diagnose zu bekommen.

Ich persönlich halte deshalb ehrlich gesagt nicht viel davon wenn man bei einer Analyse der Psyche nur auf Computer vertraut, denn auch Computer machen Fehler und sind nicht perfekt, vor allem dann nicht wenn es um so empfindliche Dinge wie das menschliche Seelenleben geht.

P.s. ist es halt fast wie Lotte spielen wenn man zu einem Psychiater:in oder Psychologen:in geht, heisst wenn man Glück hat kommt man an jemand wo sich auf ADHS spezialisiert hat und sich deshalb mit der Thematik wirklich gut auskennt, oder man hat Pech und es läuft total anders.
Deshalb muss man bei seiner Suche eigentlich von vorne herein darauf achten an wen man sich da eigentlich genau wendet, und eine offene Kommunikation ist da auf jeden Fall von Anfang an extrem wichtig. 🩷🍀

Und dann gibt es natürlich auch noch Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern, ich bin z.B. Schweizerin und weiss deshalb nicht wie das alles in Deutschland gehandhabt wird. :person_shrugging:

1 „Gefällt mir“

P.s. was mir gerade noch einfällt, wenn ich mich nicht falsch erinnere, was ich nicht hoffe, aber ich glaube es war auch sowas im Stil eines Baukasten dabei, dass waren glaube ich so eine Art Würfel, wo ich dann bestimmte Reihenfolgen anordnen musste, jedenfalls habe ich gerade eben so eine Erinnerung an so etwas in meinem Kopf.

Sorry wenn ich mich nicht mehr genau an alles in den Einzelheiten erinnern kann, was ich aber auf jeden Fall noch zu 100% weiss, ist das ich diese Tests alle in Anwesenheit mit meiner Psychologin gemacht hatte.

Nur die Tests zur Abfragung meiner Symtome, die hätte ich mit nach Hause nehmen können wenn ich hätte wollen, was ich persönlich aber nicht wollte.

1 „Gefällt mir“

Also Computertests hatte ich auch nicht. Ansonsten war ich ganz unvorbereitet weil ich von tuten und blasen keine Ahnung hatte und vorher auch noch nie was von Adultes ADHS gehört hatte und nicht mal wusste das es Gleichgesinnte gibt. :sweat_smile:

3 „Gefällt mir“

@susanna Sorry aber etwas was mir noch einfällt ist natürlich das es von Vorteil ist wenn man möglichst viele eigene Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend hat.

Was anscheinend aber nicht bei jedem der Fall zu sein scheint, mein bester Freund den ich heute in meinem späten Lebensabschnitt habe, sagt z.B. über sich das er dahingehend nur sehr wenig Erinnerungen hat.

Bei mir selbst ist das komplett anders, ich habe noch sehr viele eigene Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend.

Zum Beispiel habe ich als jüngstes Kind in meiner Herkunftsfamilie sehr früh gelernt wie man sich verhalten muss damit man keine Schläge oder Strafen bekommt.

Meine beiden älteren Brüder waren ja das was man als echte Rabauken bezeichnen kann, obwohl?, eigentlich vor allem das mittlere Kind von uns, mein älterer Bruder musste die Rolle des schwarzen Schafes übernehmen, egal was er machte, es war immer falsch.

Mein anderer Bruder, also das mittlere Kind von uns, der konnte sich „alles erlauben“, zumindest bei unserer Mutter, sie hat ihm alles verziehen, egal wie schlimm seine Grenzüberschreitungen waren, und das ist bei ihr bis heute so.

Ich als einziges Mädchen wurde als die liebe kleine Puppe gesehen, die sich anpasst, ruhig ist, mit leiser Stimme spricht und auf eine gewisse Art eigentlich am besten so gut wie unsichtbar ist, Hauptsache das kleine Mädchen ist immer brav.

All solche Vorgänge innerhalb der eigenen Familie Dynamik habe ich schon als kleines Mädchen sehr gut erkannt.

Man könnte sagen „ich war von Anfang an eine gute Beobachterin“, habe von klein auf gelernt welche Verhaltensweisen belohnt werden, und welche nicht, heisst Strafen nach sich zogen.

Insofern habe ich aufgrunddessen vermutlich ein beachtliches Erinnerungsvetmögen an meine Kindheit und Jugend.

Aber auch in der Schule habe ich meine Mitmenschen bereits sehr genau beobachtet, wusste genau mit wem gut Kirschen essen ist, oder mit wem nicht.

Jedenfalls ist es wichtig das ADHS Symtome bereits im Kindesalter nachweisbar sind.

Falls man da mit der eigenen Erinnerung Probleme hat, dann muss man da halt probieren ob man eigene Erinnerungen wieder ausgraben kann, andernfalls Menschen die einen früher mal gekannt haben eventuell befragen, falls das möglich ist.

1 „Gefällt mir“

Huhu und Willkömmchen :adxs_winy:

Da es eine klinisch-neuropsychologische Abteilung ist, wie du sagst, wird man vielleicht diverse Funktions- / Aufmerksamkeitstests durchführen.

Zumindest war es bei meiner Diagnostik so (ebenfalls durch eine Klinische Neuro-Psychologin).

In diesem Arbeitsfeld sind die in der Regel auf die Diagnostik spezialisiert und arbeiten mit Testbatterien, also die haben ihre Tools / Programme (falls es digital z.B. am PC durchgeführt wird).

Ist aber wirklich nichts Wildes und dient ausserdem auch bloß unterstützend in der Diagnostik.

Bei mir war alles durchschnittlich.

Es hatte vielleicht mehr einen allgemeinen Hintergrund, um zu gucken, ob sonst alles okay ist da oben :slight_smile:

Gestresst / überfordert haben mich ein paar Tests trotzdem. Dass da „durchschnittlich“ rauskam, hätte ich nie im Leben gedacht :adxs_lol:

Mach dich da wirklich nicht bekloppt.
Du wirst sehen, es ist halb so wild und vielleicht machts dir sogar Spaß. Ausserdem sollst du da ja auch nicht den Highscore knacken :partying_face:

Tschakka, du schaffst das :adxs_friends:

3 „Gefällt mir“

Ganz lieben Dank, @AbrissBirne , fürs Zusammenstellung dessen, was du von deiner Diagnostik noch weißt und die Beschreibung. Klingt für mich, als ob du in guten Händen warst.

(Was die Erinnerungen aus meiner Kindheit angeht, hätte ich mich aufs Gespräch besser vorbereiten sollen, finde ich im Nachhinein. :woman_shrugging:t2:)

2 „Gefällt mir“

Klingt interessant. :slightly_smiling_face: Wer hatte dich auf die Idee gebracht, dich diagnostizieren zu lassen?

Danke dir, @SneedleDeeDoo !
Ja, nach dem Lesen der Antworten habe ich jetzt wenigstens schon mal so was wie eine Vorstellung - und werde da in zwei Wochen einfach hingehen.

Dass ich mich auf das Gespräch nicht vernünftig vorbereitet hatte (wenigstens mal meine wichtigsten Probleme hätte ich strukturiert aufschreiben können; aber ich hatte ja auch nur 3 Monate Zeit :see_no_evil:) bereue ich dagegen schon jetzt…

1 „Gefällt mir“

Dafür war das Gespräch vielleicht umso besser, weil unstrukturierter und sprunghafter? :adxs_grins:

Haaach, wat können wir uns fein bekloppt machen bei solchen Angelegenheiten.
Sooo viele Möglichkeiten und was, wenn dies und was, wenn das? :adxs_crazy:

Erinnert mich an letztes Jahr Ende Juni, als es mir klar wurde, was da bei mir los ist und dann bis Oktober, als es dann endlich alles durch war :adxs_wub:

2 „Gefällt mir“

Oh ja! :roll_eyes::rofl:

Niemand! In einer Reha (2017)war es zur Sicherheit als Ausschlussdiagnostik eingeleitet worden, weil sich in der BurnOut Symptomatik was wiedersprach und die Ärzte unterschiedlicher Meinung waren. Was aber dann mangels Zeit und falscher Bögen mit dem Kindheitsbogen am letzten Tag mit der Auswertung auf einen Postit mir noch in letzter Minute in die Hand gedrückt wurde. Da scorte ich klar auf ADHS .

Dann hatte ich mir zur Reha Nachsorge einen Psychotherapeuten gesucht.
Der hatte ADHS im Schwerpunkt, was ich aber nicht wusste.
Der hatte dann direkt den Verdacht und war gar überrascht das in einer Rehaklinik einer das Wort ADHS überhaupt in den Mund genommen hat und ist dann direkt mit der Diagnostik gestartet.

3 „Gefällt mir“