echte Selbstakzeptanz vs. pseudo-narzisstische Abwehr

Bei Clown fühle ich mich auch gleich angesprochen! :smiley:

Letztlich geht’s (mir) allerdings nicht um die Lacher. Erst recht nicht um die Aufmerksamkeit. Ich bin halt doch eher introvertiert, was ich - mit vollem Ernst - manchmal so beschreibe: es ist mir schon unangenehm, wenn ich einen Witz mache und die Leute lachen zu lang.

Mir geht’s um Kontrolle.

Es gibt so viele Situationen, die ich nicht meistern kann. Witze machen ist eine Form, die Kontrolle zurückzugewinnen, oder zumindest eine gewisse Souveränität. Es setzt voraus, die Situation in ihrer Logik so weit zu durchdringen, dass das Lächerliche darin offensichtlich wird. Es ist buchstäblich eine Annäherung: Ich arbeite mich so weit „hoch“, dass ich die Situation einigermaßen duchblicke, ziehe sie aber auch ein bisschen auf mein Niveau runter. So oder so, am Ende sind wir auf Augenhöhe. Damit habe ich die Situation zwar immer noch nicht gemeistert, beherrsche das erwartete verhalten noch nicht. Aber die Schockstarre, die daher rührt, dass sie da oben ist und ich hier unten, und alle, denen ein Verhalten leicht fällt, sind auch da oben und schauen verstänsdnislos runter, die ist weg. Von da kann ich dann oft auch ernsthaft weitermachen, zumindest mit der Betrachtung, wenn schon nicht dem Verhalten, allerdings mit dem neuen zusätzlichen Widerstand, dass nichts, das noch von mir kommt, mehr ernst genommen wird.

Irgendjemand hat Satire mal als letzte Waffe der Machtlosen gegen die Mächtigen bezeichnet. Wenn man ein Leben lebt, in dem schon die Organisation des Alltags eine Übermacht darstellt, dann kann man den Satz auf alles beziehen.

Eine unangenehme Analogie wären die Verschwörungsschwurbler, die ja jetzt besonders viel am Schwurbeln sind. Eine gängige Theorie für diesen Erfolg ist halt die Selbstermächtigung gegenüber einer Situation, in der man sich machtlos fühlt, aber nicht mehr ganz so, wenn man jemandem die Schuld geben kann. Ist ein ähnlicher Mechanismus, nur in falsch. Da bin ich lieber Clown.

Wie immer ist alles eine Frage der Waage :wink:

Fragen wir mal so der Clown, der keine Schminke und kein Kostüm benötig und keine Tools um die Leute zu bespaßen , ist das die Waage ?

Was wäre eigentlich ein wohlklingenderer Begriff anstatt Clown , oder Kasper so ohne Stigmata oder Anhaftung an einer nicht so hilfreichen Dynamik?

Es gibt ja auch noch den Narr (von Hofnarr) …wären wir dann in unserem Falle nicht Narr-zistisch :wink: :lol:

der Hofnarr wenn man ihn googelt hat auch mal ein Ansehen und ein feste Anstellung und Position .

Hey @Overthesky ein Job für unser ADHS-Berufeliste :wink: :lol:

Aus welchem Grund auch immer: Den Clown macht man für sich selbst, nicht für die anderen.


Sicher nicht! Aber man unterscheidet dann etwas und wirft seine lustigen (oder lustig daherkommenden und eigentlich gar nicht lustigen) Perlen nicht vor die Säue…

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die „narrisch“ nicht verstehen, davon verunsichert sind.
Medikation hilft mir, meine Sprache auf das Gegenüber auszurichten und nicht auf mein eigenes Bedürfnis. Oder sagen wir so: es scheint so in die Richtung zu gehen.
Nix Schöneres, als wenn alle narrisch reden!
Mir ist ja der Hofnarr (oder auch Satiriker) lieber als der Clown, der agiert mehr über den Verstand.
Clown ist eher so auf der Gefühlsebene, im Sinne einer Kunstform. Clowns habe ich nie verstanden.
Nicht umsonst liebe ich Satire, Comics, Cartoons… seit ich denken kann. Vielleicht hat das ja auch was mit Aktivierung und Verarbeitung zu tun?

Wenn ich recht überlege, ist narrisch so was wie eine Seinsform …

Der Clown ist der eine ADHS-Charakter, der andere ist der Provokateur. Letztendlich aber doch wieder derselbe Beweggrund, sich so zu verhalten: Beide drücken Knöpfe, um bei anderen eine Reaktion zu bewirken, die wiederum Beweis ist für die eigene Selbstwirksamkeit und die einem erlaubt, sich einen weiteren Glückskeks vom Teller zu nehmen.

Bei Satire, Ironie, Sprachwitz kommen weitere „Kicks“ hinzu: die geniale Pointe, die dummen Gesichter der Opfer, die nicht wissen, wie Ihnen geschieht usw.

Und die Krönung: Offen zu lassen, ob man eine Äußerung ernst meint oder nicht und den anderen mit 1000 Fragezeichen im Gesicht einfach stehen lassen - schon geil, dieses Gefühl, so viel Macht über jemand anderen zu haben…

Nee,da hört’s für mich auf. Ich lasse das nie absichtlich offen. Wenn Leute meinen, mich nicht ernst nehmen zu müssen, ist das ihr Problem. Und ihre Verantworung. Aber ich finde, von meiner Seite aus sollte das „Rätsel“ fair sein.

Ich mache auch grundsätzlich keine Aprilscherze. Ich finde, wenn man nicht mal mehr den Comiczeichnern trauen kann, wem dann?

Das sollte eine Erklärung sein, keine Rechtfertigung. :slight_smile:

Wirklich ? Nicht nur aus dem RS-Blickwinkel ?
Fallen Dir nicht vielleicht doch häufiger noch Lösungen ein, wenn andere keine Idee mehr haben ?

Vielleicht ging es um „künstlerische“ Kreativität?

Soweit ich es verstanden habe kommt Kreativität aus einem Querdenken, aus einem nichtkategorialen neu-betrachten.
Das kann sich in verschiedenen Formen äussern, aber letztendlich bleibt es eine nichtschubladenhomogene Denkweise.
Oder ?

Richtig.
Die Art von Kreativität, die Voraussetzung für einen künstlerischen Beruf ist. Meist auch verbunden mit einer bestimmten Mentalität, die der meinigen ebenfalls nicht entspricht.

Was andere Dimensionen betrifft bin ich durchaus kreativ.

Aber das war nicht der relevante Punkt.
Relevant in dem Zusammenhang war die Übernahme der Fremdzuschreibung.

Heute ist ein Tag, wo ich wieder die Welt nicht verstehe. Es wurde mir gesagt, ich bin in letzter Zeit noch unfreundlicher, aggressiver und „motivationsloser“ sein :? Wirklich, ich frag mich warum mache ich mir überhaupt die Mühe, ich war echt der Überzeugung seit paar Monaten viel ausgegliechener und freundlicher zu sein, und meine Impulse unter Kontrolle zu haben. Kann man sich tatsächlich so schlecht selbsteinschätzen, lasse ich mich jetzt wieder verunsichern, wer hat nun Recht?
Mein Mann sagte neulich auch, ich würde in letzter Zeit etwas zickig sein.
Ich glaube ich gebe bald auch das Verstellen im Beruf auf und lass es einfach krachen, habe echt keine Lust mehr. Man versucht versucht und es ändert sich nichts oder wird schlimmer :evil:

@allmighty

Ist das denn seit Elvanse so???

An dem Tag vor der Menstuation wo Elvanse bei mir total scheiße wirkte, da fühlte ich mich selbst extrem zickig, was ich sonst so nicht kenne???

Magst Du - ausreichend geschützt und verklausuliert - vielleicht ein bisschen konkreter schreiben, @allmighty?

Ich muss in solchen Situationen immer an eine der ersten Antworten von @UlBre denken, die er mir in der Anderswelt geschrieben hat. Das war eine Art Vorankündigung, dass viele mit mehr Selbstakzeptanz infolge von Medikation/ „Psychoedukation“ / Nachreifung, etc. mit der Zeit auch schwerer kompatibel und „unbequemer“ für ihr Umfeld werden, ob privat oder beruflich.

Dann kann es sein, dass positive Veränderungsprozesse zu negativem Feedback führen. Das heißt per se nicht, dass die Veränderungen schlecht (für einen selbst) sind.

Ist eine Möglichkeit. Eine, die wir leider - evtl. bedingt durch Rejection Sensitivity - nicht immer auf dem Schirm haben.

Kann natürlich auch sein, dass es wirklich Dosierungs-/Zyklus-/Tagesform-Themen sind. Ist m.E. leider sehr schwer, das eine vom anderen zu unterscheiden und/oder neutrale Berater zu finden, die einem ohne eigene Befangenheit dabei helfen.

Vielleicht entwickeln wir hier ja mit der Zeit eine Art Check-Liste im Sinne von möglichen Faktoren für beide Alternativen.

Davon abgesehen: Die Presse ist voll davon, dass es derzeit sehr viele sehr schwer haben durch eine Art „Corona-Müdigkeit“, weil die allgemeine Ungewissheit unbewusst an den Reserven nagt. So neurodivers wäre auch das nicht…

@Nelumba_Nucifera
Es ist unabhängig zum Zyklus, ich glaube es ist tatsächlich seitdem ich mit Elvanse eingestellt bin.
@Elementary
Letzte Woche musste ich ein Problem auf der Arbeit klären, der nicht nur meine Stelle betrifft. Da musste ich mit einem Kollegen per Mail und Telefon Sachen klären. Dieser Einer hat sich bei meiner Chefin beschwert, ich hätte mich unfreundlich verhalten, da ich ihm paar!!!E-Mails ohne Anrede weitergeleitet habe. Dieser Pussy hat tatsächlich extra sie angerufen, sich wegen so ein Scheiss zu beschweren. Totaler Blödsinn.
Meine Chefin kam dann direkt mit der Sache, wie unfreundlich und impulsiv ich sein kann, muss Fortbildung zum Konfliktmanagement machen, bla bla.
Das Problem ist, ich kann mich absolut nicht erinnern unfreundlich oder ähnliches zum Typen gewesen worden zu sein.
Kurz und knapp, ich bin bei ihr richtig explodiert und wir haben uns mächtig gestritten. Da kamen Sachen von ihr wie ich bereits erwähnte.
Ich glaube auch, was @Elementary gemeint hat, durch Elvanse bin ich etwas selbstbewusster und kann besser Worte finden, um mich zu wehren. Ich nehme auch viel mehr wahr. Trotzdem hat mich die Sache sehr mitgenommen und ich kann nicht aufhören daran zu denken.

@allmighty

Das würde mir auch sehr nahe gehen wenn man denkt es läuft besser , vor allem wenn man viel dafür tut und dann gibt es so eine Keule :cry:

Nach der Reha und unter der Medikation sind vor allem auf der Arbeit ein paar Kollegen verwirrt von der Veränderung gewesen, sahen es als Rückschrittig , bzw. machten sich sorgen, während ich froh war endlich ein paar Dinge anders machen zu können.
Ich bekam auch Kritik, weil man manche Sachen als egoistisch empfand, wo ich dachte endlich sorge ich für mich und mein Therapeut das auch als Forstchritt sah. Aber die wolllten natürlich mich so wie früher in voll gleicher Funktionsfähigleit zurück. :o Natürlich weiß keiner von der Diagnose

Diese Problematik zog sich dann zur sehr in die eigentliche Arbeit rein so dass ich beschloss mich versetzen zu lassen, im Gegenzug waren meine Kolleginnen beim Chef gewesen und hatten da schon selbigen Wunsch geäußert.

Das ist aber alles sehr wertschätzend und auf sehr fairen und kollegialem Wege gelaufen , keiner ist sich Böse und wir mögen uns immer noch und für mich war das alles trotzdem sehr stimmig und nachvollziehbar.

„Stimulanzien können aggressives Verhalten oder Feindseligkeit hervorrufen. Patienten, die eine ADHS-Behandlung beginnen, sollten in Hinsicht auf das Auftreten oder eine Verschlimmerung von aggressivem Verhalten oder Feindseligkeit überwacht werden.“

Aus: <LINK_TEXT text=„compendium.ch … 20-mg/mpro“>compendium.ch</LINK_TEXT>

Die Einstellungs- / Umstellungsphase ist brutal schwer. Ich bin schon über ein Jahr länger als Du dabei. Trotzdem sind solche Schwierigkeiten, den eigenen Anteil an Konflikten „zur eigenen Zufriedenheit belastbar“ einzuschätzen, immer noch mein größtes Problem.

Man weiß ja auch, dass man mit der Medikation ganz schön heftig in seinen Hirnstoffwechsel eingreift. Dass man sich, sein Verhalten und seine Wahrnehmung da manchmal doppelt hinterfragt, scheint mir eigentlich ganz hilfreich. Doppelt ist aber nicht vierfach!

In der idealen Welt wärst Du dabei jetzt von gesunden, wohlwollenden Menschen umgeben, an deren zuverlässigem „Spiegel“/Feedback Du vertrauensvoll Dein Verhalten und Deine Selbstregulation ausrichten könntest, Deine Wahrnehmung testen und ggf. nachreifen oder jedenfalls Deine Sensorik auf Elvanse in tauglicher Dosis neu kalibrieren könntest.

Wenn der Prozess hingegen in einem nicht wohlgesonnenen, suboptimalen Umfeld passiert, kann diese Umgebung doch gerade in dieser Phase eine Extraportion Selbstzweifel installieren, die einen schnell massiv am eigenen Verstand zweifeln lassen. Und wenn man dabei dann auch noch im ADxS-Verheimlichungsmodus ist und viele Probleme und Zweifel deshalb gar nicht offen thematisieren kann, geht es m.E. an die Grenzen des Erträglichen. Been there. Done that… Tut mir Leid, dass Du das offensichtlich auch erlebst gerade. Halte durch…

Was wir hier von Dir lesen, zeugt jedenfalls nicht von einer Dir selbst gegenüber zu unkritischen Begeisterung. Du bist ja nun (leider) wahrlich nicht im Vorstand Deines eigenen Fanclubs, im Gegenteil. Du hast auch oft schon beschrieben, dass Du eine eher hochsensitive Wahrnehmung hast. Eigentlich solltest Du Dir doch trauen können.

Wer weiß: Vielleicht ist der Pussy-Kollege auch bei „uns im Club“, hat selbst Rejection Sensitivity und kam nicht damit klar, dass Du inzwischen dank Elvanse „normal“/alltäglicher agiert hast. Und die Chefin hat die Gelegenheit genutzt, Dir Altlasten und alte Kamellen vorzuhalten und/oder selbst mal bossy-mäßig Dampf abzulassen, bevor Du für sie gefährlich selbstbewusster wirst. Und Du legst den ganzen Mist jetzt auch noch unter das Mikroskop, weil Du selbst eben gerade intensiv erforschst, was Elvanse so alles mit Dir macht. In 400-facher Eskalation ist aus einer Mücke vielleicht eine Elefantenmücke geworden, von der Du den Blick gar nicht mehr abwenden kannst…

Nur waren wir eben alle nicht dabei und gerade für einen (selbst)kritischen Geist wie Dich: Was würde es denn bringen, wenn wir jetzt unsere Überzeugung teilen, dass Du das überwiegend richtig wahrgenommen hast, auf den Pussy-Kollegen schimpfen und Dir die Absolution aussprechen. Deine innere Stimme würde Dir doch trotzdem noch dieselbe Platte vorspielen wie gerade. Eine, bei der man den Liedtext und die Welt nicht mehr versteht.

Was - temporär - trotzdem ein bisschen geholfen hat bei mir, ist, solche größeren Konflikte relativ neurotypischen und wohlgesonnenen, aber nicht unkritischen Freunden ziemlich haarklein und detailreich zu berichten. Und dann mit dem zu leben, was die rückmelden. Geborgte Wahrnehmung/Sensorik sozusagen… Aber Vorsicht: Es könnte auch sein, dass deren Wahrnehmung dahin geht, dass es in so einem Umfeld eigentlich niemand aushalten kann und Du das bisher auch nur geschafft hast, weil Du um Deine ADxS-Angreifbarkeit wusstest, die aber idealerweise bald kein so großes Thema mehr ist. Oder sie sagen eben, dass ein gewisses Grundrauschen an Konflikten „ganz normal“ ist und dass es jedem mal so geht.

Sicher ist aber doch denklogisch immerhin: Gerade weil zu den allermeisten Konflikten zwei gehören, lag der Pussy-Terror jedenfalls sehr sicher schon mal nicht „an Dir allein“. Und sicher ist auch: Du bist nicht allein…

PS: @Addy_Haller: Ja, das stimmt sicher. Ich merke es auch gerade an meiner inneren Reaktion auf Deine - aus meiner Sicht - irgendwie „ungewohnt nicht so sehr hilfreich wirkende“ Antwort.

@Elementary
Ich habe bei allmighty den Wunsch nach einer Erklärung herausgehört. Daher habe ich eine Information weitergegeben, die möglicherweise eine Erklärung bietet. Ich kenne das Thema Aggressivität/Feindseligkeit im Zusammenhang mit Stimulanzien übrigens auch von mir selbst in bin froh, dass ich inzwischen darum weiß, denn selbst gemerkt habe ich es nicht.

Ja, sicher richtig. Auf welchem Level man bei einer medi-bedingten Steigerung landet, hängt dabei bestimmt auch vom Ausgangspegel ab.

Und wenn man der eigenen Wahrnehmung ohnehin schon nicht über den Weg traut, erscheint der komplette Rückzug von allen denkbaren Konfliktquellen manchmal als effektivster Ausweg, um sich und der Welt Aggressionsrisiken zu ersparen. Denn manche davon lohnen einfach nicht, sich dafür in Frage zu stellen.