Diagnostik, nachdem Kind Diagnose erhalten hat

Schon immer spüre ich, dass ich „anders“ bin und stieß im Erwachsenenalter auf das Thema Hochsensibilität.
Alles was ich darüber las, war absolut ich.
Mein Sohn wird jetzt 7 und hat seit diesem Jahr seine fertige Diagnose nach Testungen, seit 3 Jahren aber bereits eine Sichtdiagnose auf Grund der Anamnese und das Beobachten seines Verhaltens.
Seitdem befasse ich mich mit dem Thema ADHS.
Würde man es noch trennen, würde ich mich wohl klar in den Bereich ADS einsortieren.

Jedenfalls überlege ich schon lange mich auch diagnostizieren zu lassen, hatte und hab aber noch immer Angst, dass ich mir das alles nur einbilde.
Als ich hier quer gelesen habe, fand ich über die Suche ähnliche Berichte. Das scheint also ja sehr typisch zu sein.

Ich habe zwei DIN A4 Seiten Symptome/Beobachtungen von mir selbst über mich aufgeschrieben und eine Seite schrieb meine Mutter noch zusammen. Das bestätigte mich darin, es dann doch zu versuchen und werde eine Online Diagnostik durchlaufen. Termine vor Ort sind nicht möglich, da die Wartelisten so lang sind. Montag geht es los und ich glaube, dass es mir sehr helfen wird.

Nachdem ich mich bereits zwei Mal in einem Burn Out ähnlichen Zustand befand und eine leichte Depression habe, wäre es so gut, endlich schwarz auf weiß zu wissen, wo all das herkommt.

Aber Angst habe ich noch immer, oder eher Zweifel, dass ich nur übertreibe.

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Hallo Streifenliebe

Oh ja, das mit dem Übertreiben versteh ich zu gut. Den Gedanken hatte ich auch mein ganzes Leben lang. Aber irgendwann bin ich zum Schluss gekommen, dass es nicht sein kann, dass das Leben für alle „so mühsam“ ist :adxs_lol: Ich suchte also nach diesen ADHS-Tests, fand aber nicht, dass sie mich grossartig ansprechen. Und dann fand ich den Test spezifisch für Frauen - 107 Fragen und ich fühlte mich verstanden wie noch nie. Das brachte alles ins Rollen für mich. Deinem Text kann ich dein Geschlecht nicht entnehmen, aber vielleicht ist dieser Fragebogen etwas für dich. Mir hat der wirklich eine Menge Zweifel genommen.

Meine Diagnose erhielt ich Mitte April und es ist ganz klar ADHS, obwohl ich davon überzeugt war, dass es sich bei mir um ADS handelt. Aber Hyperaktivität ist mehr als dieses Bild vom Jungen, der nicht stillsitzen kann. Das war mir bis dahin nicht so klar…

Ich drücke dir die Daumen :adxs_knuddel:

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Danke für deine Antwort.
Der Test isr wirklich sehr sehr eindrucksvoll. Vielen Dank dafür. Jetzt bin ich mir zu 150% sicher.

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Ich hatte am Montag meine erste Sitzung. Befreiend und aufregend zugleich.

Bin total gespannt wie es weitergeht. Die nächste Sitzung ist leider erst nächsten Freitag. Freue mich jetzt schon darauf, weil ich so froh bin, den Schritt gemacht zu haben.

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Also „früher“, d. h. noch vor 10 bis 15 Jahren, waren die typischen erwachsenen ADHS-ler Eltern von ADHS-Kindern. Alle Anderen kamen im Traum nicht darauf, selbst betroffen zu sein.

Unser Vorgängerforum (ADHS Anderswelt) entwickelte sich mit den Jahren von einem Eltern- zu einem Eltern- und Erwachsenenforum.

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Vor allen Dingen, jetzt mit Blick auf meine Kindheit, wenn man das mal alles ausspricht und nicht nur im Kopf durchspielt. Es macht alles so viel Sinn.

Ich bin mein Sohn. Nur ohne diese Wut. Ich war dann eher sehr zurückgezogen und habe stattdessen geweint.

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Hallo @Streifenliebe , ich finde es wirklich toll wenn Du Dich auch diagnostizieren lässt. :+1:
Erstens weil Adhs laut medizinischen Erkenntnissen anscheinend weiter vererbt wird, heisst Deine Empfindung das Du wie Dein Sohn bist deshalb richtig ist, andererseits eigentlich anders herum. :wink:
Aber egal, jedenfalls hast Du den Zusammenhang erkannt und sträubst Dich anscheinend auch nicht dagegen Dich selbst auch mal auf Adhs abchecken zu lassen.
Zweitens weil es nichts schlimmeres gibt als wenn Eltern gegenüber ihren Kindern leugnen das sie selbst höchstwahrscheinlich auch von Adhs betroffen sind.

Leider habe ich das innerhalb meiner eigenen Herkunftsfamilie erlebt, und tue es noch immer, dass sämtliche Familienmitglieder abstreiten irgendwas mit Adhs zu tun zu haben, sondern das nur ich was mit „diesem ADHS“ zu tun hätte, und die Bezeichnung ADHS dabei sogar mit einer Betonung in der Stimme ausgesprochen wird als handle es sich dabei um etwas ekliges, irgend etwas furchtbares, oder als sei man mit Adhs irgendwie geisteskrank, aber auf jeden Fall nicht ganz richtig im Kopf, gerne werde ich dann auch mit einem mitleidigem Blick angeschaut, so im Stil „Ach Du arme Irre“.
Und so von den eigenen Eltern behandelt zu werden, dass tut garantiert keinem Kind gut, übrigens wahrscheinlich egal wie alt Eltern und ihre Kinder sind.

Jedenfalls, ich finde es Super wenn Du Dich auch diagnostizieren lässt, ich glaube für Deinen Sohn wird es ein gutes Gefühl sein wenn er weiss das er mit seinem Adhs nicht alleine ist. :heart:

P.s. ich persönlich bin sogar grundsätzlich der Meinung, dass Eltern von Kindern mit Adhs und aus dem Spektrum, oder wo beides kombiniert ist, sich generell selbst abklären lassen sollten um dann ebenfalls selbst medizinisch und therapeutisch behandelt zu werden.
Denn sehr oft leiden ja besonders Adhs’ler* Eltern besonders stark unter einer permanenten Überforderung aus dem Spagat zwischen Arbeit, Haushalt, Kindern und oder z.B. zusätzlich Problemen innerhalb ihrer Paarbeziehung, was dann ausserdem sehr oft zusätzlich für Zündstoff innerhalb der ganzen Familie führt, heisst die Kinder unter ihren streitenden Eltern oft extrem leiden müssen, was dann wahrscheinlich zu einer negativen Verstärkung der ADHS Symtome bei den Kind/ern führt.

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P.s. und was für Kinder von Eltern mit undiagnostiziertem ADHS natürlich extrem fatale Auswirkungen hat ist wenn ihre Eltern gewalttätig sind, vielleicht auch schwer depressiv sind, und oder ein oder mehrere Sucht Probleme haben.
Von daher ist es nie damit getan wenn man nur das Kind/er behandeln lässt.
Denn sehr oft haben wahrscheinlich sogar die Eltern selbst eine medizinische und therapeutische Behandlung viel dringender nötig anstatt ihrer Kinder.

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Danke für deine Worte.
Und ich gebe dir völlig Recht.

Ich merke ja auch, wie wenig Geduld ich an manchen Stellen habe und da nicht aus meiner Haut komme.

Die Reise ist spannend und jetzt, wo ich sie angestoßen habe, fühle ich mich auch nicht mehr so überwältigt davon.

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@Streifenliebe das ist toll das Du bereit dazu bist Dich auf die Spurensuche über Adhs innerhalb Deiner Familie zu begeben, denn wie gesagt, irgendwo her muss das Adhs des eigenen Kindes ja kommen. :wink:

In meiner eigenen Herkunftsfamilie liegen da z.B. ganz eindeutig sogar ziemlich viele Indizien dafür vor, nur leider weigern sich meine Herkunftsfamilien Angehörigen alle samt davor erkennen zu wollen das sie selbst wahrscheinlich betroffen sind.

Deshalb bin ich innerhalb meiner höchst dysfunktionalen Herkunftsfamilie die einzige die mit ADHS diagnostiziert wurde.

Und das übrigens auch erst als ich fast 50 Jahe alt war, und erst als ich mir wegen schweren Depressionen in diesem Alter zum ersten mal selbst psychologische Hilfe suchen musste.

Und dabei kam dann heraus, dass hinter meinen Depressionen und Burnout, eben ein jahrzehntelanges undiagnostiziertes ADHS zugrunde liegt.

Denn als meine damalige Psychiaterin nur schon in unserer ersten Sitzung hörte aus was für einer Familie von Chaoten ich stamme, dazu meine Probleme im beruflichen Umfeld, dass ich es z.B. niemals geschafft habe auch nur eine einzige Ausbildung durchzuziehen.

Ausserdem immer wieder grosse Probleme in meinen Paarbeziehungen hatte, und dort als ich mir Hilfe suchte bereits vor meiner Scheidung stand.

Ausserdem bereits so ausgepowert und ausgemergelt war, dass ich des öfteren Trost in der Flasche suchte, weil meine Kräfte am Ende waren, und ich z.B. auch immer mehr zum Messi wurde, da wurde meiner Psychiaterin sofort klar, dass hinter all meinen Problemen ein unbehandeltes ADHS stehen müsste.

Und ja, so nahm dann alles seinen Lauf, sie überwies mich an eine ADHS Spezialistin, und die kam dann zum Ergebnis das ich nach sorgfältiger Testung alle Kriterien nach ICD für ADHS erfüllen würde.

Eins meiner Kinder erhielt dann nach mir ebenfalls eine ADHS Diagnose, übrigens kombiniert mit ASS.

Das andere Kind lehnte eine Abklärung ab, und ich wollte es zu nichts zwingen, bin mir aber eigentlich ziemlich sicher, dass auch mein anderes Kind von Adhs betroffen sein könnte, da es mir in vielen Dingen halt ziemlich ähnlich ist.

Da es aber keinen Leidensdruck verspürt wollte es wie gesagt keine Abklärung machen lassen.

Ich habe ihm dann einfach gesagt das ich eine lange Zeit auch relativ okay durchs Leben gekommen bin, aber das ich am Ende halt dann doch zusammen gebrochen bin, weil ein Mensch halt nicht ewig Kraft hat und irgendwann ausgepowert ist.

Aber jedenfalls weiss mein Kind jetzt, dass ADHS in unserer Familie vorliegt, und das es sich hoffentlich dann wenn es vielleicht doch mal irgendwann einen Leidensdruck verspürt, sich besser Hilfe suchen sollte, und dann auch erwähnt das ADHS in seiner Familie diagnostiziert worden ist.

Dir und Deinem Sohn wünsche ich von ganzem Herzen viel Kraft Glück und alles Gute. :muscle::four_leaf_clover::heart:

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Oops, Sorry habe mich im Thema verirrt, deshalb habe ich meinen Text geändert, Sooory. :sweat_smile:

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Zunächst danke für deine vielen Worte @AbrissBirne !
Ich hab mich während der Diagnostik Termine bewusst hier ein wenig rar gemacht.

Heute war der letzte Termin und ich warte nun auf die Auswertung. So viel Angst ich zuvor hatte, so befreiend fand ich die Termine schlussendlich.

Es wurde heute damit beendet, dass man mir sagte, der Bericht würde nun erstellt werden, dass man noch jetzt keine Aussage treffen darf, ich da aber schon sehr richtig wäre. Das war für mich bereits so eine Erleichterung, dass erst einmal Tränen geflossen sind. Diese Angst, zu übertreiben war weg und ich hab mich so gesehen gefühlt.

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ich hab mich mittlerweile so viel mit der Medikation für Kinder befasst. jedoch wollte ich mal fragen, wie es da bei den Erwachsenen ist. gibts ein Standardmedikament, mit dem man bei Erwachsenen anfängt?

Die Leitlinien sagen bei Erwachsenen ist Elvanse erste Wahl und Methylphenidat zweite Wahl. Die Abrechungsmodalitäten der GKV sind so, dass auch bei Erwachsenen meist mit Methylphenidat begonnen werden „muss“.
Letztlich muss man einfach mit einem Wirkstoff beginnen, welcher individuell bei einem selber besser ist, kann niemand seriös vorhersagen.
Bei Methylphenidat hilft es bei Problemen/Nebenwirkungen oft auch eine andere Retadierungsform zu wählen.

Diese Seite ist extrem hilfreich: Eindosierung von Medikamenten bei ADHS - ADxS.org
Und es lohnt sich, falls nicht eh von der behandelnden Personen gefordert, ein Symptomtagebuch zu führen.

Falls Komorbiditäten vorliegen, kann das die Wirkstoff wahl auch beeinflussen: Wahl des Medikaments bei ADHS oder ADHS mit Komorbidität - ADxS.org

So groß ist der Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen was die Eindosierung mit Stimulanzien angeht nicht. Erwachsene haben halt eher längere Tage. Da kann es sein, dass man mehr Einzeldosen einnehmen muss im Vergleich zu Kindern, damit der Tag abgedeckt ist.

Und Geduld ist gefragt, nicht bei allen ist sofort alles perfekt. Aber mit Geduld und Selbstbeobachtung ist viel gewonnen. Und das Ziel ist ja eine Medikation zu finden, die im Optimalfall für viele Jahre gut hilft. Und es gibt so viele Optionen für die Medikation (wie bei den Kindern auch), die Chancen, eine für sich selbst passende zu finden, sind extrem gut

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Vielen lieben Dank.
Den verlinkten Beitrag hab ich mir auch schon angesehen.

Jetzt muss ich erst mal abwarten, dass mein Bericht fertiggestellt wird. Ungeduld ist absolut nicht meine Stärke. :face_with_peeking_eye:

Mein Bericht ist da und es ist so, wie ich es erwartet habe: ADHS wurde bestätigt, als gemischtes Erscheinungsbild.

Fühlt sich befreiend und schwer zugleich an.

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Liebe Streifenliebe

Das Gefühl, das du beschrieben hast, kennen einige von uns. Zum einen ein „ENDLICH-WEISS-ICH-WAS-LOS-IST“ und zum anderen aber auch Wut, Angst und Unsicherheit.
Wie geht es Dir heute - fast einen Monat nach der offiziellen Diagnose?

Ganz liebe Grüsse

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Danke der Nachfrage. Mir geht es wirklich gut damit. Es ist irgendwie wie eine Befreiung „so“ sein zu dürfen wie ich bin. Das macht ganz viel mit mir.

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Liebe @Streifenliebe,
darf ich fragen, wie lang dein Bericht ist?
Ich lese immer was von 6-7 Seiten.
Selbst bin ich auch gerade in einer Online-Diagnostik (Selbstzahler) und habe morgen mein Befundgespräch.
In der Honorarvereinbarung steht etwas von Kurzbericht und ich habe Sorge, dass der eventuell zu kurz sein könnte und von meiner Psychiaterin nicht anerkannt wird - wobei sie selbst keine Diagnostik macht, ich also auf Dritte angewiesen bin.
Ich habe mir allerdings für die Diagnostik extra auch eine Psychiaterin und keinen psychologischen Psychotherapeuten gesucht, weil eine Krähe der anderen ja normalerweise kein Auge aushackt. :sweat_smile:

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Mein Gutachten ist 6 Seiten lang. 7 Seiten mit Deckblatt.

Ich drücke dir die Daumen, dass das anerkannt wird.

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